Praxis für Logopädie Britta Weinbrandt -Informationen über Schluckstörungen bei Kindern

Schluckstörungen bei Kindern

Schluckstörungen sind funktionell oder organisch bedingte Störungen der orofacialen Muskulatur (Mundmuskulatur) und aller am Schluckvorgang beteiligten Strukturen. Man unterscheidet die Störung der Nahrungsaufnahme (Dysphagie) von der isolierten Form der Störung der orofacialen Muskulatur (Myofunktionelle Störungen), die häufig mit Zahn- und Kieferfehlstellungen verbunden ist.

Ursachen

Folgende Ursachen können der Grund einer Myofunktionellen Störung und/oder einer Schluckstörung (Dysphagie) sein:

  • Frühgeburt
  • angeborenes, fehlerhaftes Schluckmuster
  • unphysiologische Kopf- und Körperhaltung
  • dauerhafte Mundatmung
  • vergrößerte Mandeln, vergrößerte Polypen
  • Daumenlutschen
  • Wahrnehmungsstörungen
  • Lippen-Kiefer-Gaumensegelspalten
  • angeborene und erworbene Hirnschädigungen
  • Tumorerkrankungen im Kopf-Hals-Bereich

Leitsymptome der Dysphagie

Störungen des Schluckvorgangs in der oralen Phase (Mundraum):

  • Austritt von Speichel und/oder Nahrung aus der Mundhöhle
  • veränderte Sensibilität im Mundraum (dadurch unter Umständen Verbleiben von Nahrungsresten im Mundraum)
  • eingeschränkte Kieferbeweglichkeit und -kraft
  • Probleme beim Nahrungstransport mit der Zunge
  • zum Teil übersteigerte orale Reflexe (z. B. Beißreflex, Würgreflex) 

Störungen des Schluckvorgangs in der pharyngealen Phase (Rachen):

  • fehlender Abschluss zum Nasenraum (Gaumensegelschwäche)
  • eingeschränkte Funktion der Schlundmuskulatur (zu spät ausgelöste Reflexe, fehlende Reflexe)
  • eingeschränkte Kehlkopfbewegung
  • Speichel- oder Nahrungseintritt in die unteren Luftwege durch fehlende Schutzreflexe (Verschlucken mit Husten, Niesen, Würgen und/oder Erbrechen)
  • Nahrung bleibt im Pharynx (Rachen) hängen
  • gurgelnde Stimme, unter anderem als Hinweis auf stille Aspiration (unbemerktes Verschlucken)
  • Probleme bei der Öffnung der Speiseröhre zum Nahrungseintritt

Störungen des Schluckvorgangs in der ösophagealen Phase (Speiseröhre):

  • Behinderung des Nahrungstransportes in der Speiseröhre (Verengung der Speiseröhre, Bewegungsstörung)

Weitere Aspekte bei Dysphagien

Die Konsistenz der Nahrung (flüssig, fest, breiig) stellt unterschiedliche Anforderungen an den Schluckvorgang:

  • Das Schlucken von Flüssigkeiten ist oft problematisch, da Flüssigkeiten sehr schnell fließen, das Auslösen des Schluckens bei Patienten mit Schluckstörungen aber oft verzögert ist.
  • Das Bewältigen von fester Nahrung stellt hohe Anforderungen an die oralen Fähigkeiten (Kraft, Koordination, Zerkleinern der Nahrung, Transport der Nahrung)
  • Das Schlucken breiiger Nahrung stellt in der Regel den geringsten Schwierigkeitsgrad dar.
  • Die Nahrungsaufnahme sollte in einer angenehmen, ruhigen Situation stattfinden können.
  • Eine optimale Körperhaltung ist die beste Voraussetzung für Patienten mit einer Schluckstörung.
  • In manchen Fällen ist (zusätzlich) Sondenernährung erforderlich.

Nichtbehandelte Dysphagien können lebensbedrohliche Folgen haben:

  • Nahrungsverweigerung
  • Mangelernährung
  • Dehydratation (Flüssigkeitsmangel)
  • Fieber
  • Bronchitiden
  • Lungenentzündungen

Leitsymptome der Myofunktionellen Störung

Bei einer myofunktionellen Störung liegt im Wesentlichen eine Fehlfunktion aller beteiligten Muskeln im Mundbereich vor (Wangen-, Lippen-, Zungenmuskulatur).

  • Störungen des orofacialen Gleichgewichtes
  • Dauerhaft fehlender Mundschluss
  • Infantiles Schluckmuster (Zungenvorstoß beim Schlucken)
  • Vorverlagerung der Zunge (an oder zwischen die Zähne während des Schluckens und/oder Sprechens)

Folgen einer Myofunktionellen Störung

  • Zahnfehlstellungen

Durch Bewegungsabläufe während des Schluckens, bei denen die Zunge in unphysiologischer Weise gegen die Zähne drückt, kommt es oft zu Zahnfehlstellungen.

  • Artikulationsstörungen

Durch diese falsche Zungenhaltung kann es insbesondere zu hörbaren Fehlbildungen der Zischlaute (s, sch) kommen.


Quelle: dbl