Britta Weinbrandt - Schematherapie nach Young

Raus aus der Lebensfalle

Kindheitsmuster durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl auflösen

Jeffrey Young hat in den Neunzigern sogenannte Lebensfallen formuliert. In „Reinventing Your Life“ beschreibt er, wie er an seinen Patienten, die keine nennenswerten Fortschritte in ihrer Therapie machten, bestimmte wiederkehrende Muster beobachtete, die er Schemata nennt. Ein Schema besteht aus dem Zusammenspiel von Erinnerungen, Gefühlen, Gedanken und Körperwahrnehmungen. Früh in der Kindheit oder Jugend dienen sie dem Überleben und helfen uns, uns selbst zu beruhigen. Doch irgendwann prägen sie unser Selbstbild und sie brennen sich in Form von Glaubenssätzen über das Leben so stark als Grundgefühl fest, dass wir unsere Kindheitserfahrungen selbst in unserem erwachsenen Leben immer wieder zu wiederholen scheinen. Freud hat das bereits erkannt.

Durch meine Selbstzertifizierungen habe ich mich voller Selbstmitgefühl einigen dieser Muster liebevoll zugewandt und sie aufspüren können. Ich bin durch das Buch „Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl“ von Christoph Germer auf die Schemata gestoßen. Bevor ich zu der Aufzählung dieser Lebenswunden komme, ein Wort zur Praxis damit:

Germer verweist auf die „Emotionale Alchemie“ von Tara Bennett-Goleman, deren Vorschläge zum achtsamen Umgang mit den Schemata ich in ihre Beschreibungen eingewoben habe. Beide schlagen vor, dass wir unser selbstzerstörerisches Denken entlarven können, indem…

1. …wir achtsam zur Kenntnis nehmen, was gerade geschieht – welche Empfindungen allein schon beim Durchlesen der folgenden Auflistung unserem Körper ausgelöst werden

2. …wir uns öffnen für die Gefühle und wirklich zulassen zu spüren, welche Emotionen damit verbunden sind. Verlassenwerden löst Angst aus, Misstrauen Wut, Deprivation tiefe Traurigkeit. Was ist es jetzt in diesem Moment?

3. …wir unsere Gedanken registrieren. Was denken wir wahrscheinlich, was kommentieren wir für uns selbst, was passiert ist und was wir getan haben? Was ist es, das wir uns immer wieder sagen, um diese Lebensfalle zu nähren?

4. …wir uns auf die Bilder einlassen, die erscheinen. Haben wir ähnliches schon früher erlebt? Erinnert uns das an Geschehnisse und Gefühle aus der Kindheit?

5. … wir herausfinden, wir wir uns typischerweise verhalten, wenn das Muster aktiv ist. Gibt es Übereinstimmungen mit ähnlichen Reaktionen? Gibt es ein verwandtes Schema?

Germer empfiehlt, man möge sich ein Schema herausgreifen, das im Leben vorherrscht, und für eine bessere Wirkung eine Situation aufschreiben, in der es wahrscheinlich aktiviert wird. Das Erkennen unserer Schemata ist Achtsamkeit, und wenn wir inmitten eines aktiven Schemas freundlich zu uns sind, dann ist das Selbstmitgefühl. Selbst das Erkennen eines Schemas und das Benennen der begleitenden Gefühle ist bereits eine effektive Methode, um einen ganzen Komplex destruktiver Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen in einem Augenblick freundlichen Gewahrseins aufzulösen.

Deswegen haben mir meine Selbstzertifizierungen auch geholfen – sie brachten noch dazu eine Prise Humor dazu.

Da solche Lebensfallen sich fast immer aus gestörten Beziehungs- oder Bindungserfahrungen entwickeln, aus frühkindlichen Traumata, ging Jeffrey Young davon aus, dass sie besonders in einem Umfeld entstehen, in dem grundlegende kindliche Bedürfnisse nicht erfüllt werden. „Das Zusammenwirken des angeborenen Temperaments und der frühen Umgebung des Kindes führt zur Nichterfüllung statt zur Erfüllung der Grundbedürfnisse“. Diese sind:

  • Das Bedürfnis nach sicherer Bindung zu anderen Menschen (Sicherheit, Stabilität, nährende Zuwendung und akzeptiert werden)
  • Das Bedürfnis nach Autonomie, Kompetenz und ein Gefühl der Identität
  • Die Freiheit, berechtigte Bedürfnisse, Wünsche und Emotionen ausdrücken und ausleben zu dürfen
  • Das Bedürfnis nach Spontaneität und Spiel
  • Das Bedürfnis danach, realistische Grenzen zu setzen und gesetzt zu bekommen und selbst Kontrolle ausüben zu können

Im Umgang mit den Lebensfallen gibt es – je nach Temperament – drei Copingstrategien, oder auch Abwehrmechanismen, die als missglückte Lösungsversuche bezeichnet werden können: Erdulden, Vermeiden und Überkompensieren. Sie können zwar einzeln auftreten, aber das ist eher ein Sonderfall. Manchmal verwendet man in einem Lebensumfeld die eine und in einem anderen eine andere Strategie. Um sich aus dem Schema zu befreien, müssen diese Verhaltensweisen erkannt und verändert werden. Ich werde sie jeweils am Schluss meiner Zusammenfassungen beschreiben, wobei mir die detaillierten Übersetzungen von Eckhard Rödinger, Judith Grutschpalk und Christoph Fuhrhans geholfen haben.

Britta Weinbrandt - Raus aus der Lebensfalle - Kindheitsmuster durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl auflösen

Erdulden
Eher passive Menschen reagieren mit dem Totstellreflex, dem Erstarren, Unterwerfen und Sich-Fügen, was sich ergeben, sich ausliefern oder erdulden bedeutet.

Ergebene Mitmacher sind übermässig angepasst und autoritätsgläubig, konfliktvermeidend, stellen eigene Ansprüche zurück und versichern sich bei anderen. Im Extremfall lassen sie widerspruchslos zu, dass schlecht mit ihnen umgegangen wird. Im Leben wiederholen sie die schmerzhaften Muster der Kindheit mit den gewählten neuen Partnern. Diese Vertrautheit gibt ihnen eine Scheinsicherheit.

Britta Weinbrandt -  Raus aus der Lebensfalle Kindheitsmuster durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl auflösen

Vermeiden
Eine andere Möglichkeit ist die klassische Flucht, die Distanz. Wenn jemand flieht, vermeidet er es, über seine Probleme nachzudenken. In Verdrängung und Verleugnung werden Gedanken verbannt, Gefühle werden unterdrückt, Beziehungen und Situationen vermieden, abgetrennt. Alles andere wäre zu schmerzhaft. Der Nachteil von Vermeidung ist, dass die betroffene Person nie ihrem Schema entkommt. Da sie nicht mit der Realität konfrontiert wird, findet keine Weiterentwicklung statt. Die Situationen und Auslöser können nicht verändert werden, bevor sie nicht als Problem erkannt wurden. Stattdessen werden die alten und gewohnten selbstzerstörerischen Beziehungen und Verhaltensweisen weitergeführt.

Der distanzierte Beschützer wirkt kontrolliert und fassadenhaft, manchmal kühl. Emotionen sind abgeschaltet und nicht zugänglich. Charakteristisch sind innere Leere, Langeweile und psychosomatische Beschwerden.

Der distanzierende Selbstberuhiger betreibt in dem Drang, sich zu entspannen, oft suchtähnliche Ersatzaktivitäten, um schmerzhafte Emotionen nicht wahrzunehmen: Substanzmissbrauch, Workaholismus, exzessiven Sport, eigentlich jede Art exzessiver Zerstreuung, aber auch Dauerfernsehen, Essanfälle und Selbstverletzungen, wenn sie der Spannungsreduktion dienen.

Der ärgerliche Beschützer reagiert gereizt, ironisch und abweisend, wirkt mürrisch. Fühlt er sich bei Anforderungen durch andere bedroht, reagiert er dann auch aggressiv und entwertend.

Überkompensation
Menschen mit einem stärker aggressiven Temperament entscheiden sich für Kampf oder Gegenangriff, neigen eher zur Kompensation, die in Richtung  Omnipotenz, Übertreibung, Verstellung und Selbsttäuschung gehen kann. Die betroffene Person versucht mit dem Schema zurechtzukommen, indem sie sich so verhält, als träfe das genaue Gegenteil zu. Sie versucht, sich so weit wie möglich von der Kindheit zu entfernen. Wenn die Person damals das Gefühl hatte wertlos zu sein, tut sie heute, als ob sie etwas ganz Besonderes, perfekt oder unfehlbar sei.

Der Angeber tritt egozentrisch und großspurig auf, als habe er besondere Rechte, zeigt dabei wenig Empathie. Er prahlt und sucht Bewunderung, zeigt Überlegenheit, ist übertrieben grandios.

Der Kontrolleur kann als Perfektionist auftreten, um Kritik oder Unglück zu vermeiden, oder als misstrauischer Kontrolleur, der andere und ihr Verhalten dauernd auf Indizien für Böswilligkeit hin überprüft. Er ist dominant, konkurrierend, arrogant, hochmütig, herablassend und  abwertend.

Der Schikanierer und Angreifer ist voll kalter Wut, ist aggressiv, überkontrollierend und schädigt andere absichtlich verbal, emotional, sexuell und physisch. Er ist rebellisch, manipulativ, ausbeutend. Unterordnung und Kontrolle? Niemals!

Der Versuch, niemanden zu brauchen, kann langfristig zur Vereinsamung führen. Außerdem versperrt die Kompensation den Weg zu wirklicher Nähe. Die Fähigkeit zu vertrauen, verletzlich zu sein und sich tiefer einzulassen, wird eingebüßt.

Nun kommt die Beschreibung der verschiedenen Schemata, die sich, ausgehend von den fünf genannten Grundbedürfnissen von Kindern, in fünf verschiedene Domänen zusammenfassen lassen: 

    • Mangelnde Sicherheit und Bindung führt zu Abgetrenntheit und dem Gefühl von Ablehnung und Zurückweisung.
        ◦ Wenn Grundsicherheit beeinträchtigt wurde: Verlassenheit, Misstrauen und Missbrauch
        ◦ Wenn Verbundenheit mit anderen beeinträchtigt wurde: Emotionale Entbehrung und Isolation

    • Eingeschränkte Kontrolle im Außen führt zu Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung
        ◦ Wenn Autonomie beeinträchtigt wurde: Abhängigkeit und Verletzbarkeit

    • Ohne Selbstwert kommt es zu Fremdbezogenheit und eingeschränktem Selbstausdruck
        ◦ Wenn Selbstachtung beeinträchtigt wurde: Unzulänglichkeit und Versagen
        ◦ Wenn Selbstausdruck beeinträchtigt wurde: Unterwerfung und überhöhte Standards

    • Einschränkte Selbstkontrolle führt zu Beeinträchtigungen im Umgang mit Begrenzungen
        ◦  Wenn Realistische Grenzen beeinträchtigt wurden: Anspruchshaltung

    • Lust- und Unlustvermeidung führt zu übertriebener Wachsamkeit und Gehemmtheit

Wenn das Bedürfnis nach Grundsicherheit beeinträchtigt wurde, kommt es zu schädigender Frustration:

I. Abgetrenntheit und Ablehnung, Zurückweisung

In diesem Fall fehlt dem Kind in der Entwicklung häufig Wichtiges. Das Gefühl, abgetrennt zu sein und Zurückweisung zu erfahren, beschreibt die Erwartung, dass die eigenen Bedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit, Stabilität, Fürsorge, Verständnis oder Zuwendung und Empathie nicht erfüllt werden. Dies gilt sowohl in der Familie, als auch in intimen Beziehungen. Der typische familiäre Ursprung ist in einer explosiven, unberechenbaren oder missbrauchenden Familie zu sehen. Das Kind wird traumatisiert und zum Opfer gemacht. Oder es bekommt Zuviel von etwas Gutem. In diesem Fall ist das Kind zwar nicht schlecht behandelt worden, aber möglicherweise wurde ihm zu viel abgenommen, es wurde verwöhnt und ihm wurden keine Grenzen gesetzt.

Das Kind identifiziert sich mit Gedanken, Gefühlen, Erlebnissen und Verhaltensweisen der Elternteile. Hierbei werden allerdings nicht nur die guten Aspekte übernommen, sondern auch negative. Kinder, die missbraucht wurden, identifizieren sich häufig sowohl mit dem Opfer als auch mit einigen Aspekten des schädigenden Erwachsenen.

Ihr Erleben ist das des verletzbaren oder wütenden Kindes.
Das verletzbare Kind ist ein einsames Kind, das nur dann Aufmerksamkeit bekommt,wenn es seinen Eltern alles recht macht. Es erlebt die schweren emotionalen Schmerzen und Ängste von Verlassenheit oder Missbrauch. Es fühlt sich isoliert, traurig, missverstanden, nicht unterstützt, unvollkommen, emotional vernachlässigt, überwältigt, unfähig, zweifelt an sich selbst, ist bedürftig, hilflos, hoffnungslos, erschreckt, ängstlich, beunruhigt, geopfert, wertlos, ungeliebt, nicht liebenswert, verloren, orientierungslos, zerbrechlich, schwach, abgelehnt, unterdrückt, machtlos, übergangen, ausgeschlossen, pessimistisch. Es fühlt sich extrem verletzlich und allein und sucht nach einer fürsorglichen Elternfigur.

Das wütende Kind fühlt sich stark verärgert, aufgebracht, wütend, zornig, frustriert und ungeduldig, weil seine Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Andere fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Der Ärger wird unangemessen ausgedrückt, es rastet aus und ist blind vor Ärger und Wut, es verletzt andere Menschen oder Dinge.

Es handelt sich um die Lebensfallen Verlassenheit/Instabilität, Emotionale Vernachlässigung,  Misstrauen/Missbrauch, Unzulänglichkeit / Scham.

1. Verlassenheit / Instabilität

Ich fühle mich nie sicher und werde immer wieder verlassen. Die anderen sind nicht zuverlässig.

    • Ich bin im Stich gelassen.

    • Meine Eltern haben mich allein gelassen, waren im Verhalten wechselhaft.

    • Ich habe Angst, dass die Menschen, denen ich mich nahe fühle, mich verlassen werden.

    • Ich klammere mich aus Angst sie zu verlieren an Menschen, die mir nahe sind.

    • Ich klammere mich an die Leute, denen ich nahe bin, weil ich Angst habe, sie zu verlieren.

    • Ich brauche andere Leute so dringend, dass ich ständig Angst habe, sie zu verlieren.

    • Ich habe ständig Angst, dass Leute, denen ich mich nahe fühle, mich verlassen oder sich von mir abwenden könnten.

    • Wenn sich jemand, um den ich mich kümmere, sich von mir zurückzieht, werde ich ganz verzweifelt.

    • Manchmal habe ich so große Angst davor, dass mich Leute verlassen könnten, dass ich sie zurückweise.

Wichtige Bezugspersonen waren nicht fähig, eine kontinuierliche emotionale Unterstützung, Verbindung oder Schutz zu bieten. Sie waren emotional instabil, unvorhersehbar, unzuverlässig oder nur zeitweise präsent. Wer im Stich gelassen wurde, hat aus der erfahrenen Unzuverlässigkeit derer, die für Unterstützung und Verbindung zuständig waren, keine eigene Verbindung zu sich und anderen entwickelt.

Britta Weinbrandt -  Raus aus der Lebensfalle Kindheitsmuster durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl auflösen

Menschen, die sich in dieser Lebensfalle befinden, haben ständig Angst, allein gelassen zu werden. „Meine engen Beziehungen werden in die Brüche gehen, weil Menschen unzuverlässig und unberechenbar sind.“ Überzeugt, dass wichtige Beziehungen nicht halten werden, bleiben sie entweder isoliert oder klammern.

  • Erdulden: Ich bin eifersüchtig und ängstlich in Beziehungen oder suche nicht erreichbare Beziehungen. Ich wähle Partner oder Bezugspersonen, die emotional nicht verfügbar oder unvor-hersagbar unzuverlässig sind. Das Schema Verlassenwerden zu triggern, bedeutet auch, dass diese Partner weit entfernt wohnen, häufig auf Reisen sind, bis in die Abendstunden arbeiten oder sogar eine andere Beziehung haben können.
  • Vermeiden: Ich entziehe und isoliere mich, vermeide enge Beziehungen, habe Hobbies für mich alleine oder oberflächliche Freundschaften. Ich trinke viel, wenn ich allein bin.
  • Kompensieren: Ich stoße Partner oder wichtige Bezugspersonen mit anklammernden, besitzergreifenden oder kontrollierenden Verhaltensweisen von mir. Ich stelle hohe Forderungen an andere, übe vermehrt Kontrolle aus oder mache andere von mir abhängig, breche Beziehungen ab, bevor der andere geht; ich will besonders sein.

Tara Bennett-Goleman empfiehlt Menschen mit diesen Ängsten, zu lernen, dass es ihnen auch alleine gut gehen kann, dass sie die innere Stärke haben ihre Bedürfnisse selbst zu befriedigen, und daher nicht zerbrechen werden, wenn sie jemand verlässt. Wenn wir in diesem Heilungsprozess besonders achtsam für Gefühle bleiben, die schon ein symbolisches Verlassenwerden weckt – Überempfindlichkeit für Trennungserlebnisse, verzweifeltes Festklammern, Grauen vor dem Alleinsein – können wir diesem Schema zu Leibe rücken, sobald es uns zu überwältigen droht. Young schlägt daher vor, dass wir uns die Historie unserer vergangenen Beziehungsmuster einmal vornehmen und uns anschauen, welche Muster es genau sind, die uns triggern. Auf Beziehungen vertrauen zu lernen ist ein Meilenstein auf diesem Weg.

2. Emotionale Vernachlässigung und Deprivation / Entbehrung

Ich bin wertlos und überflüssig. Ich muss alles selbst tun, weil mir niemand hilft. Wenn ich jemanden brauche ist keiner da.

    • Ich bin emotional vernachlässigt.

    • Ich habe zu wenig Liebe und Aufmerksamkeit bekommen.

    • Meine Eltern waren kalt vernachlässigend und ablehnend.

    • Die meiste Zeit hatte ich niemanden, auf dessen Rat oder Unterstützung ich mich verlassen konnte.

    • Größtenteils hatte ich niemanden, der mir wirklich zuhörte, mich verstand oder auf meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse eingegangen ist.

    • Die meiste Zeit hatte ich niemanden, der sich um mich kümmerte, sich mir mitteilte oder sich wirklich für alles interessierte, was mir widerfuhr.

    • Im Allgemeinen gab es in meinem Leben niemanden, der mir Wärme oder Halt gab oder mir seine Zuneigung gezeigt hat.

    • Für die meiste Zeit meines Lebens hatte ich nicht das Gefühl, für jemanden etwas Besonderes zu sein.

    • Ich hatte kaum eine starke Person die mir einen guten Rat gegeben oder mir den richtigen Weg gezeigt hat, wenn ich mal nicht wusste, was ich tun sollte.

Emotionale Vernachlässigung beschreibt die Erwartung, dass das eigene Verlangen nach emotionaler Zuwendung nicht ausreichend erfüllt wird. Wer darunter leidet, hat das Gefühl, minderwertig und unerwünscht zu sein, nichts wert zu sein, nicht geliebt zu werden. Diese Lebensfalle entsteht durch ein Elternhaus, in dem man sich nicht geliebt oder geachtet fühlte und ständig kritisiert wurde. Die Bezugsperson war zwar anwesend, hat sich aber nicht angemessen in die wahren Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse eingefühlt und sich mit echtem Interesse um das Kind gekümmert.

Die drei wichtigsten Formen Emotionaler Vernachlässigung sind:

    • Mangelnde Fürsorge: Fehlen von Aufmerksamkeit, Zuwendung, Wärme oder Gesellschaft.

    • Fehlende Empathie: Abwesenheit von Verständnis, Zuhören, Selbstoffenbarung oder dem Teilen von Gefühlen mit anderen.

    • Mangelnder Schutz: Abwesenheit von Stärke, Richtung und Führung oder fehlende Anleitung durch andere.

„Es ist nie genug“, „Ich kann von anderen anscheinend nicht bekommen, was ich brauche – Verständnis, Unterstützung und Aufmerksamkeit“ – dieses Gefühl haben Menschen, die dieses Schema entwickelt haben. Sie glauben, für niemanden auf der Welt wirklich wichtig zu sein. Ein tiefes Gefühl der Leere führt zu hohen Ansprüchen an andere. Was immer diese anbieten, es reicht nicht.

  • Aushalten: Ich wähle ichbezogene, nur an sich selbst interessierte, gefühlskalte, abgetrennte Partner und Freunde und halte andere davon ab, emotional gebend zu sein. Ich sorge nicht gut für mich bzw. lasse mich schlecht behandeln.
  • Vermeiden: Ich vermeide intime Beziehungen vollständig, aus Angst vorm Verlassenwerden. Ich ziehe mich zurück, bin ein einsamer Wolf, führe Tagträume.
  • Flucht nach vorn: Ich stelle unrealistische Forderungen an andere zur eigenen Bedürfniserfüllung. Ich beute selbst andere aus, zeige Promiskuität oder bin Helfer (Helfersyndrom), ich opfere mich auf, klammere mich stark an andere.

Tara Bennett-Goleman empfiehlt Menschen, die sich in diesem Schema wiedererkennen, sich mehr Klarheit darüber zu verschaffen, wie unser Bedürfnis nach Fürsorge unsere Beziehungen formt. Achtsamkeit hilft gegen die Neigung, das Verhalten anderer verzerrt zu interpretieren. Wer glaubt, dass andere nur etwas von einem wollen, lernt so, diesen Gedanken in Frage zu stellen – um vielleicht zu merken, dass die anderen unsere Gesellschaft genießen, ohne noch mehr von uns zu erwarten. Mit Achtsamkeit können auch Verhaltensänderungen gelingen, indem wir anfangen, unsere Bedürfnisse anderen klar und angemessen mitzuteilen und uns emotional präsente Partner zu suchen.

3. Misstrauen / Missbrauch

Nähe tut weh. Andere sind böse zu mir. Ich habe es nicht besser verdient, mit mir kann man es machen.

    • Ich bin missbraucht.

    • Meine Eltern missbrauchten mich emotional und/oder körperlich bzw. sexuell.

    • Ich bin gewöhnlich auf der Hut, da ich immer Hintergedanken bei anderen vermute. 

    • Ich bin den Absichten anderer gegenüber misstrauisch.

    • Ich habe das Gefühl, dass ich ausgenutzt werde.

    • Wenn ich nicht vorsichtig bin, werden mir andere weh tun.

    • Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand mein Vertrauen missbraucht.

    • Hinsichtlich der Motive anderer bin ich sehr misstrauisch.

Dieses Schema entwickelt sich, wenn frühere Beziehungen als unzuverlässig oder sogar als missbrauchend erlebt wurden. Es äußert sich in der Erwartung, dass andere einen verletzen oder missbrauchen, bloßstellen, betrügen, belügen, manipulieren und ausnutzen werden.

Das Schema beinhaltet die Annahme, dass die Verletzung absichtlich erfolgt. Das Schema kann das Gefühl einschließen, letztendlich immer betrogen zu werden oder „den Kürzeren zu ziehen“. Es führt zu ständigem Auf-der-Hut-sein. Diese Menschen gehen oft schädigende Beziehungen ein, in der Überzeugung, nichts Besseres verdient zu haben.

  • Erstarren: Ich wähle zu Missbrauch neigende Partner und Freunde, die nicht vertrauenswürdig sind, mich manipulieren und seelisch, körperlich oder sexuell misshandeln. Ich bleibe in missbrauchenden Beziehungen; bin übervorsichtig und beobachte andere misstrauisch oder bin übermäßig vertrauensselig.
  • Flucht: Ich vermeide enge Verbindungen mit anderen im Privat- und Berufsleben, vertraue mich niemandem an und vermeide Selbstoffenbarungen. Ich vermeide enge Beziehungen bzw. gehe keine sexuellen Kontakte mehr ein.
  • Kampf: Ich behandele andere schlecht bis ausbeuterisch oder verhalte mich im Gegensatz dazu zu vertrauensvoll. Ich zeige politisch-offensives Engagement gegen Missbrauch, übe Kampfsport aus. Oder ich missbrauche andere bzw. greife sie an (Opfer-Täter-Umkehr), übe eine Bestrafungsneigung.

Bennett-Goleman: Wer glaubt, dass das Misstrauensschema auf sie zutrifft, braucht Beziehungen, in denen sie echtes Vertrauen schenken kann. Ein Therapeut, der sich auf Opfer von Missbrauch spezialisiert hat, kann eine solche Person darstellen.

Achtsamkeit kann helfen, der Neigung, misstrauisch zu sein oder Gefahr zu wittern, gewahr zu werden. Dann kann dieser Gedanke in Frage gestellt werden, um in engen Beziehungen mehr vertrauen zu lernen. Ein Zeichen von Fortschritt ist, wenn wir uns nicht mehr mit Missbrauch und Misshandlung in Beziehungen abfinden oder der Anziehungskraft eines misshandelnden Partners widerstehen.

4. Soziale Isolation / Entfremdung

Ich bin anders als die anderen. Ich werde nicht verstanden, gehöre nicht dazu.

    • Ich bin sozial isoliert / entfremdet.

    • Meine Eltern schotteten sich ab (wie eine Wagenburg), ich wurde in meiner Schulklasse ausgegrenzt oder komme aus einer Minderheit.

    • Ich fühle mich anderen gegenüber fremd.

    • Ich gehöre nicht dazu, ich bin ein Einzelgänger / eine Einzelgängerin.

    • Ich passe zu niemanden.

    • Ich bin von anderen Menschen grundsätzlich verschieden.

    • Ich gehöre zu niemanden; ich bin ein Einzelgänger.

    • Ich fühle mich von anderen Menschen entfremdet.

    • In Gruppen fühle ich mich immer als Außenseiter.

Isolation meint das Gefühl, vom Rest der Welt isoliert zu sein, anders als die anderen zu sein und keiner Gruppe oder Gemeinschaft anzugehören. „Ich bin grundsätzlich allein auf dieser Welt.“ Vorherrschend ist das Gefühl, in keine Gruppe hineinzupassen und keine Verbindung zu anderen Menschen herstellen zu können.

  • Erdulden: Ich werde zwar Mitglied einer Gruppe, aber bleibe an der Peripherie; integriere mich nicht voll. Ich ordne mich übermäßig unter, um nicht aufzufallen.
  • Vermeiden: Ich will nur enge Verbindung zur Familie oder Gleichgesinnten und bemühe mich nicht um Integration. Ich vermeide Sozialisation und verbringe die meiste Zeit allein.
  • Kompensieren: Ich stülpe mir eine falsche Identität über, um mich in Gruppen zu integrieren, fühle mich selbst dann immer noch anders und ausgeschlossen. Ich zeige ein starkes Leistungsverhalten um unersetzlich zu sein; oder Bandenbildung, Delinquenz, Sabotage.

Tara Bennett-Goleman empfiehlt jedem, der sich schon als Teen in der Rolle des Ausgestoßenen sonnte, sich mit Piercings, Iro, Gothic-Kluft oder Lederklamotten abhob im Sinne von „Ich gehöre nicht dazu – und es ist mir egal!“, sich achtsam diesen schmerzhaften darunterliegenden Gedanken und Gefühlen zuzuwenden.

Wer auf Partys Ängste verspürt und verkrampft, wenn er neue Leute kennenlernen soll, kann sorgsam üben, gegen seine üblichen Gewohnheiten zu handeln: Die Ängste spüren und sich dann über sie hinwegzusetzen, indem man ein Gespräch beginnt, statt davor zurückzuschrecken. Wer lernt, seine Angst zu meistern, kann in Gruppen entspannter sein.

5. Unzulänglichkeit / Scham

Ich bin nicht o.k., das werden die anderen bald merken. Ich bin an allem Schuld.

    • Ich bin unzulänglich und beschämt.

    • Ich fühle mich nicht liebenswert.

    • Meine Eltern demütigten und / oder benachteiligen mich aktiv.

    • Kein Mann, den ich begehre, könnte mich lieben, wenn er meine Fehler sehen würde, bzw. keine Frau, die ich begehre, könnte mich lieben, wenn sie meine Fehler sehen würde.

    • Kein Mensch, den ich begehre, würde in meiner Nähe sein wollen, wenn er/sie mein wahres Ich kennen würde.

    • Ich bin der Liebe, der Aufmerksamkeit und der Anerkennung anderer nicht würdig.

    • Im Grunde bin ich anderen Menschen nicht zumutbar, um mich ihnen zu öffnen.

    • Ich fühle mich unattraktiv

    • Ich bin zu dick/zu dünn.

    • Ich finde mich nicht schön.

    • In Gesellschaft fällt mir wenig ein, was ich sagen könnte.

Dieses Schema ist gekennzeichnet durch das Gefühl, man sei unzulänglich, schlecht, unerwünscht, minderwertig oder unfähig und werde es niemals wert sein, von anderen Liebe, Aufmerksamkeit oder Respekt entgegengebracht zu bekommen, egal wie sehr man sich bemüht. Damit verbunden ist häufig eine Überempfindlichkeit gegenüber Kritik, Ablehnung oder Beschuldigungen. Zusätzlich kann ein Gefühl der Befangenheit oder ein Gefühl von Scham über die eigenen Unzulänglichkeiten vorkommen. Die wahrgenommenen Mängel können privater Art (z. B. Egoismus, wütende Impulse oder unakzeptable sexuelle Neigungen) oder öffentlich sichtbar sein (z. B. ein unansehnliches, hässliches, sexuell abstoßendes Äußeres oder soziale Ungeschicklichkeit, sich nicht zu unterhalten wissend oder einer Unterschicht anzugehören).

  • Erstarren: Ich mache auch beschämende Arbeiten oder bleibe in beschämenden Beziehungen, bin oft in der Sündenbockrolle. Ich verhindere Intimität, in der meine vermeintlichen Schwächen an den Tag treten könnten und wähle distanzierte und nicht verfügbare, kritische Partner und Freunde. Ich werte mich selbst ab. Ich vergleiche mich mit Leuten, die sich in den Vordergrund stellen.
  • Flucht: Ich bin kontaktscheu, „stilles Wasser“, will nicht im Mittelpunkt stehen. Ich halte mich im Hintergrund und verzichte auf Beteiligung. Aus Angst vor Ablehnung will ich nichts von mir erzählen, teile beschämende Gedanken und Gefühle nicht mit Freunden und Partnern.
  • Kampf: Ich habe unerbittliche Ansprüche, entwickle einseitige Fähigkeiten, bin überkorrekt oder selbstüberschätzend. Ich verhalte mich anderen gegenüber oberkritisch oder von oben herab und setze andere herab. Ich versuche perfekt zu erscheinen, stelle mich als interessant dar und  verdränge andere in Gesellschaft aus dem Mittelpunkt.

Tara Bennett-Goleman beschreibt, dass die Anzeichen dieses Schemas subtil sind und weniger leicht aufzuspüren als andere. Zu den typischen Anzeichen gehören eine tiefe Traurigkeit, wenn wir allein sind, Grübeleien und die Tatsache, dass wir uns gegenüber anderen schlecht machen. Sie empfiehlt auch hier wieder, besonders achtsam mit seinen Gefühlen umzugehen und die Gedanken in Frage zu stellen, die unsere vermeintlichen Fehler größer erscheinen lassen und unsere Selbstzweifel verstärken – um ein realistisches Bild von uns zu bekommen. Ein Meilenstein ist erreicht, wenn wir darauf vertrauen lernen, dass unsere Mitmenschen uns so kennen und lieben, wie wir sind.

Selbstzertifizierung Britta Weinbrandt - Zeugnis

Das zweite Grundbedürfnis war das nach Autonomie, Kompetenz und Identitätsgefühl. Auch dies kann beeinträchtigt werden.

II. Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung

Eingeschränkte Autonomie beinhaltet Erwartungen über die eigene Person und die Umgebung und die Fähigkeit sich loszulösen, zu überleben, eigenständig zu funktionieren oder Erfolg zu haben. Typische familiäre Ursprünge sind in einer starken familiären Verstrickung und einer Unterminierung des kindlichen Urteilsvermögens zu finden. Auch eine zu starke Bemutterung kann zu eingeschränkter Autonomie führen. Das Kind erhält keine Bestätigung für seine Erfolge und entwickelt keine Selbstwirksamkeit. Es resultiert das Gefühl, abhängig und unselbstständig zu sein. Ein eigenes Selbst und die Grenzen zu anderen sind nicht klar definiert.

Das Erleben weckt die Reaktionen eines ängstlichen oder wütenden Kindes (siehe oben).

Die in diesen Bereich auftretenden Lebensfallen sind Erfolglosigkeit / Versagen, Abhängigkeit / Inkompetenz, Verletzbarkeit und Verstrickung / unentwickeltes Selbst.

6. Erfolglosigkeit / Versagen

Alle anderen können das besser. Ich werde das nie schaffen.

    • Ich fürchte Versagen und Erfolglosigkeit.

    • Meine Eltern ermutigten oder unterstützten mich nicht.

    • Ich bin für meine Arbeit nicht so begabt wie die meisten anderen.

    • Ich bin nicht so intelligent wie die anderen.

    • Fast nichts was ich auf der Arbeit (in der Schule/ Universität) mache, ist so gut, wie das andere Menschen tun könnten.

    • Ich bin unfähig, wenn es um Leistung geht.

    • Die meisten Leute sind fähiger als ich wenn es um Arbeit und Leistung geht.

Hier geht es um die Überzeugung, dass man weniger begabt, talentiert, klug als nahezu alle anderen Menschen wäre, dass man versagt hat, zwangsläufig versagen wird oder im Vergleich zur eigenen Bezugsgruppe grundsätzlich unzureichend ist (z. B. im Sport, Schule oder Karriere). Oft gehört dazu der Glaube an die eigene Dummheit, Unfähigkeit und Ignoranz. „Ich bin meinen Altersgenossen grundsätzlich unterlegen und werde unweigerlich versagen, niemals Erfolg haben“.

  • Erdulden: Ich bin schicksalsergeben. Ich sabotiere Arbeitsanstrengungen, indem ich eine Arbeit unter meinen eigenen Fähigkeiten annehme, ich vergleiche die eigene Arbeit in ungünstigem Licht mit der von Kollegen.
  • Vermeiden: Ich bin verbittert, resigniert und zögere bei Arbeitsaussagen. Ich vermeide neue oder schwierige Aufgaben völlig und lerne nichts Neues. Ich gehe kein Risiko ein, vermeide es, mir Karriereziele zu setzen, die meinen eigenen Fähigkeiten angemessen wären.
  • Kompensieren: Ich habe unerbittliche Ansprüche, versuche alles perfekt zu machen aus Angst vorm Versagen – oder mache die Leistungen anderer klein.

Tara Bennett-Goleman sagt, wem das Schema vertraut vorkommt, kann den Schauplatz der Veränderung auf dem Gebiet der Selbsteinschätzung seiner Leistungen und Leistungsfähigkeit  sehen. Achtsamkeit kann helfen, die inneren Dämpfer zu erkennen, die uns einflüstern, wir würden niemals erfolgreich sein. Dann können wir unsere wirklichen Talente und Fähigkeiten zutreffender einschätzen und akzeptieren, dass wir unsere Erfolge voll und ganz verdient haben.

7. Abhängigkeit / Inkompetenz

Die Welt ist gefährlich, unberechenbar und feindlich. Ich kann das nicht allein.

    • Ich bin abhängig / inkompetent

    • Meine Eltern nahmen mir alles ab, ließen mich nichts ausprobieren.

    • Ich habe kein Vertrauen in meine Fähigkeiten, alltägliche Probleme zu lösen.

    • Mir fehlt der gesunde Menschenverstand.

    • Generell fühle ich mich unfähig, alleine durch den Alltag zu kommen.

    • Ich halte mich für eine abhängige Person, wenn es um die Erfüllung alltäglicher Aufgaben geht.

    • Mir mangelt es an gesundem Menschenverstand.

    • Auf mein Urteil ist in Alltagssituationen kein Verlass.

Die übertriebene Fürsorge der Eltern ließ dem Kind keine Chance, ein Gefühl für seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und sich als selbstbestimmt und unabhängig zu erleben. Wer in dieser Lebensfalle gefangen ist, hat das Gefühl, unfähig und hilflos zu sein und sieht sich nicht imstande, ohne Hilfe anderer Entscheidungen zu treffen, ein gutes Urteil abzugeben oder neue Aufgaben anzugehen. Ein Alltagsleben wird nicht ohne die Unterstützung und Hilfe von anderen bewältigt. Abhängigkeit zeigt sich oft in Passivität.

  • Erdulden: Ich wähle überbeschützende Partner, die alles für mich tun und mache mich in Beziehungen vom Partner abhängig, frage sehr viel und oft um Hilfe, kann nichts allein entscheiden.
  • Vermeiden: Ich vermeide es, zu unabhängig zu handeln oder die normalen Verpflichtungen des Erwachsenseins zu übernehmen, trage keine Verantwortung und zögere bei Entscheidungen. Ich stelle mich nie gegen starke Andere.
  • Kompensieren: Ich demonstriere übertriebene Selbstständigkeit, selbst dann, wenn es normal und gesund wäre, sich an jemand anderen zu wenden und Hilfe anzunehmen. Ich ergreife „sichere“ Berufe (Verbeamtung, Bank), suche mächtige Vereine oder Pseudoautonomie (Heinrich Manns Untertan: „Das Aufgehen im Großen und Ganzen“).

8. Anfälligkeit für Schädigungen oder Krankheiten / Verletzbarkeit

Neues und Fremdes ist gefährlich. Wenn es mir jetzt gut geht wird sich das bald ändern, man ist nie sicher.

    • Ich fühle mich verletzbar.

    • Meine Eltern kontrollierten mich ängstlich-überbeschützend.

    • Ich kann das Gefühl nicht loswerden, dass etwas Schlimmes passieren wird.

    • Ich habe das Gefühl, jeden Moment könnte eine Katastrophe (Natur, Verbrechen, Geld, Krankheit) eintreten.

    • Ich befürchte, dass ich angegriffen werde.

    • Ich befürchte, dass ich mein ganzes Geld verliere und hilflos werde.

    • Ich befürchte, dass sich bei mir eine ernsthafte Krankheit entwickelt, obwohl nichts ernsthaftes von einem Arzt bei mir diagnostiziert wurde.

Menschen mit diesem Schema haben die übersteigerte Angst, dass eine Katastrophe bevorsteht der sie schutzlos ausgeliefert sind. „Überall lauern Gefahren und ich kann mich nicht davor schützen.“ Die Angst kann sich auf einen oder mehrere der folgenden Bereiche konzentrieren:

  • gesundheitliche Katastrophen, Krankheiten wie ein Herzinfarkt, bestimmte Keime wie AIDS – ich schreibe absichtlich nicht Corona…
  • emotionale Katastrophen, wie verrückt zu werden
  • äußerliche Katastrophen wie abstürzende Fahrstühle, Unfälle, Raubüberfälle, Flugzeugabstürze, Erdbeben oder ähnliches
  • Aushalten: Ich suche ständig nach gefährlichen Informationen und Hinweise auf drohende Gefahren, sorge mich ständig, dass mir Katastrophen passieren können; frage andere wiederholt um mich rückzuversichern.
  • Vermeiden: Ich begebe mich allein nicht in neue oder unübersichtliche Situationen, vermeide „gefährliche“ Situationen phobisch.
  • Flucht nach vorn: Ich zeige starkes Absicherungsverhalten (schließe viele Versicherungen ab), hebe Negatives hervor oder gehe bewusst hohe Risiken ein, begebe mich in Gefahr, handele leichtsinnig.

9. Verstrickung / Unentwickeltes Selbst

Wir können ohne einander nicht sein. Ich darf nicht Ich Selbst sein. Ich bin verantwortlich für die Anderen.

    • Ich bin verstrickt, schuldig gebunden.

    • Meine Eltern machten mich systematisch von sich abhängig und mir Schuldgefühle.

    • Meine Eltern und ich tendieren dazu, uns gegenseitig zu stark in unsere Leben und unsere Probleme zu verstricken.

    • Es ist sehr schwierig für mich und meine Eltern, ganz persönliche intime Dinge voreinander zu verbergen, ohne uns betrogen oder schuldig zu fühlen.

    • Ich war nicht in der Lage mich von meinen Eltern zu trennen, so wie das anderen in meinem Alter gelungen ist.

    • Ich fühle mich oft als würden meine Eltern durch mich leben – ich habe kein eigenes Leben.

    • Ich habe oft das Gefühl, dass ich keine eigene Identität unabhängig von meinen Eltern oder von meinem Partner habe.

Es fehlt das Gefühl einer ausgebildeten Identität. Gefühle von Leere und Richtungslosigkeit werden kompensiert, indem die Betroffenen sich exzessiv emotional an eine oder mehrere andere Personen, oft die Eltern, anhängen, um sich vollständig zu fühlen. Oft herrscht der Glaube vor, keine der verstrickten Personen könne ohne die andere überleben oder glücklich sein. „Ohne Führung von anderen fühle ich mich leer und verloren“.

Mark Wolynn ergänzt in „Dieser Schmerz ist nicht meiner“, dass es hier generell zu vier verschiedenen Mustern kommen kann, die uns unbewusst beeinflussen:

1 . Wir sind mit einem Elternteil verschmolzen.

2. Wir lehnen einen Elternteil ab.

3. Wir haben eine Bruch in der frühen Bindung mit unserer Mutter erlebt

4. Wir haben uns mit einem anderen Mitglied unseres Familiensystems statt mit unseren Eltern identifiziert.

  • Erstarren: Ich entwickele keine eigene Identität mit eigenen Präferenzen, imitiere das Verhalten wichtiger Bezugspersonen, gebe meine Bindung an die Eltern nicht auf, bleibe in engem Kontakt zu verstrickten Personen, suche sie oft auf, rufe mehrmals in der Woche an.
  • Flucht: Ich gehe keine anderen Beziehungen ein und bleibe unabhängig.
  • Kampf: Ich vertrete aggressiv den Wert der Familie als solches oder grenze mich rigide ab, versuche, in jeder Hinsicht das Gegenteil von wichtigen Bezugspersonen zu werden. Ich suche z.B. alternative Lebensformen.

Wird die Freiheit eingeschränkt, Bedürfnisse, Wünsche und Emotionen ausdrücken und ausleben zu dürfen, kommt es zu Schwierigkeiten mit Grenzsetzungen:

III. Beeinträchtigungen im Umgang mit Begrenzungen

Die Rechte anderer werden wenig respektiert oder die eigenen Ziele nicht erreicht. Ein typischer familiärer Ursprung liegt in Grenzenlosigkeit und Verwöhntheit.

Hier reagiert das undisziplinierte, kränkbare Kind, das impulsiv, gierig und unkontrolliert alle nach seiner Nase tanzen lässt und kurzfristige Belohnungen nicht aufschieben kann. Es kann sich nicht dazu bringen, Routinearbeiten zu erledigen und gibt schnell auf. Es fühlt oft intensiven Ärger, ist wütend und frustriert, wenn seine Sehnsüchte und Impulse nicht befriedigt werden können. Es tut alles, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, ohne Rücksicht auf negative Konsequenzen. Daher wirkt es verwöhnt oder verzogen.

Es zeigt die Lebenswunden Anspruchshaltung / Grandiosität und unzureichende Selbstkontrolle / Selbstdisziplin.

10. Anspruchshaltung / Grandiosität.

Das steht mir zu. Ich bin etwas Besonderes – für mich gelten andere Regeln!

    • Ich bin grandios, ich bin besonders. Ich kann alles.

    • Meine Eltern setzten zu wenig Grenzen oder verwöhnten mich zu sehr.

    • Ich finde, ich sollte nicht den normalen Regeln, Richtlinien und Konventionen folgen müssen, wie es andere Menschen tun.

    • Ich bin etwas Besonderes und sollte nicht die gleichen Einschränkungen wie alle anderen respektieren müssen.

    • Ich habe große Schwierigkeiten ein “Nein” als Antwort zu akzeptieren, wenn ich etwas von anderen möchte.

    • Ich hasse es eingeschränkt zu werden oder davon zurückgehalten zu werden, was ich gerne tun möchte.

    • Ich bin der Meinung, dass ich mehr zu bieten habe als andere Menschen. Was ich anbiete, ist von höherem Wert.

Diese Menschen haben das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Regeln und Konventionen gelten nur für andere. Es fällt ihnen schwer, sich zu disziplinieren. Sie bestehen darauf, ihre eigenen Wünsche erfüllt zu bekommen, auch auf Kosten der anderen. „Ich verdiene alles, was ich bekommen kann, selbst wenn andere dadurch eingeschränkt werden.“ Es gibt starke Konkurrenzgefühle, andere werden kontrolliert. Die gefühlte Überlegenheit führt zum Wunsch, zu den Erfolgreichsten, Berühmtesten oder Reichsten zu zählen. Wer in seiner Kindheit keinerlei Grenzen respektieren musste, wer im Übermaß verwöhnt wurde, der hat später als Erwachsener möglicherweise Schwierigkeiten, die Interessen anderer ausreichend zu respektieren.

  • Erdulden: Ich  habe ungleiche oder gefühllose Beziehungen zu Partnern und Freunden, verhalte mich selbstsüchtig, nehme die Bedürfnisse anderer nicht wahr, habe wenig Selbstreflexion. Ich  beanspruche für mich Ausnahmen von allgemeinen Regeln.
  • Vermeiden: Ich zeige keine Schwäche, will unabhängig bleiben, meide Mittelmaß und Unwichtigkeit. Ich vermeide Situationen, in denen ich nicht herausragen oder übertreffen kann.
  • Kompensieren: Ich fördere großzügig “Vasallen“, lasse als Gönner andere am eigenen Wohlstand teilhaben (um mich dafür feiern zu lassen). Ich mache extravagante Geschenke oder wohltätige Spenden um das selbstsüchtige Verhalten auszugleichen oder stelle mein Licht unter den Scheffel und hoffe heimlich, dass die anderen doch merken, wie toll ich bin.
Britta Weinbrandt -  Raus aus der Lebensfalle Kindheitsmuster durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl auflösen

11. Mangelnde Selbstkontrolle / Selbstdisziplin

Ich bin bequem, brauche keine Disziplin und Verantwortung. Ich bin verführbar und willensschwach.

    • Ich bin maßlos, schrankenlos, unbeherrscht, ohne Grenzen oder Disziplin.

    • Meine Eltern vermittelten mir zu wenig Disziplin.

    • Ich kann mich nicht dazu zwingen, Dinge zu tun, die mir keinen Spaß machen, auch wenn es zu meinem Besten ist.

    • Ich kann mich nicht dazu bringen, Routine- oder langweilige Aufgaben zu erledigen.

    • Wenn ich ein Ziel nicht erreichen kann, werde ich schnell frustriert und gebe auf.

    • Mir fällt es sehr schwer, eine sofortige Belohnung aufzuschieben, nur um langfristige Ziele zu erreichen.

    • Ich war selten in der Lage, bei meinen Entscheidungen zu bleiben.

Dieses Schema betrifft Menschen, die wenig Selbstdisziplin und Frustrationstoleranz haben, begonnene Aufgaben nicht fertig stellen können und rasch aufgeben. Unbehagen, Schmerzen, Konflikte, Konfrontationen, Verantwortung – alles wird vermieden. „Es fällt mir schwer, selbst kleine Frustrationen zu tolerieren, deswegen mache ich eine Szene oder verschließe mich.“

Dies geschieht jedoch auf Kosten von Erfüllung, Engagement oder Integrität.

  • Aushalten: Ich habe wenig Frustrationstoleranz; lasse Verstöße gegen Regeln oder Ordnung immer wieder durchgehen, führe langweilige oder unangenehme Aufgaben achtlos aus.
  • Fliehen: Ich arbeite nicht oder verlasse die Schule vorzeitig, setze mir keine langfristigen Karriereziele, mache kurzlebige, intensive Versuche, um Projekte zu beenden oder Selbstkontrolle zu installieren. Ich vermeide Konflikte, Schmerzen, Verletzbarkeit bzw. Verantwortung zu
    übernehmen.
  • Aufbegehren: Ich verliere emotional die Kontrolle, esse zu viel, trinke, spiele oder benutze Drogen, zeige süchtiges oder kriminelles Verhalten, strebe kurzfristige Befriedigungen und schnelle Gewinne an – oder ich entwickele eine übertriebene Selbstkontrolle und ziehe unangenehme Dinge mit kurzfristiger Selbstkasteiung durch.

Wenn das Bedürfnis nach Spontaneität und Spiel eingeschränkt wird, kommt es zur Unterdrückung von spontanen Gefühlen, Impulsen und Entscheidungen. Selbstauferlegte Regeln und Erwartungen hinsichtlich der eigenen Leistung und Verhalten werden dagegen rigide eingehalten.

IV. Fremdbezogenheit und eingeschränkter Selbstausdruck

In den Ursprungsfamilien wurden Liebe und Zuwendung meist nur unter bestimmten Bedingungen gegeben. Die Kinder mussten wichtige Aspekte ihres Selbst verstecken, um überhaupt Liebe und Anerkennung zu erlangen. Die Wünsche und Bedürfnisse der Erwachsenen wurden über die individuellen Bedürfnisse und Gefühle der Kinder gestellt.

Der Blick ist auf die Bedürfnisse, Gefühle oder Antworten der anderen gerichtet, auf Kosten der eigenen. Mein Gefühl für den eigenen Ärger oder die eigenen Neigungen wird unterdrückt. Liebe und Anerkennung zu erhalten oder das Gefühl der Zugehörigkeit zu erleben und Sanktionen zu entgehen, ist das Ausschlaggebende.

Hier wird sich einem fordernden, kritisierenden Inneren Elternteil untergeordnet, der sich nur durch Leistung, Disziplin und Perfektionismus akzeptiert fühlt und hohe Standards und strikte Regeln und Ordnung an sich verlangt. Sei effizient! Vergeude keine Zeit! Sei bescheiden, wie das Veilchen im Moose! Sei nicht überheblich! Spontaneität und die Äußerung eigener Wünsche und Gefühle sind unzulässig und falsch. Das Erleben ist geprägt von Schuld.

Die Schemata heißen Unterwerfung / Unterordung, Aufopferung, Streben nach Zustimmung und Anerkennung (Beachtung suchen).

12. Unterwerfung / Unterordnung

Die anderen wissen es besser und haben immer recht.

    • Ich unterwerfe mich.

    • Meine Eltern kontrollierten mich streng, duldeten keinen Widerspruch.

    • In Beziehungen lasse ich die anderen bestimmen.

    • Ich habe so oft andere für mich die Entscheidungen treffen lassen, sodass ich manchmal gar nicht weiß, was ich selber will.

    • Ich habe ziemliche Schwierigkeiten einzufordern, dass meine Rechte und Gefühle respektiert werden.

    • Ich habe das Gefühl, keine andere Wahl zu haben, als den Wünschen anderer nachzugeben, sonst würden sie sich rächen oder mich zurückweisen.

    • Wenn ich das tue was ich möchte, dann bringt das nur Ärger.

Personen, die in frühester Kindheit dieses Schema entwickelt haben, haben gelernt, dass ihre eigenen Wünsche und Ideen nicht gefragt, nichts wert und für andere unwichtig sind. Sie opfern ihre Sehnsüchte, um anderen zu gefallen. „Ich unterdrücke meine Gefühle und Bedürfnisse aus Angst vor den Gefühlen anderer.“

Die Kontrolle über die eigenen Entscheidungen und Vorlieben wird abgegeben, um Ärger, Ablehnung oder das Verlassenwerden durch andere zu vermeiden. Es gibt zwei Hauptformen der Unterordnung:

  • Die Unterordnung der eigenen Bedürfnisse, Vorlieben, Entscheidungen und Wünsche. 
  • Die Unterordnung der eigenen Gefühle, insbesondere von Ärger, was sich in psychosomatischen Symptomen manifestiert.
  • Erdulden: Ich wähle dominante, kontrollierende Partner und Freunde, die stets ihre Meinung und ihren Kopf durchsetzen, und erfülle deren Wünsche. Ich nehme eine passive Rolle ein und ordne mich unter die Bedürfnisse und Befehle anderer.
  • Vermeiden: Ich befolge übermäßig genau Regeln im vorauseilenden Gehorsam; vermeide zu streiten. Ich vermeide Situationen, in denen es zu Konflikten mit anderen Personen kommen könnte.
  • Kompensieren: Ich identifiziere mich mit dem Aggressor, bin autoritätsgläubig oder rebelliere passiv-aggressiv oder provozierend in unkontrollierten Wutausbrüchen gegen Autoritäten.

Tara Bennett-Goleman sieht eine Lösung aus diesem Schema darin, die Empfindung des Grolls und der Frustration zu spüren und zu lernen, unseren eigenen Wünschen und Bedürfnissen nachzugehen. Achtsamkeit kann helfen, die automatischen Reaktionen, den Zorn und die Gedanken aufzudecken, die von der Angst ausgelöst werden, unter Kontrolle zu stehen.

13. Selbstaufopferung

Ich muss für das Wohl der Anderen sorgen. Die anderen brauchen meine Hilfe.

    • Ich opfere mich auf.

    • Meine Eltern waren überfordert bzw. schwach oder überforderten mich.

    • Ich bin ein guter Mensch, da ich mehr an die anderen denke als an mich.

    • Ich bin so damit beschäftigt, alles Mögliche für andere zu tun, dass ich keine Zeit für mich habe.

    • Letztlich bin ich gewöhnlich derjenige, der sich um die Leute kümmert, mit denen man sich nahe steht.

    • Ich war immer derjenige, der sich die Probleme anderer angehört hat.

    • Andere Leute sind der Meinung, dass ich zu viel für andere tue und zu wenig für mich selber.

Das Schema beschreibt das übertriebene Bemühen, die Bedürfnisse anderer in alltäglichen Situationen freiwillig zu erfüllen und resultiert häufig aus einer Übersensibilität für die Verletzungen anderer. Oft entwickeln die Personen ein übersteigertes Pflichtgefühl, die Überzeugung, stets für andere da sein zu müssen, sich intensiv um sie zu kümmern und eigene Bedürfnisse hinten an zu stellen. Sie wollen keine Last sein.

Die Hauptgründe sind der Wunsch, den anderen nicht zu verletzen, die Schuld, sich als Egoist zu fühlen, zu vermeiden, Achtung zu gewinnen oder die Verbindung zu anderen, die als bedürftig gesehen werden, zu erhalten.

Es kommt zur Entwicklung von Schuldgefühlen, wenn eigene Bedürfnisse wahrgenommen werden.

  • Aushalten: Ich mache mich immer nützlich, verhalte mich selbstverleugnend, tu zu viel für andere und zu wenig für mich selbst, ich fordere keine Gegenleistung und stelle meine eigenen Bedürfnisse zurück. Ich meide Vergnügungen und ergreife einen helfenden Beruf.
  • Vermeiden: Ich vermeide enge Beziehungen, in denen Geben und Nehmen eine Rolle spielt. Ich möchte keine Erwartungen an mich wecken.
  • Angriff: Ich bin enttäuscht, wenn die eigene Leistung nicht gebührend anerkannt wird, werde wütend auf die Bezugspersonen, wenn diese sich nicht revanchieren oder Dankbarkeit zeigen – oder ich gebe anderen so wenig wie möglich. Ich überbetone meine Abgrenzung, strebe nach Unabhängigkeit. Ich brauche niemanden, entscheide mich nie wieder etwas für andere zu tun und kann alles selbst machen.

14. Streben nach Bestätigung und Anerkennung

Ich muss es anderen Recht machen, um etwas wert zu sein.

    • Ich suche Beachtung, Zustimmung und Anerkennung.

    • Meine Eltern liebten oder belohnten nur erwünschtes Verhalten.

    • Meine Selbstachtung basiert vor allem darauf, wie die anderen mich sehen.

    • Ich bin so um Übereinstimmung bemüht, dass ich manchmal gar nicht weiß, wer ich eigentlich bin.

    • Selbst wenn ich jemanden nicht mag, wünsche ich mir immer noch, dass er/sie mich mag.

    • Wenn ich nicht eine Menge Aufmerksamkeit von den anderen bekomme, fühle ich mich weniger wichtig.

    • Viel Lob und Komplimente geben mir das Gefühl eine wertvolle Person zu sein.

    • Je nachdem, mit wem ich zusammen bin, verändere ich mich, damit die Leute mich lieber mögen.

Alles dreht sich um das Dazugehören – auf Kosten eines eigenen, soliden Selbstgefühls. Für das Gefühl der Selbstachtung ist es äußerst wichtig, bei anderen einen guten Eindruck zu hinterlassen; äußere Erscheinung und sozialer Status sind wichtige Eckpfeiler. Geld und Erfolg sind Mittel zum Zweck. „Aufmerksamkeit zu bekommen und bewundert zu werden ist mir oft wichtiger, als die Dinge, die mich wirklich zufrieden machen.“ Das Schema führt häufig zu unauthentischen oder unbefriedigenden Entscheidungen in wichtigen Lebensfragen oder zu Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisungen.

  • Erdulden: Ich tu das von dem ich denke, dass die anderen es erwarten; ohne Lob durch die anderen ist die eigene Leistung nichts wert. Ich lenke die Aufmerksamkeit der anderen auf meine eigenen Errungenschaften und meinen Status.
  • Vermeiden: Ich  vermeide Beziehungen mit Personen, die ich bewundere, aus Angst deren Anerkennung nicht zu erlangen. Ich verhalte mich angepasst und weiche strengen Personen aus, um nicht negativ aufzufallen.
  • Kompensieren: Ich dränge mich auf die „Bühne“, spiele mich in den Vordergrund um die Anerkennung der Anderen zu bekommen (auch wenn es peinlich ist, z.B. als Klassenclown) oder extremer Individualist und Nonkonformist, z.B. Punker. Ich handele schamlos um das Missfallen bewunderter Personen zu erregen.
Britta Weinbrandt -  Raus aus der Lebensfalle Kindheitsmuster durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl auflösen

Wird das Bedürfnis danach verletzt, realistische Grenzen zu setzen und gesetzt zu bekommen und selbst Kontrolle ausüben zu können, hat auch das Folgen.

V. Übertriebene Wachsamkeit und Gehemmtheit

Der typische familiäre Ursprung liegt in der Überbetonung von Leistung, Perfektionismus, Ansprüchen und manchmal Strafe. Aufopferung, Selbstkontrolle und negative Bevormundung haben einen höheren Wert als Freude, Spaß und Entspannung.


Spontane Gefühle, Impulse und Entscheidungen werden unterdrückt. Der Fokus liegt darauf, rigide, internalisierte Regeln und Erwartungen hinsichtlich der eigenen Leistungen und ethischen Verhaltens einzuhalten. Dies geschieht auf Kosten von Glück, Freude, Gesundheit, Optimismus oder Kreativität. Gewöhnlich existieren bei diesem Schema eine Tendenz zum Pessimismus und die ständige Sorge, alles könne zerfallen, wenn man nicht ständig wachsam und vorsichtig sei.

Das Erleben ist beherrscht von Gefühlsvermeidung durch strafende Innere Eltern. Diese innere Stimme kritisiert und entwertet und ist bestimmt von Selbstkritik, Selbstverachtung, Selbsthass. Die betroffene Person empfindet, dass sie selbst oder andere Bestrafung oder Tadel verdienen, und handelt oft danach, indem sie tadelnd oder strafend oder missbräuchlich gegen sich selbst (z. B. durch Selbstverletzung) oder andere vorgeht. Auch Suizidphantasien sind typisch. Wichtiger als die Regeln an sich ist die Art und Weise, mit der ihre Einhaltung erzwungen wird.

Dazu gehören die Lebenswunden, Negatives hervorzuheben, emotionale Gehemmtheit, überhöhte Standards und die Bestrafungsneigung.

15. Negativität / Pessimismus

Wenn es mal gut geht, kommt bald ein Übel.

    • Ich bin pessimistisch und hebe Negatives hervor.

    • Meine Eltern waren überängstlich und erwarteten überall Unglücke.

    • Man kann gar nicht vorsichtig genug sein, irgendetwas geht immer schief.

    • Wenn etwas Gutes passiert, mache ich mir Sorgen, dass wahrscheinlich etwas Schlechtes folgen wird.

    • Ich grüble oft über kleine Entscheidungen, weil die Konsequenzen eines Fehlers so gewichtig erscheinen.

    • Ich blicke mehr auf die negativen Aspekte und Ereignisse im Leben als auf die Positiven.

    • Wenn Leute zu enthusiastisch werden, fühle ich mich unwohl und möchte sie warnen, dass etwas schief gehen könnte.

Das Schema ist gewöhnlich verknüpft mit der Erwartung – die sich auf Berufliches, Finanzielles oder Persönliches beziehen kann -, dass es schließlich zu einer schweren Katastrophe kommen wird oder dass Aspekte des eigenen Lebens, die zurzeit gut laufen, sich letztendlich ins Gegenteil verkehren werden. „Ich fixiere mich gewöhnlich auf das, was schief gehen wird, und ich werde gewöhnlich Fehler machen.“ Gleichzeitig  werden positive Aspekte oder Gründe zum Optimismus minimiert oder völlig übersehen. Betroffene sind chronisch besorgt, übertrieben wachsam, mit einem Hang zum Klagen. Der Fokus liegt auf dem Schlechten (Schmerz, Tod, Verlust, Enttäuschungen, Vorurteile, ungelöste Probleme, mögliche Fehler, Betrug, Dinge, die schiefgehen könnten, Fehltritte, peinliche Situationen), verbunden mit übermäßiger Angst davor, folgenschwere Fehler zu machen. Daher kommt es bisweilen zu Unentschlossenheit.

  • Sich-Fügen: Ich bausche Negatives besonders auf, erwarte immer das Schlimmste und bereite mich darauf vor, ich höre interessiert Katastrophenberichterstattungen und mache positive Situationen klein.
  • Vermeiden: Ich erwartet nicht viel, halt die eigenen Erwartungen niedrig. Ich bevorzuge vertraute Umgebungen und Menschen; vermeide Neues, mache ungern Experimente.
  • Gegenangriff: Ich schließe Versicherungen ab; mache, was andere tun, oder rede gefährliche Situationen klein. Oder ich zeige Risikoverhalten bzw. bin eine Spielernatur, trinke, um die pessimistischen Erwartungen zu blocken und benehme mich unrealistisch positiv bzw. optimistisch.

16. Emotionale Gehemmtheit

Wenn ich meine Gefühle zeige, werde ich bestraft.

    • Die anderen halten mich für emotional gehemmt.

    • Meine Eltern waren kalt und bestraften spontanes, lebendiges Verhalten.

    • Ich kontrolliere mich so sehr, dass die anderen denken, ich sei emotionslos.

    • Ich bin zu befangen, um positive Gefühle anderen gegenüber zu zeigen (z.B. Zuneigung, Besorgnis).

    • Es bringt mich in Verlegenheit, meine Gefühle gegenüber anderen auszudrücken.

    • Ich finde es schwer, herzlich und spontan zu sein.

    • Die Leute halten mich für emotional angespannt.

Dieses Schema betrifft Menschen, die Angst davor haben, Gefühle zu zeigen. Es zeigt sich als übertriebene Hemmung spontaner Handlungen oder Kommunikation, um nicht das Missfallen anderer oder eigene Gefühle der Scham und Kontrollverlust zu erleben. Die häufigsten Formen emotionaler Gehemmtheit sind:

    • Hemmung von Ärger und Aggression

    • Hemmung positiver Impulse (Freude, Zuneigung, sexuelle Erregung)

    • Hemmungen beim Ausdruck eigener Verletzbarkeit oder beim Ausdruck der eigenen Gefühle oder Bedürfnisse

    • Überbetonung von Rationalität bei gleichzeitiger Missachtung von Emotionalität.

  • Hinnehmen: Ich werte Sachlichkeit, Vernunft und Ordnung über dem Gefühl, zeige keine spontanen Gefühle, Wünsche oder spontanes Verhalten. Ich agiere in sehr kontrollierter, abgeflachter Art und Weise.
  • Vermeiden: Ich meide Spontaneität und Aktivitäten, die emotionalen Selbstausdruck beinhalten (auch wenn es um den Ausdruck von Angst oder Liebe geht) oder ungehemmtes Verhalten erforderlich ist (z. B. Tanzen). Ich will nicht auffallen, nicht drängeln oder reklamieren.
  • Kompensieren: Ich liebe straffe Strukturen (Militär, Polizei) oder habe eine Neigung zu Exzessen, handele impulsiv und ohne Hemmungen (manchmal unter dem Einfluss von enthemmenden Substanzen wie Alkohol oder Drogen), auch im Internet.

17. Perfektionismus

Nur wenn ich gut bin, bin ich etwas wert.

    • Ich habe überhöhte Standards, eine übertrieben kritische Haltung.

    • Egal, wie sehr ich mich bemühe, ich bin nie gut genug.

    • Ich habe unerbittliche Ansprüche.

    • Eltern gaben „Liebe nur für Leistung“.

    • Ich muss in fast allem was ich tu der Beste sein; ich kann es nicht akzeptieren, der Zweite zu sein.

    • Ich versuche mein Bestes zu geben; ich kann mich nicht damit abfinden “gut genug” zu sein.

    • Ich muss alle meine Verantwortlichkeiten erfüllen.

    • Ich spüre einen ständigen Druck etwas zu leisten und alles erledigt zu bekommen.

    • Ich kann mich nur sehr schwer aus Verantwortlichkeiten lösen oder mich für meine Fehler entschuldigen.

Die Ursprünge dieser Lebensfalle liegen in einem überzogenen Leistungsanspruch der Eltern. Bei wem diese Lebensfalle ein Rolle spielt, versucht ohne Unterbrechung immer der/die Beste zu sein, gewöhnlich um Kritik zu vermeiden. Er ist bemüht, den extrem hohen Erwartungen an sich, den verinnerlichten Verhaltens- und Leistungsstandards gerecht zu werden. Diese Menschen glauben, wenn sie sich nur genug anstrengen, könnten sie perfekt sein – und würden dann endlich die Anerkennung bekommen, nach der sie sich so sehnen.

Üblicherweise entstehen Gefühle von Druck, Schwierigkeiten beim Abschalten und eine überkritische Haltung sich selbst und anderen gegenüber. Dies geschieht auf Kosten von Glück, Spaß, Entspannung, Spontaneität, Spiel, Gesundheit, befriedigenden Beziehungen. Unerbittliche Ansprüche zeigen sich häufig in Form von:

    • Perfektionismus, der sich in der Konzentration auf Details und der Unterschätzung der eigenen Leistung zeigt

    • starren Regeln und verinnerlichten Forderungen

    • dem ständigen Fokus auf Effizienz, um mehr zu erreichen.

  • Erdulden: Ich versuche, eine perfekte Leistung zu erbringen, setze hohe Standards für mich und andere.
  • Vermeiden: Ich meide unstrukturierte Situationen, Pausen oder Ruhe; übernehme keine schweren Aufgaben, zögere oft.
  • Kompensieren: Ich fordere erhöhtes Leistungsverhalten auch von anderen oder steige aus, werfe alle hohen Standards über Bord und stelle Leistungsverhalten grundsätzlich infrage (alternative Lebensentwürfe). Ich siedele mich auf einem unterdurchschnittlichen Niveau an.
Britta Weinbrandt -  Raus aus der Lebensfalle Kindheitsmuster durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl auflösen

18. Bestrafen / Strafneigung

Ich bin böse. Strafe muss sein.

    • Ich brauche Bestrafung.

    • Meine Eltern vermittelten mir das Gefühl, dass ich böse bin und bestraft werden muss.

    • Wenn ich einen Fehler mache, verdiene ich es bestraft zu werden.

    • Es gibt keine Entschuldigung, wenn ich einen Fehler mache.

    • Wenn ich eine Aufgabe nicht übernehmen will, sollte ich auch unter den Konsequenzen zu leiden haben.

    • Wenn Leute etwas Schlechtes machen, habe ich Schwierigkeiten mit der Haltung: „Vergeben und vergessen“.

    • Ich werde ärgerlich, wenn Leute sich Entschuldigungen ausdenken oder anderen die Schuld an ihren Problemen geben.

Im Mittelpunkt des Schemas steht die Überzeugung, dass Leute auch für kleinste Fehler hart bestraft werden sollten. Solche Menschen können weder gegenüber sich selbst noch gegenüber anderen Fehler vergeben oder Schwächen akzeptieren. Hinzu kommt die grundlegende Abneigung mildernde Umstände zu berücksichtigen, menschliche Unvollkommenheit zu erlauben oder sich in die Gefühle anderer einzufühlen. Diese Vorstellung hat die Tendenz zur Folge, wütend, strafend oder ungeduldig mit Leuten zu sein, die nicht den eigenen Standard erreichen.

  • Erstarren: Ich verhalte mich anderen gegenüber besonders harsch oder strafend, bin streng und unnachsichtig zu mir und anderen, kann keine Fehler durchgehen lassen.
  • Flucht: Ich befolge alle Regeln peinlich, um keine Fehler zu machen. Ich vermeide Situationen, die eine Bewertung beinhalten könnten, um der Angst vor Strafe zu entkommen.
  • Gegenangriff: Ich verstecke mich beim Bestrafen hinter überpersönlichen Regeln oder zeige mich übertrieben vergebend und heuchlerisch mild, während Ärger und Strafgedanken bei mir vorherrschen und ich innerlich wütend bin.

Das waren sie.

Zum Abschluss möchte ich gern noch die ersten Schritte zur Veränderung weitergeben, wie Jeffrey Young sie vorschlägt.

 1. Lebensfallen benennen und identifizieren

Letztendlich geht es einfach darum, dass wir als Erwachsenen genau die Umstände unserer Kindheit rekonstruieren, die für uns am schädlichsten waren. Dieser Artikel sollte bereits eine erste Möglichkeit dazu eröffnet haben.

2. Den Ursprung ihrer Lebensfalle in der Kindheit begreifen und Kontakt aufnehmen zum verletzten inneren Kind

Die Gefühle fühlen, die da sind, und in Dialog treten mit dem verletzten Kind, zum Beispiel  im Schreiben mit der nichtdominanten Hand.

Ziel ist es, in Anerkennung unserer Wunden dem zufriedenen, glücklichen Kind Raum zu geben, damit wir uns geliebt, zufrieden, zugehörig, zufriedengestellt, erfüllt, beschützt, akzeptiert, gelobt,wertvoll, versorgt, angeleitet, verstanden, bestätigt, selbstvertrauend, fähig, angemessen autonom und selbstbewusst, sicher, stabil, stark, unsere Geschicke steuernd, anpassungsfähig, dazugehörig, optimistisch und spontan fühlen können.

3. Unsere Lebensfalle widerlegen und beweisen, dass diese rational nicht haltbar ist

Eine Pro- und Kontra-Liste erstellen, die für und gegen das Vorhandensein der negativen Glaubensüberzeugungen sprechen. Sich anschließend fragen, ob das Aufgelistete wirklich stimmt und wie ich es verändern könnte, damit es nicht mehr stimmt. Eine Liste erstellen mit allen Argumenten, die dagegen sprechen. Ganz am Schluss eine Zusammenfassung auf eine Flashcard erstellen. Diese jeden Tag durchlesen, eine Kopie im Portemonnaie mit sich führen, oder am Bett deponieren…

4. Einen Brief schreiben…

…an den Elternteil, den Bruder, die Schwester oder den Altersgenossen, der oder die an der Entstehung ihrer Lebensfalle maßgeblich beteiligt war. Die Gefühle darin schwülstig zum Ausdruck bringen.

 5. Die Lebensfallen-Muster sehr detailliert untersuchen
    Wege aufschreiben, die zur Verstärkung des Musters führen, und daneben Ideen auflisten, wie ich das verändern kann.

6. die Verhaltensmuster aufbrechen
Eine der in den erstellten Listen genannten Veränderungsvorschläge auswählen und umsetzen. Klein anfangen, an den Kollegen oder alltäglichen Begegnungen wie mit Verkäufern ausprobieren, nicht gleich an den eigenen Eltern.

7. Dranbleiben
Sich bemühen, weiter kleinere Veränderungen umzusetzen, ohne sich entmutigen zu lassen.

8. Den Eltern vergeben
… hat sich als hilfreich erwiesen. Es stellt sich häufig automatisch ein, wenn wir erkennen, dass auch unsere Eltern in ihren Kindheitsmustern gefangen waren. Wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht geht, so ist es auch nicht notwendig.

Als gesunde Erwachsene mit integriertem Selbst sind wir in der Lage, angemessen zu handeln und Verantwortung zu übernehmen, Verpflichtungen ausfüllen und zu arbeiten. Wir können fühlen, uns mit andern freuen und unsere Zeit lebenszielorientiert gestalten. Wir haben Spaß.

Wir bestätigen und bestärken das verletzbare Kind, begrenzen das verärgerte und impulsive Kind, fördern und unterstützen das gesunde Kind, das zum glücklichen Kind wird, sich geliebt und mit anderen verbunden fühlt, allein sein kann und spielt. Wir bekämpfen und, wenn möglich, ersetzen die oben beschriebenen Lebensfallen.

Mich hat es fasziniert, einige der Glaubenssätze, bei denen ich mich im Laufe meines Lebens durchaus erwischt habe – Mark Wolynn nennt es Schlüsselsprache und regt an, darauf zu achten – in derart detaillierter Form aufgelistet zu sehen. In der Emotionalen Alchemie fehlte mir der Durchblick und ich träumte von einer solchen Aufstellung. Mit diesem Artikel habe ich sie mir geschenkt. Ich freue mich darauf, mit Hilfe meiner Selbstzertifizierungen weitere dieser Muster durchbrechen und auflösen zu können!

Dennoch ist mir der Fokus etwas zu sehr auf das Drama im Elternhaus ausgerichtet und es lohnt sich der Blick aufs Familienerbe generell, da solche Muster durchaus auch unbewusst transgenerational, einmal als Kollektivtrauma, aber durchaus auch über Einzelschicksale vorangegangener Familienmitglieder an uns weitergegeben werden können. Nach Kristin Neff ist neben der selbstbezogenen Freundlichkeit und der Achtsamkeit für mich selbst eine sehr wichtige Komponente der Praxis des Selbstmitgefühls die Verbundenheit mit anderem im Sinne von „Ich bin nicht die einzige mit diesem Problem“ – daher lohnt es sich immer, sich mit anderen auszutauschen und auch im Familienkreis mal nach Parallelen in den Biographien unserer Vorfahren zu fragen. 

Weitere Ideen finden sich in meinem Artikel „Aussteigen aus dem negativen Gedankenkarussell“.