Hier standen wir nun. Ausgestattet mit Din A2-Papier und Tuben und Flaschen voller Acrylfarben. Sie hatte Unmengen an Spachteln mitgebracht, große, ganz große und kleine.
Ich sah Rembrandtgold und legte los. Es ging um Spachteltechnik mit Acrylfarben, um neue künstlerische Methoden kennenzulernen.
Splat. Farbe direkt aufs Papier gedrückt. Rot daneben geschüttet. Mittelgroßen Spachtel genommen. In großen Schwüngen auf dem Blatt verteilt.
Das machte Spaß.
Nochmal mit Blau. Wischen. Nochmal mit Grün. Schwingen.
Rausch.
Plötzlich Bewusstsein. Mache ich das eigentlich richtig?
Im Raum umgesehen. Sie tupft sanft Blätter und Gräserspuren. Er injiziert Farbtröpfchen auf den kleinsten verfügbaren Spachtel und hat einen ganz kleinen Teil seines Bildes geometrisch nachvollziehbar quadratisch abgesetzt geschabt. Sieht voll geplant aus. Schön.
Ürgh. Mein Bild ist irgendwie fertig. Ich habe nicht nachgedacht. Was soll’s. Ich mache noch eins.
Gold muss es sein. Schnell muss es gehen. Ich kann das nicht planen. Die anderen können mich mal. Ich muss alles ausprobieren. Große schwungvolle Bewegungen verteilen bunte Farben, schieben Schönheit.
Ich sehe, es wird perfekt. Ich mag es richtig leiden. Es ist zwar wild, aber das bin ich ja auch. Eine Schicht noch, dann ist es fertig.
Ich merke es in der gleichen Sekunde. Die letzten beiden Farben, auf dem Spachtel aufgetragen und nicht direkt, sind zu viel.
Die Magie ist weg.
Das Bild ist verloren.
Ich stöhne und fluche.
Ich halte inne.
Das lasse ich so nicht stehen!
Ich nehme den allergrößten Spachtel, wische in geraden Linien von links nach rechts alle aufgetragenen Farbschichten entschieden wieder herunter.
Und werde belohnt.
Es ist alles noch da!
Das muss ich laut ausgerufen haben.
Sie dreht sich zu mir um und lacht:
„Und darum liebe ich dieses künstlerische Arbeiten so sehr: Da hast du deinen Transfer ins Leben!“
Noch ein Beispiel:
Die Ocean Drum.
Sie hatte mich schon immer angelacht, ich hatte sie bisher immer nur kurz in der Hand gehabt. Jetzt war es so weit. Ich bewegte die samtig strahlenden Kügelchen bereits, während ich planlos nach einem Ort suchte, dann wusste ich sicher, dass ich mit ihr ans Wasser wollte. Sie rief schließlich das Meer herbei. Das tut die Elbe für mich auch.
Die Elbe war zum Glück nur einmal über die Straße. Ich fühlte mich unsicher. Was würden die Menschen dort über mich denken?
Unangenehm war ich mir meiner Selbst bewusst, während ich da so ging.
Kleine, dafür extrem lautstarke Kugeln zwischen zwei gespannten Fellen vor mich her schwingend. Es gefiel mir nicht. Ruhig wurde ich erst, als ich am Wasser angelangt war. Da war eine Absperrung, aber wenn ich die Trommel über den Zaun hielt, dann sah ich sie und das Wasser. Sie über dem Wasser. Im Wasser.
Nun ließ ich meine Hände ausprobieren, in welche Richtung die Trommel sich drehen ließ. Ließ mich richtig auf ihre Sogwirkung ein.
Rauschen, abebben, Stille. Wieder eine neue Flut. Und immer wieder. Niemals endend, alles umfassend.
Ich konnte es fließen lassen, tropfen und strömen. Ich war am Meer. Ich war das Meer.
Ich war stark. Kraftvoll. Ruhig. Es war wunderschön. Ich war mit allem verbunden. Zeit und Raum nahm ich nicht mehr wahr, vor allem nicht die Touristen an den Marco-Polo-Terrassen. Ich war allein mit dieser Trommel. Allein mit mir. Glücklich. Wirklich. Da.
Eins noch, weil es so schön war.
Es war ein mehrteiliger künstlerischer Prozess. Mit geschlossenen Augen eine Paprika fühlen und sie aus Ton nachformen. Eine Ode an sie verfassen und mit Kühlschrankmagneten bewerfen. Die Wörter in den Text einweben. Diesen Text dann kürzen. Ich habe ihn links und rechts gekürzt. Somit blieben Wortfetzen. Dann noch den inneren Kinski aktiviert und ab gings.
Ich erfuhr am eigenen Körper, was Kunst zu schaffen verändern kann. Ich fand aus der Doppelbelastung einer Vollzeit-Freiberuflichkeit neben meinem berufsbegleitenden Masterstudium kaum mehr Luft und hatte keine Wahrnehmung mehr.
Highlight war der Tag, an dem ein kleines Mädchen mich fragte: Warum hast Du zwei verschiedene Schuhe an?
Ich hatte es nicht mehr bemerkt.
Ich beschloss also, Credit Points auf Fuerteventura zu sammeln. Art in Nature. Die Prüfungsleistung bestand darin, ein Buch abzugeben. Es veränderte mein Leben.
Ich kam wieder zu mir und hörte nie wieder auf, kreativ zu sein. Für mich.
Mein Drang, mich meinen künstlerischen und energetischen Prozessen erst einmal hinzugeben, macht meinen Coachingansatz einzigartig. Ich folge einfach dem Fluss der Lebensenergie. Ich lasse Menschen mutig an meinen Prozessen teilhaben. Wer sich angesprochen fühlt – gut. Mein Weg entsteht beim Gehen.
Ich bin von der bedarfsorientierten und aus dem Moment entstehenden Methode des künstlerischen Arbeitens total überzeugt. Es gibt bei mir keine abzuarbeitenden Listen, kein Konzept. Ich habe mein Weltbild bei den radikalen Konstruktivisten wiedergefunden. Wer bin ich, dass ich jemandem sagen könnte, was er zu tun hat?
Ich bin dafür da, ihm einen Raum für seine eigenen Antworten zu öffnen. Und das mache ich mit Lebendigkeit und Leidenschaft.
Über den kreativen Raum
Arts & Change Coaching bedeutet kunstanaloges Coaching. Ich werde sehr oft gefragt, was das denn sein könnte. Es ist eigentlich ganz einfach. Das Wort „kunstanalog“ setzt sich aus „Kunst“ und „analog“ zusammen. Eine Kunstdefinition vermag ich hier aus nachvollziehbaren Gründen nicht zu geben, kurz und knackig liefert die Googlesuche „Kunst Definition“ drei Aspekte, die das Substantiv beschreiben – und die ich mich nicht scheue, hier anzugeben:
1. das schöpferische Gestalten und Schaffen von Werken (wie Malerei, Musik, Literatur), für das jmd. Begabung und ein bestimmtes Können braucht. 2. Werk(e) eines bestimmten Künstlers, einer Epoche (als Anschauungs- und Studienobjekte). 3. die besondere Fähigkeit und Geschicklichkeit, die man für etwas benötigt.
Aus dieser Kurzdefinition wird bereits ersichtlich, dass „Kunst“ sowohl einen Prozess der Werkschaffung, sozusagen eine Handlung beinhaltet, es braucht dazu den Werkschaffenden an sich, den Künstler, der wiederum gewisse Eigenschaften mitbringen sollte (vielleicht deutet sich hier auch eine Haltung an), sowie das entstehende/entstandene Werk.
Das Adjektiv „analog“ bedeutet laut Duden „ähnlich, vergleichbar, gleichartig, entsprechend“. Wikipedia fügt erklärend hinzu, eine Analogie zeige übereinstimmende, jedoch nicht verwandte Merkmale mit unabhängiger Entstehungsgeschichte. Es geht um funktionsgleiche Strukturen, aber ohne Verwandtschaftsbeziehungen. Kunstanalogie kann also heißen, dass etwas, das erst einmal nicht mit der Kunst verwandt ist, mit der Kunst „übereinstimmt“, wie die Kunst „funktioniert“. „Kunstanaloges Coaching“ kann daher bedeuten, dass man den Coachingprozess so gestaltet, wie ein Künstler sein Werk schafft. Beratung an sich wird als ein gemeinsam entstehendes Werk verstanden.
Soweit die klassischen Definitionen. Der nächste Einwand, den ich an dieser Stelle immer zu hören bekomme, ist ein Aber in verschiedenster Form: „Mit Kunst habe ich aber wirklich nichts am Hut“ oder noch negativer: „Ich kann aber gar nicht malen“ oder „Ich bin aber künstlerisch nicht begabt.“ Das ist nicht, worum es geht!
Ich habe als Arts & Change-Coach die Wahl, außer den herkömmlichen Coachingtools, die ich selbstverständlich auch beherrsche, meinen Gesprächspartnern nach der Auftrags- bzw. Anliegenklärung einen kreativen Erfahrungsraum als „alternative Welterfahrung“ zu eröffnen. Darin geht es entgegen der oben genannten Kunstdefinition, die ein gewisses „Können“ bei Werkschaffenden voraussetzt, jedoch um ein deutlich niedrigschwelliges Vorgehen nach dem Motto „low-skill-high-sensitivity“.
Du wirst maximal zu einer kreativen Handlung angeregt, die Du ohne großes künstlerisches Wissen und Geschicklichkeit bewältigen kannst. Es wird gerade so wenig Können vorausgesetzt, dass sie in einer positiven Grundstimmung angegangen werden kann (low skill), ist jedoch so anspruchsvoll, dass sie ein Erfolgserlebnis mit einer angenehmen ästhetischen Erfahrung und ein Wohlgefühl auslösen kann (high sensitivity).
Dieser kreative Moment ist einzigartig und lässt sich nicht ohne weiteres vermitteln, erschließen und erklären. Das entstandene Werk steht demnach nicht – wie viele denken, denen ich es bislang versucht habe zu erklären – für das Ausgangsproblem oder strebt es in irgendeiner Form nachzubilden. Es geht nicht darum, das Problem zu stellen. Es entsteht etwas Neues, das Spiel- und Denkräume erweiternd aus der „Notenge“ und aus der Welt des Problems herausführt.
Die Frage, die sich stellt, lautet also: Welche innovativen Bedingungen gelten in diesem kreativen Erfahrungsraum? Um das herauszufinden, habe ich mit vielen Künstlern gesprochen. Und wie wir oben gesehen haben: Was für das künstlerische Schaffen gilt, gilt ebenso im Arts & Change-Coaching, das ja kunstanalog ist. Es ist ein Erfahrungsraum, der sich analog zu Deinem Leben sehen lässt.
Hilfreiche Vorannahmen über den Veränderungsprozess
Das Ergebnis ist offen.
Die Schönheit liegt im Prozess.
Der Prozess entwickelt sich im (experimentellen) Tun.
Ich improvisiere.
Der erste Schritt kann gar nicht danebengehen.
Ich probiere aus.
Ich weiß nicht.
Ich muss auch nicht wissen.
Ich stelle Fragen.
Ich bringe Neugier und Spielfreude mit.
Ich lasse mich mit allen Gefühlen und Gedanken intuitiv und assoziativ auf den jeweiligen Moment ein.
Ich nehme wahr.
Ich bewerte und interpretiere nicht.
Ich gewinne Erkenntnis.
Ich erlebe und folge dem entstehenden Flow.
Auf verschiedenen Ebenen entsteht Bewegung.
Ich gehe in Resonanz.
Ich lasse einen Dialog entstehen.
Menschen lieben Geschichten.
Ich höre zu.
Ich rechne nicht nur mit dem Zufall, sondern rufe Überraschungen und Spannung hervor.
Dazugehörige Facetten sind Flexibilität und risikobereiter Mut.
Ich gebe mir die Erlaubnis, etwas auf den Kopf stellen zu dürfen.
Aha, ein Problem!
Ich sehe es nicht nur als anregende Herausforderung, sondern dem Prozess auf natürliche Weise zugehörig.
Ich begegne Scheitern mit Gelassenheit und Akzeptanz.
Das interessante im Prozess ist seine Veränderung.
Ich beobachte.
Durch Distanz oder Zurücktreten entsteht Reflexion.
Ich lasse los.
Ich habe Zeit.
Pausen und Unterbrechungen beeinflussen das Ankommen oder Nicht-Ankommen, das Fortdauern oder Beenden eines Prozesses.
Zeit und Raum können sich auflösen.
Es antwortet mir.
Die Emergenz von Ideen und Lösungen wird ermöglicht.
Knoten können platzen.
Etwas Neues wird hervorgebracht.
Der Prozess wirkt noch nach.
Was also ist mein Angebot?
Ich gehe in Resonanz. Ich lasse mich einfach nur ein. Ich erfühle. Ich schwinge mit. Irgendwann folge ich dem Impuls, der sich ausdrücken möchte. Und dann lasse ich es fließen.
Was dann passieren kann?
Woher soll ich das jetzt schon wissen? Ich bin ja noch nicht in Deinem Feld.
Kann sein, dass ich Dich vor ein Kunstwerk setzen möchte.
Möglicherweise fordere ich Dich auf, mit einem spannenden Material zu arbeiten und Dich auf einen künstlerischen Prozess einzulassen.
Kann sein, dass ich mit Dir spazierengehe und Dir zuhöre.
Kann sein, dass ich den Wunsch habe, Dich zum Schreiben zu bringen.
Manchmal passiert sogar klassische Coachingarbeit, ich l i e b e Aufstellungen.
Vielleicht springt mich auch Dein Energiesystem an. Dann spüren meine Hände den Drang, loszulegen und Deinen Energiehaushalt auszugleichen. Und ich gebe auch hier meine Kontrolle für Dich ab und lasse es fließen.
Ich bringe mit meinen Impulsen Deine Lebensthemen in Fluss. Damit Du energetisiert und mit aktivierten Selbstheilungskräften den Prozess selbst wieder übernehmen kannst.
Aber ich kann Dir vorher nicht sagen, wie. Oder was.
Ich arbeite kunstanalog, prozessorientiert und hochindividuell. Das heißt, ich kann es gar nicht wissen. Ich weiß nur, es geht um Dich selbst, Dein Selbst. Es anzunehmen im Jetzt und Hier. Und um den liebevollen Kontakt zur Urquelle des Seins. Mit der ich Dich verbinde.
Arts & Change-Coaching ist systemisch. Eingangs wird in einem gemeinsamen Gespräch geklärt, was Thema der aktuellen Coachingsitzung sein soll, für welches Problem eine Lösung angestrebt wird. Es kann zum Beispiel um Fragen zu persönlichen Stärken und Ressourcen gehen, um Begleitung in Veränderungsprozessen, Krisensituationen oder bei schweren Entscheidungen. Die Klärung des Anliegens erfolgt unter Einbezug aller beteiligten Faktoren. Häufig wird erlebt, dass das Finden einer stimmigen Ausgangsfrage bereits den ersten wichtigen Schritt zur Lösung beiträgt.
Arts & Change-Coaching ist kunstorientiert. Mithilfe künstlerischer Methoden wie Kreativem Schreiben – Poesie – Malerei – Zeichnung – Bildender Kunst – Skulptur – Installation – Musik – Bewegung – Schauspiel wird anhand zahlloser Materialien und Ideen ein kreativer Erfahrungsraum ermöglicht. Der Schwerpunkt dieser Erfahrungen liegt auf dem niedrigschwellig angesetzten produktiven Prozess – es geht nicht um das Schaffen eines ausstellungsreifen Kunstwerks.
Arts & Change-Coaching ist ästhetisch. In der kreativen Dezentrierung vom Ausgangsproblem geht es um eine vertiefte Wahrnehmung. Im Einlassen auf einen sensibilisierenden künstlerischen Schaffensprozess bietet sich mit Hilfe ressourcenorientierter Prozessbegleitung die Möglichkeit, richtungsweisende Lösungen zu erschaffen. Es stellt insofern eine Schule der Wahrnehmung dar, dass begleitende emotionale physiologische Vorgänge in unserem Körper erspürt werden können, die den ihm innewohnenden vorbewussten Wissens- und Erfahrungsspeicher aktivieren.
Arts & Change-Coaching ist kunstanalog. Es bringt eine Haltung mit, wie sie in der Sprache der Kunst gelebt wird. Das Erleben ist hoch individuell, unmittelbar erfahrbar, offen, ermöglichend, allumfassend, alles zulassend, mit Überraschungen arbeitend, es ist inspirierend und ergebnisoffen, erzwingt nichts sondern bringt in Fluss.
Arts & Change-Coaching ist konstruktivistisch. Im kreativen Erfahrungsraum kristallisiert sich eine individuelle Herangehensweise heraus, wie mit Herausforderungen im ästhetischen Prozess umgegangen wird und wie Entscheidungen zur Erstellung des Werkes getroffen werden. Sei dies eine Zeichnung aus drei Strichen bestehend, eine Skulptur aus Papier oder eine Sammlung von Wortmaterial. Über das Erfragen des Erleben und Empfinden im künstlerischen Prozess wird es anschließend ermöglicht, Rückschlüsse daraus zu ziehen. So findet sich ein Hinweis auf einen Transfer zurück zum ursprünglichen Anliegen. Es werden passende Lösungen gefunden und nachhaltig wirksame Entscheidungen getroffen, die von Kopf und Bauch unterstützt werden.
Arts & Change-Coaching ist integral. Mir ist es wichtig, dass die Fragestellung nicht nur in dem Kontext betrachtet wird, in den es gebettet ist, sondern dass ebenso alle weiteren Faktoren berücksichtigt werden. Alles wird bewertungsfrei zugelassen. Dazu gehört manchmal, dass auch das Unaussprechliche seinen Raum findet.
Arts & Change-Coaching ist universell einsetzbar, in Einzelsitzungen oder mit Teams und Gruppen:
Individuelle Potentialentfaltung
persönliche Entwicklung mit Fokus auf Stärken und Ressourcen, Begabungsprofilen oder Portfolioentwicklung
präventive Stimmtrainings, Körperhaltung und Präsenz
Verbesserung der Kommunikation und Gesprächsführung sowie der Zusammenarbeit
Wahrnehmungsschulungen und Selbsterfahrung
Begleitung von Übergängen und in Veränderungsprozessen
Reflexion zum Thema Haltung und Berufsrolle
Leitbildentwicklung
individuelle Teamcoachings, Moderationen und Erfahrungsaustausch
Nicht, dass von meiner neugefundenen Schwester zu erzählen ein Thema wäre, das mir als Einzelkind leicht über die Lippen ginge. Es gehört zu den vielen unaussprechlichen Dingen, die ich so anzuziehen scheine. Ich suche mir diese Themen nicht aus.
Seitdem ich von dem Phänomen weiß, stelle ich jedoch fest, dass es sehr leicht ist, von der Sucheingabe „verlorener Zwilling“ auf das Thema „Hochsensitivität“ geleitet zu werden.
Ich habe mich allerdings seit Jahren in das Feld der Hochsensitivität eingearbeitet (siehe mein Artikel: Wie Hochsensitivität zu persönlichem Wachstum verhilft) – und zwar derart tief, dass ich durchaus schon auf Bildungskongressen damit aufgetreten bin. Allerdings wurde ich durch die intensive Beschäftigung damit nicht ein einziges Mal auf die Idee gestoßen, meine Veranlagung könnte etwas mit einem verlorenen Zwilling zu tun haben.
Nur wenn du nach „verlorener Zwilling“ suchst, kommst du drauf. Einfach „Hochsensitivität“ einzugeben bringt keinen Treffer. Du musst wissen, dass du danach suchst, bevor du es findest. Es ist ein bisschen verrückt.
Es gilt also ganz deutlich eine Lücke zu schließen, eine Verknüpfung zu bilden, Wissen zu vermitteln. Ich scheine irgendwie verdammt zu sein, ungewöhnliche Nischen zu besetzen, damit ich andere darauf stoßen kann, dass auch das zum Leben dazugehört. Damit andere Betroffene nicht Jahrzehnte damit herumrennen müssen. Wie ich.
Wo fange ich an?
Mit ein paar meiner alten Lebenswahrheiten.
Ich bin unschuldig schuldig.
Ich bin allein auf dieser Welt.
Ich bin falsch, ich kann nichts richtig machen.
Mit mir ist etwas nicht in Ordnung.
Das sind die unbewussten Glaubenssätze, die mich jahrelang geprägt haben.
Kein Wunder, dass ich als Kind zur Königin der Psychosomatik wurde.
Auch hatte ich über zwanzig Jahre lang Schwierigkeiten, mich meinem Mann zu erklären. Immer wieder stellte er mir eine völlig unverständliche Frage:
Warum bist Du traurig?
Als wenn es einen Grund dafür gäbe, traurig zu sein. Traurigkeit ist doch einfach da, das ist ein Grundgefühl.
Die existentiellste meiner Lebenswahrheiten ist aber die, dass ich nie geboren hätte werden dürfen. Das war mir immer völlig klar.
Mich haben trotz dieser Glaubenssätze sehr viele Dinge gerettet. Die Liste ist unendlich.
Ich bin überzeugt:
Unsere größte Wunde ist gleichzeitig unsere größte Stärke.
Meine Lebensenergie ist ganz oben auf der Liste der guten Dinge. Aber lange dachte ich, dass ich auch das vor der Welt verbergen müsste. Ich habe ja zu viel davon.
Der erste Schlüssel, um da herauszukommen, war zu erkennen, dass ich Ordnung bin, so wie ich bin.
Als ich das langsam erahnen konnte und in meinen Selbstzertifizierungen ausreichend zelebriert hatte, wurde es mir ermöglicht, eine Schicht tiefer zu kommen.
Es war in einer Integralen Organisations-Struktur-Aufstellung. Ein unerwartetes Geschenk, das mir im Sommer 2019 widerfuhr.
Ich wollte wissen, warum ich alles immer nur gegen mich richte und nicht dorthin, wohin es eigentlich gehört. Also stand jemand für mein Problem. Jemand stand für meinen Fokus auf das Problem. Und jemand stand für das eigentliche Problem. Das, was hinter dem Problem steht.
Und dann war sie da.
Ich nenne sie Maria.
So heißt meine Mutter mit zweitem Namen, nach meiner Uroma. So heißt die verstorbene Schwester meiner Oma. Ihre lebende ehrlich gesagt auch. Marianne heißt eine verstorbene Schwester meines Vaters. Die lebende meiner Mutter auch.
Bestimmt würde sie Maria heißen.
Meine ungeborene Zwillingsschwester.
Und alle meine Lebenswahrheiten machten plötzlich einen Sinn.
Erst habe ich es gar nicht geschnallt. Wie kann man das auch?
Es ist nicht zu wissen. Es ist nur zu fühlen.
Und dann verstand ich endlich, warum ich traurig bin.
Wer es sofort glauben und annehmen konnte, das war mein Mann. Er sah den Unterschied in mir sofort.
Die Britta ohne Maria, die fühlte die Schuld der Überlebenden. Sie hatte sich nie die Erlaubnis gegeben, hier zu sein und bewies sich immer wieder aufs Neue, dass sie ungewollt, ungeliebt und ungeschützt in dieser Welt sei. Noch dazu strahlte sie ein Was-willst-du-von-mir? aus.
Ich habe mir früher auch immer eine Schwester gewünscht – und zwar mit einem leicht schlechten Gewissen, weil ich sie mir gleichaltrig vorgestellt habe. Das ging ja nicht – aber es war als Kind mein großer Traum.
Ich glaube nicht, dass ich mich selbst als unvollständig empfunden habe. Aber da war ein Hunger in mir, der nicht zu stillen war. In meiner Jugend war keine meiner Freundschaften mir tief genug. Ich habe das für typische Pubertätsprobleme gehalten, dass ich so eine Unzufriedenheit und Leere gespürt habe, wo eine Verbindung hätte sein müssen. Wirklich nichts war mir tief genug. Ich habe die meisten Begegnungen als oberflächlich empfunden.
Jetzt weiß ich, dass ich in allem immer nur die verlorene Verbundenheit mit meiner Schwester gesucht habe. Und ich verstehe jetzt, dass niemand diese Innigkeit ersetzen kann.
Das kann ich nur selbst.
Es ist für mich noch immer schwer zu begreifen. Aber an dem Tag, an dem ich erkannte, weswegen ich traurig bin – da war ich es nicht mehr.
Die Britta mit Maria, die hat die Erlaubnis, ganz aus dem Vollen zu schöpfen.
Ich kann mir jetzt endlich die Erlaubnis geben, hier zu sein.
Zu leben.
Glücklich zu sein.
Ohne sie. Und dennoch mit ihr verbunden.
Ich kann endlich ich selbst sein.
Das Verrückte ist, dass ich wirklich nie drauf kommen konnte. Es ließ sich alles so gut erklären durch die anderen Themen, die ich im Laufe meines Leben gebändigt habe. Hochbegabung. Hochsensitivität. Frühkindliches Trauma. Unsicher vermeidend gebunden.
Auch wenn ich es bewusst nicht ahnen konnte und durch meinen Start als Inkubatorkind und meine anderen Macken wie dem überschießenden Energiehaushalt durchaus bereits über Jahrzehnte mit Traumaauflösung an anderer Stelle beschäftigt war – dadurch, dass ich mein Leben lang irgendwie auf der Suche nach ihr war, habe ich dennoch bereits einige heilende Schritte vollziehen können.
Unvergessen ist das Entstehen meiner Embryonalschablone auf dem Playing Arts Sommeratelier 2009, von der ich dachte, sie wäre ein Symbol für mein inneres Kind. Sie führte mich 2016 auf eine Reise zum Loch Ness, nur ich und sie, wo sie nun auf ewig mit meinem Lieblingsungeheuer schwimmt.
…allerdings nicht, ohne vorher einen Abstecher über Nottingham gemacht zu haben….
Das war die wohl heilsamste Aktion, die ich jemals für mein inneres Kind getan habe.
Ich suchte also immer den Kontakt zu meiner verlorenen Schwester.
Den mir niemand auf dieser Welt ersetzen kann.
Die Frage ist:
Wie verbinde ich mich bewusst mit ihr?
Manchmal sind es die kleinen Momente. Einmal stieß mein Mann mich beim Einkaufen darauf, dass ich nicht mehr Zwei von allem mitnehme. Da brach ich dann mitten im Laden kurz mal in Tränen aus. Eine Senftube in der Hand haltend. Nicht zwei.
Ich habe mir eine Halskette gekauft, die für die Verbindung mit ihr steht. Immer wenn ich sie in die Hand nehme, bin ich daran erinnert. Sie ist immer bei mir.
Sie tauchte sogar unverhofft neben mir auf, als ich beim Zeichnen eines Ahnenmandalas in Ilka Sventja Jörgs Ahnenheilungsgruppe, damals noch Deep Roots, Verbindungslinien zu meinen Ahnen fließen ließ. Wir sind das grüne Geschwisterpaar in der Mitte.
In einem Interview, das sie mit mir über ihre Ahnenarbeit geführt hat, erzähle ich auch von meinem verlorenen Zwilling.
Ein sehr großes Geschenk machte mir Sabine Makkos, indem ich mich unter ihrer Anleitung neurographisch mit meiner ungeborenen Schwester verbinden durfte. Als Frau Sternenherz hilft sie eigentlich Müttern mit ungeborenen Kindern. Meine Geschichte rührte sie an und sie nahm sie in ihr Spektrum auf. Es floss viel Liebe!
In Traumreisen begegne ich ihr manchmal – beim Yoga Nidra öffnete sich einmal ein Raum in meinem dritten Auge, ein orientalisch anmutender Palast, in dem wir befreit miteinander tanzten. In einer weiteren geführten Meditation zur Erweckung von Selbstmitgefühl zerfloss sie am Schluss zu Goldstaub, der von meinem Herzen aufgenommen wurde. Die Möglichkeiten, sich mithilfe von Imagination zu verbinden, sind sicherlich unerschöpflich.
Ein weiterer Weg war für mich, in einem luziden Traum um eine Begegnung mit ihr zu bitten. Das endete zwar in einem luziden Alptraum, da ich in ihr eine wahnsinnige Version meiner selbst sah, die wirklich nackte Angst in mir auslöste, in der ich noch den ganzen Folgetag weiterbadete – im Zuge des Integrationsprozesses und des Raumgebens dieser Angst wurde mir allerdings klar, dass ich, die ja nie vor irgendetwas Angst hat und allein reist, allein in den Wald geht, allein auf dem Kiez unterwegs ist, wie jeder andere auch doch vor irgendwas Angst fühlen müsste! Und mir wurde klar, dass ich sie, wie so vieles in meiner Psyche, komplett dissoziiert und outgesourced habe.
In einem Prozess des luziden Schreibens verband ich mich mit meiner ausgewählten Projektionsfläche – und verdanke meiner Schwester also nun auch diese wichtige Erkenntnis.
Ein weiterer hilfreicher Schritt war ein Bild zu erhalten, das uns beide im Idealzustand zeigt. Danke nochmal, Oliver Brandt, für die zauberhafte Darstellung von uns beiden. Du hast sofort verstanden, was ich meinte, als ich Dich darum bat. Die Verbundenheit ist sichtbar da. Ich kann sie spüren. So hätte es sein sollen. Und das ist so heilsam und schön zu sehen.
Was verändert sich?
Eine für mich sehr deutliche Veränderung ist – auch, wenn ich mich blendend fühle: Ich kriege nichts mehr gebacken. Mein Leben ist irgendwie zu groß für mich geworden. Fraglos habe ich mein Leben lang für zwei gearbeitet, habe Tag und Nacht gearbeitet, habe neben drei freiberuflichen Standbeinen (eines davon in Vollzeit) sogar noch ein Ehrenamt angenommen. Fraglos habe ich mich nebenher immer weitergebildet und mich auf dem neuesten Stand gehalten. Über die Idee einer 40 Stunden Woche lache ich schallend. Das wäre ja wie Urlaub.
Wie habe ich das gemacht? Warum habe ich das gemacht?
Abgesehen davon, dass es für mich gut ist, mein Zuviel an Energie irgendwie sinnvoll zu kanalisieren und dass ich von meinem Wissen lebe: Es gibt keinen Pausenknopf bei mir. Und jetzt spüre ich es zum ersten Mal wirklich. Ich brauche eine Pause. Ich sehe mich außerstande, weiter zu funktionieren. Auch das hat sie mir geschenkt.
Eine weitere Sache lässt mir einfach keine Ruhe. Das ist die Theorie, dass ein Zwilling die linear-konvergente Nische besetzt und der andere die kreativ-divergente. Und dass sie, wenn sie zusammen sind, sich gegenseitig das Feld des anderen eröffnen. Was im Umkehrschluss erklärt, warum ich mathematisch-naturwissenschaftlich echt grenzdebil bin und alles, wirklich alles, sprachlich kompensieren muss. Das ganze Feld erschließt sich mir einfach nicht, oder nur blitzartig und dann kann ich es danach nie wieder abrufen. Ich habe mich immer strohdumm gefühlt. Diese Theorie, so schräg ich sie finde, bezaubert mich sehr. Maria ist also die Mathematikerin unter uns und hat das Wissen einfach mitgenommen. Wie mich das entlastet! Ich lerne ja gerade Magie in meinem Leben zuzulassen – also kann ich mir das Feld vielleicht zurückerobern! Wie genial wäre das???
Warum weiß kaum jemand, dass es verlorene Zwillinge gibt?
Auch wenn Mütter in den allerseltensten Fällen von den verlorenen Zwillingen ihrer Kinder ahnen können, es soll je nach Literatur bis zu 70 Prozent der Schwangerschaften betreffen. Und kaum jemand weiß es – und vor allem nicht, welche Auswirkungen es auf die Geborenen hat.
Meine Mutter habe ich danach gefragt, bevor ich zum ersten Mal darüber geschrieben habe – sie wusste es nicht. Das ist in den meisten Fällen wohl so. Ich kann es also nicht beweisen. Aber es fühlt sich so unfassbar richtig an. Es stimmt für mich.
Die Bücher, die ich inzwischen zu dem Thema gelesen habe, erklären, dass die meisten Abgänge im ersten Trimester geschehen. Da die Pränataldiagnostik in Deutschland erst später beginnt, bleibt es meist unentdeckt und der verstorbene Fötus wird von der Plazenta des Überlebenden aufgenommen. Manchmal wird er auch im Körper verarbeitet, dann kann man den Zwilling als Fremdkörper erkennen.
Für die Zurückbleibenden ist es ein ozeanisches Gefühl der Zeitlosigkeit, das sind gefühlte Äonen. Daher wirkt es so stark auf die Psyche.
Ich hatte mit meinem expressiven Leben Glück – viele entwickeln unerklärliche Ängste vor dem Tod, da sie so lang mit ihm gelebt haben. Ich bin eher angezogen davon. Es gibt immer wieder Menschen in meinem Berufsleben, die gehen können, nachdem ich bei ihnen war, deren letzte Begegnung ich war. Ich strahle etwas aus, das sie loslassen lässt.
Alle meine Symptome sind in den Büchern beschrieben
Eine solche Liste (die zum Glück nicht komplett auf mich zutrifft, aber schon erschreckend bekannt klingt), stammt aus „Der allein gebliebene Zwilling“ von Peter Bourquin und Carmen Cortés.
Ich habe keinen Platz in meinem Leben
Ich verspüre ständig Angst
Ich sollte nicht hier sein
Niemand sieht mich wirklich
Es gibt keine Sicherheit, jederzeit kann etwas Schlimmes passieren
Ich bin traurig
Ich fühle mich einsam
Es fehlt mir etwas oder jemand
Ich habe meiner Mutter wehgetan und traue mich deshalb nicht, ihr zu nahe zu kommen.
Ich fühle mich schuldig
Ich muss mir das Recht zu Leben verdienen
Eine sehr viel detailliertere Zusammenstellung, als Selbsttest gedacht, fand ich auf der Seite von Annett Petra Breithaupt. Hier wird der Zusammenhang zur Hochsensitivität noch einmal so richtig verdeutlicht:
„Mögliche Auswirkungen auf Beziehungen
Ich muss viel tun, um eine erfüllte Beziehung zu haben
Ich werde immer allein sein
Nur mit dem/der Einen kann ich wirklich glücklich werden
Ich muss ständig mit jemanden zusammen sein
Ich kann nicht vertrauen, muss aufpassen, dass der/die Andere da bleibt
Ich muss den/die Andere retten, gesund machen, erfolgreiche machen, nur dann kann Liebe entstehen
Einsamkeit, unstillbare Sehnsucht und das Bedürfnis nach symbolischer Verschmelzung (die gut gelebte Sexualität zwischen Erwachsenen fast unmöglich macht) kreieren unerfüllte Liebesbeziehungen, ebenso wie die ständige Angst vor Verlust, das nicht Aushalten können von wirklicher Nähe und sich nicht Einlassen können auf tiefe Bindung. Unerklärliche Schuldgefühle, retten und erhalten wollen um jeden Preis, übergroße Ängste vor Veränderungen. Solange das Trauma noch aktiv ist, bestimmt es oft die Partnerwahl.
Mögliche Auswirkungen auf den Beruf
Ich muss für zwei/drei arbeiten – daraus resultiert Dauerüberforderung
Ich schaffe es nicht
Ich muss alles allein machen, kann nicht delegieren
Ich habe Angst vor dem Ende des Projekts, was kommt dann, Leere? Deshalb beende ich es lieber nicht
Ich darf nicht wirklich erfolgreich sein, wenn du nicht leben darfst
Nicht selten wird der falsche Beruf gewählt (der, der mehr dem Potential des gegangenen Zwillings entspricht), so wird es immer anstrengend und erfolglos sein.
Mögliche Auswirkungen auf die Finanzen
Ich darf nichts haben, weil der/die Andere ja nicht leben darf
Mir darf es nicht gut gehen, weil der Schmerz um den Verlust so groß ist
Viel Geld in die Rettung und Erhaltung anderer stecken. Das können auch Projekte, Häuser, Autos, technische Geräte, Haustiere oder Besitz sein, der eigentlich nicht mehr wirklich zur aktuellen Lebenssituation passt. Es entsteht die Neigung alles doppelt zu kaufen.
Mögliche Auswirkungen auf die Wohnsituation
Mir darf es nicht gut gehen (man lebt mit kaputten Dingen in einer unschönen Umgebung)
Ich habe keinen Raum
Ich darf mich nicht schützen
Ich kann nichts wegschmeißen
Viele Betroffene haben auch zwei und mehr Wohnungen, zwischen denen sie ständig pendeln und immer mit Umzugskisten und Koffern leben.
Schwierigkeiten, die eigene Identität zu finden
Wie es allein weiter geht
Ich kann mich nicht richtig abgrenzen, mir geht alles so nahe
Ich weiß immer, was mit Anderen los ist
Was ist wirklich meins? (Vor allem im Fühlen)
Was passt zu mir? (z.B. meine Kleidung, mein Lebensstil, meine sexuelle Identität)
Verfolge ich meine Projekte oder meine Idee von jemand Anderem ohne es zu merken?
Körperliche Auswirkungen
Ich bin immer zu schwach, zu kraftlos, zu antriebslos
Ich spüre mich nicht richtig, nur über große Reize
Ich bin nicht richtig bei mir, gehe ständig über meine Grenzen (z.B. zu viel Sport, zu viel Essen etc.)
Ich nähre mich nicht richtig (nutze mir zur Verfügung stehende Ressourcen nicht wirklich)
Symptome betreffen oft die paarigen Organe (z.B. Augen, Schilddrüsen, Brust, Nieren) und die Körperbereiche, die sich beim Embryo gerade entwickelt haben, als der Bruder/die Schwester ging. Autoimmunerkrankungen zeigen den inneren Konflikt „ich will leben, will (darf) nicht leben“ am deutlichsten. Das Geschehen im Mutterleib, war für den Überlebenden eine real lebensbedrohliche Situation, da beim Verlust des Zwillings die Schwangerschaftshormone der Mutter sehr stark abgefallen sind, so gehen auch später viele gewünschte Lebensveränderungen mit starken Körperreaktionen einher, bis hin zu Panikattacken.“
Wenn man um das Phänomen weiß, liegt es offenbar klar auf der Hand. Ich habe nach meinem Outing von einer guten Freundin die Rückmeldung bekommen, dass sie, seit sie mich kennt, dachte, ich könnte einen verlorenen Zwilling haben. Alles, was ich so über mich erzählte, hatte sie daran erinnert. Sie hat es aber nie laut ausgesprochen.
Wie denn auch? Erst nachdem ich es wusste.
Das hat mich sehr umgehauen.
Ich möchte also wirklich gern dazu beitragen, dass das Thema bekannter wird. Unter anderem werde ich gerade bei Isa-Bianka und Julian Mack zum IOSA-Practitioner ausgebildet, um die Integralen Organisations-Strukturaufstellungen zu durchdringen. Ich muss wissen, wie das funktioniert! Im Zuge meiner integralen Coachingausbildung entstand mein Selbstheilungskurs „Umarme Deine Symptome …und aktiviere Deine Selbstheilungskräfte“, in den ich alle meine Erfahrungen fließen lasse.
Ein möglicher Weg, herauszukriegen, ob man ebenfalls betroffen ist, ist also, es in einer Aufstellung zu erkennen. Und da kommt es wohl recht häufig vor, dass verlorene Zwillinge auftauchen. Es ist ja schon bekannt, wie bedeutsam ungeborene oder verstorbene Geschwister sind – ein weiteres verwandtes Phänomen.
Ansonsten verlasse ich mich beim Erkennen, ob ich von einem Thema betroffen bin, ganz darauf, dass mein Körper sowas besser weiß als ich. Nachdem ich bei Bessel van der Kolk über eine Frau gelesen hatte, die während einer Narkose aufgewacht war, durchlebte mein System eine gefühlte halbseitige Lähmung und brachte mir die Erinnerung ins Bewusstsein, dass ich als Kind dasselbe erlebt hatte (noch ein Trauma, mit fünf Jahren von einer Mandeloperation mitgebracht!).
Wenn ich nicht von diesem Körpererfahrungsspeicher und intrinsischen Körperwissen überzeugt wäre, würde dieser Artikel, mit dem ich Menschen, die es von sich nicht wissen, überhaupt erst darauf aufmerksam machen möchte, wenig Sinn machen. Ich denke, die Resonanz, die das Lesen im Körper erzeugt, wird zu der Erkenntnis führen, ob es ein Thema ist, das sich weiterzuverfolgen lohnt – oder nicht.
Es ist wohl wie bei den meisten Blockaden. Wenn man sie benennen kann, sind sie schon fast integriert!
Ich habe durch meine Begegnung mit Maria unglaublich viel gewonnen.
Wer wissen möchte, wie die Geschichte weitergegangen ist: Vom 12. bis zum 21. Dezember 2022 veranstaltet Elke Brenner einen Kongress Lebender Zwilling – Vom Verlust zur Freude. Ich bin am 19.12. als Interviepartnerin dabei.
Warum fängt eine freiberufliche Logopädin, die ein zweites Standbein als Dozentin und ein weiteres Spielbein als Playing Artist und Coach hat und sich vor Aufträgen kaum retten kann, also nachweislich keine Zeit hat, an zu schreiben?
Die Antwort ist ganz einfach: Weil ich wirklich gern schreibe und – wie mir immer wieder zurückgemeldet wird – wohl auch außergewöhnlich viel lese. Ich habe eine unfassbar große intrinsische Motivation, mich in spannende Themenfelder hineinzuarbeiten. Und das muss ja mal irgendwo landen!
Ich bin immer noch jederzeit dankbar für jedes neu zu entdeckende Themenfeld, das Teilnehmer meiner Fortbildungen sich von mir wünschen. Das bedeutet, dass ich ganze Meter im Bücherregal zu bestimmten Themen durchgearbeitet und mit dem Besuch passender Fortbildungen vertieft habe. Ich brauche das. Ich möchte diesen Webseite nutzen, um mich mit meine Arbeit und Lebenswelt betreffenden Themen auseinandersetzen zu können, um sie letztendlich für mich neu aufzubereiten. Und warum sollen andere nicht an meinen Zusammenfassungen, Erfahrungen und Gedanken teilhaben?
Das führt aber auch dazu, dass ich sehr häufig, wenn ich auf einen interessanten Blogtitel klicke und denke, dass mein Lesehunger nun gestillt würde, mit einer gewissen Enttäuschung zurückbleibe, wenn dieser nach wenigen Sätzen endet und mir klar wird, dass ich bereits vor dem Lesen mehr über das Thema wusste als nachher. Ich habe nie verstanden, wofür ein solcher Blog gut sein soll. Auch hier möchte ich IMMER ALLES berücksichtigt sehen. Ich werde mich also weder inhaltlich noch thematisch reduzieren.
Ich konnte schon immer besser denken, wenn ich etwas aufgeschrieben hatte, konnte mir ein Fremdwort oder ein neues englisches Wort besser merken, wenn ich es geschrieben hatte oder zumindest wusste, wie man es schreibt. Das führte dazu, dass ich irgendwann mal darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ich tatsächlich ohne es zu merken mit den Fingern in die Luft schreibe. Scheint mir zu helfen.
Ich führe auch immer irgendwelche Listen, gerne To-Do-Listen. Ich nutze Schreiben zur Entscheidungsfindung. Unvergessen ist die Pro- und Contra-Liste, anhand derer mir klar wurde, dass ich mit meinem damals noch ungeborenen ersten Sohn nur in meiner Muttersprache Friesisch würde reden können – egal, wie viele Kilometer ich von meiner Heimatinsel Föhr weg bin und dass niemand sonst in der Umgebung diese Sprache spricht. Aber da stand eben auf der Pro-Seite alles, was mit mit positiven Gefühlen, mit dem Herzen zu tun hatte, und auf der Contra-Seite nur irgendwelche diffusen Ängste und Befürchtungen. Schwarz auf Weiß lag die Lösung vor mir.
Ohne Notizbuch gehe ich kaum aus dem Haus. Ich führe außerdem Tagebuch, seit ich fünfzehn bin, und einiges davon kann ich heute noch gut lesen. Schreiben lässt mich nicht vergessen, Schreiben strukturiert mich.
Ich versuchte mich also irgendwann auch in kreativem Schreiben. Ein paar Geschichten brachte ich für den friesischen Erzählwettbewerb „Ferteel iinjsen“ zu Papier, z.B. war „Wüfensbeschük“ die erste.
Als ich davor einmal Julia Camerons zwölfwöchiges Kreativitätstraining „Der Weg des Künstlers“ durchgeführt hatte, hatte ich ein wohl eher ungewöhnliches Erlebnis gehabt. Bis heute nutze ich in intensiven Arbeitsphasen ihre Idee, per „Morgenseiten“ mir alles ungefiltert und unzensiert von der Seele zu schreiben, was im Kopf herumschwirrt, bevor ich mich an etwas heransetze. Bei der Aufgabe, mir einen positiven Brief aus der Zukunft und einen aus der Vergangenheit zu schreiben, hatte ich gerade angesetzt, ein paar fiktive Dankessätze an mich aus meiner Kindheit zu formulieren, als – offensichtlich – mein Inneres Kind die Führung über meine Hand übernahm und sich weigerte, weiterzuschreiben. Meine Hand blockierte dermaßen, dass ich seitenweise einfach nur Kreise kritzeln konnte, die bis auf die nächsten Seiten durchdrückten, weil sie sich erst freischreiben musste. Anschließend schrieb mein Inneres Kind mir unverblümt und negativ, wie es ihm wirklich ging, und teilte mir auch mit, was es von mir brauchte.
In den folgenden Monaten kamen schließlich auch andere Persönlichkeitsanteile meines Inneren Teams zu Wort, woraus sich zunehmend Schreibdialoge ergaben. Im weiteren Verlauf konnte ich einfach auf einem Blatt eine Frage formulieren und meine Hand schrieb mir eine Antwort dazu auf. Mir ist klar, dass das vielleicht schräg klingt, aber es erklärt hoffentlich meine unbedingte Überzeugung, dass Schreiben befreit, dass es tiefere Persönlichkeitsschichten aufdecken kann, dass man sich selbst dadurch ein Stück besser kennenlernen kann und dass es wirklich auch gesund ist, es einfach zu tun.
Inzwischen nehme ich auf diese automatisch schreibende Art und Weise sogar Kontakt auf mit meinen Vorfahren. Die Ahnenheilung ist ein weiterer Baustein meines Selbstheilungsprozesses geworden. Die Verbindung mit einem meiner Ururopas half mir durch eine Krise, als diese wunderschöne Weisheit durch meine Hand aufs Papier floss : „Wenn du dir schon die Frage stellst, ob du in einem Feld du selbst sein kannst – dann ist es nicht dein Feld. Denke größer. Erschaffe dein eigenes Feld.“ Das hätte ich so nie formulieren können! Nehme ich mir sehr zu Herzen.
Einmal machte mich eine Händigkeitsberaterin zwischen Tür und Angel darauf aufmerksam, dass sie mich ja wohl nicht zu diagnostizieren bräuchte und gab mir die Aufgabe, selbst darauf zu achten, wie viel ich mit der linken Hand mache. In der Grundschulzeit hatte ich einen Kampf durchlebt, aus dem Gekrickel, das ich – meine Linkshändigkeit nicht ahnend – nur zustande brachte, eine weiche und fließende Handschrift zu formen. Daher war ich eigentlich dagegen entschieden, eine Rückschulung auf eine Linkshänderschrift zu beginnen. Die Schwungübungen aber, die ich mit Wachsmalern mit meiner ungeschickten linken Hand ausführte, fühlten sich so wunderbar an, dass ich dann doch weitermachte. Mein Fazit ist, dass es sich auch auch auf rein motorischer Ebene einfach gut anfühlt, Schreibbewegungen zu machen. Später lernte ich dann den „Schreibtanz“ kennen, bei dem man beidhändig Stifte zur Musik an der Wand auf riesigen Papieren bewegt, und das ist tatsächlich sehr angenehm und befreiend.
Es ist also nicht nur das Schreiben an sich, sondern auch das Schreiben mit der Hand insbesondere, das mich antreibt. Die Kinderbuchautorin Cornelia Funke beschreibt in einem Zeit-Interview: „Als ich zum ersten Mal wieder mit der Hand ein Manuskript verfasste, hatte ich das Gefühl, dass mir jemand das Spielen zurückgegeben hatte. Die Hand macht einem deutlich, dass man mitten im Formulieren und Kreieren steckt.“ Sie stellt dabei auch die Freiheit heraus, die in der „Ineffizienz“ des Handschriftlichen liegen kann. Ich selbst habe sogar schon beim Gehen etwas verfasst:
Dabei ist es mir gar nicht wichtig, dass unbedingt etwas Produktives dabei herauskommen muss. Im Gegenteil mache ich es wirklich eher für mich selbst und nutze den kreativen Prozess des Schreibens für andere Dinge, die dann freigesetzt werden.
Große Nachwirkungen bis heute hatte ein Workshop „Art in Nature“, den ich im Rahmen meines Studiums mitgemacht habe. In der wüsten Dünenlandschaft Fuerteventuras erhielten wir die Aufgabe, etwas zum Thema Grenze/Grenzenlos zu gestalten. Ich hätte ein Muster in den Sand ritzen können, aber mir kamen Worte. Die ich in mehreren Durchgängen in meinem Tagebuch neu sortierte und zusammenstellte.
Für mich ist in dem spontan entstandenen Text plötzlich der Titel enthalten gewesen, den ich viele Monate später schließlich meinem Blog – den ich eigentlich Artikelsammlung nennen sollte – geben „musste“. Und darüber brauchte ich nicht mehr lange nachzudenken. Und das ist genau der Punkt! Das, was daraus entstehen kann, wenn man sich einem Schreibfluss hingibt. Ich traue mich mal, den Text an dieser Stelle zu veröffentlichen. Wie man unschwer merkt, hat er nur für mich eine spezielle Bedeutsamkeit.
Time The final frontier Doctor, Doctor, gimme the news Bin ich frei? Bin ich brtt? Bin ich im Hier und Jetzt? Bin ich zu intensiv? Will ich zuviel? Jümmers mit’n Kopp döör de Wand? Wo fange ich an und wo höre ich auf? If I could save Time in a Bottle – würde ich das wollen? A Tear through the Fabric of Time – brauche ich das? Was brauche ich, um mich wohlzufühlen?
Spiegelneurone nerven Mitschwimmen oder mitgerissen werden Schwimmen im Brit Pool Sometimes I feel… IMMER ALLES
Wibbly Wobbly Timey Wimey Jede Entscheidung, die ich treffe, kreiert ein Paralleluniversum
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser No trespassing No crowdsurfing No woman no cry – It’s a bit more complicated than that
Und was soll die Telekom von mir denken?
Finde Pogo auf der Metaebene Dauer Wechsel Nähe Distanz fluide kristallin transparent opaque Die Erfolgreichen sagen: Fuck off!
I’m holding the key (to the TARDIS) Was ich brauche ist – unvermittelten Ausbruch in Tanz und Gesang – Freiheit im Innen – selektiv-aggressiven Kakofeminismus
Worse than everybody’s Aunt – Die Grenze bin ICH.
Vielleicht erkennt der eine oder andere Eingeweihte höchstens, dass ich damals offensichtlich viel Dr. Who geguckt habe… Worum es hier hauptsächlich geht, ist der Effekt, den dieser Text für mich hatte. Ich nutze das kreative Schreiben (und nicht nur das) häufig auch in meinen Seminaren, um neue Themen auf persönliche Art einzuführen und gleich in die Tiefe zu gehen.
Oft sind mir schon die Tränen gekommen, aus Rührung oder vor Lachen, wenn jemand sich anschließend traute, seine Worte vorzutragen. Ich habe bereits Pamphlete vernommen, Gedichte, ein Märchen, einen Werbetext, eine Liste, Oden oder sogar ein selbst erstelltes Kreuzworträtsel. Ich bin stets reich beschenkt worden.
Ich möchte diesen Funken, den mir das Schreiben eröffnet, gern weiter in die Welt tragen.
Also habe ich mir vorgenommen, mich ebenfalls zu trauen, mit meinen Texten auch mal in die Öffentlichkeit zu gehen. Mit meinen Selbstzertifizierungen habe ich Jahre später einen zu mir passenden Weg dafür gefunden.
Ich gebe in meinem Selbstzertifizierungskurs Impulse und ich schreibe Artikel über genau die Dinge, die mich beschäftigen. Und da bin ich nicht eingeschränkt. Das kann IMMER ALLES sein.
Als Museumsjunkie, Spiel- und Theaterpädagogin, als Playing Artist und und in meinem Studium des kunstanalogen Coaching habe ich vielfältige Erfahrungen mit angewandter Kunst gemacht.
Ich habe eine Neigung zu bunten Assoziationsketten und lasse mich gern selbst überraschen, wo ich als nächstes lande.
Das Feld, auf dem ich mich momentan austobe, ist das der Träume. Ich habe das luzide Träumen für mich entdeckt und darüber kam ich zu Clare Johnson und dem luziden Schreiben.
Der Unterschied, den das Eintauchen in mein eigenes Unbewusstes für mich macht, ist enorm. Anstatt andere Menschen zu befragen, was denn dies oder das Traumsymbol oder Symptom oder welche Lebensäußerung auch immer symbolisch bedeuten möge, erfahre ich hier eine Möglichkeit, ganz in mein eigenes Inneres abzutauchen.
Für mich ist ganz klar: Es bringt mir nichts, in irgendwelchen Büchern nach Lösungen zu suchen, oder in Listen zu gucken, wie jemand anders das, das mir widerfährt, wohl interpretiert.
Die Bedeutung, die mein Leben für mich hat, die kann ich nur selbst ihm geben.
Kindheitsmuster durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl auflösen
Jeffrey Young hat in den Neunzigern sogenannte Lebensfallen formuliert. In „Reinventing Your Life“ beschreibt er, wie er an seinen Patienten, die keine nennenswerten Fortschritte in ihrer Therapie machten, bestimmte wiederkehrende Muster beobachtete, die er Schemata nennt. Ein Schema besteht aus dem Zusammenspiel von Erinnerungen, Gefühlen, Gedanken und Körperwahrnehmungen. Früh in der Kindheit oder Jugend dienen sie dem Überleben und helfen uns, uns selbst zu beruhigen. Doch irgendwann prägen sie unser Selbstbild und sie brennen sich in Form von Glaubenssätzen über das Leben so stark als Grundgefühl fest, dass wir unsere Kindheitserfahrungen selbst in unserem erwachsenen Leben immer wieder zu wiederholen scheinen. Freud hat das bereits erkannt.
Durch meine Selbstzertifizierungen habe ich mich voller Selbstmitgefühl einigen dieser Muster liebevoll zugewandt und sie aufspüren können. Ich bin durch das Buch „Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl“ von Christoph Germer auf die Schemata gestoßen. Bevor ich zu der Aufzählung dieser Lebenswunden komme, ein Wort zur Praxis damit:
Germer verweist auf die „Emotionale Alchemie“ von Tara Bennett-Goleman, deren Vorschläge zum achtsamen Umgang mit den Schemata ich in ihre Beschreibungen eingewoben habe. Beide schlagen vor, dass wir unser selbstzerstörerisches Denken entlarven können, indem…
1. …wir achtsam zur Kenntnis nehmen, was gerade geschieht – welche Empfindungen allein schon beim Durchlesen der folgenden Auflistung unserem Körper ausgelöst werden
2. …wir uns öffnen für die Gefühle und wirklich zulassen zu spüren, welche Emotionen damit verbunden sind. Verlassenwerden löst Angst aus, Misstrauen Wut, Deprivation tiefe Traurigkeit. Was ist es jetzt in diesem Moment?
3. …wir unsere Gedanken registrieren. Was denken wir wahrscheinlich, was kommentieren wir für uns selbst, was passiert ist und was wir getan haben? Was ist es, das wir uns immer wieder sagen, um diese Lebensfalle zu nähren?
4. …wir uns auf die Bilder einlassen, die erscheinen. Haben wir ähnliches schon früher erlebt? Erinnert uns das an Geschehnisse und Gefühle aus der Kindheit?
5. … wir herausfinden, wir wir uns typischerweise verhalten, wenn das Muster aktiv ist. Gibt es Übereinstimmungen mit ähnlichen Reaktionen? Gibt es ein verwandtes Schema?
Germer empfiehlt, man möge sich ein Schema herausgreifen, das im Leben vorherrscht, und für eine bessere Wirkung eine Situation aufschreiben, in der es wahrscheinlich aktiviert wird. Das Erkennen unserer Schemata ist Achtsamkeit, und wenn wir inmitten eines aktiven Schemas freundlich zu uns sind, dann ist das Selbstmitgefühl. Selbst das Erkennen eines Schemas und das Benennen der begleitenden Gefühle ist bereits eine effektive Methode, um einen ganzen Komplex destruktiver Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen in einem Augenblick freundlichen Gewahrseins aufzulösen.
Deswegen haben mir meine Selbstzertifizierungen auch geholfen – sie brachten noch dazu eine Prise Humor dazu.
Da solche Lebensfallen sich fast immer aus gestörten Beziehungs- oder Bindungserfahrungen entwickeln, aus frühkindlichen Traumata, ging Jeffrey Young davon aus, dass sie besonders in einem Umfeld entstehen, in dem grundlegende kindliche Bedürfnisse nicht erfüllt werden. „Das Zusammenwirken des angeborenen Temperaments und der frühen Umgebung des Kindes führt zur Nichterfüllung statt zur Erfüllung der Grundbedürfnisse“. Diese sind:
Das Bedürfnis nach sicherer Bindung zu anderen Menschen (Sicherheit, Stabilität, nährende Zuwendung und akzeptiert werden)
Das Bedürfnis nach Autonomie, Kompetenz und ein Gefühl der Identität
Die Freiheit, berechtigte Bedürfnisse, Wünsche und Emotionen ausdrücken und ausleben zu dürfen
Das Bedürfnis nach Spontaneität und Spiel
Das Bedürfnis danach, realistische Grenzen zu setzen und gesetzt zu bekommen und selbst Kontrolle ausüben zu können
Im Umgang mit den Lebensfallen gibt es – je nach Temperament – drei Copingstrategien, oder auch Abwehrmechanismen, die als missglückte Lösungsversuche bezeichnet werden können: Erdulden, Vermeiden und Überkompensieren. Sie können zwar einzeln auftreten, aber das ist eher ein Sonderfall. Manchmal verwendet man in einem Lebensumfeld die eine und in einem anderen eine andere Strategie. Um sich aus dem Schema zu befreien, müssen diese Verhaltensweisen erkannt und verändert werden. Ich werde sie jeweils am Schluss meiner Zusammenfassungen beschreiben, wobei mir die detaillierten Übersetzungen von Eckhard Rödinger, Judith Grutschpalk und Christoph Fuhrhans geholfen haben.
Erdulden Eher passive Menschen reagieren mit dem Totstellreflex, dem Erstarren, Unterwerfen und Sich-Fügen, was sich ergeben, sich ausliefern oder erdulden bedeutet.
Ergebene Mitmacher sind übermässig angepasst und autoritätsgläubig, konfliktvermeidend, stellen eigene Ansprüche zurück und versichern sich bei anderen. Im Extremfall lassen sie widerspruchslos zu, dass schlecht mit ihnen umgegangen wird. Im Leben wiederholen sie die schmerzhaften Muster der Kindheit mit den gewählten neuen Partnern. Diese Vertrautheit gibt ihnen eine Scheinsicherheit.
Vermeiden Eine andere Möglichkeit ist die klassische Flucht, die Distanz. Wenn jemand flieht, vermeidet er es, über seine Probleme nachzudenken. In Verdrängung und Verleugnung werden Gedanken verbannt, Gefühle werden unterdrückt, Beziehungen und Situationen vermieden, abgetrennt. Alles andere wäre zu schmerzhaft. Der Nachteil von Vermeidung ist, dass die betroffene Person nie ihrem Schema entkommt. Da sie nicht mit der Realität konfrontiert wird, findet keine Weiterentwicklung statt. Die Situationen und Auslöser können nicht verändert werden, bevor sie nicht als Problem erkannt wurden. Stattdessen werden die alten und gewohnten selbstzerstörerischen Beziehungen und Verhaltensweisen weitergeführt.
Der distanzierte Beschützer wirkt kontrolliert und fassadenhaft, manchmal kühl. Emotionen sind abgeschaltet und nicht zugänglich. Charakteristisch sind innere Leere, Langeweile und psychosomatische Beschwerden.
Der distanzierende Selbstberuhiger betreibt in dem Drang, sich zu entspannen, oft suchtähnliche Ersatzaktivitäten, um schmerzhafte Emotionen nicht wahrzunehmen: Substanzmissbrauch, Workaholismus, exzessiven Sport, eigentlich jede Art exzessiver Zerstreuung, aber auch Dauerfernsehen, Essanfälle und Selbstverletzungen, wenn sie der Spannungsreduktion dienen.
Der ärgerliche Beschützer reagiert gereizt, ironisch und abweisend, wirkt mürrisch. Fühlt er sich bei Anforderungen durch andere bedroht, reagiert er dann auch aggressiv und entwertend.
Überkompensation Menschen mit einem stärker aggressiven Temperament entscheiden sich für Kampf oder Gegenangriff, neigen eher zur Kompensation, die in Richtung Omnipotenz, Übertreibung, Verstellung und Selbsttäuschung gehen kann. Die betroffene Person versucht mit dem Schema zurechtzukommen, indem sie sich so verhält, als träfe das genaue Gegenteil zu. Sie versucht, sich so weit wie möglich von der Kindheit zu entfernen. Wenn die Person damals das Gefühl hatte wertlos zu sein, tut sie heute, als ob sie etwas ganz Besonderes, perfekt oder unfehlbar sei.
Der Angeber tritt egozentrisch und großspurig auf, als habe er besondere Rechte, zeigt dabei wenig Empathie. Er prahlt und sucht Bewunderung, zeigt Überlegenheit, ist übertrieben grandios.
Der Kontrolleur kann als Perfektionist auftreten, um Kritik oder Unglück zu vermeiden, oder als misstrauischer Kontrolleur, der andere und ihr Verhalten dauernd auf Indizien für Böswilligkeit hin überprüft. Er ist dominant, konkurrierend, arrogant, hochmütig, herablassend und abwertend.
Der Schikanierer und Angreifer ist voll kalter Wut, ist aggressiv, überkontrollierend und schädigt andere absichtlich verbal, emotional, sexuell und physisch. Er ist rebellisch, manipulativ, ausbeutend. Unterordnung und Kontrolle? Niemals!
Der Versuch, niemanden zu brauchen, kann langfristig zur Vereinsamung führen. Außerdem versperrt die Kompensation den Weg zu wirklicher Nähe. Die Fähigkeit zu vertrauen, verletzlich zu sein und sich tiefer einzulassen, wird eingebüßt.
Nun kommt die Beschreibung der verschiedenen Schemata, die sich, ausgehend von den fünf genannten Grundbedürfnissen von Kindern, in fünf verschiedene Domänen zusammenfassen lassen:
• Mangelnde Sicherheit und Bindung führt zu Abgetrenntheit und dem Gefühl von Ablehnung und Zurückweisung. ◦ Wenn Grundsicherheit beeinträchtigt wurde: Verlassenheit, Misstrauen und Missbrauch ◦ Wenn Verbundenheit mit anderen beeinträchtigt wurde: Emotionale Entbehrung und Isolation
• Eingeschränkte Kontrolle im Außen führt zu Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung ◦ Wenn Autonomie beeinträchtigt wurde: Abhängigkeit und Verletzbarkeit
• Ohne Selbstwert kommt es zu Fremdbezogenheit und eingeschränktem Selbstausdruck ◦ Wenn Selbstachtung beeinträchtigt wurde: Unzulänglichkeit und Versagen ◦ Wenn Selbstausdruck beeinträchtigt wurde: Unterwerfung und überhöhte Standards
• Einschränkte Selbstkontrolle führt zu Beeinträchtigungen im Umgang mit Begrenzungen ◦ Wenn Realistische Grenzen beeinträchtigt wurden: Anspruchshaltung
• Lust- und Unlustvermeidung führt zu übertriebener Wachsamkeit und Gehemmtheit
Wenn das Bedürfnis nach Grundsicherheit beeinträchtigt wurde, kommt es zu schädigender Frustration:
I. Abgetrenntheit und Ablehnung, Zurückweisung
In diesem Fall fehlt dem Kind in der Entwicklung häufig Wichtiges. Das Gefühl, abgetrennt zu sein und Zurückweisung zu erfahren, beschreibt die Erwartung, dass die eigenen Bedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit, Stabilität, Fürsorge, Verständnis oder Zuwendung und Empathie nicht erfüllt werden. Dies gilt sowohl in der Familie, als auch in intimen Beziehungen. Der typische familiäre Ursprung ist in einer explosiven, unberechenbaren oder missbrauchenden Familie zu sehen. Das Kind wird traumatisiert und zum Opfer gemacht. Oder es bekommt Zuviel von etwas Gutem. In diesem Fall ist das Kind zwar nicht schlecht behandelt worden, aber möglicherweise wurde ihm zu viel abgenommen, es wurde verwöhnt und ihm wurden keine Grenzen gesetzt.
Das Kind identifiziert sich mit Gedanken, Gefühlen, Erlebnissen und Verhaltensweisen der Elternteile. Hierbei werden allerdings nicht nur die guten Aspekte übernommen, sondern auch negative. Kinder, die missbraucht wurden, identifizieren sich häufig sowohl mit dem Opfer als auch mit einigen Aspekten des schädigenden Erwachsenen.
Ihr Erleben ist das des verletzbaren oder wütenden Kindes. Das verletzbare Kind ist ein einsames Kind, das nur dann Aufmerksamkeit bekommt,wenn es seinen Eltern alles recht macht. Es erlebt die schweren emotionalen Schmerzen und Ängste von Verlassenheit oder Missbrauch. Es fühlt sich isoliert, traurig, missverstanden, nicht unterstützt, unvollkommen, emotional vernachlässigt, überwältigt, unfähig, zweifelt an sich selbst, ist bedürftig, hilflos, hoffnungslos, erschreckt, ängstlich, beunruhigt, geopfert, wertlos, ungeliebt, nicht liebenswert, verloren, orientierungslos, zerbrechlich, schwach, abgelehnt, unterdrückt, machtlos, übergangen, ausgeschlossen, pessimistisch. Es fühlt sich extrem verletzlich und allein und sucht nach einer fürsorglichen Elternfigur.
Das wütende Kind fühlt sich stark verärgert, aufgebracht, wütend, zornig, frustriert und ungeduldig, weil seine Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Andere fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Der Ärger wird unangemessen ausgedrückt, es rastet aus und ist blind vor Ärger und Wut, es verletzt andere Menschen oder Dinge.
Es handelt sich um die Lebensfallen Verlassenheit/Instabilität, Emotionale Vernachlässigung, Misstrauen/Missbrauch, Unzulänglichkeit / Scham.
1. Verlassenheit / Instabilität
Ich fühle mich nie sicher und werde immer wieder verlassen. Die anderen sind nicht zuverlässig.
• Ich bin im Stich gelassen.
• Meine Eltern haben mich allein gelassen, waren im Verhalten wechselhaft.
• Ich habe Angst, dass die Menschen, denen ich mich nahe fühle, mich verlassen werden.
• Ich klammere mich aus Angst sie zu verlieren an Menschen, die mir nahe sind.
• Ich klammere mich an die Leute, denen ich nahe bin, weil ich Angst habe, sie zu verlieren.
• Ich brauche andere Leute so dringend, dass ich ständig Angst habe, sie zu verlieren.
• Ich habe ständig Angst, dass Leute, denen ich mich nahe fühle, mich verlassen oder sich von mir abwenden könnten.
• Wenn sich jemand, um den ich mich kümmere, sich von mir zurückzieht, werde ich ganz verzweifelt.
• Manchmal habe ich so große Angst davor, dass mich Leute verlassen könnten, dass ich sie zurückweise.
Wichtige Bezugspersonen waren nicht fähig, eine kontinuierliche emotionale Unterstützung, Verbindung oder Schutz zu bieten. Sie waren emotional instabil, unvorhersehbar, unzuverlässig oder nur zeitweise präsent. Wer im Stich gelassen wurde, hat aus der erfahrenen Unzuverlässigkeit derer, die für Unterstützung und Verbindung zuständig waren, keine eigene Verbindung zu sich und anderen entwickelt.
Menschen, die sich in dieser Lebensfalle befinden, haben ständig Angst, allein gelassen zu werden. „Meine engen Beziehungen werden in die Brüche gehen, weil Menschen unzuverlässig und unberechenbar sind.“ Überzeugt, dass wichtige Beziehungen nicht halten werden, bleiben sie entweder isoliert oder klammern.
Erdulden: Ich bin eifersüchtig und ängstlich in Beziehungen oder suche nicht erreichbare Beziehungen. Ich wähle Partner oder Bezugspersonen, die emotional nicht verfügbar oder unvor-hersagbar unzuverlässig sind. Das Schema Verlassenwerden zu triggern, bedeutet auch, dass diese Partner weit entfernt wohnen, häufig auf Reisen sind, bis in die Abendstunden arbeiten oder sogar eine andere Beziehung haben können.
Vermeiden: Ich entziehe und isoliere mich, vermeide enge Beziehungen, habe Hobbies für mich alleine oder oberflächliche Freundschaften. Ich trinke viel, wenn ich allein bin.
Kompensieren: Ich stoße Partner oder wichtige Bezugspersonen mit anklammernden, besitzergreifenden oder kontrollierenden Verhaltensweisen von mir. Ich stelle hohe Forderungen an andere, übe vermehrt Kontrolle aus oder mache andere von mir abhängig, breche Beziehungen ab, bevor der andere geht; ich will besonders sein.
Tara Bennett-Goleman empfiehlt Menschen mit diesen Ängsten, zu lernen, dass es ihnen auch alleine gut gehen kann, dass sie die innere Stärke haben ihre Bedürfnisse selbst zu befriedigen, und daher nicht zerbrechen werden, wenn sie jemand verlässt. Wenn wir in diesem Heilungsprozess besonders achtsam für Gefühle bleiben, die schon ein symbolisches Verlassenwerden weckt – Überempfindlichkeit für Trennungserlebnisse, verzweifeltes Festklammern, Grauen vor dem Alleinsein – können wir diesem Schema zu Leibe rücken, sobald es uns zu überwältigen droht. Young schlägt daher vor, dass wir uns die Historie unserer vergangenen Beziehungsmuster einmal vornehmen und uns anschauen, welche Muster es genau sind, die uns triggern. Auf Beziehungen vertrauen zu lernen ist ein Meilenstein auf diesem Weg.
2. Emotionale Vernachlässigung und Deprivation / Entbehrung
Ich bin wertlos und überflüssig. Ich muss alles selbst tun, weil mir niemand hilft. Wenn ich jemanden brauche ist keiner da.
• Ich bin emotional vernachlässigt.
• Ich habe zu wenig Liebe und Aufmerksamkeit bekommen.
• Meine Eltern waren kalt vernachlässigend und ablehnend.
• Die meiste Zeit hatte ich niemanden, auf dessen Rat oder Unterstützung ich mich verlassen konnte.
• Größtenteils hatte ich niemanden, der mir wirklich zuhörte, mich verstand oder auf meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse eingegangen ist.
• Die meiste Zeit hatte ich niemanden, der sich um mich kümmerte, sich mir mitteilte oder sich wirklich für alles interessierte, was mir widerfuhr.
• Im Allgemeinen gab es in meinem Leben niemanden, der mir Wärme oder Halt gab oder mir seine Zuneigung gezeigt hat.
• Für die meiste Zeit meines Lebens hatte ich nicht das Gefühl, für jemanden etwas Besonderes zu sein.
• Ich hatte kaum eine starke Person die mir einen guten Rat gegeben oder mir den richtigen Weg gezeigt hat, wenn ich mal nicht wusste, was ich tun sollte.
Emotionale Vernachlässigung beschreibt die Erwartung, dass das eigene Verlangen nach emotionaler Zuwendung nicht ausreichend erfüllt wird. Wer darunter leidet, hat das Gefühl, minderwertig und unerwünscht zu sein, nichts wert zu sein, nicht geliebt zu werden. Diese Lebensfalle entsteht durch ein Elternhaus, in dem man sich nicht geliebt oder geachtet fühlte und ständig kritisiert wurde. Die Bezugsperson war zwar anwesend, hat sich aber nicht angemessen in die wahren Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse eingefühlt und sich mit echtem Interesse um das Kind gekümmert.
Die drei wichtigsten Formen Emotionaler Vernachlässigung sind:
• Mangelnde Fürsorge: Fehlen von Aufmerksamkeit, Zuwendung, Wärme oder Gesellschaft.
• Fehlende Empathie: Abwesenheit von Verständnis, Zuhören, Selbstoffenbarung oder dem Teilen von Gefühlen mit anderen.
• Mangelnder Schutz: Abwesenheit von Stärke, Richtung und Führung oder fehlende Anleitung durch andere.
„Es ist nie genug“, „Ich kann von anderen anscheinend nicht bekommen, was ich brauche – Verständnis, Unterstützung und Aufmerksamkeit“ – dieses Gefühl haben Menschen, die dieses Schema entwickelt haben. Sie glauben, für niemanden auf der Welt wirklich wichtig zu sein. Ein tiefes Gefühl der Leere führt zu hohen Ansprüchen an andere. Was immer diese anbieten, es reicht nicht.
Aushalten: Ich wähle ichbezogene, nur an sich selbst interessierte, gefühlskalte, abgetrennte Partner und Freunde und halte andere davon ab, emotional gebend zu sein. Ich sorge nicht gut für mich bzw. lasse mich schlecht behandeln.
Vermeiden: Ich vermeide intime Beziehungen vollständig, aus Angst vorm Verlassenwerden. Ich ziehe mich zurück, bin ein einsamer Wolf, führe Tagträume.
Flucht nach vorn: Ich stelle unrealistische Forderungen an andere zur eigenen Bedürfniserfüllung. Ich beute selbst andere aus, zeige Promiskuität oder bin Helfer (Helfersyndrom), ich opfere mich auf, klammere mich stark an andere.
Tara Bennett-Goleman empfiehlt Menschen, die sich in diesem Schema wiedererkennen, sich mehr Klarheit darüber zu verschaffen, wie unser Bedürfnis nach Fürsorge unsere Beziehungen formt. Achtsamkeit hilft gegen die Neigung, das Verhalten anderer verzerrt zu interpretieren. Wer glaubt, dass andere nur etwas von einem wollen, lernt so, diesen Gedanken in Frage zu stellen – um vielleicht zu merken, dass die anderen unsere Gesellschaft genießen, ohne noch mehr von uns zu erwarten. Mit Achtsamkeit können auch Verhaltensänderungen gelingen, indem wir anfangen, unsere Bedürfnisse anderen klar und angemessen mitzuteilen und uns emotional präsente Partner zu suchen.
3. Misstrauen / Missbrauch
Nähe tut weh. Andere sind böse zu mir. Ich habe es nicht besser verdient, mit mir kann man es machen.
• Ich bin missbraucht.
• Meine Eltern missbrauchten mich emotional und/oder körperlich bzw. sexuell.
• Ich bin gewöhnlich auf der Hut, da ich immer Hintergedanken bei anderen vermute.
• Ich bin den Absichten anderer gegenüber misstrauisch.
• Ich habe das Gefühl, dass ich ausgenutzt werde.
• Wenn ich nicht vorsichtig bin, werden mir andere weh tun.
• Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand mein Vertrauen missbraucht.
• Hinsichtlich der Motive anderer bin ich sehr misstrauisch.
Dieses Schema entwickelt sich, wenn frühere Beziehungen als unzuverlässig oder sogar als missbrauchend erlebt wurden. Es äußert sich in der Erwartung, dass andere einen verletzen oder missbrauchen, bloßstellen, betrügen, belügen, manipulieren und ausnutzen werden.
Das Schema beinhaltet die Annahme, dass die Verletzung absichtlich erfolgt. Das Schema kann das Gefühl einschließen, letztendlich immer betrogen zu werden oder „den Kürzeren zu ziehen“. Es führt zu ständigem Auf-der-Hut-sein. Diese Menschen gehen oft schädigende Beziehungen ein, in der Überzeugung, nichts Besseres verdient zu haben.
Erstarren: Ich wähle zu Missbrauch neigende Partner und Freunde, die nicht vertrauenswürdig sind, mich manipulieren und seelisch, körperlich oder sexuell misshandeln. Ich bleibe in missbrauchenden Beziehungen; bin übervorsichtig und beobachte andere misstrauisch oder bin übermäßig vertrauensselig.
Flucht: Ich vermeide enge Verbindungen mit anderen im Privat- und Berufsleben, vertraue mich niemandem an und vermeide Selbstoffenbarungen. Ich vermeide enge Beziehungen bzw. gehe keine sexuellen Kontakte mehr ein.
Kampf: Ich behandele andere schlecht bis ausbeuterisch oder verhalte mich im Gegensatz dazu zu vertrauensvoll. Ich zeige politisch-offensives Engagement gegen Missbrauch, übe Kampfsport aus. Oder ich missbrauche andere bzw. greife sie an (Opfer-Täter-Umkehr), übe eine Bestrafungsneigung.
Bennett-Goleman: Wer glaubt, dass das Misstrauensschema auf sie zutrifft, braucht Beziehungen, in denen sie echtes Vertrauen schenken kann. Ein Therapeut, der sich auf Opfer von Missbrauch spezialisiert hat, kann eine solche Person darstellen.
Achtsamkeit kann helfen, der Neigung, misstrauisch zu sein oder Gefahr zu wittern, gewahr zu werden. Dann kann dieser Gedanke in Frage gestellt werden, um in engen Beziehungen mehr vertrauen zu lernen. Ein Zeichen von Fortschritt ist, wenn wir uns nicht mehr mit Missbrauch und Misshandlung in Beziehungen abfinden oder der Anziehungskraft eines misshandelnden Partners widerstehen.
4. Soziale Isolation / Entfremdung
Ich bin anders als die anderen. Ich werde nicht verstanden, gehöre nicht dazu.
• Ich bin sozial isoliert / entfremdet.
• Meine Eltern schotteten sich ab (wie eine Wagenburg), ich wurde in meiner Schulklasse ausgegrenzt oder komme aus einer Minderheit.
• Ich fühle mich anderen gegenüber fremd.
• Ich gehöre nicht dazu, ich bin ein Einzelgänger / eine Einzelgängerin.
• Ich passe zu niemanden.
• Ich bin von anderen Menschen grundsätzlich verschieden.
• Ich gehöre zu niemanden; ich bin ein Einzelgänger.
• Ich fühle mich von anderen Menschen entfremdet.
• In Gruppen fühle ich mich immer als Außenseiter.
Isolation meint das Gefühl, vom Rest der Welt isoliert zu sein, anders als die anderen zu sein und keiner Gruppe oder Gemeinschaft anzugehören. „Ich bin grundsätzlich allein auf dieser Welt.“ Vorherrschend ist das Gefühl, in keine Gruppe hineinzupassen und keine Verbindung zu anderen Menschen herstellen zu können.
Erdulden: Ich werde zwar Mitglied einer Gruppe, aber bleibe an der Peripherie; integriere mich nicht voll. Ich ordne mich übermäßig unter, um nicht aufzufallen.
Vermeiden: Ich will nur enge Verbindung zur Familie oder Gleichgesinnten und bemühe mich nicht um Integration. Ich vermeide Sozialisation und verbringe die meiste Zeit allein.
Kompensieren: Ich stülpe mir eine falsche Identität über, um mich in Gruppen zu integrieren, fühle mich selbst dann immer noch anders und ausgeschlossen. Ich zeige ein starkes Leistungsverhalten um unersetzlich zu sein; oder Bandenbildung, Delinquenz, Sabotage.
Tara Bennett-Goleman empfiehlt jedem, der sich schon als Teen in der Rolle des Ausgestoßenen sonnte, sich mit Piercings, Iro, Gothic-Kluft oder Lederklamotten abhob im Sinne von „Ich gehöre nicht dazu – und es ist mir egal!“, sich achtsam diesen schmerzhaften darunterliegenden Gedanken und Gefühlen zuzuwenden.
Wer auf Partys Ängste verspürt und verkrampft, wenn er neue Leute kennenlernen soll, kann sorgsam üben, gegen seine üblichen Gewohnheiten zu handeln: Die Ängste spüren und sich dann über sie hinwegzusetzen, indem man ein Gespräch beginnt, statt davor zurückzuschrecken. Wer lernt, seine Angst zu meistern, kann in Gruppen entspannter sein.
5. Unzulänglichkeit / Scham
Ich bin nicht o.k., das werden die anderen bald merken. Ich bin an allem Schuld.
• Ich bin unzulänglich und beschämt.
• Ich fühle mich nicht liebenswert.
• Meine Eltern demütigten und / oder benachteiligen mich aktiv.
• Kein Mann, den ich begehre, könnte mich lieben, wenn er meine Fehler sehen würde, bzw. keine Frau, die ich begehre, könnte mich lieben, wenn sie meine Fehler sehen würde.
• Kein Mensch, den ich begehre, würde in meiner Nähe sein wollen, wenn er/sie mein wahres Ich kennen würde.
• Ich bin der Liebe, der Aufmerksamkeit und der Anerkennung anderer nicht würdig.
• Im Grunde bin ich anderen Menschen nicht zumutbar, um mich ihnen zu öffnen.
• Ich fühle mich unattraktiv
• Ich bin zu dick/zu dünn.
• Ich finde mich nicht schön.
• In Gesellschaft fällt mir wenig ein, was ich sagen könnte.
Dieses Schema ist gekennzeichnet durch das Gefühl, man sei unzulänglich, schlecht, unerwünscht, minderwertig oder unfähig und werde es niemals wert sein, von anderen Liebe, Aufmerksamkeit oder Respekt entgegengebracht zu bekommen, egal wie sehr man sich bemüht. Damit verbunden ist häufig eine Überempfindlichkeit gegenüber Kritik, Ablehnung oder Beschuldigungen. Zusätzlich kann ein Gefühl der Befangenheit oder ein Gefühl von Scham über die eigenen Unzulänglichkeiten vorkommen. Die wahrgenommenen Mängel können privater Art (z. B. Egoismus, wütende Impulse oder unakzeptable sexuelle Neigungen) oder öffentlich sichtbar sein (z. B. ein unansehnliches, hässliches, sexuell abstoßendes Äußeres oder soziale Ungeschicklichkeit, sich nicht zu unterhalten wissend oder einer Unterschicht anzugehören).
Erstarren: Ich mache auch beschämende Arbeiten oder bleibe in beschämenden Beziehungen, bin oft in der Sündenbockrolle. Ich verhindere Intimität, in der meine vermeintlichen Schwächen an den Tag treten könnten und wähle distanzierte und nicht verfügbare, kritische Partner und Freunde. Ich werte mich selbst ab. Ich vergleiche mich mit Leuten, die sich in den Vordergrund stellen.
Flucht: Ich bin kontaktscheu, „stilles Wasser“, will nicht im Mittelpunkt stehen. Ich halte mich im Hintergrund und verzichte auf Beteiligung. Aus Angst vor Ablehnung will ich nichts von mir erzählen, teile beschämende Gedanken und Gefühle nicht mit Freunden und Partnern.
Kampf: Ich habe unerbittliche Ansprüche, entwickle einseitige Fähigkeiten, bin überkorrekt oder selbstüberschätzend. Ich verhalte mich anderen gegenüber oberkritisch oder von oben herab und setze andere herab. Ich versuche perfekt zu erscheinen, stelle mich als interessant dar und verdränge andere in Gesellschaft aus dem Mittelpunkt.
Tara Bennett-Goleman beschreibt, dass die Anzeichen dieses Schemas subtil sind und weniger leicht aufzuspüren als andere. Zu den typischen Anzeichen gehören eine tiefe Traurigkeit, wenn wir allein sind, Grübeleien und die Tatsache, dass wir uns gegenüber anderen schlecht machen. Sie empfiehlt auch hier wieder, besonders achtsam mit seinen Gefühlen umzugehen und die Gedanken in Frage zu stellen, die unsere vermeintlichen Fehler größer erscheinen lassen und unsere Selbstzweifel verstärken – um ein realistisches Bild von uns zu bekommen. Ein Meilenstein ist erreicht, wenn wir darauf vertrauen lernen, dass unsere Mitmenschen uns so kennen und lieben, wie wir sind.
Das zweite Grundbedürfnis war das nach Autonomie, Kompetenz und Identitätsgefühl. Auch dies kann beeinträchtigt werden.
II. Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung
Eingeschränkte Autonomie beinhaltet Erwartungen über die eigene Person und die Umgebung und die Fähigkeit sich loszulösen, zu überleben, eigenständig zu funktionieren oder Erfolg zu haben. Typische familiäre Ursprünge sind in einer starken familiären Verstrickung und einer Unterminierung des kindlichen Urteilsvermögens zu finden. Auch eine zu starke Bemutterung kann zu eingeschränkter Autonomie führen. Das Kind erhält keine Bestätigung für seine Erfolge und entwickelt keine Selbstwirksamkeit. Es resultiert das Gefühl, abhängig und unselbstständig zu sein. Ein eigenes Selbst und die Grenzen zu anderen sind nicht klar definiert.
Das Erleben weckt die Reaktionen eines ängstlichen oder wütenden Kindes (siehe oben).
Die in diesen Bereich auftretenden Lebensfallen sind Erfolglosigkeit / Versagen, Abhängigkeit / Inkompetenz, Verletzbarkeit und Verstrickung / unentwickeltes Selbst.
6. Erfolglosigkeit / Versagen
Alle anderen können das besser. Ich werde das nie schaffen.
• Ich fürchte Versagen und Erfolglosigkeit.
• Meine Eltern ermutigten oder unterstützten mich nicht.
• Ich bin für meine Arbeit nicht so begabt wie die meisten anderen.
• Ich bin nicht so intelligent wie die anderen.
• Fast nichts was ich auf der Arbeit (in der Schule/ Universität) mache, ist so gut, wie das andere Menschen tun könnten.
• Ich bin unfähig, wenn es um Leistung geht.
• Die meisten Leute sind fähiger als ich wenn es um Arbeit und Leistung geht.
Hier geht es um die Überzeugung, dass man weniger begabt, talentiert, klug als nahezu alle anderen Menschen wäre, dass man versagt hat, zwangsläufig versagen wird oder im Vergleich zur eigenen Bezugsgruppe grundsätzlich unzureichend ist (z. B. im Sport, Schule oder Karriere). Oft gehört dazu der Glaube an die eigene Dummheit, Unfähigkeit und Ignoranz. „Ich bin meinen Altersgenossen grundsätzlich unterlegen und werde unweigerlich versagen, niemals Erfolg haben“.
Erdulden: Ich bin schicksalsergeben. Ich sabotiere Arbeitsanstrengungen, indem ich eine Arbeit unter meinen eigenen Fähigkeiten annehme, ich vergleiche die eigene Arbeit in ungünstigem Licht mit der von Kollegen.
Vermeiden: Ich bin verbittert, resigniert und zögere bei Arbeitsaussagen. Ich vermeide neue oder schwierige Aufgaben völlig und lerne nichts Neues. Ich gehe kein Risiko ein, vermeide es, mir Karriereziele zu setzen, die meinen eigenen Fähigkeiten angemessen wären.
Kompensieren: Ich habe unerbittliche Ansprüche, versuche alles perfekt zu machen aus Angst vorm Versagen – oder mache die Leistungen anderer klein.
Tara Bennett-Goleman sagt, wem das Schema vertraut vorkommt, kann den Schauplatz der Veränderung auf dem Gebiet der Selbsteinschätzung seiner Leistungen und Leistungsfähigkeit sehen. Achtsamkeit kann helfen, die inneren Dämpfer zu erkennen, die uns einflüstern, wir würden niemals erfolgreich sein. Dann können wir unsere wirklichen Talente und Fähigkeiten zutreffender einschätzen und akzeptieren, dass wir unsere Erfolge voll und ganz verdient haben.
7. Abhängigkeit / Inkompetenz
Die Welt ist gefährlich, unberechenbar und feindlich. Ich kann das nicht allein.
• Ich bin abhängig / inkompetent
• Meine Eltern nahmen mir alles ab, ließen mich nichts ausprobieren.
• Ich habe kein Vertrauen in meine Fähigkeiten, alltägliche Probleme zu lösen.
• Mir fehlt der gesunde Menschenverstand.
• Generell fühle ich mich unfähig, alleine durch den Alltag zu kommen.
• Ich halte mich für eine abhängige Person, wenn es um die Erfüllung alltäglicher Aufgaben geht.
• Mir mangelt es an gesundem Menschenverstand.
• Auf mein Urteil ist in Alltagssituationen kein Verlass.
Die übertriebene Fürsorge der Eltern ließ dem Kind keine Chance, ein Gefühl für seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und sich als selbstbestimmt und unabhängig zu erleben. Wer in dieser Lebensfalle gefangen ist, hat das Gefühl, unfähig und hilflos zu sein und sieht sich nicht imstande, ohne Hilfe anderer Entscheidungen zu treffen, ein gutes Urteil abzugeben oder neue Aufgaben anzugehen. Ein Alltagsleben wird nicht ohne die Unterstützung und Hilfe von anderen bewältigt. Abhängigkeit zeigt sich oft in Passivität.
Erdulden: Ich wähle überbeschützende Partner, die alles für mich tun und mache mich in Beziehungen vom Partner abhängig, frage sehr viel und oft um Hilfe, kann nichts allein entscheiden.
Vermeiden: Ich vermeide es, zu unabhängig zu handeln oder die normalen Verpflichtungen des Erwachsenseins zu übernehmen, trage keine Verantwortung und zögere bei Entscheidungen. Ich stelle mich nie gegen starke Andere.
Kompensieren: Ich demonstriere übertriebene Selbstständigkeit, selbst dann, wenn es normal und gesund wäre, sich an jemand anderen zu wenden und Hilfe anzunehmen. Ich ergreife „sichere“ Berufe (Verbeamtung, Bank), suche mächtige Vereine oder Pseudoautonomie (Heinrich Manns Untertan: „Das Aufgehen im Großen und Ganzen“).
8. Anfälligkeit für Schädigungen oder Krankheiten / Verletzbarkeit
Neues und Fremdes ist gefährlich. Wenn es mir jetzt gut geht wird sich das bald ändern, man ist nie sicher.
• Ich kann das Gefühl nicht loswerden, dass etwas Schlimmes passieren wird.
• Ich habe das Gefühl, jeden Moment könnte eine Katastrophe (Natur, Verbrechen, Geld, Krankheit) eintreten.
• Ich befürchte, dass ich angegriffen werde.
• Ich befürchte, dass ich mein ganzes Geld verliere und hilflos werde.
• Ich befürchte, dass sich bei mir eine ernsthafte Krankheit entwickelt, obwohl nichts ernsthaftes von einem Arzt bei mir diagnostiziert wurde.
Menschen mit diesem Schema haben die übersteigerte Angst, dass eine Katastrophe bevorsteht der sie schutzlos ausgeliefert sind. „Überall lauern Gefahren und ich kann mich nicht davor schützen.“ Die Angst kann sich auf einen oder mehrere der folgenden Bereiche konzentrieren:
gesundheitliche Katastrophen, Krankheiten wie ein Herzinfarkt, bestimmte Keime wie AIDS – ich schreibe absichtlich nicht Corona…
emotionale Katastrophen, wie verrückt zu werden
äußerliche Katastrophen wie abstürzende Fahrstühle, Unfälle, Raubüberfälle, Flugzeugabstürze, Erdbeben oder ähnliches
Aushalten: Ich suche ständig nach gefährlichen Informationen und Hinweise auf drohende Gefahren, sorge mich ständig, dass mir Katastrophen passieren können; frage andere wiederholt um mich rückzuversichern.
Vermeiden: Ich begebe mich allein nicht in neue oder unübersichtliche Situationen, vermeide „gefährliche“ Situationen phobisch.
Flucht nach vorn: Ich zeige starkes Absicherungsverhalten (schließe viele Versicherungen ab), hebe Negatives hervor oder gehe bewusst hohe Risiken ein, begebe mich in Gefahr, handele leichtsinnig.
9. Verstrickung / Unentwickeltes Selbst
Wir können ohne einander nicht sein. Ich darf nicht Ich Selbst sein. Ich bin verantwortlich für die Anderen.
• Ich bin verstrickt, schuldig gebunden.
• Meine Eltern machten mich systematisch von sich abhängig und mir Schuldgefühle.
• Meine Eltern und ich tendieren dazu, uns gegenseitig zu stark in unsere Leben und unsere Probleme zu verstricken.
• Es ist sehr schwierig für mich und meine Eltern, ganz persönliche intime Dinge voreinander zu verbergen, ohne uns betrogen oder schuldig zu fühlen.
• Ich war nicht in der Lage mich von meinen Eltern zu trennen, so wie das anderen in meinem Alter gelungen ist.
• Ich fühle mich oft als würden meine Eltern durch mich leben – ich habe kein eigenes Leben.
• Ich habe oft das Gefühl, dass ich keine eigene Identität unabhängig von meinen Eltern oder von meinem Partner habe.
Es fehlt das Gefühl einer ausgebildeten Identität. Gefühle von Leere und Richtungslosigkeit werden kompensiert, indem die Betroffenen sich exzessiv emotional an eine oder mehrere andere Personen, oft die Eltern, anhängen, um sich vollständig zu fühlen. Oft herrscht der Glaube vor, keine der verstrickten Personen könne ohne die andere überleben oder glücklich sein. „Ohne Führung von anderen fühle ich mich leer und verloren“.
Mark Wolynn ergänzt in „Dieser Schmerz ist nicht meiner“, dass es hier generell zu vier verschiedenen Mustern kommen kann, die uns unbewusst beeinflussen:
1 . Wir sind mit einem Elternteil verschmolzen.
2. Wir lehnen einen Elternteil ab.
3. Wir haben eine Bruch in der frühen Bindung mit unserer Mutter erlebt
4. Wir haben uns mit einem anderen Mitglied unseres Familiensystems statt mit unseren Eltern identifiziert.
Erstarren: Ich entwickele keine eigene Identität mit eigenen Präferenzen, imitiere das Verhalten wichtiger Bezugspersonen, gebe meine Bindung an die Eltern nicht auf, bleibe in engem Kontakt zu verstrickten Personen, suche sie oft auf, rufe mehrmals in der Woche an.
Flucht: Ich gehe keine anderen Beziehungen ein und bleibe unabhängig.
Kampf: Ich vertrete aggressiv den Wert der Familie als solches oder grenze mich rigide ab, versuche, in jeder Hinsicht das Gegenteil von wichtigen Bezugspersonen zu werden. Ich suche z.B. alternative Lebensformen.
Wird die Freiheit eingeschränkt, Bedürfnisse, Wünsche und Emotionen ausdrücken und ausleben zu dürfen, kommt es zu Schwierigkeiten mit Grenzsetzungen:
III. Beeinträchtigungen im Umgang mit Begrenzungen
Die Rechte anderer werden wenig respektiert oder die eigenen Ziele nicht erreicht. Ein typischer familiärer Ursprung liegt in Grenzenlosigkeit und Verwöhntheit.
Hier reagiert das undisziplinierte, kränkbare Kind, das impulsiv, gierig und unkontrolliert alle nach seiner Nase tanzen lässt und kurzfristige Belohnungen nicht aufschieben kann. Es kann sich nicht dazu bringen, Routinearbeiten zu erledigen und gibt schnell auf. Es fühlt oft intensiven Ärger, ist wütend und frustriert, wenn seine Sehnsüchte und Impulse nicht befriedigt werden können. Es tut alles, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, ohne Rücksicht auf negative Konsequenzen. Daher wirkt es verwöhnt oder verzogen.
Es zeigt die Lebenswunden Anspruchshaltung / Grandiosität und unzureichende Selbstkontrolle / Selbstdisziplin.
10. Anspruchshaltung / Grandiosität.
Das steht mir zu. Ich bin etwas Besonderes – für mich gelten andere Regeln!
• Ich bin grandios, ich bin besonders. Ich kann alles.
• Meine Eltern setzten zu wenig Grenzen oder verwöhnten mich zu sehr.
• Ich finde, ich sollte nicht den normalen Regeln, Richtlinien und Konventionen folgen müssen, wie es andere Menschen tun.
• Ich bin etwas Besonderes und sollte nicht die gleichen Einschränkungen wie alle anderen respektieren müssen.
• Ich habe große Schwierigkeiten ein “Nein” als Antwort zu akzeptieren, wenn ich etwas von anderen möchte.
• Ich hasse es eingeschränkt zu werden oder davon zurückgehalten zu werden, was ich gerne tun möchte.
• Ich bin der Meinung, dass ich mehr zu bieten habe als andere Menschen. Was ich anbiete, ist von höherem Wert.
Diese Menschen haben das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Regeln und Konventionen gelten nur für andere. Es fällt ihnen schwer, sich zu disziplinieren. Sie bestehen darauf, ihre eigenen Wünsche erfüllt zu bekommen, auch auf Kosten der anderen. „Ich verdiene alles, was ich bekommen kann, selbst wenn andere dadurch eingeschränkt werden.“ Es gibt starke Konkurrenzgefühle, andere werden kontrolliert. Die gefühlte Überlegenheit führt zum Wunsch, zu den Erfolgreichsten, Berühmtesten oder Reichsten zu zählen. Wer in seiner Kindheit keinerlei Grenzen respektieren musste, wer im Übermaß verwöhnt wurde, der hat später als Erwachsener möglicherweise Schwierigkeiten, die Interessen anderer ausreichend zu respektieren.
Erdulden: Ich habe ungleiche oder gefühllose Beziehungen zu Partnern und Freunden, verhalte mich selbstsüchtig, nehme die Bedürfnisse anderer nicht wahr, habe wenig Selbstreflexion. Ich beanspruche für mich Ausnahmen von allgemeinen Regeln.
Vermeiden: Ich zeige keine Schwäche, will unabhängig bleiben, meide Mittelmaß und Unwichtigkeit. Ich vermeide Situationen, in denen ich nicht herausragen oder übertreffen kann.
Kompensieren: Ich fördere großzügig “Vasallen“, lasse als Gönner andere am eigenen Wohlstand teilhaben (um mich dafür feiern zu lassen). Ich mache extravagante Geschenke oder wohltätige Spenden um das selbstsüchtige Verhalten auszugleichen oder stelle mein Licht unter den Scheffel und hoffe heimlich, dass die anderen doch merken, wie toll ich bin.
11. Mangelnde Selbstkontrolle / Selbstdisziplin
Ich bin bequem, brauche keine Disziplin und Verantwortung. Ich bin verführbar und willensschwach.
• Ich bin maßlos, schrankenlos, unbeherrscht, ohne Grenzen oder Disziplin.
• Meine Eltern vermittelten mir zu wenig Disziplin.
• Ich kann mich nicht dazu zwingen, Dinge zu tun, die mir keinen Spaß machen, auch wenn es zu meinem Besten ist.
• Ich kann mich nicht dazu bringen, Routine- oder langweilige Aufgaben zu erledigen.
• Wenn ich ein Ziel nicht erreichen kann, werde ich schnell frustriert und gebe auf.
• Mir fällt es sehr schwer, eine sofortige Belohnung aufzuschieben, nur um langfristige Ziele zu erreichen.
• Ich war selten in der Lage, bei meinen Entscheidungen zu bleiben.
Dieses Schema betrifft Menschen, die wenig Selbstdisziplin und Frustrationstoleranz haben, begonnene Aufgaben nicht fertig stellen können und rasch aufgeben. Unbehagen, Schmerzen, Konflikte, Konfrontationen, Verantwortung – alles wird vermieden. „Es fällt mir schwer, selbst kleine Frustrationen zu tolerieren, deswegen mache ich eine Szene oder verschließe mich.“
Dies geschieht jedoch auf Kosten von Erfüllung, Engagement oder Integrität.
Aushalten: Ich habe wenig Frustrationstoleranz; lasse Verstöße gegen Regeln oder Ordnung immer wieder durchgehen, führe langweilige oder unangenehme Aufgaben achtlos aus.
Fliehen: Ich arbeite nicht oder verlasse die Schule vorzeitig, setze mir keine langfristigen Karriereziele, mache kurzlebige, intensive Versuche, um Projekte zu beenden oder Selbstkontrolle zu installieren. Ich vermeide Konflikte, Schmerzen, Verletzbarkeit bzw. Verantwortung zu übernehmen.
Aufbegehren: Ich verliere emotional die Kontrolle, esse zu viel, trinke, spiele oder benutze Drogen, zeige süchtiges oder kriminelles Verhalten, strebe kurzfristige Befriedigungen und schnelle Gewinne an – oder ich entwickele eine übertriebene Selbstkontrolle und ziehe unangenehme Dinge mit kurzfristiger Selbstkasteiung durch.
Wenn das Bedürfnis nach Spontaneität und Spiel eingeschränkt wird, kommt es zur Unterdrückung von spontanen Gefühlen, Impulsen und Entscheidungen. Selbstauferlegte Regeln und Erwartungen hinsichtlich der eigenen Leistung und Verhalten werden dagegen rigide eingehalten.
IV. Fremdbezogenheit und eingeschränkter Selbstausdruck
In den Ursprungsfamilien wurden Liebe und Zuwendung meist nur unter bestimmten Bedingungen gegeben. Die Kinder mussten wichtige Aspekte ihres Selbst verstecken, um überhaupt Liebe und Anerkennung zu erlangen. Die Wünsche und Bedürfnisse der Erwachsenen wurden über die individuellen Bedürfnisse und Gefühle der Kinder gestellt.
Der Blick ist auf die Bedürfnisse, Gefühle oder Antworten der anderen gerichtet, auf Kosten der eigenen. Mein Gefühl für den eigenen Ärger oder die eigenen Neigungen wird unterdrückt. Liebe und Anerkennung zu erhalten oder das Gefühl der Zugehörigkeit zu erleben und Sanktionen zu entgehen, ist das Ausschlaggebende.
Hier wird sich einem fordernden, kritisierenden Inneren Elternteil untergeordnet, der sich nur durch Leistung, Disziplin und Perfektionismus akzeptiert fühlt und hohe Standards und strikte Regeln und Ordnung an sich verlangt. Sei effizient! Vergeude keine Zeit! Sei bescheiden, wie das Veilchen im Moose! Sei nicht überheblich! Spontaneität und die Äußerung eigener Wünsche und Gefühle sind unzulässig und falsch. Das Erleben ist geprägt von Schuld.
Die Schemata heißen Unterwerfung / Unterordung, Aufopferung, Streben nach Zustimmung und Anerkennung (Beachtung suchen).
12. Unterwerfung / Unterordnung
Die anderen wissen es besser und haben immer recht.
• Ich habe so oft andere für mich die Entscheidungen treffen lassen, sodass ich manchmal gar nicht weiß, was ich selber will.
• Ich habe ziemliche Schwierigkeiten einzufordern, dass meine Rechte und Gefühle respektiert werden.
• Ich habe das Gefühl, keine andere Wahl zu haben, als den Wünschen anderer nachzugeben, sonst würden sie sich rächen oder mich zurückweisen.
• Wenn ich das tue was ich möchte, dann bringt das nur Ärger.
Personen, die in frühester Kindheit dieses Schema entwickelt haben, haben gelernt, dass ihre eigenen Wünsche und Ideen nicht gefragt, nichts wert und für andere unwichtig sind. Sie opfern ihre Sehnsüchte, um anderen zu gefallen. „Ich unterdrücke meine Gefühle und Bedürfnisse aus Angst vor den Gefühlen anderer.“
Die Kontrolle über die eigenen Entscheidungen und Vorlieben wird abgegeben, um Ärger, Ablehnung oder das Verlassenwerden durch andere zu vermeiden. Es gibt zwei Hauptformen der Unterordnung:
Die Unterordnung der eigenen Bedürfnisse, Vorlieben, Entscheidungen und Wünsche.
Die Unterordnung der eigenen Gefühle, insbesondere von Ärger, was sich in psychosomatischen Symptomen manifestiert.
Erdulden: Ich wähle dominante, kontrollierende Partner und Freunde, die stets ihre Meinung und ihren Kopf durchsetzen, und erfülle deren Wünsche. Ich nehme eine passive Rolle ein und ordne mich unter die Bedürfnisse und Befehle anderer.
Vermeiden: Ich befolge übermäßig genau Regeln im vorauseilenden Gehorsam; vermeide zu streiten. Ich vermeide Situationen, in denen es zu Konflikten mit anderen Personen kommen könnte.
Kompensieren: Ich identifiziere mich mit dem Aggressor, bin autoritätsgläubig oder rebelliere passiv-aggressiv oder provozierend in unkontrollierten Wutausbrüchen gegen Autoritäten.
Tara Bennett-Goleman sieht eine Lösung aus diesem Schema darin, die Empfindung des Grolls und der Frustration zu spüren und zu lernen, unseren eigenen Wünschen und Bedürfnissen nachzugehen. Achtsamkeit kann helfen, die automatischen Reaktionen, den Zorn und die Gedanken aufzudecken, die von der Angst ausgelöst werden, unter Kontrolle zu stehen.
13. Selbstaufopferung
Ich muss für das Wohl der Anderen sorgen. Die anderen brauchen meine Hilfe.
• Ich opfere mich auf.
• Meine Eltern waren überfordert bzw. schwach oder überforderten mich.
• Ich bin ein guter Mensch, da ich mehr an die anderen denke als an mich.
• Ich bin so damit beschäftigt, alles Mögliche für andere zu tun, dass ich keine Zeit für mich habe.
• Letztlich bin ich gewöhnlich derjenige, der sich um die Leute kümmert, mit denen man sich nahe steht.
• Ich war immer derjenige, der sich die Probleme anderer angehört hat.
• Andere Leute sind der Meinung, dass ich zu viel für andere tue und zu wenig für mich selber.
Das Schema beschreibt das übertriebene Bemühen, die Bedürfnisse anderer in alltäglichen Situationen freiwillig zu erfüllen und resultiert häufig aus einer Übersensibilität für die Verletzungen anderer. Oft entwickeln die Personen ein übersteigertes Pflichtgefühl, die Überzeugung, stets für andere da sein zu müssen, sich intensiv um sie zu kümmern und eigene Bedürfnisse hinten an zu stellen. Sie wollen keine Last sein.
Die Hauptgründe sind der Wunsch, den anderen nicht zu verletzen, die Schuld, sich als Egoist zu fühlen, zu vermeiden, Achtung zu gewinnen oder die Verbindung zu anderen, die als bedürftig gesehen werden, zu erhalten.
Es kommt zur Entwicklung von Schuldgefühlen, wenn eigene Bedürfnisse wahrgenommen werden.
Aushalten: Ich mache mich immer nützlich, verhalte mich selbstverleugnend, tu zu viel für andere und zu wenig für mich selbst, ich fordere keine Gegenleistung und stelle meine eigenen Bedürfnisse zurück. Ich meide Vergnügungen und ergreife einen helfenden Beruf.
Vermeiden: Ich vermeide enge Beziehungen, in denen Geben und Nehmen eine Rolle spielt. Ich möchte keine Erwartungen an mich wecken.
Angriff: Ich bin enttäuscht, wenn die eigene Leistung nicht gebührend anerkannt wird, werde wütend auf die Bezugspersonen, wenn diese sich nicht revanchieren oder Dankbarkeit zeigen – oder ich gebe anderen so wenig wie möglich. Ich überbetone meine Abgrenzung, strebe nach Unabhängigkeit. Ich brauche niemanden, entscheide mich nie wieder etwas für andere zu tun und kann alles selbst machen.
14. Streben nach Bestätigung und Anerkennung
Ich muss es anderen Recht machen, um etwas wert zu sein.
• Ich suche Beachtung, Zustimmung und Anerkennung.
• Meine Eltern liebten oder belohnten nur erwünschtes Verhalten.
• Meine Selbstachtung basiert vor allem darauf, wie die anderen mich sehen.
• Ich bin so um Übereinstimmung bemüht, dass ich manchmal gar nicht weiß, wer ich eigentlich bin.
• Selbst wenn ich jemanden nicht mag, wünsche ich mir immer noch, dass er/sie mich mag.
• Wenn ich nicht eine Menge Aufmerksamkeit von den anderen bekomme, fühle ich mich weniger wichtig.
• Viel Lob und Komplimente geben mir das Gefühl eine wertvolle Person zu sein.
• Je nachdem, mit wem ich zusammen bin, verändere ich mich, damit die Leute mich lieber mögen.
Alles dreht sich um das Dazugehören – auf Kosten eines eigenen, soliden Selbstgefühls. Für das Gefühl der Selbstachtung ist es äußerst wichtig, bei anderen einen guten Eindruck zu hinterlassen; äußere Erscheinung und sozialer Status sind wichtige Eckpfeiler. Geld und Erfolg sind Mittel zum Zweck. „Aufmerksamkeit zu bekommen und bewundert zu werden ist mir oft wichtiger, als die Dinge, die mich wirklich zufrieden machen.“ Das Schema führt häufig zu unauthentischen oder unbefriedigenden Entscheidungen in wichtigen Lebensfragen oder zu Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisungen.
Erdulden: Ich tu das von dem ich denke, dass die anderen es erwarten; ohne Lob durch die anderen ist die eigene Leistung nichts wert. Ich lenke die Aufmerksamkeit der anderen auf meine eigenen Errungenschaften und meinen Status.
Vermeiden: Ich vermeide Beziehungen mit Personen, die ich bewundere, aus Angst deren Anerkennung nicht zu erlangen. Ich verhalte mich angepasst und weiche strengen Personen aus, um nicht negativ aufzufallen.
Kompensieren: Ich dränge mich auf die „Bühne“, spiele mich in den Vordergrund um die Anerkennung der Anderen zu bekommen (auch wenn es peinlich ist, z.B. als Klassenclown) oder extremer Individualist und Nonkonformist, z.B. Punker. Ich handele schamlos um das Missfallen bewunderter Personen zu erregen.
Wird das Bedürfnis danach verletzt, realistische Grenzen zu setzen und gesetzt zu bekommen und selbst Kontrolle ausüben zu können, hat auch das Folgen.
V. Übertriebene Wachsamkeit und Gehemmtheit
Der typische familiäre Ursprung liegt in der Überbetonung von Leistung, Perfektionismus, Ansprüchen und manchmal Strafe. Aufopferung, Selbstkontrolle und negative Bevormundung haben einen höheren Wert als Freude, Spaß und Entspannung.
Spontane Gefühle, Impulse und Entscheidungen werden unterdrückt. Der Fokus liegt darauf, rigide, internalisierte Regeln und Erwartungen hinsichtlich der eigenen Leistungen und ethischen Verhaltens einzuhalten. Dies geschieht auf Kosten von Glück, Freude, Gesundheit, Optimismus oder Kreativität. Gewöhnlich existieren bei diesem Schema eine Tendenz zum Pessimismus und die ständige Sorge, alles könne zerfallen, wenn man nicht ständig wachsam und vorsichtig sei.
Das Erleben ist beherrscht von Gefühlsvermeidung durch strafende Innere Eltern. Diese innere Stimme kritisiert und entwertet und ist bestimmt von Selbstkritik, Selbstverachtung, Selbsthass. Die betroffene Person empfindet, dass sie selbst oder andere Bestrafung oder Tadel verdienen, und handelt oft danach, indem sie tadelnd oder strafend oder missbräuchlich gegen sich selbst (z. B. durch Selbstverletzung) oder andere vorgeht. Auch Suizidphantasien sind typisch. Wichtiger als die Regeln an sich ist die Art und Weise, mit der ihre Einhaltung erzwungen wird.
Dazu gehören die Lebenswunden, Negatives hervorzuheben, emotionale Gehemmtheit, überhöhte Standards und die Bestrafungsneigung.
15. Negativität / Pessimismus
Wenn es mal gut geht, kommt bald ein Übel.
• Ich bin pessimistisch und hebe Negatives hervor.
• Meine Eltern waren überängstlich und erwarteten überall Unglücke.
• Man kann gar nicht vorsichtig genug sein, irgendetwas geht immer schief.
• Wenn etwas Gutes passiert, mache ich mir Sorgen, dass wahrscheinlich etwas Schlechtes folgen wird.
• Ich grüble oft über kleine Entscheidungen, weil die Konsequenzen eines Fehlers so gewichtig erscheinen.
• Ich blicke mehr auf die negativen Aspekte und Ereignisse im Leben als auf die Positiven.
• Wenn Leute zu enthusiastisch werden, fühle ich mich unwohl und möchte sie warnen, dass etwas schief gehen könnte.
Das Schema ist gewöhnlich verknüpft mit der Erwartung – die sich auf Berufliches, Finanzielles oder Persönliches beziehen kann -, dass es schließlich zu einer schweren Katastrophe kommen wird oder dass Aspekte des eigenen Lebens, die zurzeit gut laufen, sich letztendlich ins Gegenteil verkehren werden. „Ich fixiere mich gewöhnlich auf das, was schief gehen wird, und ich werde gewöhnlich Fehler machen.“ Gleichzeitig werden positive Aspekte oder Gründe zum Optimismus minimiert oder völlig übersehen. Betroffene sind chronisch besorgt, übertrieben wachsam, mit einem Hang zum Klagen. Der Fokus liegt auf dem Schlechten (Schmerz, Tod, Verlust, Enttäuschungen, Vorurteile, ungelöste Probleme, mögliche Fehler, Betrug, Dinge, die schiefgehen könnten, Fehltritte, peinliche Situationen), verbunden mit übermäßiger Angst davor, folgenschwere Fehler zu machen. Daher kommt es bisweilen zu Unentschlossenheit.
Sich-Fügen: Ich bausche Negatives besonders auf, erwarte immer das Schlimmste und bereite mich darauf vor, ich höre interessiert Katastrophenberichterstattungen und mache positive Situationen klein.
Vermeiden: Ich erwartet nicht viel, halt die eigenen Erwartungen niedrig. Ich bevorzuge vertraute Umgebungen und Menschen; vermeide Neues, mache ungern Experimente.
Gegenangriff: Ich schließe Versicherungen ab; mache, was andere tun, oder rede gefährliche Situationen klein. Oder ich zeige Risikoverhalten bzw. bin eine Spielernatur, trinke, um die pessimistischen Erwartungen zu blocken und benehme mich unrealistisch positiv bzw. optimistisch.
16. Emotionale Gehemmtheit
Wenn ich meine Gefühle zeige, werde ich bestraft.
• Die anderen halten mich für emotional gehemmt.
• Meine Eltern waren kalt und bestraften spontanes, lebendiges Verhalten.
• Ich kontrolliere mich so sehr, dass die anderen denken, ich sei emotionslos.
• Ich bin zu befangen, um positive Gefühle anderen gegenüber zu zeigen (z.B. Zuneigung, Besorgnis).
• Es bringt mich in Verlegenheit, meine Gefühle gegenüber anderen auszudrücken.
• Ich finde es schwer, herzlich und spontan zu sein.
• Die Leute halten mich für emotional angespannt.
Dieses Schema betrifft Menschen, die Angst davor haben, Gefühle zu zeigen. Es zeigt sich als übertriebene Hemmung spontaner Handlungen oder Kommunikation, um nicht das Missfallen anderer oder eigene Gefühle der Scham und Kontrollverlust zu erleben. Die häufigsten Formen emotionaler Gehemmtheit sind:
• Hemmungen beim Ausdruck eigener Verletzbarkeit oder beim Ausdruck der eigenen Gefühle oder Bedürfnisse
• Überbetonung von Rationalität bei gleichzeitiger Missachtung von Emotionalität.
Hinnehmen: Ich werte Sachlichkeit, Vernunft und Ordnung über dem Gefühl, zeige keine spontanen Gefühle, Wünsche oder spontanes Verhalten. Ich agiere in sehr kontrollierter, abgeflachter Art und Weise.
Vermeiden: Ich meide Spontaneität und Aktivitäten, die emotionalen Selbstausdruck beinhalten (auch wenn es um den Ausdruck von Angst oder Liebe geht) oder ungehemmtes Verhalten erforderlich ist (z. B. Tanzen). Ich will nicht auffallen, nicht drängeln oder reklamieren.
Kompensieren: Ich liebe straffe Strukturen (Militär, Polizei) oder habe eine Neigung zu Exzessen, handele impulsiv und ohne Hemmungen (manchmal unter dem Einfluss von enthemmenden Substanzen wie Alkohol oder Drogen), auch im Internet.
17. Perfektionismus
Nur wenn ich gut bin, bin ich etwas wert.
• Ich habe überhöhte Standards, eine übertrieben kritische Haltung.
• Egal, wie sehr ich mich bemühe, ich bin nie gut genug.
• Ich habe unerbittliche Ansprüche.
• Eltern gaben „Liebe nur für Leistung“.
• Ich muss in fast allem was ich tu der Beste sein; ich kann es nicht akzeptieren, der Zweite zu sein.
• Ich versuche mein Bestes zu geben; ich kann mich nicht damit abfinden “gut genug” zu sein.
• Ich muss alle meine Verantwortlichkeiten erfüllen.
• Ich spüre einen ständigen Druck etwas zu leisten und alles erledigt zu bekommen.
• Ich kann mich nur sehr schwer aus Verantwortlichkeiten lösen oder mich für meine Fehler entschuldigen.
Die Ursprünge dieser Lebensfalle liegen in einem überzogenen Leistungsanspruch der Eltern. Bei wem diese Lebensfalle ein Rolle spielt, versucht ohne Unterbrechung immer der/die Beste zu sein, gewöhnlich um Kritik zu vermeiden. Er ist bemüht, den extrem hohen Erwartungen an sich, den verinnerlichten Verhaltens- und Leistungsstandards gerecht zu werden. Diese Menschen glauben, wenn sie sich nur genug anstrengen, könnten sie perfekt sein – und würden dann endlich die Anerkennung bekommen, nach der sie sich so sehnen.
Üblicherweise entstehen Gefühle von Druck, Schwierigkeiten beim Abschalten und eine überkritische Haltung sich selbst und anderen gegenüber. Dies geschieht auf Kosten von Glück, Spaß, Entspannung, Spontaneität, Spiel, Gesundheit, befriedigenden Beziehungen. Unerbittliche Ansprüche zeigen sich häufig in Form von:
• Perfektionismus, der sich in der Konzentration auf Details und der Unterschätzung der eigenen Leistung zeigt
• starren Regeln und verinnerlichten Forderungen
• dem ständigen Fokus auf Effizienz, um mehr zu erreichen.
Erdulden: Ich versuche, eine perfekte Leistung zu erbringen, setze hohe Standards für mich und andere.
Vermeiden: Ich meide unstrukturierte Situationen, Pausen oder Ruhe; übernehme keine schweren Aufgaben, zögere oft.
Kompensieren: Ich fordere erhöhtes Leistungsverhalten auch von anderen oder steige aus, werfe alle hohen Standards über Bord und stelle Leistungsverhalten grundsätzlich infrage (alternative Lebensentwürfe). Ich siedele mich auf einem unterdurchschnittlichen Niveau an.
18. Bestrafen / Strafneigung
Ich bin böse. Strafe muss sein.
• Ich brauche Bestrafung.
• Meine Eltern vermittelten mir das Gefühl, dass ich böse bin und bestraft werden muss.
• Wenn ich einen Fehler mache, verdiene ich es bestraft zu werden.
• Es gibt keine Entschuldigung, wenn ich einen Fehler mache.
• Wenn ich eine Aufgabe nicht übernehmen will, sollte ich auch unter den Konsequenzen zu leiden haben.
• Wenn Leute etwas Schlechtes machen, habe ich Schwierigkeiten mit der Haltung: „Vergeben und vergessen“.
• Ich werde ärgerlich, wenn Leute sich Entschuldigungen ausdenken oder anderen die Schuld an ihren Problemen geben.
Im Mittelpunkt des Schemas steht die Überzeugung, dass Leute auch für kleinste Fehler hart bestraft werden sollten. Solche Menschen können weder gegenüber sich selbst noch gegenüber anderen Fehler vergeben oder Schwächen akzeptieren. Hinzu kommt die grundlegende Abneigung mildernde Umstände zu berücksichtigen, menschliche Unvollkommenheit zu erlauben oder sich in die Gefühle anderer einzufühlen. Diese Vorstellung hat die Tendenz zur Folge, wütend, strafend oder ungeduldig mit Leuten zu sein, die nicht den eigenen Standard erreichen.
Erstarren: Ich verhalte mich anderen gegenüber besonders harsch oder strafend, bin streng und unnachsichtig zu mir und anderen, kann keine Fehler durchgehen lassen.
Flucht: Ich befolge alle Regeln peinlich, um keine Fehler zu machen. Ich vermeide Situationen, die eine Bewertung beinhalten könnten, um der Angst vor Strafe zu entkommen.
Gegenangriff: Ich verstecke mich beim Bestrafen hinter überpersönlichen Regeln oder zeige mich übertrieben vergebend und heuchlerisch mild, während Ärger und Strafgedanken bei mir vorherrschen und ich innerlich wütend bin.
Das waren sie.
Zum Abschluss möchte ich gern noch die ersten Schritte zur Veränderung weitergeben, wie Jeffrey Young sie vorschlägt.
1. Lebensfallen benennen und identifizieren
Letztendlich geht es einfach darum, dass wir als Erwachsenen genau die Umstände unserer Kindheit rekonstruieren, die für uns am schädlichsten waren. Dieser Artikel sollte bereits eine erste Möglichkeit dazu eröffnet haben.
2. Den Ursprung ihrer Lebensfalle in der Kindheit begreifen und Kontakt aufnehmen zum verletzten inneren Kind
Die Gefühle fühlen, die da sind, und in Dialog treten mit dem verletzten Kind, zum Beispiel im Schreiben mit der nichtdominanten Hand.
Ziel ist es, in Anerkennung unserer Wunden dem zufriedenen, glücklichen Kind Raum zu geben, damit wir uns geliebt, zufrieden, zugehörig, zufriedengestellt, erfüllt, beschützt, akzeptiert, gelobt,wertvoll, versorgt, angeleitet, verstanden, bestätigt, selbstvertrauend, fähig, angemessen autonom und selbstbewusst, sicher, stabil, stark, unsere Geschicke steuernd, anpassungsfähig, dazugehörig, optimistisch und spontan fühlen können.
3. Unsere Lebensfalle widerlegen und beweisen, dass diese rational nicht haltbar ist
Eine Pro- und Kontra-Liste erstellen, die für und gegen das Vorhandensein der negativen Glaubensüberzeugungen sprechen. Sich anschließend fragen, ob das Aufgelistete wirklich stimmt und wie ich es verändern könnte, damit es nicht mehr stimmt. Eine Liste erstellen mit allen Argumenten, die dagegen sprechen. Ganz am Schluss eine Zusammenfassung auf eine Flashcard erstellen. Diese jeden Tag durchlesen, eine Kopie im Portemonnaie mit sich führen, oder am Bett deponieren…
4. Einen Brief schreiben…
…an den Elternteil, den Bruder, die Schwester oder den Altersgenossen, der oder die an der Entstehung ihrer Lebensfalle maßgeblich beteiligt war. Die Gefühle darin schwülstig zum Ausdruck bringen.
5. Die Lebensfallen-Muster sehr detailliert untersuchen Wege aufschreiben, die zur Verstärkung des Musters führen, und daneben Ideen auflisten, wie ich das verändern kann.
6. die Verhaltensmuster aufbrechen Eine der in den erstellten Listen genannten Veränderungsvorschläge auswählen und umsetzen. Klein anfangen, an den Kollegen oder alltäglichen Begegnungen wie mit Verkäufern ausprobieren, nicht gleich an den eigenen Eltern.
7. Dranbleiben Sich bemühen, weiter kleinere Veränderungen umzusetzen, ohne sich entmutigen zu lassen.
8. Den Eltern vergeben … hat sich als hilfreich erwiesen. Es stellt sich häufig automatisch ein, wenn wir erkennen, dass auch unsere Eltern in ihren Kindheitsmustern gefangen waren. Wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht geht, so ist es auch nicht notwendig.
Als gesunde Erwachsene mit integriertem Selbst sind wir in der Lage, angemessen zu handeln und Verantwortung zu übernehmen, Verpflichtungen ausfüllen und zu arbeiten. Wir können fühlen, uns mit andern freuen und unsere Zeit lebenszielorientiert gestalten. Wir haben Spaß.
Wir bestätigen und bestärken das verletzbare Kind, begrenzen das verärgerte und impulsive Kind, fördern und unterstützen das gesunde Kind, das zum glücklichen Kind wird, sich geliebt und mit anderen verbunden fühlt, allein sein kann und spielt. Wir bekämpfen und, wenn möglich, ersetzen die oben beschriebenen Lebensfallen.
Mich hat es fasziniert, einige der Glaubenssätze, bei denen ich mich im Laufe meines Lebens durchaus erwischt habe – Mark Wolynn nennt es Schlüsselsprache und regt an, darauf zu achten – in derart detaillierter Form aufgelistet zu sehen. In der Emotionalen Alchemie fehlte mir der Durchblick und ich träumte von einer solchen Aufstellung. Mit diesem Artikel habe ich sie mir geschenkt. Ich freue mich darauf, mit Hilfe meiner Selbstzertifizierungen weitere dieser Muster durchbrechen und auflösen zu können!
Dennoch ist mir der Fokus etwas zu sehr auf das Drama im Elternhaus ausgerichtet und es lohnt sich der Blick aufs Familienerbe generell, da solche Muster durchaus auch unbewusst transgenerational, einmal als Kollektivtrauma, aber durchaus auch über Einzelschicksale vorangegangener Familienmitglieder an uns weitergegeben werden können. Nach Kristin Neff ist neben der selbstbezogenen Freundlichkeit und der Achtsamkeit für mich selbst eine sehr wichtige Komponente der Praxis des Selbstmitgefühls die Verbundenheit mit anderem im Sinne von „Ich bin nicht die einzige mit diesem Problem“ – daher lohnt es sich immer, sich mit anderen auszutauschen und auch im Familienkreis mal nach Parallelen in den Biographien unserer Vorfahren zu fragen.
Wie ich hinderliche Glaubenssätze umwandele und Gefühle kläre
Hochsensitiv zu sein bedeutet, einen intensiven Zugang zur Welt zu haben. Reize werden oftmals stärker wahrgenommen und brauchen länger, um verarbeitet zu werden. Die feinfühlige Sinneswahrnehmung für die Umgebung geht einher mit einer reichen Innenwelt, einer blühenden Gefühls- und Gedankenwelt. Dies kann ein hohes Potential bergen, sich positiv weiter zu entwickeln, empathisch für die Bedürfnisse anderer zu sein und sich selbst sehr gut zu kennen – ein Thema, dem ich mich in meinem Artikel über Hochsensitivität widme.
Oft ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Eine Reizüberflutung führt zu einem Rückzug. Und anstatt dass man dann etwas Gutes für sich tut und seine Reserven wieder auftankt, geht es los mit den Selbstvorwürfen.
Je länger ich mich mit dem Thema Hochsensitivität beschäftige, desto deutlicher wird mir, was die Menschen, die ihre Feinfühligkeit grundsätzlich als positive Stärke bewerten von denen unterscheidet, die unter ihr leiden. Es ist das negative Gedankenkarussell, in das wir uns selbst stecken.
Niemand tut anderen etwas Schlimmeres an, als eine perfektionistisch veranlagte hochsensitive Person sich selbst
Bevor Hochsensitive sich mit anderen austauschen, steht das Resultat in ihren Köpfen oftmals schon fest. Ich wurde kürzlich konfrontiert mit so heftigen Zuschreibungen wie „Du wirst derartige Dinge vermutlich nicht akzeptieren können und für Dich verhöhnen…“ oder zweifelnden Fragen nach einem angenehmen und offenen Gespräch wie „Habe ich Dich verschreckt?“ Dabei bestand in diesen Aussagen kein Zusammenhang zu mir und meiner Welt. Ich fühlte mich jeweils nicht einmal wirklich angesprochen. Ich kann guten Gewissens sagen, niemals jemanden verhöhnt zu haben. Ich gerate ebenso selten aus der Fassung. Ich konnte also nicht gemeint sein. Es fand alles nur in den Köpfen meiner Gesprächspartnerinnen statt.
Hätte mich einen Tag vor diesen Äußerungen jemand gefragt, ob ich negative Glaubenssätze auflösen kann, hätte ich dies verneint. Als Expertin für vorwegnehmende Selbstkritik bringe ich ein immenses Insiderwissen mit…. aber Wege aus der Selbstzerfleischung aufzuzeigen? Wie denn?
Als ich dann die Ursache der Problematik erkannte, wurde mir klar, dass ich mich im Grunde mein gesamtes Erwachsenenleben mit genau diesem Thema beschäftige. Mir fielen plötzlich unglaublich viele Interventionsmöglichkeiten ein, die ich kenne und sogar ausprobiert habe, um mein eigenes Gedanken- und Gefühlskarussell zu stoppen. Daraus entsprang spontan die Idee, darüber zu schreiben. Inzwischen habe ich für die Interessierten sogar einen weiteren Artikel über die typischen Lebensfallen unserer Kindheitsmuster, die Schemata nach Jeffrey Young, veröffentlicht.
Ich fragte auch andere hochsensitiv Veranlagte. Viele berichten darüber hinaus, dass sie sich durch ihre differenzierte körperliche Wahrnehmung in Vorstellungen von möglicherweise existierenden Krankheiten hineinsteigern. Eine Weiterführung davon stellt der mir mehrfach beschriebene Zeitvertreib dar, sich für seine Lieben alle möglichen Todesarten vorzustellen. Ich erfuhr kreative und phantasievolle Versionen von Worst Case Scenarios. Unvergessen sind die Äußerungen unseres damals sechsjährigen Sohnes um seinen ersten Flug herum:
Vor dem Flug: „Papa, wenn es im Flugzeug gebrannt hat, dann rufen wir dich an.“ Während des Fluges: „Wenn wir abstürzen, dann mit der Schnauze zuerst, nicht nach hinten.“ Etwas später: „Ich habe Angst, ich will jetzt sofort zurück zu Papa.“ Bei der Landung: „Mama, das kann auch passieren, dass die Bremsen nicht gehen, dann fahren wir weiter und irgendwann knallen wir wo gegen.“ Nach der Landung: „So Mama, und jetzt steige ich nie wieder in ein Flugzeug!“ (es war nur der HINflug…)
Immer wieder höre ich Variationen von „Ich kann das nicht“ – und durfte den Gipfel einer solch strengen Selbstbewertung erleben, als ein hochbegabter Junge im Vorschulalter das von ihm noch gar nicht angefangene Bild bereits wütend zerknüllte. Dieses zerfurchte leere Blatt bewahre ich seit Jahren auf. Es ermahnt mich, positiv zu denken.
Ich selbst kann allerdings auch nächtelang damit zubringen, passende Formulierungen und Entgegnungen zu finden für längst vergangene Momente und Begegnungen, in denen ich sie gebraucht hätte.
Viele unserer negativen Gedanken und Überzeugungen stammen aus unserer Kindheit. Nicht alle hatten wir liebevolle Eltern. Nicht selten beschreiben mir hochsensitive Personen, dass sie nicht gewollt wurden und dass ihnen das von ihren Eltern auch freimütig und unschön übermittelt wurde. Und natürlich macht es das nicht einfacher, diesen Überzeugungen, nicht richtig zu sein, zu entkommen. Allerdings ist es möglich.
Ich selbst hatte ein Thema mit negativen Gefühlen, die ich sehr lange nicht als die positive Kraftquelle und Grenzenanzeiger erkannt habe, die sie sind. Früher erlebte ich sie einfach nur als Bedrohung und entfernte mich davon, im Außen wie im Innen. Ich musste erst lernen, sie als Teil von mir anzuerkennen, der mir einen Veränderungswunsch mitteilen möchte.
James T. Webb beschreibt in seinem Klassiker „Hochbegabte Kinder – Das große Handbuch für Eltern“, wie negative Selbstgespräche auch mit unpassendem Stressmanagement zusammenhängen und regt folgende Fragestellungen zur Selbstreflexion an:
Wenn etwas bei mir schiefläuft – mache ich dann daraus eine Katastrophe?
Reagiere ich übertrieben und rede mir danach ein, ich würde einfach nichts taugen?
Mache ich mir regelmäßig meine Gedanken bewusst und nutze sie, um nach vorn zu schauen?
Verlange ich von mir und anderen permanente Hochleistung und erzeuge damit zusätzlichen Druck?
Lebe ich vor, wie ich angemessene Ventile für einen gesunden Perfektionismus finde und bestärke mich in meinen Anstrengungen?
Konzentriere ich mich auf Fehler oder messe ich Erfolgen ebenso viel Bedeutung bei?
Erkenne ich Anstrengung und Erfolge an?
Spreche ich über meine Stärken oder eher über die Schwächen?
Wir sind dabei also auch Vorbild für unsere Kinder. Jean Piaget erkennt bereits im Sprachgebrauch von Kindern das Phänomen der „egozentrischen Sprache“. Egozentrische Sprache sei nicht-kommunikativ, wiederholend und selbstbezogen. Dieser Monolog dient einerseits als eingesetzte Wortmagie der Wunscherfüllung einer Handlung, die das Kind nicht auszuführen vermag. Andererseits kann sein, dass das Kind das Wort noch nicht von der Handlung unterscheiden kann.
Erst das kommunikative Sprechen ist „sozialisiert“ und dient der Aufnahme von Beziehungen. Wir lernen also zuerst, mit uns selbst zu sprechen, bevor wir mit anderen sprechen. Webb schlägt daher vor, nicht nur darüber zu kommunizieren, was man am Tag so erlebt und was man dabei empfunden hat, sondern das Augenmerk ebenso darauf zu richten, was man darüber gedacht und zu sich selbst darüber gesagt hat. Denn das beeinflusst unser Verhalten und unsere Reaktionen auf Dinge, die uns geschehen, mehr als alles andere.
Was steckt hinter dem negativen Gedankenkarussell?
Robert B. Dilts beschreibt in seinem Werk über die Auflösung von Glaubenssätzen „Die Magie der Sprache“, dass die am häufigsten auftretenden einschränkenden Überzeugungsmuster, die einen Einfluss auf die geistige und körperliche Gesundheit eines Menschen haben, die Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit und Wertlosigkeit sind.
Hoffnungslosigkeit, dass mein gesetztes Ziel definitiv unerreichbar ist. „Es ist nicht zu schaffen.“ Es ist das klassische Opferdenken.
Hilflosigkeit, dass ich zwar sehe, wie andere mein Wunschziel erreichen können, es mir jedoch verwehrt ist. „Ich kann es nicht schaffen.“ Es ist die typische Auffassung von jemandem, der denkt, nicht gut genug zu sein. Häufig genug sind das Menschen, die glauben, dass sie „schon alles ausprobiert“ haben. Umsonst.
Wertlosigkeit, weil ich es gar nicht verdiene, mein Ziel zu erreichen. „Ich bin es nicht wert.“ Es ist Ausdruck des gefühlten Hochstaplersyndroms. Es liegt häufig so tief im Verborgenen, dass es uns nicht bewusst ist. Es sind die klassischen Selbstsaboteure.
Bevor ich über meine persönlichen Methoden berichte, wie ich aus dem negativen Gedankenkarussell aussteige, ist es sinnvoll, folgende hilfreiche Vorannahmen und Theorien über die Möglichkeiten der Steuerung von Gedanken und Gefühlen an sich voranzustellen:
Hilfreiche Vorannahmen über das, was ich in meinem Leben beeinflussen kann
Einmal möchte ich es in Gedichtform sagen (auch wenn es schon fast 20 Jahre her ist, dass ich es schrieb):
– Tief eingegraben in mir dachte ich wären Schmerz Angst Traurigkeit Doch sie sind nur auf das geworfen was wirklich in mir ist Freude und Lachen
Und nun ein wenig ausformulierter:
In meinem Kern bin ich richtig.
Ein Gefühl, dem ich Raum gebe, es annehme und bewusst erlebe, anstatt es zu unterdrücken, verliert seine Bedrohung.
Jedes Gefühl, das ich in mir wahrnehme, erhält erst eine Bedeutung, wenn ich es mit meinem Gedankensystem bewerte. Ich kann mich mit dem Problem identifizieren oder ich kann es lösen, indem ich es von außen auf einer Metaebene betrachte. Ich entscheide, wie ich reagiere.
Ich habe die Fähigkeit, mein Leben aktiv und handelnd zu gestalten. Ich habe es in der Hand, meine Intuition (meine Emotionen), die aus meinen kindlichen Prägungen entspringt, begründet und bewusst mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen (meinen Gedanken und Bewertungen) zu verknüpfen und zu integrieren. Das ist meine Freiheit.
Negative Gedanken sind veränderbar. Ich zitiere Dilts: Durch Reframing (Umdeutung) können alle einschränkenden Überzeugungen in solche umgewandelt werden, die Hoffnung auf die Zukunft beinhalten, außerdem ein Gefühl der eigenen Fähigkeit und Verantwortung und ein Gefühl des eigenen Wertes und der Zugehörigkeit.
Die Welt ist mein Spiegel. Ein Konflikt, auf den ich mich emotional einlasse, deutet auf ein Gedankenkarussell hin, das sich auflösen möchte. Ein von mir verdrängter Anteil, ein Schatten, möchte integriert werden. Dafür kann ich mich aktiv entscheiden.
Der Schlüssel zur Wahrnehmung ist mein Körperempfinden. Jedes Gefühl, jeder Gedanke spiegelt sich in meinem Körper wider und kann dort bewusst von mir aufgesucht, erlebt und angenommen werden.
Ich denke, es wird bereits deutlich, dass ich neben dem kognitiven Bereich der Sprache auch den physischen Bereich der Emotionen und des Körpers als ebenso wichtig betrachte. Mein Zugang zur Lösung geht daher auch über den Körper. Das möchte ich als nächstes begründen.
Wie mein Körper mit meinen Gedanken und Gefühlen zusammenhängt
Ich möchte hierfür ein möglichst einfaches Modell zur Hilfe nehmen. Alexander Lowens „Bioenergetik“ stellt anhand von Bewusstseinsstufen das Wachstum und die Entwicklung der Persönlichkeit dar. Von Stufe zu Stufe gewinnt sie dabei an Schärfe und Unterscheidungskraft:
Körperliche Prozesse stellen dabei die unterste Stufe dar, entsprechend dem körperlichen Fühlen eines Kleinkindes, das Herzschlag und Atmung wahrnimmt und unbewusst reagiert.
Auf der nächsten Stufe werden bereits spezifische Emotionen wahrgenommen und identifiziert, welches die Wahrnehmung und Bezugsetzung zu einer Außenwelt voraussetzt.
Mit wachsender Bewusstheit der sozialen Welt und dem Spracherwerb setzt das Denken ein.
Bewusstes und objektives Denken führt zum Bewusstsein des Ichs. Auf dieser Ebene kann bewusst über ein Verhalten entschieden werden.
Hieraus entwickelt sich ebenfalls die Metaebene, in der man sich gleichzeitig über das eigene Denken bewusst wird, über das eigene Subjekt- und Objektsein.
Lowen unterscheidet Menschen, die eher im Kopf-Bewusstsein mit ihren Gedanken und Vorstellungen, der „Idee des Fühlens“ unterwegs sind. Er sieht in deren Gegenpol Menschen mit Körper-Bewusstsein. Sie halten engen Kontakt zu dem Kind, das sie einmal waren und wissen, was und an welcher Stelle des Körpers sie etwas fühlen. Gleichzeitig könnten sie sagen, was andere fühlen und wie diese Gefühle an deren Körpern abgelesen werden könnten. Sie sind empathisch.
Erst über das Körper-Bewusstsein nähert die Bioenergetik sich dem Unbewussten, zu dem das Kopf- oder Ich-Bewusstsein keinen Zugang haben. Das Ziel besteht jedoch nicht darin, das Unbewusste ins Bewusstsein zu rücken, sondern es als Kraftquelle und als Stärke zu nutzen, es vertrauter und weniger furchterregend zu machen.
Auch Riedener Nussbaum und Storch, die sich mit Selbstmanagement beschäftigen, sehen einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Körper-Selbst und dem Unbewussten. Das Unbewusste wird von ihnen als anpassungsfähig beschrieben, da es nicht nur angeboren ist, sondern sich durch neu erworbene Elemente in ständiger Veränderung befindet. Das Körper-Selbst dient dabei als Erfahrungsspeicher. Dadurch lässt sich begründen, wie die im emotionalen Erfahrungsgedächtnis ständig stattfindenden Bewertungsprozesse ihren körperlichen Ausdruck finden. Sie nennen sie „somatische Marker“. Diese wiederum lassen auf ein Körperwissen unterhalb der Bewusstseinsschwelle schließen, das z.B. in manchen Entscheidungsprozessen zu intrinsisch motivierten Zielsetzungen mit hoher Erfolgsaussicht verhelfen kann. Auf dieser Grundlage haben sie das Zürcher Ressourcenmodell entwickelt.
Safi Nidiaye beschreibt vier Emotionsschichten. Wenn an der Oberfläche eine negative Emotion wie Ärger oder Stress wahrnehmbar ist, so kann das tieferliegende Gefühl darunter ein verdrängter Schmerz sein, der uns z.B. in unsere Kindheit zurück katapultiert. Ich fühle mich dann abgelehnt, alleingelassen, ungerecht behandelt – ohne dass das mit der akuten Situation irgend etwas zu tun hätte. Wenn ich von dort weiter forsche, ist darin häufig ein Wunsch versteckt, von dem ich gerade abgetrennt bin. Diese verborgene Sehnsucht nach dem Gegenteil dessen, was ich gerade fühle, kann bedeuten, dass ich geliebt, gesehen und angenommen werden möchte, wie ich bin. Und darin ist dann oft in der am tiefsten gelegenen Schicht wiederum ein schönes Gefühl zu entdecken, z.B. Sicherheit und Glück.
Was macht ein gutes Leben aus?
Nach Adler und Fagley zeige ich ein annehmendes und wertschätzendes Leben wie folgt:
mich auf das zu besinnen, was ich habe – und nicht auf das, was mir fehlt
Ehrfurcht
Rituale aufzubauen, in denen ich meine Erfolge feiere
mich auf das Hier und Jetzt zu besinnen
Vergleiche anzustellen (aber nur, wenn ich heute im Vergleich zu vorher oder in Bezug auf andere besser da stehe – Vergleiche nach unten sind hilfreich, Vergleiche nach oben nicht)
Dankbarkeit
Das Gute oder die Entwicklungsschance in einem Verlust oder etwas Schlechtem zu sehen, das mir passiert
gute Beziehungen zu anderen Menschen
Hier geht es sowohl um Mechanismen, wie ich mit schlechten Begebenheiten umgehen kann, als auch um das Gute im Leben. Fred B. Bryant und Joseph Veroff erforschen in ihrem Buch „Savoring – A New Model of Positive Experience“ die Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu sein und das Leben zu genießen und setzen somit den Copingstrategien, die sich mit dem reinen Überleben beschäftigen, eine positive Psychologie entgegen.
Wie nehme ich einen schönen Moment wahr und konserviere ihn bewusst?
Wie lerne ich, ein mir innewohnendes Gefühl mit innerem Gewahrsein zu betrachten?
Was kann ich tun, um mich gut zu fühlen?
Wie betrachte ich aus dem Moment heraus meine Vergangenheit und Zukunft?
Mit wem kann ich meine positiven Erfahrungen teilen und dadurch multiplizieren?
Sie fanden jedoch bei ihrer Forschung einen Spielverderber schöner Momente oder Erinnerungen, den ich das negative Gedankenkarussell nenne. Depressive Verstimmungen und ein geringes Selbstwertgefühl sind bei solchen Denkmustern häufig mitgebucht:
Ich erzähle mir, warum ich das Gute nicht verdient habe
Ich freue mich nicht und überlege, wie es noch besser hätte sein können
Ich verschließe mich innerlich und gehe so aus der Situation
Ich rede mir ein, dass ich nicht so gut bin, wie ich gehofft hatte
Ich denke an all die Dinge, die ich erledigen müsste und/oder all die Orte, an denen ich jetzt eher sein sollte
Ich denke an aufgeschobene Probleme und Sorgen, mit denen ich mich längst hätte auseinandersetzen müssen
Ich denke an etwas, das mich Schuld fühlen lässt
Im Positiven kristallisierten sich verschiedene Verlaufsformen des Genießens heraus, die sich auf das Innenleben oder die Außenwelt, auf die Gedanken oder den Grad der Versunkenheit (experiential absorption) beziehen können:
Dankbarkeit ausdrücken (kognitiver Vorgang, auf die Außenwelt bezogen)
Staunen (z.B. über ein Naturereignis im Außen, von dem ich völlig absorbiert bin)
in Stolz/Erfolg baden (kognitiver Vorgang, auf die Innenwelt bezogen)
in Genuss schwelgen (sich selbst etwas Gutes tun, z.B. ein Bad einlassen, und darin versinken)
Zugehörigkeit fühlen (zu einer Gruppe)
Neun von ihnen aufgezeigte positive Wege, das Leben zu genießen, sind
das Teilen und der Austausch mit anderen
der bewusste Aufbau und die Speicherung von Erinnerungen (z.B. durch Innehalten)
die Fähigkeit, sich selbst zu gratulieren und schöne Momente zu feiern
das Schärfen der sinnlichen Wahrnehmung (z.B. durch Fokussieren)
das Vergleichen mit anderen schönen Situationen
das Aufgehen/Versinken im Moment
das Zeigen und körperliche Ausleben von positiven Emotionen
das Bewusstsein einer besonderen Zeitqualität (z.B. „Das passiert mir nur einmal im Leben!“)
Dankbarkeit – als Fähigkeit, das Gute im Leben zu sehen (counting blessings)
Wie kann ich eine positive Erwartungshaltung gewinnen?
Eng verbunden mit der Fähigkeit, das Gute zu sehen und zu feiern, sich darüber mit anderen auszutauschen ist die eigene Erwartungshaltung in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, dass mir solche guten Dinge überhaupt passieren. Wie viel gefühlte Kontrolle besitze ich über mein Leben? Wie deckungsgleich ist dieses Gefühl mit meiner wahren Macht, die ich über meinen persönlichen Spielraum habe? Je mehr ich an das Gute in meinem Leben glaube, desto häufiger werde ich gute Momente erleben.
Effektive Wege, um das Leben mehr zu genießen, sind nach Bryant und Veroff
Unterstützung durch andere
Kreatives Schreiben (über meine Erfahrungen)
Imagination (positiver Ausgänge)
Humor
Spiritualität/Religion
Entwicklungsorientierung (die Erkenntnis, dass auch negative Dinge vorbeigehen)
Mögliche Wege, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen
So weit die Theorie.
Ich fasse zusammen, was ich daraus ableite:
In den Körper hineinzuspüren ist der einfachste Zugang, um mich auf allen Ebenen zu verändern.
Die emotionale Ebene kann mir zur Aufgabenstellung dienen. Indem ich wahrnehme, welche Gefühle mich triggern, weiß ich, an welcher Stelle ich ansetzen kann, um das Gedankenkarussell bewusst anzuhalten.
Auf der Ebene des Denkens kann ich die inneren Glaubenssätze anschauen, die mein Gedankenkarussell befeuern – und sie durch andere, stimmigere ersetzen.
Auf der Ebene des Ich-Bewusstseins geht es darum, konkret das gezeigte Verhalten zu ändern. Hier sehe ich insbesondere der Austausch mit anderen angesprochen, meine Art zu kommunizieren.
Um destruktive innere Stimmen abzustellen, scheint es hilfreich zu sein, diese Stimmen direkt zu Wort kommen zu lassen und einen Inneren Zeugen zu etablieren. Das wäre dann die kognitive Metaebene, mit Hilfe der Sprache.
Das Wissen um eine Problematik kann allein noch nichts zur Lösung beitragen. Im Gegenteil: „Wir benutzen Worte oft, um nichts zu ändern“, stellte bereits Alexander Lowen fest. Also stelle ich im Anschluss eine kleine Auswahl meiner Lieblingsübungen vor und lade ein, einfach mal mit einer, die spontan sympathisch wirkt, anzufangen. Dawna Markova stellt in „Die Versöhnung mit dem Inneren Feind“ deutlich, wie individuell die Lösungs- und Heilungswege sind und dass es nicht um programmierte Lösungen gehen kann. Daher ordne ich sie den verschiedenen Zugangsebenen zu.
Körperorientierte Lösungshilfen
Wichtig ist bei allen körperorientierten Methoden, dass ich nichts an mir verändern will oder muss. Ich beobachte und nehme wahr. Ich spüre. Ich bringe mich ohne etwas zu bewerten ins Hier und Jetzt. Mehr braucht es nicht.
Meditation – in der ich den inneren Dialog so unbeteiligt wie möglich einfach nur betrachte
Yoga – und alles, was mich in die Atmung bringt
Bodyscan. Zum Beispiel diesen hier:
Problemhaltung – Lösungshaltung.
Olaf Jacobsen zitiert in „Ich stehe nicht mehr zur Verfügung“ diese Übung von Klaus Mücke.
Ausgehend von einem Problem nehme ich eine dazu passende Körperhaltung ein und atme bewusst hinein. Dabei beobachte die Gedanken, die in mir auftauchen.
Ich stelle mir nun vor, wie es sich anfühlen würde, wenn mein Problem wie durch ein Wunder gelöst wäre und nehme eine neue Körperhaltung ein, die diese Lösung ausdrückt. In der neuen Körperhaltung lerne ich die freie, tiefe Atmung und neue angenehme innere Sätze kennen.
Ich wechsele immer wieder langsam zurück von der einen Haltung in die andere. Ich trainiere den Bewegungsablauf und speichere ihn in meinem Körper ab.
Wenn das Problem im Alltag irgendwann wieder auftaucht, kann ich mich leichter an die Lösung erinnern und in die Lösungshaltung wechseln.
Gefühlsorientierte Lösungshilfen
Diese Methoden sind die machtvollsten Instrumente, die ich kenne, und ich nutze sie regelmäßig. Damit kann ich negative Gefühle und Gedanken transformieren und gleichzeitig meine Beziehungen zu den betreffenden Konfliktpartnern verbessern.
Körperzentrierte Herzensarbeit nach Safi Nidiaye
Hier folgt eine Kurzversion:
Über einen Konflikt oder ein Symptom mithilfe wahrnehmendem meditativen Atmen werde ich behutsam in Kontakt mit der Stelle in meinem Körper gebracht, in der sich das Ausgangsproblem manifestiert.
Dadurch erscheint das darunterliegende Gefühl. In dieses atme ich weiter hinein und lasse es zu, nehme es an.
Schließlich öffne ich mein Herz für dieses Gefühl, indem ich es frage, was es von mir braucht: Wahrgenommen werden, die Erlaubnis, dazusein, Anerkennung, Verständnis, Mitgefühl, Erbarmen, Achtung, Raum, als Gefühl und nicht als Tatsache wahrgenommen zu werden, gefühlt werden etc.
Anschließend frage ich es, was es als nächsten Schritt von mir benötigt – und führe diesen Wunsch in der Folgezeit immer wieder aus, bis es sich gut anfühlt.
Sehr hilfreich für empathische Hochsensitive, ist, dass es auch eine Möglichkeit gibt, Fremdgefühle wahrzunehmen und der betreffenden Person zurückzugeben.
3-2-1- Schattenprozess nach Ken Wilber
Es ist eine Schreibübung aus dem Buch „Integrale Lebenspraxis“.
Auch hier beginne ich mit einer Person, die ich anziehend oder abstoßend finde, einem Traumbild oder einer Körperempfindung. Es geht dabei darum, meinen Schatten zu erkennen, meinen persönlichen Anteil an den Gefühlen, die etwas oder jemand triggert, und ihn zu integrieren.
3 – sich damit konfrontieren Ich beschreibe das Problem und die Gefühle, die es in mir auslöst, in schillernden Farben und benutze dabei die dritte Person: Er, sie oder es regt mich maßlos auf, weil…
2 – damit sprechen Ich spreche mein Problemobjekt in der zweiten Person mit Du an und stelle Fragen wie „Wer/was bist du? Woher kommst du? Was willst du von mir? Was musst du mir sagen? Welches Geschenk hältst du für mich bereit?“ Dann formuliere ich eine spontane Antwort und lasse mich überraschen von den Dingen, die bei diesem Dialog herauskommen.
1 – es sein In der ersten Person als Ich sehe und beschreibe ich die Welt, einschließlich meiner selbst, ganz aus der Perspektive dieser Störung, und erlaube mir zu spüren, dass ich wirklich ein- und der-/die-/dasselbe bin. Das fühlt sich natürlich fast immer ziemlich disharmonisch oder „falsch“ an, enthält zumindest einen wahren Kern. Schließlich erkenne ich meinen bislang unterdrückten, verleugneten und nicht gelebten Schatten. Ich verbinde mich mit ihm und integriere ihn.
Methoden dieser Ebene zeigen mir einen Weg in die Selbstwirksamkeit und geben mir die Kontrolle über meine Gedanken und Gefühle zurück: Die Lösung des Problems liegt immer in mir.
Achtsamkeit
The Work nach Byron Katie
Es gibt unzählige abgewandelte Formen dieser Intervention auf Gedankenebene. Diese habe ich „Eintausend Namen für Freude“ entnommen.
Ich schreibe wieder auf, was mich an der Person, mit der ich ein Problem habe, ärgert:
1. Wer macht mich ärgerlich, traurig oder enttäuscht mich und weshalb? Was mag ich an dieser Person nicht?
2. Was will ich von ihr? Wie soll die Person sich für mich ändern?
3. Was genau soll die Person denken oder fühlen, was soll sie für mich tun oder lassen? Wie sollte er/sie sein? Welchen Rat würde ich ihr gern geben?
4. Brauche ich etwas von der Person? Was sollte er/sie für mich tun, damit ich glücklich bin?
5. Was denke ich über sie? Ich zähle es kleinlich und streng auf.
6. Was will ich mit dieser Person nie wieder erleben?
Und jetzt kann ich diesen Erguss mit folgenden Fragen überprüfen:
1. Stimmt das?
2. Kann ich absolut sicher wissen, dass das stimmt?
3. Wie reagiere ich auf diesen Gedanken?
4. Wer oder was wäre ich ohne diesen Gedanken? Und nun kehre ich diesen Gedanken um. Auch hier kehre ich nun alle Sätze, die ich über meinen Konfliktpartner geschrieben habe, so um, dass ich das er oder sie durch ein Ich ersetze. Oder ich behaupte einfach das Gegenteil. Es geht darum, kreative Alternativen zu meiner ursprünglichen Realität zu finden, die mir aufzeigen, dass ich mich jederzeit entscheiden kann, etwas anderes zu denken.
Dankbarkeit
Das muss nicht mehr heißen, als dass ich mir abends drei Dinge aufschreibe, die mir heute gelungen sind, über die ich mich gefreut habe. Schön wäre noch, wenn ich mir dazu ins Gedächtnis rufen kann, was ich aktiv zu diesen schönen Momenten beigetragen habe.
Affirmationen
Derartige Bejahungen, Bekräftigungen drücken etwas, das ich mir wünsche, so aus, als wäre es jetzt schon geschehen. Sie sind immer positiv formuliert. Je kürzer sie sind, desto besser. Sie müssen zu mir passen. Sie haben nicht die Absicht, das das Alte zu verändern, sie nehmen die bestehende Situation an, anstatt gegen sie zu kämpfen. Sie lassen Neues entstehen. Ein empfehlenswertes Buch dazu ist „Stell dir vor – kreativ visualisieren“ von Shakti Gawain. Sie hat mich durch folgende Übung schließlich überzeugt, dass ich mit Affirmationen – nachdem ich z.B. mit denen nach Louise L.Hay nie viel anfangen konnte – tatsächlich arbeiten kann.
Ich wähle eine Affirmation aus und schreibe sie 10-20mal hintereinander auf, wobei ich meinen Namen einsetze und jeweils in der ersten, zweiten und dritten Person den gleichen Satz formuliere. „Ich, Britta, bin ein begnadeter Coach. Britta, du bist ein begnadeter Coach. Britta ist ein begnadeter Coach.“
Dabei achte ich auf Widerstand, der sich in mir rührt, auf zweifelnde Gedanken oder Begründungen, warum die Aussagen nicht stimmen können. Sobald ein solcher hinderlicher Satz erscheint, schreibe ich ihn auf die Rückseite und mache dann weiter mit der Affirmation, bis das nächste Gegenargument erscheint.
Wenn ich ehrlich zu mir war, kann ich in meinen festgehaltenen negativen Gedanken die Glaubenssätze erkennen, die mich davon abhalten, zu haben, was ich erreichen möchte.
Im nächsten Schritt setze ich diesen negativen Äußerungen wieder positive Affirmationen entgegen. Oder ich ändere die ursprüngliche etwas ab, damit sie sich passender für mich anfühlt.
Das mache ich in der Folgezeit immer wieder, bis die negativen Programme mir komplett bewusst geworden sind und keine neuen mehr auftauchen. Dann kann ich mit der Affirmation an sich weiterarbeiten – die nun ihre volle Wirkung entfalten dürfte.
Sich in einen Steinkreis aus Pietersit legen
Ich habe mich in meinem ersten Jahr an der Heilpraktikerinnenschule „Alchemilla“ im Rahmen meiner Heilerausbildung in einen solchen Steinkreis legen dürfen. Die Art, in der meine Gedanken zur Ruhe kamen, war für mich so bahnbrechend, dass ich mir danach gleich eine Handvoll Trommelsteine aus Pietersit gekauft habe, die mit meinen Bergkristallen zusammen einen Kreis bilden, der sogar im Liegen groß genug für mich ist. Wer sich angesprochen fühlt, den lade ich gern dazu ein, das mal auszuprobieren.
Bewusst entgegensteuern
Als ich das Internet fragte, nannte jemand die Idee, einfach Matheaufgaben im Kopf zu rechnen, um den Verstand anders zu beschäftigen. Oder aus dem, was einem an den Kopf geworfen wurde, das Gegenteil zu machen: ein Kompliment. Jemand schlug das 60 Sekunden-Lächeln von Vera Birkenbihl vor – einfach so tun, als ob! Die Liste ist sicherlich weiterzuführen.
Bewusst verhaltensändernde Lösungshilfen
Diese Methoden setzen voraus, dass ich nicht erwarte, dass mein Gegenüber mich rettet oder meine Bedingungen zuerst erfüllt. Ich löse mich bewusst aus der Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit und Wertlosigkeit. Hier bin ich die Handelnde, die aktiv wird und einen Schritt auf den anderen zugeht. Oft geht es darum, den Dialog miteinander (wieder) zu eröffnen.
Energie übersenden
Wenn ich in einem Konflikt stecke, stelle ich mir aktiv vor, wie ich mich mit Licht oder Energie oder was auch immer ich gerade brauche, auffülle, sowohl von der Erdmitte als auch aus dem Himmel kommend, und dann sende ich der betreffenden Person – je nachdem, wie nah oder wichtig sie mir ist – über meinen Solarplexus oder aus meinem Herzen die Wärme, Liebe, Farbe, Kraft, was auch immer, von der ich erahne, dass sie es brauchen könnte.
Wertschätzende Kommunikation
Der Liebesforscher John M. Gottman erzählt in seinem Buch „Die 7 Geheimnisse einer glücklichen Ehe“, wie er nach fünf Minuten Beratungsgespräch vorhersagen kann, ob das vor ihm sitzende Paar sich scheiden lassen wird oder nicht. Die sogenannten apokalyptischen Reiter, an denen er sich unter anderem orientiert sind das Äußern von Kritik als Beschwerde, der Ausdruck von Verachtung, die Rechtfertigungshaltung und das Abbrechen des Dialogs durch Mauern.
Dabei gibt es klare Grundregeln in der Kommunikation mit anderen. Eine gute Quelle bietet Thomas Gordon. Anstatt also unqualifiziert eine Beschwerde rauszuhauen, wenn ich ein Problem habe oder mir etwas vom anderen wünsche, setze ich eine gezielte Ich-Botschaft.
Es gibt vier Formen von Ich-Botschaften:
1. deklarierende Ich-Botschaften, mit denen ich sachlich offenbare, wie es in mir aussieht und was mir wichtig ist.
2. reagierende Ich-Botschaften, die dem anderen eindeutig und ehrlich mitteilen, was ich von der Aufforderung, Erwartung oder Bitte halte, die an mich herangetragen wurde.
3. vorbeugende Ich-Botschaften, mit denen ich vorausschauend auf meine Zukunft Bezug nehme und meine Wünsche, Bedürfnisse und Absichten mitteile.
4. konfrontierende Ich-Botschaften, mit denen ich mich auf ein einschränkendes, verhinderndes, frustrierendes oder verletzendes Verhalten des Gegenübers ehrlich und echt in meiner Befindlichkeit zeige und verdeutliche, welches nicht-akzeptable Verhalten welche Gefühle und Gedanken in mir ausgelöst hat. Sie zeigen den Anderen als Auslöser für die Situation, beschuldigen ihn jedoch nicht.
Viel wichtiger jedoch als über mich zu reden ist es, dem anderen zuzuhören. Das aktive Zuhören setze ich ein, wenn ich den Eindruck habe, dass meinem Gesprächspartner etwas auf der Seele liegt.
Es wirkt auf drei Ebenen.
1. Ich signalisiere mein Zuhören durch Blickkontakt, meinen Gesichtsausdruck und die entsprechende Körperhaltung und Gestik.
2. Ich überprüfe, ob ich meinen Gesprächspartner richtig verstanden habe, indem ich gezielt nachfrage, mit eigenen Worten das Verstandene wiederhole und zusammenfasse.
3. Ich setze mich in den anderen hinein und spreche die Gefühle an, von denen ich meine, sie zu spüren. Ich höre seine Wünsche heraus. Typischerweise setze ich hier eine Du-Botschaft.
Dies sind nur die absoluten Grundlagen, es lohnt sich in jedem Falle, sich mit gewaltfreier Kommunikation nach Marshall Rosenberg auseinanderzusetzen. Wertschätzende Kommunikation kann nur einer Haltung der Wertschätzung entspringen und nicht methodisch erlernt werden.
Lösungshilfen auf der Metaebene
Hier geht es um den Adlerblick auf sich selbst. Der mir jedoch nur wenig hilft, wenn ich ihn nicht wieder in die Tiefe bringe und die Ebenen des Bewusstsein, Denken, der Emotionen und des Körpers miteinander integriere. Viele dieser Methoden sehe ich eben deshalb auf der Metaebene angesiedelt, weil sie die unteren Ebenen gekonnt miteinander verbinden.
Der Weg des Künstlers
Als Kunstenthusiastin und Arts and Change-Coach muss ich natürlich alle Methoden, die in die Kreativität und den persönlichen Ausdruck mit künstlerischen Medien führen, voranstellen. Das gleichnamige Buch von Julia Cameron möchte ich als machtvolles, lebendiges Selbstfindungstool ebenfalls stark empfehlen.
Zürcher Ressourcenmodell
Es gibt unzählige Variationsmöglichkeiten. Hier wird mit Ressourcen gearbeitet, indem z.B. anhand eines konkreten Veränderungswunsches oder unbewusst mithilfe eines schönen Bildes positive Begriffe gesammelt werden.
Anhand der auftretenden somatischen Marker wird eine Auswahl getroffen, aus der dann später eine Zieldefinition (eine Affirmation) dessen entsteht, was ich erreichen möchte.
Erinnerungshilfen werden anhand von Symbolen und durch eine passende körperliche Bewegung verankert.
Um den Transfer ins Leben zu sichern, wird konkret ausgearbeitet, in welchen möglichen Verhaltensweisen sich der Wunsch ausdrücken könnte.
Die Arbeit mit den Inneren Stimmen
Dies ist bei weitem mein Lieblingsansatz. Es gibt ihn in vielfältigster Art und Weise. Mein erster Zugang war Artho Wittemanns „Individualsystemik“. Er beschreibt fünf Dimensionen innerer Persönlichkeiten: Mann, Frau, Kind, Tier, Gott.
Ich lasse eine innere Stimme zu Wort kommen und stelle mir vor, wo im Raum sie sich aufstellen würde. Dann nehme ich diese Position ein und bin in Kontakt mit dieser inneren Stimme. Ich atme und fühle mich ganz in sie hinein. Von da an sehe ich weiter.
Häufig führe ich auch Schreibdialoge mit meinen inneren Stimmen. Ich stelle eine Frage und etwas in mir antwortet. Es ist es eine deutlich andere Handschrift.
Ebenso habe ich eine imaginativen Zugang zu meinen inneren Personen, indem ich eine Traumreise an meinen inneren Rückzugsort mache (es ist immer der gleiche Weg zu immer dem gleichen Haus am immer gleichen Strand). Dort treffe ich mich innerlich am Lagerfeuer mit einer inneren Stimme. Das Gute an den Visualisierungen persönlicher Treffen mit Inneren Stimmen ist, dass man beim Abschied ein symbolisches Geschenk erhält, das man in sein Leben mitnehmen kann.
Hal und Sidra Stone haben viele Bücher über die Arbeit mit den inneren Stimmen geschrieben, z.B. „Du bist richtig – Mit der Voice Dialogue Methode den inneren Kritiker zum Freund gewinnen“. Sie beschäftigen sich auch insbesondere mit dem Inneren Patriarch und der Inneren Matriarchin.
Sie führen über die kritischen Stimmen zum Inneren Kind und etablieren eine verantwortungsvolle Elternrolle. Oftmals hilft es, diesen verlassenen und verlorenen inneren kindlichen Anteil virtuell in den Arm zu nehmen. Wenn er sich gesehen fühlt, seine Bedenken angenommen werden, lässt es sich leichter einen Schritt in eine aus Sicht des Kindes vermeintliche Bedrohung gehen. Dann gehen wir diesen Schritt gemeinsam.
Schulz von Thun nennt diesen Ansatz das „Innere Team“. Diese Innere Pluralität wird zu einer „Inneren Ratsversammlung“ in die Zusammenarbeit gebracht. Häufig werden die inneren Stimmen anhand eines sie beschreibenden markanten Satzes zusammen visualisiert.
Zeugen-Bewusstsein
Die meisten Ansätze dienten dazu, meine Bewertung der Gegebenheiten loszulassen und eine Gelassenheit und Offenheit für das Leben aufzubauen. Mich nicht mehr zu identifizieren mit meinem Problem im Außen und zu erkennen, dass die Lösung in mir bereits immer da war.
Ken Wilber et al. beschreiben in der Integralen Lebenspraxis den stillen und ruhigen Zeugen als das, was immer da ist, unwandelbar und unsterblich – das universelle Selbst, das immer richtig ist. Sie führen in eine Meditation, in der das innere Gewahrsein auf die Zeit vor 5 Minuten, fünf Stunden, fünf Jahren, 500 Jahren und 5000 Jahren im Fokus steht. Das gibt doch mal eine erfrischende Perspektive, in der ich mich selbst, meine Gedanken und Gefühle, nicht mehr ganz so furchtbar wichtig nehme.
Autopsychotherapie nach Kazimierz Dabrowski
Allein das Wort klingt wie Musik in meinen Ohren. Meine Begeisterung für Dabrowskis Theorie der positiven Desintegration ist bekannt. Auch wenn ich denke, dass unsere Herausforderungen, Krisen und Konflikte ein wunderbares Feld bieten, in dem wir unser persönliches Wachstum vorantreiben können – und ich das gern als Psychotherapie an mir selbst betrachte – so ist dem natürlich auch eine Grenze gesetzt, wenn ich z.B. das Gefühl habe, mich in bestimmten Situationen nicht von allein aus meinem negativen Gedankenkarussell befreien zu können. Daraus ergibt sich mein schließlich allerletzter, voranbringender Vorschlag zur Lösung:
Therapie
Selbstzertifizierung
Kleiner Scherz – hat bei mir allerdings wirklich Wunder bewirkt. Daher lade ich gern dazu ein. Der fünfteilige Minikurs, den ich erstellt habe und per Mail versende, ist kostenlos.
… und, letzter Punkt, außerdem brachte meine offensichtliche Begeisterung für dieses Thema mich dazu, zu erkennen, dass ich in diesem Bereich auch mal ein Angebot formulieren sollte. Hier unten sind also aktuelle Angebote verlinkt. Online natürlich.
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