Bildungs- und Lerngeschichten - ein ressourcenorientiertes Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren

Bildungs- und Lerngeschichten

Ein ressourcenorientiertes Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren

Bildungs- und Lerngeschichten schaffen eine Grundlage für die Kommunikation im Kita-Team, mit den Eltern und Kindern und wirken nachhaltig sprach-, begabungs- und partizipationsfördernd. Durch bewusste Beobachtung und ansprechende Dokumentation der kindlichen Lernprozesse im Portfolio können Erzieher kindliche Interessen und Kompetenzen anerkennend wahrnehmen und darauf aufbauend weitere Entwicklungsschritte und Lernerfolge gezielt fördern.

Ich selbst darf in diesem Seminar immer wieder als Negativbeispiel herhalten. Freiwillig. Inzwischen verkaufe ich das als Prioritätensetzung. Andere nennen es Schätze heben bzw. Stärken stärken.

Die Wahrheit ist: Ich bastele nicht gern.

Schon im Kindergarten hat man mich nicht in der Bastelecke vorgefunden. Aus Gründen. Warum muss heute jeder ein Universalgenie sein? Ich wurde mit meinen – zugegebenermaßen eingeschränkten – ausschließlich sprachlichen Fähigkeiten gefördert. Meine Grundschullehrerin ließ den Rest der Klasse in Rechtschreibung gegen mich antreten. Mein Plattdeutsch- und Religionslehrer nahm mich in seine Kasperletheatergruppe auf. Er weiß heute noch genau, welche Weiche er da für mich stellte. Mit meiner 3 in Mathe hätte mich heute niemand auf ein Gymnasium gelassen.

Ich hätte als Kind dieser Zeit wohl keine Chance mehr, in meinen Stärken gesehen zu werden.

Ich bin der Meinung, dass wir Menschen alle unsere Defizite kompensieren können – wenn man uns lässt. Ich selbst bin das beste Beispiel dafür, dass man ohne nennenswerte motorische oder mathematische Veranlagung etwas werden kann.

Allerdings musste ich durch einen tiefen Sumpf der Unwürdigkeit und gefühlten Dummheit waten, bis ich das an mir schätzen konnte, was ich kann – und nicht an der langen Liste der Dinge zerbrach, die ich nicht kann – und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nie können werde.

Alles was ich brauchte war jemand, der mich gesehen hat.

Das war wirklich alles.

Ein Pädagoge kann ein Menschenleben für immer verändern.

Und heute gehe ich in Kitas und rede vom positiven Blick. Fühlt sich gut an.

„Du willst doch nicht ernsthaft sagen, dass ein auffälliges Kind sich verändert, wenn ich einen anderen Blick auf es bekomme?“

So lautete einmal die intelligente Nachfrage einer Teilnehmerin dieses Seminares.

Und ja, genau das sage ich.

Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie das bewirken kann, wenn sie als Erwachsene doch selbst gar nicht involviert ist in die Konfliktsituationen, die das Kind mit anderen Kindern hat.

Ich glaube, dass wir nicht nicht involviert sein können.

Ich bin überzeugt davon, dass das Kind es spürt, wenn ich ihm gegenüber eine andere Erwartungshaltung an den Tag lege – dass ich es für möglich und denkbar halte, dass es sich neu verhält. Daraufhin wird es sein Verhaltensrepertoire erweitern und nach und nach seine Schublade in meinem Kopf verlassen können. Es wird sich darüber ehrlich freuen, nicht mehr so festgelegt zu werden, sich öffnen und das nach außen ausstrahlen.

Und das wiederum spüren sofort die anderen Kinder und verhalten sich ihm gegenüber ebenso neu.

Alle sind ein Stück befreit von den Rollen und Zuschreibungen, die sie von den Erwachsenen unreflektiert übernommen haben.

Und schwupps hat mein veränderter Blick für das Kind eine neue Welt geschaffen.

Alles, was es braucht, ist Vertrauen. Und vielleicht ein bisschen Handwerkszeug. Wie die Bildungs- und Lerngeschichten es mit ihrem wertschätzenden Menschenbild anbieten.

Mögliche Inhalte:

  • Bildung und Lernen in der frühen Kindheit
  • Der Ansatz der Bildungs- und Lerngeschichten
  • Zeitlupenbeobachtung und ihre Analyse nach Lerndispositionen
  • Das Verfahren der Bildungs- und Lerngeschichten
  • Verfassen einer Lerngeschichte
  • Nächste Schritte der Förderung
  • Austausch mit den Kindern: Förderung des Dialoges
  • Erfahrungsaustausch und Reflexion