Britta Weinbrandt - Sockennähte und Co - Intensität und Hochsensitivität bei hochbegabten Kindern

Sockennähte & Co – Intensität und Hochsensitivität bei Kindern

Als ich mal gefragt wurde, ob ich mich zum Thema Kinder mit jemandem austauschen würde, platzte aus mir der Satz heraus: Aber klar, ich habe ein immenses Expertenwissen als Versagermutter.

Beispiel Lärm. Viele fühlen sich ihren Außenreizen völlig ausgeliefert. Ich hatte da mal einen spannenden Prozess, der mich die Sache neu betrachten ließ.

Als meine Kinder klein waren, haben sie viel geschrien. Besonders unser Kleiner war ein ausgesprochenes Schreikind. Über Monate und Jahre. Das hat mich abgesehen vom Schlafmangel auch psychisch total zermürbt.

In der Zeit hatte ich eine Freundin, die sich mich erst für sich auserkoren und danach wie weggeworfen hat. Ich war sehr verzweifelt und habe erkannt, dass mein Großer diesen unausgesprochenen Konflikt zwischen uns Frauen total ausagiert hat. Er wurde unhaltbar.

Ich musste allein für ihn da raus.

Dadurch, dass dieser Zusammenhang zwischen meinen ungeklärten Gefühlen und der Unruhe meines Sohnes so unfassbar deutlich war, konnte ich es übertragen.

Mir wurde klar, dass ich das Schreien meines Kleinen nicht ertrug, weil ich das Schreien meines eigenen verlassenen inneren Kindes nicht hören wollte. Ich bekam im Außen präsentiert, was ich mir im Innen nicht anschauen wollte. Und zwar so lang, bis ich es mir anschaute.

Mich endlich liebevoll mir selbst zuwandte.

Wenn ich jetzt merke, dass mich im Außen etwas triggert, dann halte ich inne.

Nehme Kontakt auf mit der Unruhe in mir.

Dem Wüten in mir.

Dem Lärm.

Um diese liebevoll einzuladen und mit Neugier zu betrachten. Einfach nur zuzulassen. Ihnen Raum zu geben. In sie hineinzuatmen. Im Grunde suche ich die Resonanz in mir.

Seitdem weiß ich, dass ich der Welt nicht ausgeliefert bin. Wirklich nicht.

Diese Fortbildung wurde für Eltern entwickelt, die ihre Kinder durch intensive Gefühlsstürme begleiten möchten, und für pädagogische Fachkräfte, die gefühlsintensive Kinder besser verstehen möchten.

Zum Hintergrund: Kazimierz Dabrowski beschreibt die bei manchen hochbegabten Kindern und Erwachsenen erhöhte Intensität der Erfahrung und Wahrnehmung der Außenwelt und der emotionalen Zustände anderer Menschen. Viele zeichnen sich durch eine besondere Hochsensitivität, eine schnellere, gründlichere und feinere Verarbeitung der Sinneswahrnehmung, aus.

Diese Ausprägungen werden in fünf Bereiche eingeteilt, in die psychomotorische, sensorische, intellektuelle, imaginative und emotionale Hochsensitivität.

Die Betroffenen haben ein sehr hohes Empfindungsvermögen, können ihre tief empfundenen Gefühle im ebenso extremen Ausmaß äußern – und durch ihre Intensität sehr anecken und missverstanden werden. Bereits als kleine Kinder zeigen sie häufig im Gegensatz zu ihren Altersgenossen eine größere Lebendigkeit und Wachheit, meist in Kombination mit einem schnellen Reaktionsvermögen und einem Sinn für Essenz, Tiefe und Komplexität – die sich im Alter nicht verliert.

Aufgrund Dabrowskis Forschung seit den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts und ihrer weiterführenden Entwicklung können wir passende Unterstützung in der sozial-emotionalen Entwicklung hochbegabter Kinder leisten.

Mit einem positiven Blick werden Ideen und Lösungen aufgezeigt, anhand deren hochbegabte Kinder, die eine oder mehrere Formen der Hochsensitivität zeigen, stärken- und ressourcenorientiert begleitet werden können.