Archiv der Kategorie: IMMER ALLES – BLOG

Gedanken zur Bindungstheorie

Ich kannte sie lange. Die Bindungstheorie.

Doch erst als ich Bruce Chatwins „Traumpfade“ gelesen hatte, der den Bindungstheoretiker John Bowlby zitiert, konnte ich sie auf mich beziehen. Ich schrieb damals ganze Passagen in mein Tagebuch ab:

„Nach einer genaueren Untersuchung der Ursachen für Angst und Zorn bei ganz jungen Menschen, kam Dr. Bowlby zu dem Schluß, daß die komplexen instinktiven Bande zwischen einer Mutter und ihrem Kind – die Entsetzensschreie des Kindes (ganz anders als das Wimmern aufgrund von Kälte, Hunger oder Krankheit), die „unheimliche“ Fähigkeit der Mutter, diese Schreie zu hören, die Angst des Kindes vor dem Dunkeln und vor Fremden, sein Grauen vor schnell nahenden Gegenständen, seine Alpträume von bedrohlichen Ungeheuern, wo nichts dergleichen existiert – […] tatsächlich durch die ständige Anwesenheit von Raubtieren im urzeitlichen Lebensbereich des Menschen erklärt werden könnten.

„Die wichtigste Quelle des Schreckens in der Kindheit ist Einsamkeit.“ Ein einsames Kind, das in seinem Bettchen schreit und strampelt, […] – wenn man das Bettchen in das afrikanische Dornengestrüpp stellt -, weil es, wenn die Mutter nicht in wenigen Minuten zurückkommt, von der Hyäne geschnappt werden wird.

Jedes Kind scheint eine angeborene innere Vorstellung von der „Sache“ zu haben, von der es angegriffen werden könnte: so stark, daß jede bedrohliche „Sache“, selbst wenn es nicht die wirkliche Sache ist, eine vorhersehbare Sequenz defensiven Verhaltens auslösen wird. Die Schreie und das Strampeln sind die erste Verteidigungsstrategie. Dann muß die Mutter darauf vorbereitet sein, für das Kind zu kämpfen, und der Vater, für sie beide zu kämpfen. In der Nacht ist die Gefahr doppelt so groß, weil der Mensch nachtblind ist und die Raubkatzen nachts jagen. […]

Besucher der Säuglingsstation eines Krankenhauses wundern sich oft über die Stille. Doch wenn die Mutter ihr Kind wirklich verlassen hat, ist seine einzige Chance, zu überleben, daß es stumm bleibt.“

So weit das Zitat.

Und dieser letzte Satz war es, der mir in die Knochen schoss .

Meine Oma erzählt mir auch immer, dass ich als Baby nicht geschrien habe. Sie musste nur alle vier Stunden nach mir gucken. Zum Füttern natürlich. Das hat mich schon irgendwo getroffen.

Nach dieser Erkenntnis interessierte mich die Bindungstheorie – und ihre offensichtlichen Auswirkungen auf mein Leben – natürlich noch mehr.

Ich erkannte, das sie mein Leben bestimmt.

Inzwischen sehe ich sie als meine wahre Superkraft an, nicht nur in meinen Kindertherapien, sondern insbesondere auch in meinen Coachings für Erwachsene. Allein, dass ich von ihrer Bedeutung weiß und ihre Auswirkungen auf mein Leben begonnen habe zu durchdringen.

Mit meinen Gedanken über die Bindungstheorie habe zum ersten Mal damit experimentiert, den Inhalt nicht auf einmal zu bieten, sondern nach und nach zu vertiefen, sodass ich bei jedem neuen Aspekt, der dazukommt, alles vorherige wiederholt habe.

Erst kommt eine Runde über die Testsituation, aus der sie entstand. Danach gehe ich im nächsten Rundgang genauer auf die Kinder ein, die entweder sicher oder unsicher gebunden sie kõnnen, und wie sich das zeigt.

In der darauffolgenden Runde nehme ich die Eltern unter die Lupe. Die bringen ja auch eine Bindung aus ihrer Kindheit mit, die bestimmend dafür ist, wie sie mit der nächsten Generation umgehen werden.

Und bevor ich die im Erwachsenenalter sich daraus ergebenden Partnerschaftskonstellationen anspreche, gibt es noch eine Runde, in der ich alle drei Ebenen auf einmal darstelle.

Ich beginne mit meinem persönlichen Zugang.

Ich stelle immer wieder fest, dass die Menschen, die zu mir finden, einen ähnlichen Start ins Leben hatten, wie ich ihn hatte.

Ich kenne überproportional viele Inkubatorkinder.

Und vielen ist nicht klar – wie es auch mir lange nicht bewusst war – dass das ein frühkindliches Trauma ist.

Aber stellt es euch doch einmal vor!

Da ist ein Neugeborenes. Es liegt verdrahtet in einer gläsernen Maschine, statt auf der Brust seiner Mutter, wenn es zum ersten Mal mit dieser Welt in Kontakt kommt. Über Wochen und Monate allein.

Die Inkubatorerfahrung ist kein klassisches Trauma mit einem Ereignis. Sie ist ein Mangeltrauma. Was fehlt, ist die Resonanz der Welt auf das eigene Dasein, das Willkommen im Körper, die erste Beziehungsantwort.

Diese Erfahrungen sind nicht erinnerbar, aber tief verankert – in der Körperspannung, im Atemmuster, im Blickverhalten, in der Art, wie jemand sich selbst innerlich spürt, oder eben nicht spürt.

Die Betroffenen erleben häufig ein chronisches Gefühl des „Nicht-ganz-Dazugehörens“, eine übersteigerte Selbstbeobachtung bei gleichzeitiger Flucht vor den Innenwelten. Sie haben das Gefühl, anders zu sein, ohne Worte dafür zu haben.

Wir haben Schwierigkeiten mit tiefer emotionaler Beteiligung oder überhaupt dem Spüren unserer eigenen Gefühlswelten (im Gegensatz zu denen der anderen, da sind wir mittendrin).

Wir werden Hochsensitive, und Hochbegabte.

Mit meiner eigenen Inkubatorbiographie und einem besonderen Resonanzfeld für Betroffene erlebe ich in meiner Praxis immer wieder die typischen Spätfolgen dieser frühen Trennungserfahrung – bei Menschen, die rein medizinisch als gesund gelten, aber innerlich bis heute auf der Suche sind.

Ohne zu wissen, wonach. Denn es gibt kein Referenzgefühl für Geborgenheit.

Die Welt wollte uns nicht.

Der Körper erhält keine Einladung, hier zu sein, ist nicht willkommen.

Ein Frühchen im Inkubator erlebt keine wärmende Haut, keinen direkten Blickkontakt, kein Halten im Atemrhythmus eines anderen Körpers.

Es erlebt Geräusche, grelles Licht, Fremdreize. Sensorische Überforderung.

Im Körper zeigen sich diese frühen Erfahrungen oft als diffuse Körperwahrnehmung, unklare Raumorientierung, in Gleichgewichtsstörungen und gestörter Selbstregulation bei Berührung, Nähe oder Reizbelastung. Es gibt keinerlei Hilfe bei der sensorischen Integration.

Das Kind „kommt nicht an“. Und viele Erwachsene sind es bis heute nicht. Sie wohnen nicht in ihrem Körper. Sie sind sich selbst kein sicherer Ort.

Meine Wahrheit war immer geprägt von dem Grundgefühl „Ich bin allein auf dieser Welt.“

Fehlende Koregulation in der frühen Kindheit wird häufig kompensiert durch kognitive Kontrolle, Wissen, Ordnung, Planung, und durch soziale Anpassung. Viele von uns sind als Kind unauffällig, freundlich, leistungsbereit, denn alles andere wäre gefährlich.

Wir haben eine auffällige Fähigkeit zur Anpassung, ohne uns wirklich zu zeigen.

Wir wählen verbalen Ausdruck statt emotionaler Resonanz. Flüchten in den Geist.

Viele Inkubatorkinder haben sich über Sprache gerettet – sie war ihr Regulierungskanal, ihr Resonanzboden, ihr Zuhause. Sie entwickeln häufig extrem frühe und hohe sprachliche Kompetenzen, während ihre Körperlichkeit unterentwickelt bleibt. Sie lernen früh, sich über ihre Intelligenz zu steuern. Oder sich zurückzuziehen, bevor sie beschämt werden.

Ich erkläre mir meine Gefühle, anstatt sie zu fühlen.

Insofern bestimmt die Bindung auch die Art unserer Sinneswahrnehmung. Hier helfen mir die Denk- und Wahrnehmungsmuster von Dawna Markova, diese Zusammenhänge zu begreifen.

Liest man über bindungsvermeidende Kinder, dann geht es immer darum, dass diese auf ihre Bezugsperson zwar äußerlich nicht reagieren und scheinbar ohne Reaktion auf ihr Kommen und Gehen weiterspielen, doch im Inneren tobt ein Sturm. In Wirklichkeit sind sie oft hochgradig überflutet – und schutzlos.

Bindung basiert im besten Fall auf Sicherheit, Rhythmus, Synchronisation, Berührbarkeit.

Fehlt dieser Einstieg, erlebt das Nervensystem andere Menschen als potentiell bedrohlich oder überwältigend – selbst ohne konkrete negative Erfahrungen.

Viele Inkubatorkinder haben im späteren Leben vermeidende oder ambivalente Bindungsmuster, eine starke Sehnsucht nach Nähe, aber Angst vor Vereinnahmung.

Wir sind oft Bindungssuchende mit einem gestörten Empfänger.

Aber nun erst einmal von vorn. Was ist mit der Bindungstheorie überhaupt gemeint?

Was Bindung ist – und warum sie uns alle betrifft

Bindung ist das emotionale Band zwischen einem Kind und seinen engsten Bezugspersonen. Schreien, Strampeln, Suchen nach Blickkontakt sind Signale, die in der Evolution überlebenswichtig waren: In einer Welt voller Gefahren konnte nur das Kind überleben, das Nähe herstellte – Nähe bedeutete Schutz.

John Bowlby entwickelte die Bindungstheorie in den 1950er- und 60er-Jahren. Er sah Bindung nicht als bloßen Trieb, sondern als eigenständiges Verhaltenssystem: Es wird aktiviert, wenn Gefahr droht, und beruhigt, wenn Nähe sicher ist. Mary Ainsworth prägte später den Begriff der sicheren Basis – die verlässliche Bezugsperson, von der aus ein Kind die Welt erkunden kann und zu der es zurückkehrt, wenn es erschrickt.

Berühmt und umstritten zugleich wurde der Fremde-Situationen-Test, den Ainsworth entwickelte. Ganz grob wiedergegeben wird dort geguckt, wie Kinder im Alter von zwölf bis achtzehn Monaten auf eine kurze Trennung von der Mutter in Bezug auf Bindungsverhalten und Explorationsverhalten – in dem Falle Erforschen des herumliegenden Spielzeugs – reagieren, wenn sie mit einer fremden Person alleingelassen werden.

Entscheidend war nicht das Weinen beim Weggehen, sondern das Verhalten beim Wiedersehen. Suchte das Kind Nähe? War es wütend? Wirkte es gleichgültig? Bei einer Gruppe zeigte sich die Mutter als die “sichere Basis”, die sie auch sein sollte. Aus den beobachteten Mustern entstanden die vier heute bekannten Bindungsstile: sicher, unsicher-vermeidend, unsicher-ambivalent und später fügte Mary Main noch unsicher-desorganisiert hinzu.

Schon hier beginnt berechtigte Kritik. Die Saat zu diesem Artikel legte Heidi Keller, deren Titel „Mythos Bindungstheorie“ mich 2019 auf der didacta ansprang. Sie stellt heraus: Der Test fand im Labor statt, mit kleinen Stichproben, und er war stark auf die Mutter fixiert. Andere Bezugspersonen – Väter, Großeltern, Geschwister, ganze Dorfgemeinschaften – kamen kaum vor. Und er wurde im Kontext der US-amerikanischen Mittelschicht der 1960er Jahre entwickelt – schwer übertragbar auf Kulturen, in denen Kinder von Geburt an in einem Wir-Verband aufwachsen. Die Mutter und ihr Wirken wird überstilisiert, als gäbe es keine Familie um sie herum.

Und doch: Das Kernstück bleibt gültig. Ich habe ganz klar immer die Möglichkeit gesehen, dass es Großeltern und sogar Nachbarn und Freunde sein können, mit denen ein Kind Bindung aufnimmt, wenn die Eltern aus was für Gründen auch immer nicht zur Verfügung stehen. Wie wir Bindung erleben, prägt, wie wir mit Stress umgehen, wie wir Beziehungen gestalten, wie wir uns selbst sehen. Bindung ist das Fundament, auf dem wir stehen – oder eben nicht.

Vier Bindungsmuster – und was Kinder daraus machen

Sichere Bindung entsteht, wenn Eltern (oder andere Bezugspersonen) verlässlich und feinfühlig reagieren. Das Kind weint vielleicht beim Gehen, lässt sich aber schnell beruhigen, wenn Mama oder Papa wieder da sind. Es wagt Schritte hinaus in die Welt und kehrt zurück. Aus diesen Wiederholungen entsteht das tiefe Wissen: „Ich bin willkommen. Ich bin gehalten.“

Unsicher-vermeidende Bindung entsteht, wenn Eltern eher distanziert sind, körperliche Nähe meiden oder die Gefühle des Kindes kleinmachen. Das Kind lernt: „Meine Bedürfnisse stören. Ich bin besser dran, wenn ich sie nicht zeige.“ Solche Kinder wirken erstaunlich selbstständig, kaum berührt von Trennungen – innerlich aber sind sie in Stress. Sie haben früh gelernt, sich selbst zu regulieren, statt Bindung zu suchen. Die ”unsicher-vermeidenden“ Kinder schienen wenig unter einer Trennung von der Mutter zu leiden, spielten und explorierten selbstbewusst und suchten beim Wiedersehen mit der Mutter kaum Nähe und Kontakt zu ihr.

Unsicher-ambivalente Bindung entsteht, wenn Eltern unberechenbar sind – mal überfürsorglich, mal abweisend. ”Unsicher-ambivalente“ Kinder zeigten kaum Explorationsverhalten und waren vor allem damit beschäftigt, die Nähe und den Kontakt zur Mutter aufrecht zu erhalten. Das Kind klammert, weil es nie weiß, wann jemand verfügbar ist. Sie litten sehr stark unter einer Trennung und suchten danach engen Kontakt zur Mutter, während sie gleichzeitig Wut und Ärger gegen sie zeigten. Teilweise verhielten sie sich auch passiv und weinten trotz Nähe der Mutter. Es weint verzweifelt bei Trennung, lässt sich aber kaum beruhigen, wenn die Mutter zurückkehrt. Nähe und Ärger mischen sich, Vertrauen bleibt fragil.

Unsicher-desorganisierte Bindung entsteht, wenn die Bezugsperson selbst Quelle von Angst ist – durch Gewalt, Vernachlässigung oder ungelöste Traumata. Das Kind erlebt: „Du sollst mich trösten – aber du machst mir Angst.“ Die Kinder, deren Bindungsmuster als ”unsicher-desorganisiert“ bezeichnet wird, zeigten kurze Momente, in denen sie weder Bindungsverhalten noch Explorationsverhalten an den Tag legten. In diesen Momenten wirkten die Kinder wie erstarrt, führten begonnenes Verhalten nicht zu Ende oder zeigten gleichzeitig oder kurz hintereinander widersprüchliches Verhalten, wankend zwischen Nähe und Flucht. Später ist Vertrauen besonders schwer – und doch bleibt die Sehnsucht nach Geborgenheit.

Das Entscheidende: Diese Muster sind keine „Fehler“, keine Charaktereigenschaften. Sie sind kluge Überlebensstrategien. Jedes Kind macht das Beste aus dem, was verfügbar ist.

Und genau deshalb kann es sich auch verändern. Im Laufe unseres Lebens, mit anderen Menschen, können wir Vertrauen fassen und Sicherheit finden.

Und nicht jeder hat gleich ein ausgemachtes frühkindliches Trauma, wie es der Ausgangspunkt meiner Forschung war.

Bindung ist ein Beziehungstanz. Das Kind gibt Signale, die Eltern reagieren. Doch auch Eltern haben ein bestimmtes Bindungsmuster, das bestimmt, wie sie mit ihren Kindern umgehen werden. Was wiederum die Bindungserfahrung der nächsten Generation bestimmt.

Ob die Antworten verlässlich sind oder nicht, formt das innere Arbeitsmodell: „So ist die Welt. So bin ich. So sind Beziehungen.“

Feinfühligkeit schlägt Perfektion. Eltern müssen nicht immer richtig reagieren, sondern nur oft genug und vor allem: reparieren.

Nicht-Antwort prägt Unsichtbarkeit. Wenn ein Kind oft ignoriert wird, lernt es, seine Gefühle nicht mehr zu zeigen.

Unberechenbarkeit macht klammerig. Wer mal getröstet, mal abgewiesen wird, lebt in ständiger Alarmbereitschaft.

Angst in der Bindung zersplittert Strategien. Wenn die, die trösten sollten, selbst Furcht auslösen, geraten Nähe und Flucht in Konflikt.

So entstehen Muster, die oft unbemerkt von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Eltern mit unsicherer Bindung tun das nicht, weil sie versagen, sondern weil sie ihre eigenen Wunden unbewusst weitertragen. Nicht umsonst war und ist mein Claim, immenses Expertenwissen als Versagermutter zu haben.

Wie sieht das also genau aus?

Wie Bindungsmuster weitergegeben werden – Eltern prägen Kinder

Bindung ist kein Merkmal des Kindes, sondern eine Beziehungserfahrung. Das heißt: wie Eltern (oder andere Bezugspersonen) auf die Bedürfnisse des Kindes reagieren, prägt dessen inneres Arbeitsmodell von „Nähe und Distanz“.

Sichere Eltern

  • reagieren verlässlich, trösten, ohne zu erdrücken, lassen erkunden, ohne zu bestrafen.
  • Ihre Kinder entwickeln Vertrauen: „Ich bin willkommen. Die Welt ist sicher.“

Vermeidende Eltern

  • sind distanziert, gefühlsarm oder lehnen Nähe ab.
  • Ihre Kinder lernen: „Meine Bedürfnisse stören. Ich bin besser dran, wenn ich sie nicht zeige.“

Ambivalente Eltern

  • sind unberechenbar, mal überfürsorglich, mal abweisend.
  • Ihre Kinder lernen: „Ich weiß nie, ob jemand für mich da ist. Ich muss klammern, sonst verliere ich dich.“

Desorganisierte Eltern

  • sind selbst Quelle von Angst: durch Gewalt, Vernachlässigung, Traumata.
  • Ihre Kinder erleben: „Die Person, die mich trösten sollte, macht mir Angst. Ich will Nähe – und muss zugleich fliehen.“

Das Kind macht also nicht „falsch“, was es tut. Es passt sich an.

Bindungsmuster sind Überlebensstrategien.

Und für uns als Erwachsene gilt: Strategien kann man ändern.

Vielleicht ist das die schönste Erkenntnis:

Unsere größte Wunde kann zu unserer größten Stärke werden – wenn wir beginnen, sie als Teil unserer Geschichte anzunehmen.

Warum ich nämlich schon ziemlich lange fest davon überzeugt bin, dass das frühkindliche Bindungsverhalten eine ganz große Rolle im Erwachsenenleben spielt, das liegt daran, dass ich seit dem letzten Jahrtausend bereits verheiratet bin. Ich hoffe, mein Mann verzeiht, wenn ich meine größte Erkenntnis hier als Anekdote zum besten gebe:

Als unsicher-vermeidend Gebundene habe ich mich beispielsweise in den ersten Jahren unserer Ehe komplett gefesselt gefühlt. Nichts konnte ich allein machen. Ich war wie eingesperrt. Es hat mich einfach nur erdrückt. Ich hatte keine Luft zum Atmen für mich und meinen Freiheitsdrang.

Was wollte dieser Mann von mir?

Er wollte das, was normale und sicher gebundene Menschen eben so wollen. Nähe!

Ich wusste nicht einmal, wozu das gut sein soll.

Sehr viel früher hätte ich das durchaus auch noch anders formuliert. Da ging ich davon aus, ich würde aktiv eingesperrt werden – mir war nicht klar, dass es sich für mich lediglich so anfühlte. Heute weiß ich, dass ich vieles davon selbst produziert habe, weil ich mir einfach keinen Ausgleich geschaffen habe.

Was anderen selbstverständlich zufiel, musste ich erst lernen.

Und das wohl lebenslang.

Ich habe kürzlich eine Aufstellungsarbeit gemacht, in der es um das Thema Halt ging. Ich dachte, gehalten zu werden wäre ein Grundgefühl, das ich gern als Unterstützung in meinem System etablieren wollte. Ich dachte, es sei eine Grundvoraussetzung des Menschseins.

Und als ich dann da stand, auf einem sehr niedrigen Level des Gehaltenseins, schrie alles in meinem System Nein. Nein! Niemals lasse ich zu, dass mich jemand anders hält. Ich will das gar nicht. Das ist falsch.

Mein Körper weiß gar nicht, wie das geht. Mich in jemand anderen fallenzulassen. Nach Jahren der Selbstführung noch immer nicht.

Und hier wird für mich besonders deutlich, was sich eben aufgrund unseres Bindungsverhaltens ausprägt, das uns – wie dieses – bis an unser Lebensende bestimmen wird: Die Funktion unseres Nervensystems.

Manchmal komme ich mir echt albern vor, aber es scheint für Menschen mit einem frühkindlichen Trauma tatsächlich normal zu sein, dass manche Dinge, über die die meisten anderen überhaupt nicht nachzudenken scheinen, eine unfassbare Anstrengung kosten.

Mein autonomes Nervensystem, in Form des Sympathikus lässt regelmäßig grüßen. Bei mir peitscht alles ganz schnell hoch und dann bin ich damit erst einmal nur damit beschäftigt … Ruhe zu bewahren.

Mir hat es extrem geholfen, zu verstehen, dass das

a) normal ist, nicht nur für mich, sondern für die meisten von uns und

b) wie unfassbar einfach es ist, das Nervensystem runterzufahren.

Deswegen habe ich die Erkenntnisse aus der Polyvagaltheorie, und vor allem die sich daraus ergebende Selbstregulationspraxis (etwas, das mir meine unsicher vermeidende Bindung quasi vor die Füße gelegt hat), als feste Größe in meinem Selbstheilungskurs untergebracht.

Die Polyvagaltheorie hat uns die Erkenntnis geschenkt, dass zum Nervensystem nicht nur das sympathische Kampf- oder Fluchtverhalten und der parasympathisch gesteuerte Totstellreflex gehört, der sich als hinterer Strang des Nervus vagus herausstellte, sondern dass es ebenso den vorderen Strang des Nervus vagus gibt – und das ist das soziale Bindungssystem.

Und Verbindung – die Verbindung mit dem Großen Ganzen, Verbindung mit Himmel und Erde, Verbindung mit der Welt, Verbindung mit anderen Menschen, insbesondere die Verbindung mit mir selbst, das ist mein Schlüssel zur Heilung.

Und ich sah mich kürzlich darin bestätigt innerhalb meiner Ausbildung zur Kreativ-Integralen Traumatherapeutin, als ich Milena Hauptmann sagen hörte: Bevor es um irgendwelche Diagnosen geht, ist in der Traumatherapie der Kontakt grundlegend: Welche Bindung hat jemand? Und danach geht es um das zentrale Nervensystem, wie reagiert jemand. Es ist so existentiell.

Wer sich für diese besonderen Auswirkungen auf die Aktivierung des sympathischen Netzwerk in Form von Kampf- oder Fluchtreaktionen, sowie der parasympathischen Aktivierung, dem Freeze, aber eben auch dem sozialen Bindungssystem interessiert, sei auf meinen Artikel über die Schematherapie verwiesen, die das klar verdeutlicht.

Unsere Bindung bestimmt, wie wir mit uns und anderen umgehen.

Für mich ist die Bindungstheorie die Grundlage allen menschlichen Zusammenseins, als unsere Grundprägung, die nicht nur über unsere Wahrnehmung und die Beschaffenheit der Funktion unseres Nervensystems, sondern über die Natur unserer persönlichen Realität bestimmt.

Denn die meisten Überlebensmuster, die Menschen entwickeln, sind im Kern Störungen der Interaktion, der Beziehungsgestaltung. Wenn man Rainer Sachse zuhört, mit seinem positiven Blick, werden selbst handfeste Diagnosen wie Persönlichkeitsstörungen nur fälschlicherweise so genannt, und sind eigentlich Bindungsanzeiger.

Aus diesem Grunde möchte ich noch eine dritte Rundreise durch die Bindungsstile machen, und diesmal die Auswirkungen auch auf unsere Partnerschaften mit einbeziehen, die wir als Erwachsene eingehen. Diese hatte ich das Privileg, in meiner aktuellen Ausbildung zum VITA-Coach von Layla Martin zu empfangen.

Stan Tatkin, Paartherapeut und Neuropsychologe, hat für diese Muster Bilder geprägt, die mich sehr ansprechen. Er nennt die sicher Gebundenen Anker. Sie sind so etwas wie die lebendige Verkörperung von Bowlbys „sicherer Basis“. Sie sind stabil, ausgeglichen, fühlen sich sowohl in Nähe als auch in Distanz wohl. Sie können Beziehungen eingehen, ohne sich zu verlieren – und sie können alleine sein, ohne in Panik zu geraten.

Typische Sätze aus ihrem Inneren könnten lauten: „Mir geht es allein gut, aber mit dir an meiner Seite ist es schöner.“ oder „Ich liebe Menschen, und meistens lieben Menschen mich.“

Ihre Stärke ist die Flexibilität: Nähe, Distanz, Rückzug, Begegnung – all das dürfen gleichzeitig da sein. Ihre Verletzlichkeit liegt einzig darin, diese sichere Bindung zu verlieren. Ansonsten sind sie die Menschen, die in stürmischen Zeiten Halt geben.

Die Insel ist das Bild für den unsicher-vermeidenden Bindungsstil. Menschen mit diesem Muster haben früh gelernt: „Ich komme besser klar, wenn ich mich auf mich selbst verlasse.“ Sie sind unabhängig, kreativ, produktiv – solange man ihnen Raum lässt. Sie nehmen sich gern Rückzugsinseln und brauchen diese wie andere die Luft zum Atmen.

Doch die Insel trägt auch ihre Verletzlichkeit: Sie fürchtet, von Nähe überrannt zu werden, sich gefangen oder außer Kontrolle zu fühlen. Intimität kann schnell als Bedrohung empfunden werden. Und tief innen liegt die Angst, für etwas verantwortlich gemacht oder gar beschuldigt zu werden.

Das bedeutet nicht, dass Insel-Menschen nicht lieben – im Gegenteil. Aber sie zeigen es leiser, vorsichtiger, manchmal verkopfter. Nähe darf niemals erdrücken.

Und die unsicher-ambivalent Gebundenen nennt er Wellen – sie sehnen sich nach intensiver Nähe, schenken Leidenschaft und Intensität, doch in ihnen rollt gleichzeitig die Angst, wieder verlassen zu werden.

Menschen mit diesem Muster sind oft großzügig, liebevoll, fürsorglich, geradezu überschwänglich in ihren Beziehungen. Sie fühlen sich am lebendigsten, wenn andere in ihrer Nähe sind.

Doch sie kämpfen mit der Unsicherheit: „Wirst du bleiben? Oder gehst du?“ Ihre Verletzlichkeit ist die Angst vor Trennung und Zurückweisung. Sie ertragen das Alleinsein nur schwer und haben oft das Gefühl, eine Last zu sein. Sie brauchen viel Bestätigung, um sich wirklich sicher zu fühlen.

Desorganisierte Partner zeigen uns die Widersprüche und die Sehnsucht nach wahrer Sicherheit. In Tatkins Modell kommen sie nicht vor.

Diese Bilder helfen, weil sie die inneren Bewegungen greifbar machen. Jeder von uns kennt Momente, in denen er zur Insel wird – zurückzieht, abschottet. Oder zur Welle – die Nähe will und doch zweifelt. Und vielleicht auch den Anker – den Zustand, in dem wir ruhig, vertrauend, geerdet sind.

Also los gehts. Nochmal, und noch ausführlicher!

Das sichere Bindungsmuster

Ein sicher gebundenes Kind wächst mit dem Gefühl auf: „Die Welt ist im Grunde ein guter Ort. Ich darf mich ausprobieren, weil da jemand ist, zu dem ich jederzeit zurückkehren kann.“

Die Bezugsperson ist stabil und verlässlich. Sie reagiert feinfühlig – nicht perfekt, aber gut genug, um Sicherheit zu vermitteln. Sie hört die Signale ihres Kindes, spiegelt sie, beruhigt es, wenn es Trost braucht, und lässt es los, wenn es entdecken will. Nähe wird angeboten, ohne zu erdrücken. Distanz wird erlaubt, ohne Liebesentzug.

Das Kind selbst zeigt dieses Vertrauen deutlich: Es weint vielleicht, wenn Mama oder Papa den Raum verlassen, lässt sich aber schnell trösten, sobald sie zurückkommen. Es spielt, probiert Dinge aus, geht kleine Risiken ein – und kommt immer wieder zurück zu seiner sicheren Basis. In dieser wiederholten Erfahrung entsteht innerlich ein Bild: „Ich bin gehalten. Ich darf. Ich kann.“

Als Erwachsene bringen Menschen mit sicherer Bindung genau dieses Vertrauen in ihre Beziehungen ein. Sie haben ein Gespür für ein gutes Gleichgewicht: Nähe und Distanz dürfen gleichzeitig existieren. Sie suchen Verbundenheit, ohne sich selbst zu verlieren, und können auch mal allein sein, ohne in Panik zu geraten. Sie können Grenzen setzen, ohne Mauern hochzuziehen. Verluste schmerzen, aber sie zerbrechen nicht. Sie sind fähig, sich einzulassen, zu vertrauen – und nach Enttäuschungen wieder zu heilen.

Man könnte sagen: Wer sicher gebunden ist, trägt eine innere sichere Basis in sich – eine Art inneres Zuhause, das Geborgenheit schenkt, selbst wenn das Leben draußen stürmt. Einen Anker eben.

Sicheres Bindungsmuster

Bezugsperson:

  • Stabil und beständig.
  • Relativ feinfühlig und aufmerksam.
  • Bietet eine sichere Basis, zu der das Kind immer zurückkehren kann.
  • Reflektierend und spiegelnd.
  • Reagiert angemessen auf die Bedürfnisse des Kindes.
  • Liebevoll und nährend, ohne einzuengen.
  • Ermöglicht dem Kind, die Welt zu erkunden, und bleibt ein verlässlicher Rückhalt.
  • Feinfühlig, sowohl auf körperlicher als auch auf verbaler Ebene.
  • Kommuniziert durch Augenkontakt, Herz-zu-Herz-Verbundenheit und körperliche Nähe.

Kind:

  • Findet schnell Trost, wenn die Mutter zurückkommt.
  • Knüpft leicht Bindungen zu neuen Menschen.
  • Geht gesunde Risiken ein und erkundet die Welt, kehrt aber zur sicheren Basis zurück.
  • Vertraut auf die sichere Basis der Eltern und entwickelt dadurch eine innere Sicherheit, die auch auf die Außenwelt übertragen wird.
  • Hat eine breite Toleranzspanne für Emotionen und Frustrationen in Beziehungen.

Als Erwachsene:

  • Sucht Beziehungen mit minimaler Vermeidung oder Widerstand.
  • Ist in der Lage, eine Vielzahl gesunder Beziehungen mit einem ausgewogenen Maß an Nähe und Freiraum zu führen.
  • Erholt sich gut von Verlusten.
  • Zeigt Resilienz angesichts von Traumata.
  • Hat die Fähigkeit, offen und vertrauensvoll zu sein, während gesunde Grenzen gewahrt werden.
  • Besitzt ein starkes Selbstbewusstsein.

Übung: Bin ich ein Anker?

Bei Stan Tatkin klingt das so: Glaubst du, dass du – oder dein Partner – ein Anker sein könntet?
Schau dir diese Liste an und überprüfe sie, zuerst für dich selbst und dann für deinen Partner.

  • „Ich komme gut allein zurecht, aber ich ziehe das Geben-und-Nehmen einer nahen Beziehung vor.“
  • „Ich schätze meine engen Beziehungen und bin bereit, das Nötige zu tun, um sie in einem guten Zustand zu halten.“
  • „Ich komme mit einer großen Vielfalt von Menschen gut zurecht.“
  • „Ich liebe Menschen – und Menschen neigen dazu, mich zu lieben.“
  • „Meine engen Beziehungen sind nicht fragil.“
  • „Viel körperlicher Kontakt und Zuneigung ist für mich völlig in Ordnung.“
  • „Ich bin gleichermaßen entspannt, wenn ich mit meinem Partner zusammen bin oder wenn ich allein bin.“
  • „Unterbrechungen durch meine Liebsten stören mich nicht.“

Das unsicher-vermeidende Bindungsmuster

Kinder mit einem vermeidenden Bindungsmuster haben früh gelernt: „Ich komme besser klar, wenn ich meine Bedürfnisse nicht zeige.“

Ihre Bezugsperson war meist wenig feinfühlig oder emotional nicht verfügbar – vielleicht sogar ablehnend, wenn das Kind Nähe oder Trost suchte. Also passte das Kind sich an: Es zeigt kaum Schmerz, kaum Bedürftigkeit, wirkt selbstständig, obwohl es innerlich Halt gebraucht hätte.

So entstehen kleine Erwachsene im Kinderkörper. Sie lernen früh, allein zu funktionieren, ihre Gefühle herunterzufahren und Autonomie über alles zu stellen. Beim Fremde-Situationen-Test spielen sie scheinbar ungerührt, auch wenn die Mutter geht, und wirken distanziert, wenn sie zurückkehrt. Doch unter der Oberfläche tobt ein Sturm, pocht ein zurückgehaltenes Bedürfnis nach Nähe.

Im Erwachsenenleben fühlen sich vermeidend Gebundene wie bereits erwähnt oft schnell eingeengt. Nähe kann sich anfühlen wie ein Käfig. Sie halten Distanz, flüchten in Arbeit, Hobbys oder Rationalität, wenn Beziehungen zu intensiv werden. Sie werden zu ihrer eigenen, selbstgenügsamen Insel. Sie lieben durchaus – aber sie zeigen es vorsichtig, kontrolliert. Was sie am meisten fürchten, ist das Gefühl, ausgeliefert zu sein.

Ihr Bedürfnis ist paradoxerweise das, wovor sie fliehen: Sich sicher gehalten zu fühlen, ohne dass ihre Freiheit verloren geht.

Unsicher-vermeidendes Bindungsmuster

Bezugsperson:

  • Blockiert die Nähe-Suche des Kindes, indem sie es zurückweist, sich zurückzieht oder es von sich wegstößt.
  • Zeigt Abneigung gegen körperliche Nähe (zuckt zurück, vermeidet Augenkontakt, zieht sich zurück).
  • Wirkt distanziert, abweisend, emotional entfernt oder nicht auf die emotionalen Bedürfnisse des Kindes eingestimmt, auch wenn die grundlegenden Bedürfnisse wie Nahrung und Unterkunft erfüllt werden.

Kind:

  • Reagiert, indem es wenig Bedürfnis nach Nähe zeigt (keine Bedürfnisse äußert, erscheint selbstständig).
  • Hält keinen Kontakt aufrecht und richtet die Aufmerksamkeit stattdessen auf Objekte.
  • Ignoriert die Mutter bei der Wiedervereinigung.
  • Zeigt sich emotional zurückhaltend.
  • Hat scheinbar nur wenige „Bedürfnisse“ oder erfüllt diese selbstständig (obwohl unter der vermeidenden Fassade oft Angst besteht).

Als Erwachsene:

  • Zeigt eine abweisende Haltung gegenüber der Bedeutung von Beziehungen und distanziert sich emotional.
  • Ist stark auf Selbstständigkeit fokussiert und vermeidet Abhängigkeiten.
  • Hat übermäßig starre Grenzen (überentwickelte Abgrenzung).
  • Nutzt manchmal Urteile oder Kritik als Mittel, um Abstand zu schaffen.

Übung: Bin ich eine Insel?

Bei Stan Tatkin klingt das so: Glaubst du, dass du – oder dein Partner – eher wie eine Insel bist?
Prüfe einmal diese Aussagen für dich selbst:

  • „Ich weiß, wie ich mich besser um mich selbst kümmern kann, als es je jemand anderes könnte.“
  • „Ich bin ein Typ, der die Dinge am liebsten selbst macht.“
  • „Ich blühe auf, wenn ich Zeit in meinem eigenen, privaten Rückzugsraum verbringen kann.“
  • „Wenn du mich verletzt oder verärgerst, muss ich allein sein, um mich zu beruhigen.“
  • „Ich habe oft das Gefühl, mein Partner wolle oder brauche etwas von mir, das ich nicht geben kann.“
  • „Am entspanntesten bin ich, wenn niemand sonst in meiner Nähe ist.“
  • „Ich bin unkompliziert und brauche nicht viel – und ich ziehe Partner vor, die ebenfalls unkompliziert und pflegeleicht sind.“

Das unsicher-ambivalente Bindungsmuster

Ambivalent gebundene Kinder leben mit einer inneren Erfahrung: „Ich weiß nie, ob meine Bezugsperson wirklich da ist, wenn ich sie brauche.“

Ihre Eltern oder Bezugspersonen sind mal sehr zugewandt und liebevoll – und mal unberechenbar, abweisend oder überfordert. Für das Kind bedeutet das Dauerstress: Es klammert, weint, bleibt wachsam. Wenn die Mutter den Raum verlässt, gerät es in Panik, und auch wenn sie zurückkommt, bleibt es untröstlich – denn das Vertrauen, dass sie zuverlässig da ist, fehlt.

Diese innere Unsicherheit wächst mit. Erwachsene mit ambivalenter Bindung sehnen sich nach intensiver Nähe, nach Verschmelzung fast – und gleichzeitig misstrauen sie dieser Nähe zutiefst. „Willst du wirklich bei mir bleiben? Wirst du mich verlassen?“. Eine Welle in ständiger Bewegung.

Sie brauchen viel Bestätigung, sind oft schnell eifersüchtig, schwanken zwischen Anklammern und Ärger. Sie wünschen sich Halt – und fürchten gleichzeitig, dass er ihnen wieder entzogen wird.

Ihr tiefstes Bedürfnis: Konstanz und Verlässlichkeit. Jemanden, der bleibt.

Unsicher-ambivalentes Bindungsmuster

Bezugsperson:

  • Handelt inkonsistent und unvorhersehbar.
  • Kann das Kind überreizen oder nicht ausreichend auf es eingehen.
  • Reagiert eher aus den eigenen Bedürfnissen heraus als auf die des Kindes.
  • Könnte emotional selbst bedürftig sein und versuchen, das Kind zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse zu nutzen.
  • Wenn das Kind Liebe oder Unterstützung braucht, ist die Bezugsperson möglicherweise fehlangepasst oder zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Kind:

  • Wird nicht getröstet, wenn die Mutter zurückkommt, und weint weiterhin.
  • Zeigt gereiztes Verhalten.
  • Ist unsicher, ob die Bezugsperson zuverlässig ist – verhält sich vorsichtig, verzweifelt, wütend, gestresst und ängstlich bei Trennung und Wiedervereinigung (kann nicht beruhigt werden).
  • Hat Schwierigkeiten, sich von Stress zu erholen, zeigt schlechte Impulskontrolle, Angst vor Verlassenwerden und impulsives oder herausforderndes Verhalten.
  • Hat eine schwierige, oft reizbare Persönlichkeit und zeigt negative Stimmungen.

Als Erwachsene:

  • Zeigt starke Abhängigkeit von Beziehungen und ist oft verstrickt in diese.
  • Hat Schwierigkeiten, gesunde Grenzen zu setzen (unterentwickelte Abgrenzung).
  • Ist übermäßig abhängig von anderen.
  • Nimmt Dinge schnell persönlich und ist überempfindlich.
  • Zeigt Ängstlichkeit bei Trennungen oder Abschieden.
  • Ist hypervigilant (übermäßig aufmerksam auf potenzielle Gefahren oder Verlust).
  • Hat Schwierigkeiten, Trost oder Unterstützung anzunehmen.
  • Empfindet Verwirrung in Bezug auf die eigenen Bedürfnisse (diese auszudrücken oder um das zu bitten, was gebraucht wird).
  • Entwickelt keine stabile innere Sicherheit.
  • Zeigt schlechte Objektkonstanz (die Fähigkeit, Vertrauen und Verbundenheit auch in Abwesenheit der anderen Person zu bewahren).

Übung: Bin ich eine Welle?

Bei Stan Tatkin klingt das so: Glaubst du, dass du – oder dein Partner – eher wie eine Welle bist?
Schau dir diese Aussagen an und spüre hinein, ob sie zutreffen:

  • Ich habe ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Intimität.“
  • „Ich mache mir oft Sorgen darüber, dass mein Partner mich nicht so sehr liebt, wie ich ihn liebe.“
  • „Ich brauche viel Bestätigung von meinem Partner.“
  • „Wenn ich verletzt bin, möchte ich das sofort besprechen – ich kann nicht einfach warten.“
  • „Ich merke mir alte Kränkungen und bringe sie oft wieder zur Sprache.“
  • „Ich sorge mich ständig, dass meine Beziehung enden könnte.“
  • „Ich habe Schwierigkeiten, mich zu beruhigen, wenn ich aufgebracht bin.“

Das desorganisierte Bindungsmuster

Hier wird es besonders schmerzhaft. Desorganisiert gebundene Kinder wachsen in einem Umfeld auf, in dem die Bezugsperson selbst Quelle von Angst ist – zum Beispiel durch Gewalt, Vernachlässigung oder unberechenbares Verhalten. Das Kind erlebt: „Die Person, die mich trösten sollte, ist gleichzeitig die, vor der ich Angst habe.“

So entsteht ein innerer Widerspruch: Es möchte Nähe und muss gleichzeitig fliehen. Das führt zu erstarrtem, widersprüchlichem Verhalten – das Kind wirkt chaotisch, manchmal wie „eingefroren“.

Im Erwachsenenalter zeigt sich das oft als tiefe Zerrissenheit: Beziehungen sind ein Wechselspiel aus Sehnsucht und Panik, aus Hingabe und Rückzug. Vertrauen fällt schwer. Trigger können plötzliche Rückfälle in Angst, Wut oder Erstarrung auslösen.

Und doch – auch hier steckt die gleiche Sehnsucht wie in allen anderen Bindungsstilen: nach einem sicheren Hafen, nach dem Gefühl, endlich ohne Angst lieben zu dürfen.

Desorganisiertes Bindungsmuster

Bezugsperson:

  • Bedrohlich, missbräuchlich – verbal oder auf andere Weise. Kann einschüchternd wirken, zeigt Mikroausdrücke von Wut oder Hass im Gesicht.
  • Kann dissoziativ auf das Kind reagieren, ohne auf dessen Bedürfnisse einzugehen.
  • Wechselt plötzlich zwischen emotionalen Zuständen, ohne eine interaktive Reparatur (kein Versuch, eine gestörte Verbindung wiederherzustellen).
  • Muss nicht direkt missbräuchlich sein, kann aber selbst desorganisiert sein (z. B. aufgrund eigener Bindungstraumata), wodurch das Kind keine Sicherheit erlernt. Dies ist eine Möglichkeit, wie intergenerationale Traumata weitergegeben werden.

Kind:

  • Zeigt widersprüchliches Verhalten: Sucht Nähe, gefolgt von Erstarren oder vermeidet Nähe, während es sie gleichzeitig sucht (gleichzeitig entgegengesetzte Verhaltensweisen).
  • Chaotische Ausdrücke und Verhaltensweisen.
  • Merkwürdige Bewegungen, wie z. B. Stolpern ohne ersichtlichen Grund, oder Bewegungen in Zeitlupe.

Als Erwachsene:

  • Paradoxe Reaktionen auf Kontakt: Misstraut Unterstützung, benötigt sie aber gleichzeitig dringend.
  • Kann desorganisiertes Denken zeigen.
  • Schwierige, inkonsistente Narrative in der Selbstreflexion oder Erzählung der eigenen Lebensgeschichte.
  • Schmerzvolle und instabile Beziehungen.
  • Schwierigkeit, sich zu verbinden oder zu vertrauen.
  • Selbsthass und ein tiefes Misstrauen gegenüber sich selbst und anderen.

Wie ich als Erwachsene mit mir selbst umgehe, mein Selbstmitgefühl und meine inneren Dialoge, ist ein Ausdruck des kindlich erlernten Bindungsverhaltens.

Paare sind keine Idylle von zwei freien Menschen. Paare sind Nervensysteme, die sich gegenseitig regulieren – oder eben dysregulieren. Wir triggern einander, aber wir können auch lernen, uns zu beruhigen.

  • Inseln brauchen den Mut, Nähe zuzulassen, ohne die eigene Freiheit zu verlieren.
  • Wellen brauchen die Erfahrung, dass jemand bleibt – auch wenn sie nicht klammern.
  • Anker können für beide zum Modell werden: präsent, verlässlich, in Balance.

Und vor allem ist eine der Auswirkungen meiner Bindungsreaktion die, dass ich wenig Zugang zur Welt der Bedürfnisse gefunden habe. Ich habe keine Ahnung, was ich will, und ich kann dementsprechend auch nur so semi Bedürfnisse äußern.

Daher das Beitragsbild, das ich gewählt habe. Ich will wollen wollen.

Es ist ein weiteres Feld, das sich aus meiner vermeidenden Bindung ergibt.

Ich mache nun noch eine weitere Runde in die Bindungsstile hinein, diemal gehe ich von Stan Tatkins Buch „Wired for Love“ aus, das sich sehr anschaulich damit beschäftigt, wie wir als Paare miteinander umgehen.

Bindungsstile in Partnerschaften – Nähe, Distanz und das Drama dazwischen

Wir alle tragen unser Bindungsmuster aus der Kindheit mit in unsere erwachsenen Beziehungen. John Bowlby sprach von „inneren Arbeitsmodellen“, die wir in unseren ersten Jahren entwickeln: Grundannahmen darüber, ob die Welt sicher ist, ob Nähe möglich ist, ob wir willkommen sind. Diese Modelle prägen, wie wir später lieben.

Diese Muster treffen in Beziehungen aufeinander – und erzeugen jeweils ihre eigene Choreografie aus Nähe, Distanz, Rückzug und Sehnsucht.

Sicher gebunden + Unsicher-vermeidend (Anker + Insel)

Dynamik:
Der sicher Gebundene möchte Nähe, Verbindlichkeit, Gemeinsamkeit. Für die vermeidende Person fühlt sich das schnell nach „zu viel“ an. Sie zieht sich zurück, braucht Freiraum, wirkt manchmal kühl.

Stolperfallen:

  • Der Anker interpretiert Rückzug als Ablehnung: „Warum willst du nicht bei mir sein?“
  • Die Insel empfindet Nähe als Bedrohung: „Warum erstickst du mich?“
    So geraten beide in eine Spirale von Missverständnissen.

Chancen:

  • Der Anker kann lernen, die Rückzugsräume der Insel zu respektieren, ohne sie als Abwertung zu empfinden.
  • Die Insel darf entdecken, dass Nähe nicht automatisch Verlust von Freiheit bedeutet. Kleine Dosen von Verbindlichkeit können heilsam sein.
  • Dieses Paar hat Entwicklungspotential: Wenn beide ihre Muster reflektieren, entsteht eine Balance aus Freiheit und Geborgenheit.

Sicher gebunden + Unsicher-ambivalent (Anker + Welle)

Dynamik:
Die Welle sucht intensive Nähe, möchte Bestätigung, fragt ständig: „Bleibst du bei mir?“ Der Anker, stabil und verlässlich, kann diese Sicherheit geben.

Stolperfallen:

  • Die Welle interpretiert Ruhe und Gelassenheit des Ankers als Gleichgültigkeit.
  • Der Anker fühlt sich durch das hohe Nähebedürfnis überfordert.

Chancen:

  • Die Welle kann lernen, die Beständigkeit des Ankers wirklich zu spüren und darin Vertrauen zu finden.
  • Der Anker darf lernen, aktiver zu signalisieren: „Ich bin da. Du bist sicher.“
  • Solche Partnerschaften sind oft sehr heilend – weil die Welle hier lernt, dass Nähe nicht jederzeit erkämpft werden muss.

Unsicher-vermeidend + Unsicher-ambivalent (Insel + Welle)

Dynamik:
Dies ist die wohl bekannteste „explosive Kombination“. Die Welle sucht Nähe – die Insel zieht sich zurück. Je mehr die Welle klammert, desto mehr Distanz schafft die Insel. Je mehr die Insel sich entzieht, desto verzweifelter rennt die Welle hinterher.

Stolperfallen:

  • Ein klassischer Verfolger-Rückzugs-Mechanismus: Beide bedienen gegenseitig genau die Angst des anderen.
  • Es entsteht ein Muster aus Vorwurf und Rückzug, das ohne Reflexion kaum durchbrochen werden kann.

Chancen:

  • Erkenntnis ist der erste Schritt. Wenn beide sehen: „Das ist unser Muster, nicht unsere Schuld“, entsteht Luft.
  • Die Insel kann lernen, kleine Portionen Nähe zu geben, ohne Angst, gefangen zu sein.
  • Die Welle kann lernen, Pausen nicht als Ablehnung zu deuten, sondern als Selbstfürsorge.
  • Diese Paare können enorme Entwicklungsschritte machen – wenn sie durchhalten. Denn kein Muster zwingt so stark zur Selbstreflexion und Bewusstheit wie dieses.

Unsicher-vermeidend + Unsicher-vermeidend (Insel + Insel)

Dynamik:
Zwei Menschen, die beide Autonomie lieben und Distanz bevorzugen. Konflikte werden vermieden, Emotionen oft heruntergespielt.

Stolperfallen:

  • Gefahr von Parallelleben: Jeder lebt für sich, Nähe verkümmert.
  • Körperlichkeit und Intimität werden leicht vernachlässigt.

Chancen:

  • Mit bewusster Entscheidung für Nähe (Rituale, Berührung, Gespräche) können diese Paare eine stabile und ruhige Beziehung führen.
  • Es braucht aktive Pflege, damit die Partnerschaft nicht zu einer Zweckgemeinschaft wird.

Unsicher-ambivalent + Unsicher-ambivalent (Welle + Welle)

Dynamik:
Zwei Menschen, die beide intensive Nähe und Rückversicherung suchen. Die Beziehung ist leidenschaftlich – und dramatisch.

Stolperfallen:

  • Beide erwarten ständige Bestätigung.
  • Eifersucht, Dramen, Überforderungen sind an der Tagesordnung.

Chancen:

  • Wenn beide lernen, ihre Verlustängste zu beruhigen, kann daraus eine sehr lebendige, kreative Partnerschaft entstehen.
  • Mit gemeinsamer Achtsamkeitspraxis und Beruhigungsstrategien (z. B. Atemübungen, Polyvagal-orientierte Selbstregulation) wird die Beziehung tragfähig.

Desorganisiert + …

Die desorganisierte Bindung ist die schwierigste Grundlage für Beziehungen. Nähe wird zugleich ersehnt und gefürchtet. Wer in der Kindheit Gewalt, Vernachlässigung oder massiven Stress erfahren hat, trägt diese Ambivalenz ins Erwachsenenleben.

Dynamik:

  • Partner erleben Widersprüche: Suchen von Nähe und gleichzeitiges Zurückstoßen.
  • Das Nervensystem ist oft im Alarmzustand.

Stolperfallen:

  • Beziehungen sind instabil, geprägt von Angst vor Nähe und Angst vor Verlassenwerden zugleich.
  • Partner fühlen sich oft wie in einem ständigen Wechsel von Anziehung und Abweisung.

Chancen:

  • Heilung ist möglich – vor allem, wenn ein Partner sicher gebunden ist und konstant Sicherheit vermittelt.
  • Traumatherapeutische Unterstützung ist oft notwendig.
  • Wenn Stabilität entsteht, können desorganisiert Gebundene große Tiefe in eine Beziehung einbringen.

Bindung als Wachstumsweg

Jede Partnerschaft trägt das Potenzial zur Heilung in sich.

  • Sicher gebundene Partner sind „Anker“, die Stabilität geben.
  • Vermeidende Partner (Inseln) bringen Freiheit und Autonomie ein.
  • Ambivalente Partner (Wellen) schenken Leidenschaft und Intensität.
  • Desorganisierte Partner zeigen uns die Widersprüche und die Sehnsucht nach wahrer Sicherheit.

Es gibt keine „falschen Kombinationen“. Es gibt nur Beziehungen, in denen wir die Chance haben, Muster bewusst zu machen – und zu verwandeln.

Und ich kann das lernen. Ich weiß, ich kann meine Wirklichkeit verändern.

Außerdem ist Bindung in Bewegung

Vielleicht ist das die tiefste Wahrheit: Bindung ist kein starres Etikett. Sie ist ein Prozess.

Es geht darum, in mir selbst die sichere Basis zu entdecken, die mir von außen fehlte.

Darum, mich selbst zu halten – und dadurch fähig zu werden, gehalten zu werden.

Und darum, Bindung als das zu leben, was sie immer war: ein lebendiger Tanz zwischen Nähe und Distanz, zwischen mir und dir, zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Niemand ist nur Insel, nur Welle, nur Anker. Hier bringt mich Diane Poole Heller mit ihrem Ansatz weiter. Sie bestätigt mir, wie ich bislang jede Theorie verdaut habe: Nichts ist in Stein gemeißelt.

Alle Bindungsstile sind in uns lebendig.

Das bedeutet: Ich bin nicht „für immer vermeidend“, meine eigene Insel. In manchen Momenten meldet sich meine Welle – hungrig nach Nähe. Manchmal gelingt mir der Anker – ruhig, vertrauend, klar. Ich trage schließlich auch die Fähigkeit zur Ruhe und dadurch zur Koregulation anderer in mir.

Je nach Kontext und Stresslevel sind wir jemand anders.

  • In stressigen Situationen aktiviert sich vielleicht der vermeidende Anteil – wir ziehen uns zurück, weil Nähe sich zu eng anfühlt.
  • In anderen Momenten bricht der ambivalente Anteil hervor – wir sehnen uns nach Nähe und sind gleichzeitig voller Angst, abgelehnt zu werden.
  • Manchmal erleben wir sogar die desorganisierte Seite – wir wollen Nähe und fürchten sie gleichzeitig, ein innerer Riss, der uns erstarren lässt.
  • Und in ruhigen, verbundenen Momenten spüren wir unsere sichere Seite – die Fähigkeit, Nähe zu genießen, Vertrauen zu haben, uns zu öffnen.

Das bedeutet: Niemand ist nur Insel oder Welle. Wir sind ein lebendiges Spektrum, eine innere Landschaft von Anteilen. Und das Wichtigste: Die sichere Bindung ist immer in uns vorhanden. Sie kann wachsen, durch Erfahrungen von Sicherheit, durch verlässliche Beziehungen mit Menschen, die bleiben.

Warum dieser Blick Paare verändert

Wenn ich nicht mehr denke: „Mein Partner ist eben vermeidend, so ist er halt.“, sondern erkenne: „Da ist gerade der vermeidende Anteil aktiv – weil er sich schützen will“, dann kann ich mitfühlender reagieren.

Wenn ich selbst merke: „Jetzt meldet sich meine Welle, die so sehr Nähe will“, dann kann ich atmen, innehalten, mich selbst beruhigen – statt automatisch zu klammern.

Diese Sichtweise öffnet Beziehungen:

  • Wir kämpfen weniger gegen das Muster.
  • Wir erkennen, dass hinter jedem Verhalten ein Versuch steckt, sicher zu sein.
  • Und wir kultivieren gemeinsam die sichere Seite in uns.

Das gibt Hoffnung. Denn wir können in uns selbst und miteinander die Erfahrungen nachnähren, die fehlten. Wir können neue Referenzen schaffen, die alten überschreiben – durch Selbstmitgefühl, durch das bewusste Wahrnehmen unserer Muster. Durch Innehalten.

Mein ganzes Leben ist, was die Bindungstheorie angeht, eine Wahrnehmungsschulung ohne Ziel – einfach spüren dürfen, in die Selbsterlaubnis zu gehen.

Es geht um die Bindung in jedem Moment. Und das sich daraus entwickelnde Gefühl der Verbundenheit. Zuallererst einmal mit mir selbst.

Wenn ich eine Bindung zu mir selbst eingehe, kann ich besser in Beziehung mit anderen treten.

Und wenn meine Worte, meine Gefühle, meine Erfahrungen im Bauch, im ganzen Körper ankommen dürfen, dann wirken diese wie die Berührung, die mir auf vielen Ebenen so fehlt.

Ich setze meine erlernten Erwartungen und mein Glaubenssystem frei und erkenne die Möglichkeit neuer Wege, entscheide mich anders, spule keine alten Muster mehr ab.

Und ich erkenne:

Es geht um Integration.

Ich weiß: Mein Körper kann lernen, dass Bindung heute etwas anderes ist als damals.

Bindung ist ein Kontinuum, ein lebendiges Zusammenspiel von Anteilen. Und je mehr wir lernen, diese Anteile wahrzunehmen, desto mehr kann die sichere Bindung in uns wachsen – nicht, indem wir die unsicheren Anteile loswerden, sondern indem wir sie integrieren. Denn es geht nicht vorrangig um Heilung, es geht darum, mit diesen unsicheren Anteilen zu zu sein.

Ich bin mir selbst die Antwort auf die Frage: Wie könnte der fehlende oder schiefgegangene Start ins Leben rückwirkend symbolisch nachgenährt werden?

Ressourcen.

Ich sehe sie überall. Meine inneren und äußeren Welten sind nur so gefüllt von Ressourcen. Man könnte sagen, es steckt mir in den Genen.

Ich sehe es wirklich als meinen Job, Menschen mit ihren eigenen Ressourcen zu verbinden. Es fällt mir wirklich leicht.

Eine meiner Superkräfte, die aus meiner vermeidenden Bindung und durch meine Liebe zum Pol der Autonomie entstanden ist.

Nicht umsonst bin ich Expertin für Nachnähren geworden.

Und ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel hilfreich sein. Er ist Jahre in mir gereift.

Das Spiel mit den Steinen

Wie Kristallmandalas uns unterstützen

Heilen mit Edelsteinen – So hieß der Jahreskurs, zu dem ich vor fast zwanzig Jahren an der Heilpraktikerinnenschule Alchemilla in Hamburg quasi eingeladen wurde. Wir waren zu dritt, drei Freundinnen, die den Weg zusammen gingen.

Es sollte die beste Intuitionsschulung werden, die ich jemals erhalten habe.

Meine Geschichte mit Heilsteinen begann mit einem Schneeflocken-Obsidian, den ich in einem anderen Jahrtausend in einem Steineladen in Hamburg fand – oder auch anderen Weg herum, wie ich es sehr oft empfinde.

Es kann auch gut sein, dass er mich fand.

Jedenfalls ist es sehr häufig so, dass ich inmitten hunderter Objekte nur den einen Stein sehe, den ich schließlich mitnehme.

Es geht dann nicht anders.

Doch das Mitnehmen, das gestaltete sich bei diesem speziellen Glas ein wenig schwierig.

Ich mochte ihn sofort, weil er so schön in meiner Hand britzelte. Irgendwann wurde dieses Britzeln aber zu einem heftigen Brennen, und so steckte ich ihn in eine meiner Hosentaschen. Von dort aus setzte er erst mein Becken, dann meine ganze Körperseite in Gang, bis ich die Seite wechseln musste. Und irgendwann hielt ich diese körperlichen Sensationen wirklich nicht mehr aus und bat einen meiner Freunde, mit denen ich zum Glück zusammen unterwegs war, ob er den Schneeflockenobsidian für mich nach Hause transportieren könnte. Was er dann auch tat.

Und für ihn war das überhaupt kein Problem.

Das war das erste Mal, dass ich derart von der Energie eines Steines umgeworfen wurde, und dieses Phänomen zu ergründen, das hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.

Vom Stein bis zum Edelstein

In der faszinierenden Welt der Kristalle und Co gibt es so einige verschiedene Begrifflichkeiten zu klären. Ich kann hier nur einen einführenden Versuch starten.

Ein Kristall ist ein fester Stoff mit einer inneren kristallinen Gitterstruktur, wie klarer Quarz oder Rauchquarz. Ein Mineral hingegen ist ein natürlich vorkommendes, festes Material mit einer definierten chemischen Zusammensetzung, das nicht kristallin sein muss, wie Kupfer.

Gesteine sind Kombinationen, Gemische aus einem oder mehreren Mineralien, während Edelsteine geschliffene und polierte Minerale sind, die aufgrund ihrer Seltenheit und Schönheit geschätzt werden. Bekannte Edelsteine sind Diamant, Smaragd, Saphir und Rubin, Halbedelsteine zum Beispiel Aquamarin. Wenn ich meinen opaken Rubin hochzeige, erkläre ich dabei immer den Kindern, dass er einer Königskrone würdig wäre, wenn er denn durchsichtig wäre – und dass ich dann reich wäre!

Der Begriff Stein umfasst alle oben genannten Kategorien, mit Ausnahme von metallischen Mineralien.

Zusätzlich gibt es Fossilien, die die Überreste antiker Organismen darstellen, wie Bernstein, versteinertes Holz, Gagat (versteinertes Treibholz) und Schungit (versteinerte Algen).

Solcherart organische Kristalle sind sozusagen der Schmuck der Erde. Auch Perlen gehören dazu, die als schimmernde Edelsteine im schützenden Gehäuse von Austern entstehen.

Im Bereich der Kristallheilung dienen sie als spirituelle Nahrung, bieten Mitgefühl, auch verstärken sie unsere innere Positivität und stärken unsere emotionale Resilienz.

Schließlich gibt es noch die spannenden Tektite, kleine natürliche, meist schwarze Glasstücke, die durch schmelzendes irdisches Gestein bei Meteoriteneinschlägen entstanden sind, dazu gehören auch der grüne Moldavit und das gelbe Libysche Wüstenglas.

Diese himmlischen Wanderer dienen als Werkzeuge für kosmische Verbindung und Transzendenz, verstärken das spirituelle Wachstum und die Transformation – mitunter mit sehr durchschlagender Wirkung durch ihren einzigartigen Ursprung.

Kristallmandala zur Verbindung von Himmel und Erde mit der Intention, Öffnen und fließen zu lassen

Die Entstehungsweise der Kristalle – Bildungsprinzipien und ihre Geschichten

Die innere Struktur von Mineralien kann in einem Zyklus gesehen werden: „Beginnen – Durchführen – Beenden“, schreibt Michael Gienger. Dieser Prozess zeigt, wie aus Magma die Magmatite mit den Primärmineralien entstehen, die durch Verwitterung in Sekundärmineralien umgewandelt werden. Beide können eine Metamorphose durchlaufen und sich in die Tertiärmineralien verwandeln. Diese Gesteine können wiederum durch Verwitterung in Sedimente zurückverwandelt werden. Wenn die Hitze während der Metamorphose so stark ansteigt, dass diese Gesteine schmelzen, wird das Material erneut zu Magma. So schließt sich der Kreis: Entstehung, Verwandlung und Auflösung.

Die Entstehungsgeschichte von Mineralien spielt also eine große Rolle für ihre besondere Wirkung. Die speziellen Eigenschaften eines Steins sind ebenso eng mit der aktuellen Lebenssituation dessen verbunden, der sich ihn als Begleiter auswählt. Dies bringt ein tieferes Verständnis der Hintergründe und auch der möglichen Einwirkung auf möglicherweise entstandene Krankheiten und Probleme.

Das primäre Bildungsprinzip – Feuer und Magma, Wasser und Druck

Das primäre Bildungsprinzip beschreibt den Kristallisationsprozess, der durch die Abkühlung und Erstarrung einer magmatischen Flüssigkeit entsteht, dem elementaren Tanz von Feuer, Wasser und Erde. Die Mineralstoffe des Magmas stellen dabei das Potential dar, das entscheidet, was entstehen kann. Sie bestimmen auch die Farbgebung. Die Faktoren Druck, Hitze, Raum und Zeit legen fest, wie das Potential ausgebildet und verwirklicht wird. Primäre Kristalle bilden sich, wenn geschmolzenes Gestein oder Magma abkühlt und sich verfestigt, entweder tief in der Erdkruste oder in Gängen oder an der Oberfläche während vulkanischer Ausbrüche.

Quarze, wie Amethyst, Citrin, Rosenquarz, sind hier das wichtigste Beispiel. Auch Glase wie Obsidian.

Aus der Perspektive der Kristallheilung wird angenommen, dass magmatische Kristalle das innere Feuer entzünden und sowohl Kreativität als auch Mut wecken. Ihre feurige Entstehung erdet und bietet Stabilität in transformierenden Phasen. Zudem stärkt sie das Energiefeld und wirkt als kraftvolles Schutzschild gegen negative Energien. Die intensive Hitze und der Druck ihrer Entstehung verleihen diesen Kristallen Eigenschaften, die die Klarheit des Denkens verbessern, die Intuition vertiefen und spirituelles Wachstum unterstützen – sie spiegeln die transformative Umgebung ihrer Geburt wider.

Weiterhin entstehen primäre Kristalle durch die Alchemie von Wärme und Flüssigkeit, dem zauberhaften Tanz in den Tiefen einer heißen Quelle, wo Mineralien sich vermischen, um exquisite kristalline Kunstwerke zu formen, während sie sich elegant abkühlen und verfestigen. Solche Mineralien sind ebenso Quarze wie Amethyst, und Turmalin.

Im Kontext der Kristallheilung strahlen diese über lange Zeiträume entstandenen Kristalle eine regenerierende Essenz aus, die sicherstellt, dass das Energiefeld lebendig und unberührt bleibt. Sie sind außergewöhnlich gut geeignet für Reinigungsrituale.

Kristallmandala mit der Intention, Urvertrauen zu wecken und körperliche Schwere loszulassen

Das sekundäre Bildungsprinzip – Die Hüter und Bewahrer

Das sekundäre Bildungsprinzip beschreibt einen Prozess, bei dem feste Strukturen eines bestehenden Gesteins durch Umwelteinflüsse aufgelöst werden. Die freigesetzten Mineralstoffe aus dem Gestein bilden neue Verbindungen und Mineralien mit den in der Umwelt vorhandenen Stoffen. Auf diese Art entstehen beispielweise viele Drusen und Achate.

Sie sind Geschichtenerzähler, auch als Sedimente bekannt, die Memoiren der Erde, die über Epochen hinweg in Schichten eingeprägt wurden. Auch wenn sie nicht typischerweise als Kristalle betrachtet werden, bieten diese Steine wertvolle Lektionen. Es sind zum Beispiel Sandstein, Kalkstein, Schiefer und Gips.

Wir können uns sedimentäre Steine als unsere erdgeschichtlichen Ahnen vorstellen. Da sie durch unzählige Jahreszeiten und Geschichten gelebt haben, bieten diese Steine mit ihren über Epochen gebauten Schichten standhafte Weisheit und Gelassenheit. Wenn innere Stürme toben, kann das Suchen nach Trost bei einem erfahrenen sekundär gebildeten Stein uns besänftigen.

Das tertiäre Bildungsprinzip – Pure alchemistische Transformation

Das tertiäre Bildungsprinzip stellt einen Umwandlungsprozess dar, bei dem bestehende Mineralien durch Druck und Hitze von innen heraus in neue Formen verwandelt werden. In diesem Prozess erneuert sich die Struktur des Kristalls vollständig, ähnlich der Wiedergeburt eines Phönix. Diese Gestaltumwandlung und der Stoffaustausch führen zur Entstehung gänzlich neuer Mineralien, die dann widerstandsfähiger gegenüber den äußeren Einflüssen sind.

Häufige metamorphe Mineralien sind Kyanit und Granat.

Aus der Sicht der Kristallheilung wirken metamorphe Steine wie Coaches für die Seele. Ihre Transformation spiegelt unsere persönliche Lebensreise wider, auf der wir Herausforderungen meistern und wachsen. Insgesamt zeigt sich, dass die Entstehung und Entwicklung von Mineralien nicht nur ein geologischer Prozess ist, sondern auch tiefere Zusammenhänge mit unserem Leben und unserem inneren Wachstum hat. Sie spiegeln uns und unsere Bedürfnisse gekonnt.

Ich selbst erwische mich immer wieder, wie ich mich besonders zu metamorphem Tertiärgestein hingezogen fühle, Pietersit und Rhodonit sind meine absoluten Lieblingssteine.

Kristallmandala zur Begleitung durch einen Veränderungsprozess (Umzug)

Als nächstes tauche ich direkt in die Welt der Kristalle ein, dort fand ich die Bezeichnungen und Sichtweise, die ich bei Henry M. Mason gefunden habe, ganz attraktiv, gepaart mit dem Persönlichkeitsmodell von Michael Gienger – was bei ihm jedoch komplett negativ klingt, habe ich allerdings gebraucht, positiver umzuformulieren.

Die Magie der Kristallgitterstrukturen: Ein Wegweiser für unsere Bedürfnisse

Bei den Kristallen geht es nicht nur um ihre Schönheit, sondern auch ihre tiefen energetischen Schwingungen. Jedes Kristallgitter drückt bestimmte Eigenschaften aus und bietet uns besondere Unterstützung auf unserem Lebensweg. Ihre Wirkung ist eng mit unseren grundlegenden menschlichen Bedürfnissen verbunden. Jedes dieser Gitter hat seine eigene einzigartige Struktur, die seine energetischen Eigenschaften prägt.

Sucher: Die Kristalle des hexagonalen Kristallsystems

Das Leben ist eine ständige Suche nach Erfüllung und Sinn. Wir streben nach Nahrung, Liebe, Erfolg und Sicherheit. Hier kommen die Sucher-Kristalle des hexagonalen Systems ins Spiel, die durch ihre vier Achsen charakterisiert sind: drei von gleicher Länge, die sich in einem Winkel von 120 Grad treffen, und eine vierte Achse, die in einem 90-Grad-Winkel verläuft. Diese Kristalle fungieren wie Wegweiser, die unsere Energien ausrichten und uns helfen, neue Ziele zu setzen.

Hexagonale Eingrenzung

Der hexagonale Lebensstil strahlt Zielstrebigkeit und Effizienz aus. Diese Menschen verfolgen ihre klaren Ziele mit Fokus und Entschlossenheit. Ihre Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, führt sie zu Erfolg und Erfüllung. Sie treffen weise Entscheidungen, die von einer offenen Haltung gegenüber neuen Perspektiven begleitet werden. So nutzen sie ihre Stärken, um auch im Handeln flexibel zu bleiben.

  • Kristalle: Beryll wie Smaragd und Aquamarin, Morganit, Sugilith, Apatit, Quarze wie Amethyst und Citrin, einige Achate, hier eine ausführliche Liste:
  • Achat
  • Amethyst
  • Apatit
  • Aquamarin
  • Atlantisit
  • Aventurin
  • Wismut
  • Calcit
  • Karneol
  • Chalcedon
  • Chrysopras
  • Zinnober
  • Citrin
  • Covellin
  • Dioptas
  • Smaragd
  • Goldberyll
  • Falkenauge
  • Heliodor
  • Hämatit
  • Jaspis
  • Lemurian Seed Crystal
  • Mookait
  • Morganit
  • Onyx
  • Padparadscha
  • Quarz
  • Rhodochrosit
  • Rubin
  • Saphir
  • Sardonyx
  • Smithsonit
  • Stichtit
  • Sugilith
  • Tigerauge
  • Turmalin
  • Unakit
  • Struktur: Hexagonal – Energie-Multitasker, fokussierend
  • Metaphysische Anwendungen: Setzen von Absichten und Chakra-Balance, Energie der Entdeckung, Ausrichtung unserer Ziele

Diese Kristalle sind die Schlüsselkomponenten von Kristallmandalas, die uns bei neuen Vorhaben unterstützen. Sie helfen uns, neue Beziehungen und Erfahrungen zu finden und verleihen unseren Wünschen zielstrebige Energie.

Kristallmandala mit der Intention, in Verbundenheit und Austausch frei von Überforderung und der Angst vor Überforderung zu sein – und dies zu verkörpern

Verstärker: Die Kristalle des isometrischen Kristallsystems

Nachdem wir unsere Ziele gefunden haben, möchten wir sie weiterentwickeln und verbessern. Verstärker-Kristalle, wie die des isometrischen Systems, das durch drei gleich lange Achsen und einen Winkel von 90 Grad gekennzeichnet ist, unterstützen uns dabei, diese Energie zu kanalisieren.

Kubische Ordnung

Die kubische Struktur verkörpert Stabilität und Verlässlichkeit. Menschen, die in diesem System leben, schaffen eine harmonische Ordnung, die sie mit Hingabe bewahren. Veränderungen werden als wertvolle Chancen angesehen, solange sie gut durchdacht sind. Regelmäßigkeit und Berechenbarkeit bieten ein sicheres Fundament, auf dem sie ihr Leben aufbauen. Diese Menschen strahlen Sicherheit aus und sind ein stabiler Anker in der Gemeinschaft.

  • Wesentliche Kristalle: einige Granate, Fluorit, Pyrit, Diamant, Lapis Lazuli, Sodalith, Halit (Steinsalz), Galena, hier eine ausführliche Liste:
  • Almandin
  • Bornit
  • Cuprit
  • Fluorit
  • Galenit
  • Lapislazuli
  • Lazurit
  • Magnetit
  • Pfauen-Erz
  • Pyrit
  • Pyrop
  • Sodalith
  • Spessartin
  • Spinell
  • Schwefel
  • Tsavorit
  • Kristallographische Struktur: Isometrisch – Stabil, gleichmäßig, erdend
  • Metaphysische Anwendungen: Erdung und Balance

Diese Kristalle konzentrieren unsere Kräfte, um Erfolge auszubauen und körperliche sowie geistige Fähigkeiten zu steigern.

Evolution des vorherigen Kristallmandalas, um in einer emotionalen Notsituation Erste Hilfe zu leisten

Wächter: Die Kristalle des monoklinen Kristallsystems

Sobald wir etwas erreicht haben, möchten wir es schützen. Wächter-Kristalle des monoklinen Systems, das durch drei Achsen unterschiedlicher Länge mit zwei im 90-Grad-Winkel gekreuzten Achsen gekennzeichnet ist, helfen uns, sowohl unsere physischen als auch spirituellen Errungenschaften zu bewahren.

Monokline Veränderung

Der monokline Lebensstil ist ein Tanz des Wandels! Nichts bleibt, wie es ist, und genau darin entfaltet sich das Potenzial für Wachstum und Entwicklung. Die Fähigkeit, sich immer wieder neu anzupassen, fördert Intuition und Flexibilität. Menschen in dieser Kategorie begegnen Veränderungen mit Offenheit und Neugier und erkennen, dass jede Ungewissheit eine Gelegenheit zur Entfaltung birgt.

  • Wesentliche Kristalle: Jade, Epidot, Kunzit, Lepidolith, Selenit, Gips, Howlith, Malachit und Azurit – hier eine ausführliche Liste:
  • Aktinolith
  • Alabaster
  • Azurit
  • Charoit
  • Chrysokoll
  • Kreedit
  • Datenolith
  • Diopsid
  • Epidot
  • Fuchsit
  • Gips
  • Howlith
  • Jade
  • Kunzit
  • Lepidolith
  • Malachit
  • Moskowit
  • Auripigment
  • Preseli-Blau-Stein
  • Realgar
  • Rosasit
  • Sahararose
  • Selenit
  • Serpentin
  • Silber
  • Spiritquarz
  • Kristallographische Struktur: Monoklin – Anpassungsfähig, offen
  • Metaphysische Anwendungen: Unterstützung von persönlichem Wachstum, Schutz von Liebsten und Überzeugungen

Diese Kristalle stärken unser Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, was in Zeiten von Unsicherheit und Angst besonders wichtig ist.

Majestätisches Kristallmandala zum Größer Denken und Rauskommen

Zerstreuer: Die Kristalle des orthorhombischen Kristallsystems

Manchmal sind wir mit negativen Energien konfrontiert, die wir loswerden wollen – seien es Schmerzen, Sorgen oder Ängste. Zerstreuer-Kristalle, wie sie im orthorhombischen System vorkommen, das drei ungleiche Achsen im 90-Grad-Winkel hat, helfen uns, diese unerwünschten Energien freizusetzen.

Rhombische Verbindung

Menschen, die dem rhombischen Lebensstil folgen, zeichnen sich durch Einfühlungsvermögen, Ehrlichkeit und die Fähigkeit aus, tiefere Beziehungen zu knüpfen. Sie verbinden sich leicht mit anderen und sind oft die Seele einer Gemeinschaft, die durch ihr natürliches Charisma besticht. Ihr offenes Wesen ermöglicht es ihnen, sowohl Verbindungen aufzubauen als auch andere zu inspirieren und zu motivieren.

  • Wesentliche Kristalle: Topas, Iolith, Peridot, Coelestit, Danburit, Prehnit, Chrysokoll, Thulit, hier eine ausführliche Liste:
  • Anhydrit
  • Aragonit
  • Baryt
  • Bronzit
  • Coelestit
  • Chrysoberyll
  • Danburit
  • Iolith
  • Peridot
  • Prehnit
  • Tansanit
  • Thulit
  • Topas
  • Variscit
  • Zoisit
  • Kristallographische Struktur: Orthorhombisch – Harmonisch, stabil
  • Metaphysische Anwendungen: Förderung von Balance im Leben, Linderung von körperlichem oder seelischem Unbehagen

Diese Kristalle ermöglichen es uns, negative Einflüsse abzugeben und wieder Raum für Positives zu schaffen.

Kristallmandala zur Begleitung durch gewaltige Umwälzungen im Bereich Beziehung und Gesundheit

Barrieren: Die Kristalle des triklinen Kristallsystems

Zusätzlich zur inneren Sicherheit benötigen wir manchmal auch Schutz vor äußeren Einflüssen. Barrieren-Kristalle des triklinen Systems, wie Amazonit oder Labradorit, das durch drei ungleiche Achsen mit einem Winkel von weniger als 90 Grad gekennzeichnet ist, wirken wie schützende Schilde.

Trikline Offenheit

Der trikline Lebensstil ist eine Quelle der Inspiration. Menschen in dieser Kategorie empfangen viele Einflüsse, die sie bereichern und wachsen lassen. Diese Offenheit ermöglicht es ihnen, intuitive Wahrnehmungen zu stärken und neue Möglichkeiten zu entdecken. Sie lernen, negative Einflüsse zu erkennen und abzuwenden, und entwickeln so ein starkes Gespür für das, was ihnen gut tut. Ihre Empfänglichkeit wird zur Kraftquelle für persönliches Wachstum.

  • Wesentliche Kristalle: Feldspat wie Amazonit, Labradorit und Sonnenstein, Larimar, Kyanit, Rhodonit, Türkis, hier eine ausführliche Liste:
  • Amazonit
  • Andesin
  • Inesit
  • Disthen
  • Kyanit
  • Labradorit
  • Larimar
  • Mondstein
  • Rhodonit
  • Sonnenstein
  • Türkis
  • Ulexit
  • Kristallographische Struktur: Triklin – Komplex, umarmend
  • Metaphysische Anwendungen: Förderung von ganzheitlicher Heilung, Schutz vor negativen Einflüssen und Gefahren

Sie stärken unser Gefühl von Sicherheit und unterstützen uns dabei, uns in einer oftmals chaotischen Welt zu behaupten.

Kristallmandala zur Annäherung an die Energie eines unbekannten Urgroßvaters

Anziehungskraft: Die Kristalle des tetragonalen Kristallsystems

Die Anziehungskraft, die von den Kristallen des tetragonalen Systems ausgeht, hilft uns, das anzuziehen, was wir uns wünschen – sei es Anerkennung, Wohlstand oder neue Freundschaften. Tetragonale Kristalle zeichnen sich durch drei Achsen im 90-Grad-Winkel aus, wobei eine Achse länger ist als die anderen.

Tetragonale Trennung

Der tetragonale Lebensstil zeigt sich in der Fähigkeit, klar zu trennen: Emotionen von Logik und verschiedene Lebensbereiche voneinander. Menschen dieser Kategorie sind analytisch, erfassen neue Informationen schnell und spielen gedanklich mit verschiedenen Möglichkeiten. Sie lernen aus der Vergangenheit, ohne sich von ihr festhalten zu lassen, und nutzen ihr Wissen, um bessere Entscheidungen in der Zukunft zu treffen.

  • Wesentliche Kristalle:
  • Apophyllit
  • Chalcopyrit
  • Kupferkies
  • Rutil
  • Vesuvianit
  • Wulfenit
  • Zirkon
  • Struktur: Tetragonal – Wachstumsfördernd, stabil
  • Metaphysische Anwendungen: Unterstützung von Balance und Wachstum, Verstärkung von Intentionen und positive Veränderungen

Diese Kristalle sind wie Magneten, die unsere Intentionen verstärken und uns dabei unterstützen, positive Veränderungen in unser Leben zu ziehen. Sie harmonieren besonders gut mit Sucher-Kristallen und bilden eine kraftvolle Kombination.

Kristallmandala zur Unterstützung des Träumens

Stille Seelen: Die Kristalle des trigonalen Kristallsystems

Im hektischen Treiben des Lebens finden wir oft die Sehnsucht nach innerer Ruhe und Gelassenheit. Die Kristalle des trigonalen Kristallsystems, charakterisiert durch ihre drei gleichlangen Achsen, bieten uns eine Möglichkeit, diese Ruhe zu finden. Sie stehen für Beständigkeit und die Fähigkeit, Situationen so zu akzeptieren, wie sie sind. Diese Kristalle laden uns ein, uns selbst treu zu bleiben.

Trigonale Beständigkeit

Der trigonal geprägte Lebensstil verkörpert die Kunst der Genügsamkeit. Hierbei geht es nicht um das Festhalten an der Vergangenheit, sondern die Hingabe daran, dass das Leben seinen natürlichen Lauf nimmt.

Die trigonale Energie erlaubt es uns, uns in der Stille zu finden und das, was ist, zu akzeptieren, ohne den Drang, es zu verändern. Diese Art der Beständigkeit kann uns erden und stabilisieren.

  • Wesentliche Kristalle: Hämatit, Turmalin, Saphir, Rubin, Rosenquarz, Amethyst, Rhodochrosit, Calcit, Turmalin, einige Arten von Achat, einige Jaspisarten
  • Struktur: Trigonal – einfach und beständig
  • Metaphysische Anwendungen: Förderung von innerer Ruhe, Akzeptanz und der Fähigkeit, im Moment zu sein

In der Stille der trigonalen Kristalle finden wir die Möglichkeit, einfach zu sein. Sie erinnern uns daran, dass wahres Glück oft im Annehmen des Moments liegt, ohne die Dringlichkeit zur Veränderung.

Kristallmandala für verspielte Leichtigkeit

Die amorphe Kategorie: Freiheit der Form

Außerhalb der regulären Kristall-Systeme finden wir die amorphen Materialien wie Obsidian und Opal.

Diese Materialien symbolisieren die Freiheit der Form und die Essenz des Loslassens. Sie sind flexibel und anpassungsfähig, genau wie wir es in unserem Leben oft sein müssen.

Amorphe Freiheit

In der amorphen Freiheit blüht das Leben auf! Hier steht die Freiheit an erster Stelle. Menschen in dieser Kategorie sind Entdecker, die jede Begrenzung hinter sich lassen und das Abenteuer des Unbekannten annehmen. Spontaneität und Veränderung bringen Farbe und Spannung in ihr Leben. Sie fühlen sich lebendig, wenn sie die Kontrolle über ihre Richtung behalten, und genießen es, ihre Möglichkeiten offen zu halten.

  • Wesentliche Kristalle:
  • Bernstein
  • Moldavit
  • Obsidian
  • Opal
  • Tektit
  • Metaphysische Anwendungen: Transformation und Loslassen von alten Gewohnheiten

Die Kristallgitterstrukturen sind wie ein Werkzeugkasten, der uns hilft, unsere menschlichen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Durch das Verständnis dieser Systeme können wir die richtigen Kristalle auswählen und ihre Energien gezielt nutzen. Indem wir diese Unterstützung annehmen, stärken wir unsere Verbindung zu uns selbst und zu unserem Umfeld und finden einen harmonischen Weg, die Herausforderungen des Lebens zu meistern.

Kristallmandala zur Begleitung des letzten Überganges, liebevoll von einer Sehenden als Kompass bezeichtet

Mein Weg als Kristallheilerin

Innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte wuchs meine Steinesammlung so an, dass ich irgendwann begann, sie in einer Glasvitrine in meiner Praxis auszustellen. Inzwischen sind es schon zwei. Ich zeige sie zum Beispiel gern Kindern, die mit ihrer Hilfe ihre phonologische Bewusstheit und Aussprache trainieren. Und ich setze sie immer wieder bei Entspannungseinheiten ein. Aber eigentlich nutze ich sie hauptsächlich für mich persönlich. Ich frage regelmäßig nach, welcher Stein mich unterstützen möchte, und dann lasse ich mein Körperwissen einen Stein auswählen, der dann für eine Weile mein Begleiter ist.

Im Winter 2023 entschloss ich mich dann spontan, den Kurs zum Crystal Energy Guide bei Kyle Gray mitzumachen, weil ich sah, dass er einen für mich ganz neuen Zugang zu Steinen hatte.

Meine erste Ausbildung hatte eher auf Resonanz aufgebaut, die uns erst einmal aus einem riesigen Mandala einen für uns passenden Stein hatte auswählen lassen. Anschließend fanden wir seine Wirkungsweise heraus, indem wir uns meditativ durch intuitives Hineinspüren vom Kristall selbst führen ließen. Wie fühlte er sich an? An welche Körperstelle oder darüber hinaus wollte er gebracht werden? Welche Botschaft oder Erkenntnis eröffnete er?

Erst danach, wenn wir alle erfahren hatten, welche Energie vom Heilstein selbst ausging, gab es einen theoretischen Input – der uns dann immer umhaute, weil er inhaltlich kongruent mit unseren Erlebnissen war.

In meiner Erfahrungswelt haben die Steine also eine eigene, ihnen innewohnende Intelligenz, und auch eine Fähigkeit, mit uns zu kommunizieren.

Wer das für sich einmal erleben möchte: Ich habe für Ilkas Hexenhain, wie er damals noch hieß, vor ein paar Jahren einen Einführungsmonat in das Arbeiten mit Heilsteinen gestaltet, und dabei entstand diese Meditation „Gespräch mit einem Stein“.

Der Ansatz von Kyle Gray ist dagegen sehr viel einfacher. Er geht über die Farblehre (die wissenschaftlich erforscht ist und sogar Muggeln die Wirkungsweise von Heilsteinen glaubhaft macht – nachzulesen unter „Why Woo Woo Works“ von Dr. David Hamilton). Außerdem programmiert er seine Steine. Und das mit dem Programmieren, das wollte ich begreifen.

Kristallmandalas – Tanz der Heilsteine

Was dann passierte, kam für mich wirklich unerwartet. Zum einen wurde schnell klar, dass es beim Programmieren eines Kristalles um eine den Prozess unterstützende Intentionssetzung geht. Das leuchtete mir sofort ein – wenn ich auch immer noch lieber von der mitgebrachten Frequenz des individuellen Heilsteines ausgehe.

Was Kyle Gray mir darüber hinaus eröffnete, war das Kennenlernen der verschiedenen Legeweisen von Kristallmandalas. Er nennt sie Crystal Grids – und da macht das mit der hilfreich gesetzten Intention wirklich großen Sinn.

Ich begann also, mit heiliger Geometrie zu experimentieren, und da ich das Glück habe, Teil einer großartigen Community zu sein, fand ich schnell auch Spielpartner da draußen, die bereit waren, ihre Erfahrungen mit meinen Kristallmandalas mit mir zu teilen. Eine davon nennt meine Kreationen liebevoll ihre „Britta Gitta“.

Kristallmandala zur Begleitung durch einen Veränderungsprozess

Um das Zusammenfassen dieser Erlebnisberichte geht es mir in diesem Artikel nun hauptsächlich. In jedem Vorgespräch, das ich vor dem Auslegen eines auf die Bedürfnisse des Empfangenden zugeschnittenen Kristallmandalas führe, höre ich mich nämlich immer wieder die gleichen Impulse weitergeben.

Hier entsteht nun eine wachsende Ideensammlung, die mir hilft, meine Einführungen zu vereinfachen, und von der hoffentlich viele weitere Menschen profitieren können, die das Geheimnis der Wirkung der Heilsteine für sich ergründen möchten.

Warum Kristallmandalas?

Crystal Grids, von mir Kristallmandala genannt, sind kraftvolle Werkzeuge, um Energie zu fokussieren, zu lenken und zu verstärken. Sie dienen der Manifestation von Zielen und Wünschen zum allerhöchsten Wohle und ermöglichen eine tiefere Verbindung zu sich selbst und Zugang zu höheren Dimensionen. Sie schützen und harmonisieren Räume und schaffen eine liebevollen Atmosphäre. Auch zum Zwecke der Heilung können Kristalle gezielt verwendet werden, über jede Distanz hinweg. Mandalas vertiefen Meditationszustände, und geschickt eingesetzt, erhöhen sie nicht nur unsere Schwingung, sondern die Schwingung des Planeten und tragen zur Heilung der Erde bei.

Veränderungsprozesse werden von ihnen auf vielen Ebenen gleichzeitig begleitet.

Schützendes Kristallmandala zum Andocken an die Kraft des Lebens

Viele wünschen sich durch ihr Kristallmandala mehr Leichtigkeit, Lebendigkeit und Lebensfreude, oder auch Selbstvertrauen, Sicherheit und Stabilität. Manche möchten Andocken an den Lebensfluss und wieder in ihre ureigene Kraft kommmen. Verkörperung wird häufig gewünscht. Verbundenheit mit allem, das ist, Klarheit über den Lebensweg, tiefer Frieden und bedingungslose Liebe wurden auch schon unterstützt. Manchmal braucht es das Loslassen von Altem, die Begleitung durch eine medizinische Behandlung oder einen anderen wichtigen Termin. Momentaner Schutz ist ebenso möglich, wie Fülle anzuziehen. Ich bin auch schon für ein konkretes Projekt gebeten worden, Vertrauen in die finanzielle Fülle zu erbitten.

Durch das Kristallmandala entsteht ein spürbares Energiefeld, das zudem der energetischen Reinigung dient. Die Energiezentren im Körper werden harmonisiert und ausbalanciert und energetische Blockaden gelöst. Die Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers wird vorangebracht. Das alles geschieht nebenbei.

Kristallmandala zur Darstellung (m)eines Energiezustandes

Wie ein Kristallmandala entsteht

Im Vorgespräch geht es um den momentanen Energiehaushalt und die gewünschte Vision, die unterstützt werden soll. Darauf basiert die Auswahl der Kristalle, die in bestimmten geometrischen Mustern angeordnet werden können, oft mit einem größeren Kristall im Zentrum des Mandalas.

Ich muss gestehen, dass ich mich auch nach dem zwischenzeitigen Lesen mehrerer Bücher über Crystal Grids (Judy Hall hat da einige geschrieben) viel eher noch auf meine Intuition verlasse. Somit ist es auch möglich, mir die Intention auf energetischem oder feinstofflichen Wege zu senden. Meine Community hat mir bereits ihre Wünsche über Seifenblasen, Lichtblitze, Drachen, das Fliegenpilzmycel und alle möglichen verspielten Wege zukommen lassen – und auch hier trainiert sich unglaublich gut das Vertrauen darin, dass wir es sind, die unsere Realität konstuieren, und dass im Grunde alles möglich ist, wenn wir uns darauf einlassen.

Solange ich mit Heilsteinen arbeite, haben meine Hände von sich aus gewusst, welche ich wann wo brauche. Genauso führen sie mich nun, eine Auswahl von Steinen für ein Kristallmandala zu treffen und sie intuitiv anzuordnen.

Kristallmandala zur Verbindung mit allem, was ist

Ein Beispiel, dass die Steine selbst sehr genau wissen, was gebraucht wird, ist die Geschichte meiner Spanienreise.

Ich war im Frühjahr 2024 noch in der Ahnenmagie-Ausbildung bei Ilka Sventja Küster. Ich wiederholte zum dritten Mal den Ahnenhotel-Aufbaukurs „Deine Aufgabe in Deiner Ahnenfamilie“, in dem wir uns mit unserer Urgroßelterngeneration verbanden, Woche für Woche mit einem anderen Urgroßelternteil.

Das Darstellen der Energie einer bestimmten Person ist eine bei mir sehr beliebte Intention.

Da ich in den ersten vier Wochen des Kurses für jedes meiner Urgroßeltern ein Kristallmandala ausgelegt hatte, um mich besser mit ihrer Energie verbinden zu können (das Titelbild für diesen Artikel steht für eine meiner Omas), arbeitete ich am Tag vor meiner Abreise vor und legte vier Mandalas auf einmal aus. Dieses hier ist das vierte, für die letzte Reisewoche.

Kristallmandala zum Erspüren der Energie eines Ahnen, den ich nicht mehr kennenlernen konnte

Und genau in dieser Woche, in der ich mich mit meinem Uropa verband, erfüllte sich für mich der Wunsch, einen Steinkreis zu besuchen. Und der, den wir fanden, war ein ganz besonderer, der aus genau den zwei Halbkreisen bestand, in die dieses Mandala vorab bereits gelegt werden wollte.

Ich nutze diese Form der Vesica Piscis als Impuls, um spontan einen Segen für unsere Partnerschaft zu erbitten (und hatte natürlich genau die dafür passenden Steine für ein solches Grid im Rucksack).

Erst als wir ein paar Tage später wieder zu Hause ankamen, bemerkte ich die Synchronizität mit dem vorab gelegten Mandala, das die gleiche Form aufzeigte.

Und das ist nur eines von unzähligen Beispielen für die Wirkungsweise von Heilsteinen und die deutlich ansteigenden wundersamen „Zufälle“ im Leben.

In Verbindung gehen

Nach dem Aufbau wird das Grid oftmals noch ganz bewusst mithilfe eines sogenannten Master Crystal (meist eine Quarzspitze) aktiviert, und dann geht es los. Meist stelle ich allerdings bereits beim ersten Hinlegen des ersten Kristalles fest, dass sich das Feld schnell aufzubauen beginnt. Die Aktivierung macht jedoch Spaß – auch wenn es das eigentlich gar nicht braucht!

Die Empfangenden bekommen Photos von ihrem Kristallmandala übersendet. Und das Empfangen ist dann tatsächlich das Existentielle, worum es im nächsten Schritt für uns geht: Kristallmandalas fordern uns auf, uns ihnen zu Öffnen und ihre Energie, die der unseren entspricht, Abzuholen. Sie lassen ihre Schönheit für uns erstrahlen und kitzeln uns heraus, uns im Spiegel ihrer Schönheit zu betrachten, und unsere eigene Schönheit zu erkennen, anzunehmen, zu würdigen – und sie anderen zu zeigen.

Ich wiederhole. Der wichtigste Schritt ist das Empfangen. Öffnen. Aufmachen. Begrüßen. Aufnehmen. Erhalten. Annehmen. Aneignen.

Es ist eine Feier unseres Seins. Wo bringt uns das schon jemand bei, uns selbst zu feiern und in eine strahlende Lichtdusche zu stellen, die nur uns und unserem Wohlbefinden dient?

Insofern ist unsere ganze Intuition gefragt. Wie kommt die Energie meines Feldes zu mir, und was muss und kann ich dafür tun? Das ist mitunter gar nicht so ohne, wie gesagt bringt uns das niemand in der Schule bei.

Du darfst dabei kreativ werden.

Kristallmandala zur Verbindung mit der Traumdimension und verbesserten Traumerinnerung

Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, sich in ein solches Energiefeld einzuwählen. Die einfachste für mich wäre immer, die Energie einzuatmen und sie mit jedem Atemzug sich ausbreiten zu lassen. Dafür kannst Du auch Dir bekannte bestehende Systeme nutzen, ich bekam kürzlich die Rückmeldung: Als du Einatmen gesagt hast, wusste ich, ich hole es mit der Ananda Mandala Breathwork Meditation zu mir. – Okay? Warum nicht, klingt super passend.

Ich liste hier von Einfach bis Komplex einige Impulse auf. Einige davon haben mir die spielfreudigen Menschen erzählt, deren Ideen es sind, andere habe ich für einzelne Personen als weitere Anregung in ihrer Akasha erfragt.

💎 Vor dem Schlafengehen um eine Traumbotschaft bitten

💎 Meditieren beim Betrachten des Bildes

💎 Die Energie mit dem Einatem in eine bestimmte Körperstelle ziehen lassen, gern auch bewusst in den Herzraum, weicher und weiter werden lassend

💎 Sich vorstellen, das Mandala wäre eine Kuppel, in der wir sitzen können

💎 Sich vorstellen, das Mandala wäre ein Steinkreis um uns herum, in den wir uns hineinlegen können

💎 Sich vorstellen, das Mandala wäre ein Leuchtturm und auf diese Art wird es weithin sichtbar und zieht genau die hilfreichen Energien auf genau der gewünschten Frequenz an, was auch Helfer und Wesen anziehen kann. Diese um ein Gespräch bitten

💎 Sich in das Mandala wie in eine Decke einhüllen und langsam Schicht für Schicht über die Haut aufnehmen, absorbieren, und ganz bewusst in die Zellen und den Zellkern, in die DNA einziehen lassen. Atemzug für Atemzug wiederholen. Umhüllen und einsinken lassen, umhüllen und einsinken lassen, bis sich das ganze System genährt und gesättigt anfühlt

💎 In das Mandala hineingehen, als würden die Steine uns überragen, als wären sie Stonehenge, eine kleine Welt um uns herum. Sich anlehnen, es im Rücken haben

💎 Der zentrale Kristall im Mandala – in diesem Beispiel ist es eine Mondsteinkugel – steht für deinen inneren Kern. Sie verändert die Energie des Raumes und hilft dir, dich zu zentrieren.

Beginne, indem du das Mandala nicht nur visuell betrachtest, sondern dich mit der Kugel verbindest. Stell dir vor, dass du selbst zu dieser Kugel wirst. Spüre, wie deine Energie sich ausbreitet und den gesamten Raum um dich herum erfüllt. Wenn dein Energiefeld den Raum vollständig einnimmt, richte deine Aufmerksamkeit auf die Kristalle, die das Mandala umgeben. Jedes dieser Steine bringt seine eigene Energie mit. Tanze energetisch mit jedem Kristall, spüre seine Schwingung und lass diese in dein Energiefeld einfließen, bis alle Kristalle harmonisch miteinander verbunden sind.

Dieses Muster der Verbindung kannst du in deine eigene Sphäre, deine innere Kugel, einprägen. Stell dir vor, wie diese energetische Hülle dich schützt, ohne dich von der Außenwelt abzuschirmen, und dir die Kraft gibt, in jeder Situation zentriert zu bleiben. In Krisenmomenten kannst du jederzeit auf diese Energie zurückgreifen.

💎 Eine weitere Übung ist, deinen Fokus zwischen der zentralen Kugel und dem gesamten Mandala zu wechseln. Nimm erst die Reinheit der Kugel wahr und dann das Zusammenspiel der Kristalle im Mandala. Beide Qualitäten – die Klarheit des Einzelnen und die Harmonie des Ganzen – sind wichtig für deine innere Balance und Kraft.

💎 Generell abwechselnd mit dem Feld in Verbindung gehen und dann mit einem einzelnen Stein. In Austausch gehen.

💎 Automatisches Schreiben in Verbindung mit dem ganzen Feld oder einem einzelnen Stein. Dem Grid Fragen stellen

💎 In dem Feld baden

💎 Sich das Licht des Kristallmandalas als Flamme vorstellen und sich darein stellen und von ihr reinigen oder aktivieren lassen

💎 Es rufen, wenn es gebraucht wird

💎 Sich bewusst vorstellen, dass das Mandala vor uns auf dem Boden liegt, und dann abgehen als eine Spirale, die in die Mitte führt, und aus der Mitte wieder heraus. Wichtig ist dabei, alle verschiedenen Aspekte auf dem gesamten Spektrum zwischen den verschiedenen gefundenen Gegensätzen (z.B. Farbspektrum, Größe, Schimmer von glänzend bis dunkel, Beschaffenheit von roh bis poliert) auf dem Weg in die Mitte unterwegs in sich aufsammeln, und auf dem Rückweg all diese Energien vereinen. Sie werden dabei harmonisiert und voll aufgenommen. Am besten dreimal abgehen. Beim ersten Mal das gesamte Farbspektrum von Grün bis Lila in sich aufnehmen und auf dem Rückweg integrieren. Beim zweiten Mal das gesamte Formsprektrum von Roh bzw. natürlicher Kristallform zu glatt und getrommelt in sich aufnehmen und auf dem Rückweg integrieren. Beim dritten Gang das Glanzspekteum von stumpf und unreflektiert bis hin zu glitzernd und ausstrahlend in sich aufnehmen und es beim Rückweg integrieren. Danach hinlegen, um nachzuspüren und die ganze Bandbreite des Lebens mit einem Ja zu feiern. Erkenntnisse, Gefühle und Bilder dürfen empfangen werden.

💎 Ich persönlich liebe es, während ich meine Steine reinige, ihnen meine Stimme zu geben. Es ist auch schon einmal vorgekommen, dass ich die Lichtsprache eines ganzen Kristallmandalas durchgegeben habe, damit die Empfangende ganz bewusst die restliche Energie in ihr Feld aufnehmen konnte. Wenn auch Deine Lichtsprache aktiviert ist, dann kannst Du die Kristalle um eine Durchgabe bitten.

Kristallmandala für Klarheit und Selbstvertrauen

Integration des neuen Energiefeldes

Ein einziges Mal ist es mir im Dunkeln gelungen, als ich nachts aufwachte und ein kleines Mandala auf meinem Nachttisch aufgebaut hatte, das entstandene Energiefeld mit bloßen Augen zu sehen. In dem Fall bildete es eine wunderschön lebendig fluktuierende Blume des Lebens. Das ist für mich eher ungewöhnlich. Ich gehöre ansonsten eher zu den Menschen, die subtile Energien nur spüren können, am besten mit meinen Händen.

Auf welchem Wege die Energie eines Grids von den Empfangenden angenommen wird, ist sehr unterschiedlich. Jeder von uns nimmt schließlich anders wahr.

Bei manchen häufen sich Synchronizitäten und sie bemerken im Umgang mit anderen Menschen eine Veränderung in ihrem eigenen Verhalten, bleiben unerwartet ruhig in Situationen, die sie vorher aufgebracht hätte. Mir wird sehr häufig zurückgemeldet, dass sich Spielende durch das Kristallmandala gesehen, erkannt und wertgeschätzt fühlen. „Das bin ja ich!“ Bei manchen stellt sich eine Art Frieden ein, und auch eine Sättigung. Einmal wurde mir von einer Steineliebhaberin zurückgemeldet, dass ihre Vorliebe für blaue und rosa Steine sich nach der Aufnahme meines Mandalas komplett gedreht hatte und sie sich nun von erdigeren Steinen gerufen fühlte.

Bei anderen macht es richtig Rumms und sie kriegen im Laufe der Zeit, in der das Energiefeld bei ihnen einzieht, volle Kanone aufgezeigt, was es ist, dass es in ihrem Leben aufzulösen gilt und was sich jetzt gerade bravourös und für immer verabschieden möchte. Das kann schonmal ganz schön rundgehen, damit es bewusst gespürt wird. Wer da bereit ist, scheint wirklich bereit zu sein…

Es ist auch schon einmal vorgekommen, dass eine Empfängerin während des Prozesses selbst gar nicht viel gespürt hat, jedoch im Nachgang erkannte, dass sie ein paar Entscheidungen getroffen hatte, die zu einem Coaching führten, in der die Form des Mandala wieder eine große Rolle spielte, weswegen sie schließlich die Verbindung ziehen konnte, dass es etwas in Gang gebracht hatte. Womit wir wieder bei den Synchronizitäten sind.

Erdendes Kristallmandala für mehr Lockerheit in einem angestrebten Veränderungsprozess

Und somit kommt irgendwann der Tag, an dem ich an einem aufgebauten Kristallmandala vorbeikomme, und die Energie ist weg.

Das ist der Moment, in dem sie vollständig beim Empfangenden eingezogen ist und sie nun dort zur vollen Verfügung steht, solange sie noch gebraucht wird. Nach einer kurzen Rücksprache wird mir das dann auch so bestätigt (doch es ist auch schon vorgekommen, dass jemand nicht loslassen konnte – auch hier wird wieder deutlich, dass es sich bei dem Prozess um ein Hineinfallen in die eigene Intuition handelt).

Kristalle bereichern unser Leben mit ihrer frei fließenden Energie. Kristallmandalas bringen diese positiv unterstützende Wirkung potenziert in unser Leben.

Kristallmandala für mehr Power, Losgehen und Lebensenergie

Ich lade Dich herzlich ein, es auszuprobieren. Für mich ist es eine wahre Freude, die Steine auch für Dich tanzen zu lassen.

Wie Kinder lernen – Die Wahrnehmungsmuster nach Dawna Markova

Nachdenken über das Denken. Wie der Geist eines Kindes arbeitet

Das Denken verläuft keineswegs bei allen Menschen gleich. Offensichtlich denken wir alle unterschiedliche Gedanken. Weniger offensichtlich ist, dass jeder von uns auf einzigartige Weise denkt. In den meisten Lernsituationen zum Beispiel wird wenig darauf geachtet, wie Kinder denken. Gewöhnlich gehen die meisten von uns ohne darüber groß nachzudenken davon aus, dass die verschiedenen Menschen, denen wir begegnen, in ihren Denkweisen jeweils der unseren entsprechen. Tatsächlich gibt es aber sechs verschiedene Möglichkeiten zu denken. Es ist entscheidend, diese sechs Grundmuster der Informationsverarbeitung zu verstehen, damit ein Kind angemessen lernen kann.

Wechselnde Bewusstseinszustände

Dawna Markova erkannte aus ihrem Studium der Hypnotherapie, dass der Geist die Gedanken ‚verdaut‘, indem er sie auf drei verschiedenen Wegen, das heißt zwischen drei verschiedenen „Bewusstseinszuständen“, bewegt: durch das Bewusstsein, das Unterbewusstsein und das Unbewusste. Jeder dieser Bewusstseinszustände erfüllt beim Lernen seine spezifischen Aufgaben.

Ich zitiere in diesem Artikel aus ihren Büchern „Hausaufgaben ohne Stress“ und „Wie Kinder lernen – Eine Entdeckungsreise für Eltern und Lehrer“.

Probleme mit der Konzentrationen scheinen viele Kinder zu haben. Oft wirken sie abgelenkt, sprunghaft oder nicht so ganz bei der Sache. Lehrer und Eltern glauben dann meist, das Kind bekomme gar nichts mit. Doch das stimmt nicht immer.

Der Lernprozess vollzieht sich zum großen Teil im Verstand. Beim Lernen muss der Geist hellwach sein. Herrscht dort Verwirrung und Ablenkung vor, sprechen wir von Unaufmerksamkeit oder gar einer „Aufmerksamkeitsstörung“; doch genau genommen gehören diese Phasen des Abgelenktseins zum Lernen dazu. In dieser Zeit wendet sich die Aufmerksamkeit lediglich nach innen in einen anderen Bewusstseinszustand und verarbeitet die aufgenommenen Informationen.

Der Lernprozess ist viel komplexer als gemeinhin angenommen. Er besteht aus verschiedenen Phasen. Mit der Informationsaufnahme verhält es sich ähnlich wie mit der Nahrung: Damit neue Informationen vollständig verdaut werden können, müssen sie gekaut und geschluckt, vermischt und aussortiert, gespeichert und assimiliert werden. Genau dieser Prozess vollzieht sich im Verstand, wenn das Kind verwirrt, durcheinander oder unaufmerksam wirkt.

Betrachten wir diese Phasen also nicht als unproduktiv und „schädlich“. Geben wir stattdessen diesen verschiedenen Geisteszuständen neue Namen. Wir müssen diese Vorgänge in ihrer positiven Wirkung würdigen. Bei Konzentration, Verwirrung und Geistesabwesenheit handelt es sich letztlich um drei unterschiedliche Formen der Aufmerksamkeit: Konzentrierte, untersuchende und schöpferische Aufmerksamkeit. Sie vollziehen sich in verschiedenen Bewusstseinszuständen: dem Bewusstsein, dem Unterbewusstsein und dem Unbewussten. Alle drei Formen sind notwendig, wenn wir wirklich lernen, uns also neues Wissen aneignen wollen.

Was ich an diesem Ansatz so sehr mag, das ist der positive Blick und die damit einhergehende Entpathologisierung von Aufmerksamkeitsdefiziten aller Arten. Damit ist Markova im Bereich des Lernens für mich so wichtig wie Dabrowski, dessen Wirken im Bereich Intensität und Hochsensitivität Vergleichbares für Kinder erreicht hat – die Normalisierung von Ausnahmezuständen.

Stufe 1: Konzentrierte Aufmerksamkeit – Neues aufnehmen

Wenn wir den Lernprozess mit dem Verdauungssystem vergleichen, wäre das Bewusstsein der Mund: Dort beginnt man zu lernen: der Mund bildet den Eingang zum restlichen mentalen System, von dem die Informationen Aufgenommen und durchgekaut werden, während der Geist organisiert, wie jedes Detail vom Stoffwechsel verarbeitet wird. Mit dem Bewusstsein werden Informationen am leichtesten aufgenommen, organisiert, der Priorität nach geordnet, bewertet und wiedergegeben. Wenn ein Kind in dieser Modalität nicht denken kann, wird die Welt zu einem chaotischen Wirbel.

Üblicherweise nimmt man an, dass Kinder dann lernen, wenn sie bewusst denken, aber das wäre genauso, als würden wir den Vorgang des Essens nur dann als „essen“ bezeichnen, wenn wir die Nahrung im Mund haben. Dies ist nur der Anfang des Lern- bzw. Verdauungsprozesses, und nur ein kleiner Teil unseres Gehirns ist dieser Funktion gewidmet. Die Natur ist nicht dumm. Wir sind mit der Fähigkeit ausgestattet, für verschiedene Zwecke auf unterschiedliche Weise zu denken.

Kinder, die ihr Bewusstsein aktiviert haben, sind

  • hellwach.
  • Ihre Aufmerksamkeit ist auf die äußere Welt gerichtet und auf das, was darin passiert.
  • Sie sitzen auf der Kante ihres Stuhls und beobachten alles, was um sie herum geschieht.
  • Sie achten auf jedes Wort, nehmen leicht Informationen auf, ordnen sie logisch und bleiben bei der Sache.

Was geschieht in unserem Kopf, wenn wir uns konzentrieren?

Unter Konzentration versteht man die Fähigkeit, sich über einen bestimmten Zeitraum hinweg mit einer einzigen Sache zu beschäftigen. Es entsteht eine Art hungriger, aufgeregter Energie, ein Gefühl von Spaß, Genuss und schneller Befriedigung. Wir können uns mit unserer Aufgabe beschäftigen, ohne abzuschweifen. Wenn ich konzentriert bin, verhält sich mein Geist wie ein Laserstrahl, der alle störenden Gedanken, Bilder und Vorgänge ausschaltet. Dieser Zeitraum, wie lang er auch immer dauert, nennt sich Aufmerksamkeitsspanne.

Wir empfangen Daten und erkennen einen Sinn darin. Wir bemerken Einzelheiten, organisieren sie und ordnen sie in einen vertrauten Zusammenhang ein. „Das ist eine Geschichte über ein Mädchen in meinem Alter.“ „Bei diesem Experiment geht es um Magneten.“ „Dieses Lied klingt wie Beethoven.“ Ein Teil unseres Verstandes hält auch bei neuen Informationen immer das Bekannte im Auge und versucht, das Neue einzugliedern. Dadurch bekommen wir ein Gefühl von Sicherheit. Dieser Teil unseres Verstandes bringt Ordnung ins Chaos, schafft Struktur und Organisation.

Wenn wir uns konzentrieren, können wir Einzelheiten schneller aufnehmen und uns besser an sie erinnern. Diesen Teil unseres Verstandes können wir für eine Prüfung mit Wissen füllen. Er denkt schnell. Er kann etwas aufnehmen und es genauso wieder ausspucken — wie ein Kopiergerät, Roboter oder ein Audioaufnahmegerät. Es ist jener Teil unseres Verstandes, der nach der richtigen Antwort sucht, nach der einfachen Lösung. Hier verdauen wir Daten schnell.

Wenn wir uns konzentrieren, richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf die äußere Welt. Wir verarbeiten viele Informationen, doch bleiben diese an der Oberfläche unseres Bewusstseins. So ist es bei den Hausaufgaben: Das Kind konzentriert sich auf den vorgegebenen Lernstoff und ordnet ihn neu. Dazu braucht es nur wenig Zeit und Anstrengung.

Sinnesreize steuern die Aufmerksamkeit

Wir glauben gemeinhin, dass manche Menschen besser fähig sind, sich zu konzentrieren als andere. Wir sind jedoch alle dazu in der Lage – nur die Tätigkeiten, auf die wir uns gut konzentrieren können, sind verschieden. Ein Kind zum Beispiel kann lange er Lieder anhören und selbst singen, in einem Museum aber völlig unfähig sein, sich zu konzentrieren. Seine Augen können bei einem Bild vielleicht nur wenige Sekunden verharren. Beim Zuhören hat dieses Kind also eine lange Aufmerksamkeitsspanne, beim Betrachten eine sehr kurze.

Ein anderes Kind kann sich nicht konzentrieren, wenn man ihn während seiner Beschäftigung etwas fragt oder mit ihm spricht, akustische Reize lenken ihn ab. Im Sportunterricht kann er sich jedoch über lange Zeit hinweg auf kinästhetische Aufgaben konzentrieren, seine Aufmerksamkeitsspanne ist hier viel länger als die seiner Klassenkameraden. Diese werden eher abgelenkt von all den Aktivitäten, denn kinästhetische Reize aktivieren bei ihnen untersuchende Aufmerksamkeit. Unbewusst lesen sie dann alle Schilder und Hinweise, die sie finden können, um sich wieder konzentrieren zu können.

Jeder der verschiedenen Sinnesreize löst also bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Formen der Aufmerksamkeit aus. Das geht weit über die klassischen Lerntypen hinaus, die sich meist nur auf die Ebene der konzentrierten Aufmerksamkeit beziehen.

Dennoch macht es Sinn, unsere Forschungsreise mit dieser Ebene zu beginnen. Mit Hilfe der folgenden Fragen können wir herausfinden, welche Sinnesreize die Konzentration eines bestimmten Kindes fördern:

Wie können wir ein Kind am besten auf uns aufmerksam machen?

  • So laut sprechen, dass das Kind uns hört.
  • sich vor das Kind stellen, damit es uns sieht.
  • das Kind berühren, damit es uns bemerkt.

Wie lernt und denkt ein Kind am schnellsten?

  • Wenn man mit ihm spricht oder ihm Fragen stellt.
  • Wenn es liest, schreibt, zeichnet oder etwas beobachtet.
  • Wenn es seine Hände oder seinen ganzen Körper einsetzt.

Wie begrüßt ein Kind unbekannte Menschen? Auf welche Weise geht es auf andere Menschen zu?

  • Durch Händeschütteln und gemeinsame Unternehmungen
  • Indem es Hallo sagt und ein Gespräch führt.
  • Durch Blickkontakt und intensives Betrachten der Umgebung des Fremden

An welche Einzelheiten erinnert sich das Kind am besten? Was prägt es sich schnell ein?

  • Wie die Dinge aussehen
  • Wie die Dinge gesagt werden
  • Wie die Dinge getan werden oder sich anfühlen

Wenn wir jetzt an die Augenblicke denken, in denen wir uns gemeinsam mit einem Kind freuten und staunten, können wir in jeder Kategorie eine weitere Antwort wählen:

Wann ist ein Kind wachsam und voll leistungsfähig? Wann kann es sich ausdauernd mit einer Sache beschäftigen?

  • Beim Spazierengehen, Sport, Essen, Basteln
  • Beim Reden, Singen, Radiohören, Musizieren
  • Beim Schreiben, Zeichnen, Saubermachen, Fernsehen, Lesen

Für jeden Lerntyp gibt es Aufgaben, die die Konzentration besonders fördern. Kinder, denen es leicht fällt, sich auf die für die Schule typischen visuellen und akustischen Tätigkeiten, wie Lesen und Schreiben, zu konzentrieren, betrachtet man meist als gute Schüler. Bei Kindern, denen das Optische oder das eigene Tun besonders wichtig sind, fördern Tätigkeiten wie Zeichnen oder Basteln die Konzentration. Eine andere kann sich am besten konzentrieren, wenn sie akustisch tätig werden muss, zum Beispiel wenn sie abgehört wird. Auf diesem Weg erinnert sie sich problemlos an das Gelernte. Manche können sich gut konzentrieren, wenn sie Fakten akustisch aufnehmen oder sich über Sprache ausdrücken. Ihnen hilft es, wenn sie beim Lernen ein Audio hören können.

Was wirkt konzentrationsfördernd?

Nicht alle Tätigkeiten wirken in gleicher Weise konzentrationsfördernd. Wenn wir wissen, auf welche Weise sich ein Kind am besten konzentrieren kann, können wir ihm bei den Hausaufgaben mit entsprechenden Vorschlägen helfen. Wann konzentriert sich das Kind automatisch? Im Sportunterricht? Wie können wir Bewegung in die Hausaufgaben integrieren?

Es hilft also, auf den Lerntyp unseres Kindes einzugehen. Ein kinästhetischer Lerntyp kann längere Texte in einem Schaukelstuhl lesen, das gleichmäßige Schaukeln unterstützt die Konzentration. Oder er kann die Liste mit Lernwörtern durchgehen, während er auf Rollschuhen eine Runde durch die Küche dreht. Als ich davon begann, auf meinen Kita-Seminaren zu erzählen, bekam ich begeisterte Rückmeldungen darüber. Ein Kind beispielsweise, das seit seiner Eingewöhnung noch nie im Morgenkreis mitgemacht hatte, weil es gar nicht sitzen wollte, konnte durch die Erlaubnis, sich währenddessen mit einem Klumpen Knete zu beschäftigen, nicht nur dabei sein, sondern auch einen Wortbeitrag geben. In meinem Kurs über Wahrnehmung, „Bang! – Erkenne und erweitere die Natur Deiner persönlichen Realität“ gelang es einer Teilnehmerin, die zu ihrem großen Frust beim Anhören geführter Meditationen immer eingeschlafen war, sich durch körperliche Impulse erstmals bewusst dabei wachzuhalten. Es lohnt sich also nicht nur, sich mit unserem Denkmuster zu beschäftigen, ich würde sogar versprechen wollen, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse nachhaltig lebensverändernd sein können.

Es kommt nun unter jedem Kapitel der Bewusstseinszustände, die wir fürs Lernen benötigen, eine Liste mit allen möglichen Kombinationen von Wahrnehmungskanälen und den jeweils charakteristischen Merkmalen. Diese Hinweise sind eine weitere Hilfe, um das Denkmuster eines Kindes zu bestimmen.

Kein Kind passt exakt in eine dieser Kategorien – dies ist bei niemandem der Fall. Zu jedem Muster gehört eine Reihe charakteristischer Verhaltensweisen und Eigenschaften, die sich bei den meisten Menschen gewöhnlich zusammen mit diesem Muster zeigen, aber wir sind alle auch Ausnahmen von der Regel. Unter den Menschen mit dem gleichen Muster gibt es eine große Variationsbreite. Wenn wir also die Liste durchgehen, sollten wir auf die Gesamttendenz achten und uns nicht in Einzelheiten verlieren.

Im bewussten Zustand wird der kinästhetische Kanal genutzt

Dein Sohn oder Deine Tochter:

  • lernt und erinnert sich leicht an körperliche Tätigkeiten
  • genießt sportliche Wettkämpfe
  • organisiert die Arbeit gut
  • beschreibt körperliche Empfindungen und Gefühle ohne Zögern
  • ist bei Bewegung oder bei Einsatz der Hände voll bei der Sache

Kinästhetischer Ausdruck (mit Händen und Körper etwas tun oder schaffen, Gefühle ausdrücken)

  • Eine Geschichte darstellen
  • Einen Bleistift spitzen
  • Ein wissenschaftliches Experiment durchführen
  • Ein Modell basteln
  • Würfeln
  • Eine Funkstation betreiben
  • Fußball spielen
  • An der Tür rütteln
  • Maschine schreiben
  • Spazieren gehen
  • Geschirr spülen
  • Lachen/weinen
  • In der Turnhalle trainieren

Kinästhetische Aufnahme (tasten, schmecken, riechen, empfinden)

  • Erdbeeren kosten
  • Den Körper bemalen
  • Ein Tier auf den Arm nehmen
  • Ein Modell berühren
  • Gewichte oder Zusammensetzungen vergleichen
  • Interessanten Dingen nachgehen
  • Schlafen
  • Den Regen auf dem Gesicht spüren
  • Einen Schluck Wasser trinken
  • Sich freuen
  • Das Mittagessen riechen

Im bewussten Zustand wird der auditive Kanal genutzt

Dein Sohn oder Deine Tochter:

  • lernt und behält Gehörtes sehr leicht
  • fühlt sich wohl beim Sprechen vor einer Gruppe
  • verfügt über einen detaillierten und passenden Wortschatz
  • ist beim Sprechen voll bei der Sache

Akustischer Ausdruck (etwas Hörbares schaffen)

  • Ein Gedicht aufsagen
  • Eine Frage beantworten
  • Eine mündliche Zusammenfassung geben
  • Einen Reim erfinden
  • Klangeffekte erzeugen
  • Mit einem Freund sprechen
  • Singen
  • Einen Witz erzählen
  • Um Hilfe bitten
  • Ein Thema diskutieren
  • Eine Rede halten
  • Anweisungen erteilen

Akustische Aufnahme (hören, zuhören)

  • Musik hören
  • Einer mündlichen Zusammenfassung zuhören
  • Eine Stimme erkennen
  • Einem Vortrag zuhören
  • Seinen Namen hören
  • Ein Gespräch belauschen
  • Den Geräuschen der Natur lauschen
  • Den Anrufbeantworter abhören
  • Ein Audio anhören
  • Eine andere Meinung anhören
  • Anweisungen entgegennehmen

Im bewussten Zustand wird der visuelle Kanal genutzt

Dein Sohn oder Deine Tochter:

  • lernt und behält Gesehenes sehr leicht
  • fühlt sich von Natur aus wohl, wenn er/sie gesehen wird, beim Schreiben oder beim Vorführen von Ideen
  • organisiert die Dinge visuell mit Listen, schreibt Dinge auf, sorgt dafür, dass etwas gut aussieht
  • ist sich visueller Details sehr bewusst
  • ist vor allem beim Vorführen oder Aufschreiben voll bei der Sache

Visueller Ausdruck (etwas Sichtbares schaffen)

  • Zeichnen/anmalen Malen
  • Einen Garten planen
  • Blickkontakt herstellen
  • Frisur und Schmuck auswählen
  • Farbzusammenstellung
  • Sein Zimmer dekorieren
  • Einen Test durcharbeiten
  • Handschrift üben
  • Ein schwarzes Brett gestalten
  • Eine Geschichte schreiben
  • Ein Schaubild erstellen Notizen machen
  • Satzstrukturen optisch darstellen

Visuelle Aufnahme (etwas sehen, beobachten, anschauen)

  • Ein Buch lesen
  • Ein Spiel anschauen
  • Ein wissenschaftliches Experiment beobachten
  • Einen Film anschauen
  • Fernsehen
  • Zeitschriften durchblättern
  • Einer Vorführung zusehen
  • In den Spiegel schauen
  • Aus dem Fenster sehen
  • Lesen, was auf der Tafel steht
  • Menschen beim Einkaufen beobachten
  • Die Sterne beobachten

Stufe 2: Untersuchende Aufmerksamkeit (Verwirrung, Durcheinander) – Neues einordnen

Im unterbewussten Zustand sieben die Kinder Dinge aus. Bemüht man noch einmal die Metapher vom Verdauungssystem, ließe der Ort des Unterbewusstseins sich mit dem Magen vergleichen: jener Stelle, an der die Dinge herumgewirbelt und vermischt werden. Die Nahrung hat nicht mehr die gleiche Form wie zu Anfang, als sie aufgenommen wurde, aber sie ist auch noch nicht soweit zerlegt, dass sie vollständig vom Körper absorbiert werden könnte.

Auf dieser Stufe des Lernprozesses machen die Kinder eine Pause, um die ankommenden Informationen zu betrachten und sorgfältig abzuwägen, inwieweit sie zu den Dingen passen, die sie bereits gelernt haben. Sie erörtern Fragen, kämpfen mit Gefühlen oder sehen eine Sache aus vielen unterschiedlichen Perspektiven vor sich. Dieser Teil ihres Geistes ist eine Art ‚Zubringerdienst‘; der das, was der bewusste Geist aufnimmt, nach hinten zur Gedächtnisbank des unbewussten Geistes befördert. Gleichzeitig transportiert er das, was die Kinder bereits gelernt haben, vom Speicher ihres unbewussten Geistes hin zum bewussten Geist, damit es ihnen zur Verfügung steht.

Das Unterbewusstsein ist der Ort, an dem die Kinder sowohl über die Dinge selbst verfügen, die von außen auf sie einströmen, als auch über deren Bezugsrahmen. Der unterbewusste Geist versetzt uns in die Lage, vom Zustand des Wachseins in tiefe Entspannung zu gleiten und aus der Entspannung zu aktivem Selbstausdruck zu gelangen. Ohne diese Fähigkeit müsste unser Geist alles ‚unzerkaut‘ schlucken.

Die Aktivitäten des Unterbewusstseins lassen sich so zusammenfassen:

  • Die Kinder sortieren die Informationen.
  • Sie wechseln zwischen Aufmerksamkeit und innerem Wegtreten.
  • Sie können ihre Aufmerksamkeit gleichzeitig nach innen und nach außen richten.
  • Sie geraten leicht in Verwirrung.

Wir alle kennen das zerknirschte Gesicht, die leicht angezogenen Schultern und das traurige Stimmchen: „Ich versteh’s nicht.“ Wahrscheinlich braucht das Kind nur zusätzliche Anregungen. Die neuen Informationen müssen in sein bisheriges Wissen eingeordnet werden. Dabei sind zusätzliche Sinnesreize hilfreich.

Anhand der folgenden Fragen können wir herausfinden, welche Sinnesreize einem Kind zusätzliche Denkanstöße geben und untersuchende Aufmerksamkeit auslösen:

Wann scheint das Denken des Kindes nach innen gerichtet zu sein?Wann wirkt es verwirrt?

  • Im Gespräch mit anderen? Sagt und meint es häufig etwas, um es sich dann wieder anders zu überlegen? Fällt es ihm schwer, beide Seiten einer Medaille zu sehen?
  • Wenn es etwas kaufen oder tun will und sich nicht entscheiden kann? Pendelt es zwischen der Wirklichkeit und seinen Wunschvorstellungen von der Welt hin und her?
  • Wenn es gerade etwas macht und plötzlich das Gefühl hat, dass alles verkehrt ist? Fühlt es sich oft zwischen widersprüchlichen Gefühlen oder Gedanken hin- und hergerissen?

Auf welche Weise probiert Dein Kind gern neue Dinge aus?

  • Es sagt immer wieder dasselbe, in vielen verschiedenen Formulierungen.
  • Es experimentiert mit der Erscheinungsweise der Dinge – es ordnet Möbel neu an, experimentiert mit Frisuren, Kleidern, Handschrift.
  • Es erfindet neue Regeln für alte Spiele.

Was hilft Deinem Kind dabei, Entscheidungen zu treffen?

  • Über alles zu sprechen
  • Die verfügbaren Möglichkeiten zu prüfen
  • Die Alternativen auszuprobieren, um zu sehen, ob sie Spaß machen

Welche der folgenden Fähigkeiten setzt Dein Kind nur zeitweise ein?

  • Verbale Äußerungen
  • Körperliche Betätigung
  • Schreiben oder Zeichnen

Was geschieht, wenn wir in Gedanken abschweifen?

Neue Informationen sind so tief in unseren geistigen Stoffwechsel eingedrungen, dass sie sich mit dem verbinden, was wir schon wissen. Unsere Aufmerksamkeit pendelt zwischen der inneren Welt und der äußeren Welt, zwischen unseren Erinnerungen und unseren aktuellen Erfahrungen hin und her. Wird unser Gefühl, den Sachverhalt zu kennen, auch nur ein wenig erschüttert, empfinden wir Verwirrung. Wir ordnen die neuen Informationen und versuchen sie in unser Denksystem zu integrieren. Wir erforschen neue Wege des Denkens und neue Möglichkeiten. Wir werden von neuen Informationen aus der Bequemlichkeit unserer alten Lerngewohnheiten gerissen, sind jedoch noch nicht fähig, neue Einsichten zu erlangen. Wenn wir uns zu diesem Zeitpunkt äußern sollen, tritt unsere Verwirrung zutage. Wir zögern, können uns nicht entscheiden, drucksen unschlüssig herum und überlegen es uns wieder anders.

In dieser Phase braucht unser Verstand Zeit zum Erforschen und Abwägen. Neugierde muss sich entwickeln können. Wir müssen neue Wege des Denkens und Handelns ausprobieren. Wir müssen uns eingehender mit unseren Problemen befassen, die alten Wege mit den neuen vergleichen, nachdenken, überlegen.

Wie oft gestatten wir uns, etwas auf diesem Weg zu erforschen? Wie oft erlauben wir es unseren Kindern? In dieser hektischen Welt erwartet man von uns, dass wir im Bruchteil von Sekunden Entscheidungen treffen. Doch das läuft der Struktur unseres Verstandes zuwider. Wir sind dann am leistungsfähigsten, wenn wir innehalten und über unsere Handlungen nachdenken; wenn wir uns für unsere Entscheidungen Zeit nehmen.

Kinder brauchen es in dieser Phase der Verwirrung lieber, eine kleine Pause einzulegen, um sich der Unterschiede zwischen dem Alten und dem Neuen bewusst zu werden. Es hilft, das Kind genau herausarbeiten zu lassen, was es schon weiß, und es dazu anzuregen, dieses vorhandene Wissen mit den neuen Informationen zu verbinden.

Bestimmte Aufgaben werden je nach Lernstil Verwirrung hervorrufen. Die möglichen Antworten eines Multiple-Choice-Tests können alle gleich erscheinen, sodass das Kind Zeit braucht, um sie im Einzelnen zu prüfen. Bei anderen Kindern führt eine einfache Diskussion zur Verwirrung; sie müssen erst die verschiedenen Argumente besprechen, bevor sie sich einem anschließen können. Andere Kinder wiederum kommen bei Versuchen im Sachkundeunterricht ins Grübeln. Sie wollen vielleicht ausprobieren, wie das Experiment auch auf andere Weise durchgeführt werden könnte.

Da wir diesen Aspekt des Lernens als „Verwirrung” und Unproduktivität betrachten, erhält die untersuchende Aufmerksamkeit in den meisten Lernsituationen nur wenig Raum. Doch wenn wir bereit sind, die der Verwirrung zugrunde liegende Neugier zuzulassen, wird das Kind viel effektiver lernen und mit dem Ergebnis seiner Bemühungen zufriedener sein.

Hier kommt nun die Merkmalsliste für die unterbewussten Wahrnehmungskanäle.

Im unterbewussten Zustand wird der kinästhetische Kanal genutzt

Dein Sohn oder Deine Tochter:

  • sortiert durch Ausprobieren oder tut etwas auf viele verschiedene Arten
  • richtet die Aufmerksamkeit nach außen über Bewegung, nach innen über Gefühle
  • kann gleichzeitig fühlen und sich bewegen
  • fühlt sich oft hin- und hergerissen

Im unterbewussten Zustand wird der auditive Kanal genutzt

Dein Sohn oder Deine Tochter:

  • sortiert Dinge durch lautes Nachdenken
  • richtet die Aufmerksamkeit nach außen durch Sprechen, nach innen durch Zuhören
  • kann gleichzeitig sprechen und zuhören
  • erörtert innerlich beide Seiten einer Unterhaltung

Im unterbewussten Zustand wird der visuelle Kanal genutzt:

Dein Sohn oder Deine Tochter:

  • sortiert durch Schreiben, Zeichnen oder visuelle Vorstellung der Ordnungsmöglichkeiten
  • richtet die Aufmerksamkeit nach außen über den Blick, nach innen über Visualisierung
  • kann mit offenen Augen äußere und innere Bilder gleichzeitig sehen
  • sieht Dinge gleichzeitig aus zwei Perspektiven

Stufe 3: Schöpferische Aufmerksamkeit (Geistesabwesenheit) – neue Ideen entwickeln

Der Wahrnehmungskanal, der die schöpferische Aufmerksamkeit auslöst, enthält die gestalterische Kraft des Geistes. Hier sitzt unsere Kreativität. Und gerade diesen Bereich wollen wir bei unserer Wahrnehmung meist gar nicht zulassen. Wenn ein Kind geistesabwesend wirkt, meinen wir, es würde nichts mehr lernen. Doch das stimmt oft nicht. Wenn ein Kind unerreichbar scheint, verträumt, zerstreut, abwesend, dann findet vielleicht gerade ein wichtiger Teil des Lernens statt.

Diese Tätigkeit des Unterbewusstseins bezeichnen wir als Unkonzentriertheit. Diese Einstellung müssen wir dringend verändern.

Im unbewussten Zustand wird neuer Lernstoff in bereits vorhandenes Wissen integriert. Erinnerungen dringen ins Bewusstsein vor, und auf einer sehr tiefen Ebene werden Informationen miteinander verknüpft. Auf dieser Ebene des Denkens entstehen Muster, indem Erfahrungen auf vielfältige Art zusammengestellt und neu geordnet werden und indem vermittelt wird, wie Dinge sein könnten. Hier befinden sich die ‚Innereien‘ des Geistes, die beständig die Form dessen verändern, was ‚verdaut‘ wurde, und die ‚Nährstoffe‘ zu jedem Körperteil weiterleiten. Während der rationale Geist die Informationen detailliert ihrer Bedeutung nach aufschlüsselt, ist das Unbewusste damit beschäftigt, Botschaften indirekt über Träume, Symbole, Bilder und Analogien in vielen Richtungen gleichzeitig zu vermitteln. Hier kreisen die Gedanken und befassen sich mit dem Gesamteindruck einer Situation. Ohne die Fähigkeit zu unbewusstem Denken müsste ein Kind ohne Kreativität und Erfindergeist auskommen.

Hier sind die Aktivitäten des unbewussten Geistes einmal zusammengefasst:

  • Die Kinder treten sehr leicht geistig weg.
  • Sie denken vorsichtig und am liebsten für sich alleine.
  • Sie erkennen eher eine Gesamtsituation als Einzelheiten.
  • Sie stellen kreative Verknüpfungen her.

Bei nach innen gewandter Aufmerksamkeit stellt der Verstand unter der Oberfläche des Bewusstseins eine Synthese her aus den neuen Informationen und früheren Lebenserfahrungen. Daraus erwachsen einzigartige neue Wege des Denkens. Wir können die schöpferische Aufmerksamkeit eines Kindes mit Hilfe folgender Fragen erforschen:

Wann neigt ein Kind zu Tagträumen? Wann verliert es sich in Gedanken?

  • Beim Lesen, beim Zeichnen und Malen, Bilder, beim Beobachten des Sonnenuntergangs, beim Fernsehen, Gesichter, Blickkontakt, Aussicht
  • Beim Spielen im Freien
  • Wenn es etwas mit seinen Händen tut, wenn es angefasst wird, wenn es eine Katze streichelt
  • Gefühle, Sinneseindrücke, Berührung, Bewegungen
  • Beim Musikhören, beim Beantworten einer Frage, Geräuschen, Stimmen, Lärm
  • Wenn es einem Gespräch oder einem Vortrag zuhört?

Welchen Tätigkeiten kommt das Kind am liebsten nur allein nach, weil es ihm peinlich ist, wenn andere zusehen?

  • Tanzen, Radfahren, Schwimmen, Schaukeln
  • Singen, Summen, Wortspiele, Imitation, Geschichten erzählen
  • Kritzeln, Malen, Schreiben, Zeichnen

Woran kann sich das Kind nur schwer erinnern?

  • An Gesichter und das Aussehen von Gegenständen
  • An die Aussprache von Wörtern, an Gehörtes
  • An seine Empfindungen und seine Aktivitäten

Welcher der drei Wahrnehmungskanäle löst schöpferische Aufmerksamkeit aus?

Die Assoziationen der schöpferischen Aufmerksamkeit führen immer wieder zu freudigen Überraschungen. So sitzt ein Kind in Gedanken, nachdem es auf eine Rechenaufgabe geschaut hat, plötzlich auf die Veranda ihrer Großmutter. Das Ergebnis der Aufgabe entsprach der Hausnummer der Oma. Auf der unbewussten Ebene der Synthese wurde eine Verbindung geknüpft.

Wir alle haben es schon erlebt, dass uns die Lösung eines Problems plötzlich vor Augen stand, als wir nach langen Bemühungen entnervt aufgaben und uns mit etwas anderem beschäftigten. In solchen Augenblicken kommt die schöpferische Aufmerksamkeit zum Zuge. Wir lassen von der verkrampften Konzentration ab und gewähren uns bei unserer Suche nach der Lösung eine Pause. In dieser Zeit stellt die schöpferische Aufmerksamkeit neue Verbindungen her und erschließt neue Möglichkeiten.

Wie können wir als Eltern diese „Geistesabwesenheit“ unseres Kindes als den entscheidenden Punkt anerkennen, der am meisten unserer Förderung bedarf? Wie können wir unserem Kind dabei helfen, sich die Zeit zum gründlichen Nachdenken zu nehmen – während es so aussieht, als würde es gar nichts denken?

Es gibt Aufgaben, die automatisch eine schöpferische Aufmerksamkeit auslösen. Um diese Art des Denkens, bei der Geistesblitze, Alternativen und neue Verhaltensmuster entstehen, geht es beim kreativen Schreiben und bei der Durchführung von Experimenten. Kinder, deren Aufmerksamkeit sich durch akustische Reize erweitert, werden vielleicht kreativ, wenn sie ihre Lieblingsmusik hören oder ein Lied summen. Kritzeln hilft Kindern, dieses schöpferische Bewusstsein durch visuelle Stimulation zu erreichen. Kinästhetisch orientierte Kinder erlangen diesen Zustand, wenn sie im Zimmer oder im Haus herumlaufen. Manchen Kindern fällt es schwer, diesen Geisteszustand zu erlangen, weil die Schule ständig von ihnen verlangt, sich mit den Gedanken anderer Menschen zu befassen. Wenn wir den Kindern Zeit lassen, üben Sie dieses schöpferische Denken regelmäßig. Dabei erholen sie sich und können neue Motivation entwickeln.

Hier kommt die Merkmalsliste für die dritte Wahrnehmungsebene.

Im unbewussten Zustand wird der kinästhetische Kanal genutzt

Dein Sohn oder Deine Tochter:

  • schaltet ab, wenn er/sie auf bestimmte Weise berührt wird oder sich bewegt
  • ist schüchtern oder zurückhaltend, wenn er/sie sich über Bewegung oder Berührung äußert
  • findet es leichter, ein allgemeines Gefühl zum Ausdruck zu bringen als bestimmte körperliche Empfindungen detailliert zu beschreiben
  • vergisst leicht, wie körperliche Tätigkeiten ausgeführt werden

Im unbewussten Zustand wird der auditive Kanal genutzt

Dein Sohn oder Deine Tochter:

  • schaltet ab, wenn er/sie zu viele Worte hört
  • ist schüchtern oder zurückhaltend beim Sprechen, besonders mit Fremden oder in Gruppen
  • vergisst leicht Gesagtes, Begriffe oder Titel, erinnert sich an den Tonfall

Im unbewussten Zustand wird der visuelle Kanal genutzt

Dein Sohn oder Deine Tochter:

  • schaltet ab, wenn er/sie etwas zu lange betrachtet
  • kann schüchtern sein, wenn er/sie sich durch Schreiben oder Zeichnen ausdrücken soll
  • kann sich leichter an einen Gesamteindruck als an visuelle Details erinnern
  • vergisst leicht, was er/sie gelesen oder gesehen hat

Abschalten gehört zur Konzentration

Wenn sich ein Kind nicht auf die zu erledigenden Aufgaben konzentrieren kann, kann sein Verstand vielleicht einfach nichts Neues mehr aufnehmen. Es braucht eine Ruhepause, um die Themen eingehender zu durchdenken. Dann müssen wir ihm beim Abschalten helfen.

Doch was bedeutet „Abschalten“? Es bedeutet im Wesentlichen, seinen Geist loszulassen, einer anderen Beschäftigung nachzugehen, ein Bad zu nehmen, Musik zu hören, spazieren zu gehen oder zu kneten. Manchen Kindern hilft es, sich Tagträumen hinzugeben, zu zeichnen oder eine Flamme zu beobachten. Andere ziehen sich an einen ruhigen Ort zurück, lauschen den Geräuschen der Natur, summen ein Lied oder spielen Klavier.

Es ist wichtig, einem Kind in dieser Situation nicht zu viel Inhalte anzubieten. Wenn es fernsieht oder Comics liest, kann es nicht abschalten. Auf diesem Weg wird der Geist nur noch weiter angefüllt. Auch beim Singen oder bei Arbeiten im Haushalt kann man nicht abschalten. Stattdessen, gilt es, einfach dazusitzen, sich auszuruhen, zu schaukeln, ein Lied zu summen oder zu pfeifen oder die Katze zu streicheln. Ein Kind ist nicht undiszipliniert oder faul, wenn es sich ablenken lässt.

Die drei Formen der Aufmerksamkeit werden nicht durch Zauberei herbeigeführt, sondern durch die Wahrnehmungen des Kindes. Wenn wir diese verschiedenen Aufmerksamkeitszustände und Wahrnehmungskanäle verstehen, können wir jedes Problem in der richtigen Weise angehen: konzentriert, untersuchend oder schöpferisch. Wir sollten regelmäßig die Wahrnehmungskanäle wechseln und Verständnis für die der Verwirrung und Geistesabwesenheit zugrunde liegenden Bewusstseinszustände zeigen. Betrachten wir Verwirrung als Neugierde und Geistesabwesenheit als etwas Positives! Geben wir unseren Kindern die Zeit, abzuschalten!

Wenn wir Kindern auf ihrem Weg durch die Aufmerksamkeitsspirale der verschiedenen informationsverarbeitenden Bewusstseinzustände helfen, ermöglichen wir ihnen neue Erfahrungen zu integrieren. Wir helfen ihnen dabei, ihre Denkfähigkeit und kreative Begabung voll und ganz zu entfalten.

Egal, ob wir das Denkmuster eines Kindes direkt erkannt haben oder nicht: Es hilft, die Aufmerksamkeit abwechselnd auf einzelne Verhaltensweisen des Kindes zu richten und dann wieder auf deren Gesamtheit. Bleibe nicht bei einem Merkmal oder einem Wahrnehmungskanal hängen, um davon sofort auf ein Muster zu schließen.

Wenn Du das Wahrnehmungsmuster Deines Kinds erforschen möchtest, dann gehe von dem hier Gelesenen zu euren gemeinsamen Alltagserfahrungen über. Beteilige auch das Kind an diesem Prozess. Bitte es, Dir etwas beizubringen. Das könnte etwas sein, wofür es im sich Augenblick sehr interessiert, was auch immer das sei!

Es ist tatsächlich nicht ganz einfach, die einzelnen Sinne auseinander zu halten, denn an vielen Beschäftigungen sind mehrere Sinne beteiligt. Vielleicht setzt Dein Kind bei seinen Lieblingsaktivitäten sogar alle Sinne ein. Beim Klavierspielen werden z. B. alle Sinne aktiviert: Durch das Ablesen vom Notenblatt (visuelle Aufnahme) werden mit Hilfe der Finger (kinästhe- tischer Ausdruck) Töne erzeugt (akustischer Ausdruck), während man gleichzeitig hört und spürt, was man spielt (akustische und kinästhetische Aufnahme). Es kann auch vorkommen, dass zwei Menschen dasselbe tun, sich dabei aber auf verschiedene Sinne konzentrieren, zum Beispiel beim Malen. Der eine malt gern, um etwas Schönes zu schaffen (visuell orientiert). Für den anderen bietet das Malen vor allem die Gelegenheit, körperlich aktiv zu sein oder Gefühle auszudrücken (kinästhetisch orientiert).

Die sechs Wahrnehmungsmuster

Dawna Markova hat wie erwähnt aufgrund des hier vorgestellten Modells sechs verschiedene Typen von Denkmustern vorgestellt, da bei jedem von uns ein jeweils anderer Sinneskanal eine bestimmte Bewusstseinsstufe triggert. Um diese Sechs hier zumindest eimal kurz vorgestellt zu haben, möchte daher mit ihren praktischen Hinweisen für Lehrer enden, die uns Eltern sicherlich auch in der Hausaufgabenbegleitung helfen. A steht für Auditiv, K für Kinästhetisch, V für Visuell. Die Reihenfolge lässt erkennen, dass der erste Kanal das Bewusste, der zweite das Unterbewusste und der dritte das unbewusste Lernen fördert.

Die Anführer der Meute Was AKV-Kinder brauchen
AKV-Kinder lernen am besten durch Zuhören und Diskutieren oder durch Wiederholung des Gehörten. Sie verlangen viel verbale Aufmerksamkeit, es ist wichtig, dass sie immer die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen. Den Stoff behalten sie am besten, wenn er an eigene Erfahrungen anknüpft. AKV-Schüler können recht gut mit Hintergrundlärm arbeiten. Lesen und schreiben lernen sie am besten mit einer Ganzheitsmethode, bei der sie Geschichten über eigene Erlebnisse schreiben und sich die Wörter im Kontext aneignen können. Da das Schreiben der Buchstaben ihnen möglicherweise Schwierigkeiten bereitet, ist es günstig, wenn sie zunächst sehr groß schreiben dürfen. Wenn möglich, sollte ihnen der Lernstoff anhand kürzerer Texte oder mündlich vermittelt werden. Im Klassenzimmer sollten bestimmte Flächen an der Wand von Bildern und Zetteln freigehalten werden. Ein Sitzplatz nahe am Fenster ist günstig. Die Kinder müssen sich bewegen können.

Die Wortakrobaten Was AVK-Kinder brauchen

AVK-Kinder lernen am leichtesten durch Zuhören und Diskutieren. Ihnen hilft es, wenn einer Lektion, einer Tätigkeit oder einem Vortrag ein mündlicher Abriss des Inhalts vorangeht. AVK- Kinder sollte die Gelegenheit geboten werden, das, was sie lernen, laut mit eigen Worten zu wiederholen, damit sie hören können, was sie denken. Dieses Bedürfnis kann auch für den Unterricht genutzt werden Bitte AVK-Kinder, einen Gedanken oder eine Lektion für die
Klasse zusammenzufassen. Suche für diese Schüler nach Gelegenheiten, andere zu unterrichten.

AVK-Kinder lernen phonetisch lesen. Beim Schreiben brauchen sie Anregung: Erarbeite mit ihnen Schritt für Schritt den Aufbau eines Textes, arbeite mit Anschauungsmaterial oder übe mit ihnen Visualisieren, um ihre Phantasie anzuregen. Erkläre praktische Arbeiten oder Versuche in kleinen Schritten, so dass die Kinder genügend Zeit haben, sie nachzuvollziehen und sich nicht unter Druck gesetzt fühlen.

Fit durch Bewegung – Was KAV-Kinder brauchen

KAV-Kinder lernen am erfolgreichsten anhand von praktischen, konkreten Erfahrungen. Am besten merken sie sich Dinge, die unmittelbar nützlich sind oder in irgendeiner Weise an Erlebnisse anknüpfen. Berührung, Geruch und Geschmack sind dabei besonders wichtig. KAV-Kinder lernen sehr gut, wenn sie den Lernstoff verkörpern können. Sie brauchen immer wieder Pausen und müssen sich beim Zuhören bewegen können. Sie arbeiten gut in Gruppen. Lesen und schreiben lernen sie am besten mit einer Ganzheitsmethode: Lasse sie Erlebnisse aufschreiben und dann die Wörter, die sie geschrieben haben, im Kontext lernen. Mündliche Erklärungen fruchten bei ihnen mehr als schriftliche. Erlaube ihnen, Dinge auszuprobieren. Auch das, was sie gelernt haben, zeigen sie besser in Diskussionen oder Sketchen als in schriftlichen Arbeiten. Handschrift und Rechtschreibung sind bei diesen Schülern Problempunkte. Am besten ist es, wenn sie dabei ihren Körper und ihre Stimme sooft wie möglich einsetzen können. Lasse sie das Schreiben mit sehr großen Buchstaben üben, eventuell an der Tafel oder an einer Staffelei, damit sie mit ihrem ganzen Körper arbeiten können. Buchstaben lassen sich auch üben, indem die Kinder sie in die Luft, in den Sand oder mit Fingerfarbe auf Papier malen und dabei laut aufsagen. KAV-Kinder sitzen am besten am Fenster. Im Klassenzimmer sollten nicht alle Wände mit Bildern oder Zetteln bedeckt sein.

Beweglich und voller Wissbegierde – Was KVA-Kinder brauchen

KVA-Kinder lernen am leichtesten durch praktisches Tun: bei Exkursionen, anhand von Modellen und realen Gegenständen, die sie riechen, berühren und fühlen können. Sie sollten sehen können,worüber gesprochen wird. Lernsituationen sollten deshalb möglichst konkret sein und Bezug zum Leben der Kinder haben. Erläuterungen mitten in einer Demonstration können bei ihnen zu Verwirrung führen. Sind Erklärungen nötig, hlft es ihnen, wenn in kleinen Schritten vorgegangen und ihnen zusätzlich ein Modell oder eine Abbildung gezeigt wird. KVA-Kinder müssen sich bewegen können, wenn ihre visuelle Aufmerksamkeit gefordert ist. Für sie ist es besonders wichtig, Dinge auf eine Art lernen und wiedergeben zu können, die nicht nur Sprechen und Zuhören umfasst. Allein durch Zuhören lernen sie kaum. Fordere sie auf, sich Notizen zu machen, Lesekärtchen zu verwenden, zu zeichnen oder zu kritzeln, während sie zuhören oder lernen. Gib ihnen Gelegenheit, das Gelernte in Vorführungen oder Spielen zu demonstrieren, bei denen ihre Hände und ihr ganzer Körper beteiligt sind. Erlaube ihnen, Stichwortzettel und Anschauungsmaterial zu benutzen oder sich vorzubereiten, wenn sie etwas mündlich vortragen müssen. Berühre sie gezielt, um ihnen die für sie typische Angst vor der Schule zu nehmen. Suche nach kreativen Möglichkeiten, ihren mündlichen Wortschatz zu erweitern.

Die mit den Augen fühlen – Was VKA-Kinder brauchen

VKA-Kinder brauchen im Unterricht Anschauungsmaterial und Gelegenheit, sich zu bewegen und zu erfahren, was sie lernen. Bereite für diese Kinder sowohl schriftliche als auch mündliche Anleitungen vor. Wenn ihnen etwas vortragen wird, sollten sie vorher einen kurzen Abriss davon gehört haben. Fordere die Kinder auf, sich Notizen zu machen oder Mindmaps anzufertigen. (Dabei werden Wörter oder Symbole nichtlinear zusammengestellt.) Unterbrich längere Vorträge durch Versuche und Demonstrationen, zeige Tabellen, Abbildungen, Bilder und anderes Anschauungsmaterial. Beim Lesen hilft es, von einer Methode auszugehen, die das Sehen in den Vordergrund stellt. Bildkärtchen sind für diese Kinder gut. Das Leseverständnis der Kinder wird durch die Ermutigung gefördert, ihre natürliche Fähigkeit des Visualisierens einzusetzen: zum Beispiel, indem sie sich bildlich vorstellen, was sie gerade lesen. VKA-Kindern sollten praktische Fertigkeiten möglichst ohne mündliche Erläuterungen gezeigt bekommen und sie dann gleich selbst probieren dürfen. Stärke bei diesen Kindern das Gefühl von Kompetenz. Biete ihnen mehrere Lösungswege für eine Aufgabe an und lasse sie wählen. Akzeptiere, wenn sie sich plötzlich umentscheiden. Ermutige die Kinder, eine Sportart auszuüben oder ein Hobby zu wählen, bei dem sie mit den Händen arbeiten können. Biete ihnen im Unterricht die Chance, statt in Form eines Referats ihr Wissen auf andere Art zu demonstrieren. Dränge sie nicht zum Sprechen. Lasse ihnen Zeit zum Überlegen. Bewegung hilft ihnen oft, die richtigen Worte zu finden. Schreiben trägt zur Klärung ihrer Gedanken bei. Ermutige VKA-Kinder zu kreativem Schreiben.

Große Show mit vielen WortenWas VAK-Kinder brauchen

VAK-Kinder lernen leicht, was sie lesen und gezeigt bekommen. Lesen lernen sie am besten phonetisch. Sie schreiben klar, präzise und weitgehend fehlerlos. Ermuntere sie, viele verschiedene Dinge zu schreiben, von persönlichen Erlebnissen bis zu Dialogen, Gedichten und Phantasiegeschichten. Arbeitsblätter kommen bei ihnen gut an. Schriftliche Anleitungen reichen für sie aus, obwohl durch Nachfragen sichergestellt werden sollte, dass sie alles verstanden haben. Die üblichen Tests sind für sie durchaus geeignet. Arbeitsprojekte, Spiele und mündliche Berichte erfordern etwas Anstrengung und sollten gefördert werden.

Die Arbeit in einer Gruppe mit Schülern desselben Musters müsste bei VAK-Kindern gut gelingen. Sie brauchen Zeit, um ihre Meinungen laut zu diskutieren und Argumente zu ordnen. In den naturwissenschaftlichen Fächern und beim Sport sollten ihnen neue Aufgaben erst gezeigt und mit ihnen durchgesprochen werden, ehe sie selbst ‚zur Tat schreiten‘. Um strukturierte Bewegungsabläufe zu erlernen, brauchen sie die visuelle Vorstellung davon, wie ihr Körper bei der entsprechenden Übung aussehen wird. Außerdem ist ein Feedback nach der Übung wichtig. VAK-Kinder sollten die Möglichkeit haben, selbständig zu üben, um ihr Selbstvertrauen zu stärken.

Das waren sie, die Denkmuster.

Es fällt uns nicht sehr schwer zu erkennen, wann Kinder verwirrt oder zerstreut sind oder abschweifen. Viel schwieriger wird es für uns sein, die bisherigen negativen Deutungen dieser Verhaltensweisen aufzugeben. Denn wie wir nun wissen: Das alles gehört zum Lernprozess dazu!

Viel Spaß beim Erforschen!

Ausgerechnet Engel!

Es gibt eine neue Ressource in meinem Leben.

Engel.

Als ich mich 2020 mit einem der Menschen verband, die sich eine Selbstzertifizierung von mir gewünscht hatten, sah ich zum ersten Mal Engel.

Ich fühlte: Dieser Mann wird von Engeln umarmt.

Das ist nun nichts, was ich damals als Teil meiner Lebensrealität hätte anerkennen können. „Die geistige Welt – was soll das sein?“, hörte ich mich noch 2020 sagen.

Ich habe also sehr davor zurückgescheut, mit dieser Wahrnehmung rauszugehen, aber es kam keine andere, also traute ich mich nach einer Weile doch. Und es wurde zu meiner großen Verwunderung mit Selbstverständnis aufgenommen. Ja, Engel waren Teil seiner Welt.

Puh!

Ich zertifizierte es mir mit. So als selbsterfüllende Prophezeiung.

Danach rief es mich 2022, bei Bianca Stork mitzumachen. Es ist eine wahre Freude, ihr beim Arbeiten zuzusehen.

Bianca Stork steht für Tierkommunikation und hat das Netzwerk Seelenleuchten erschaffen. Ich durfte beim ersten Kurs dabei sein, den sie nach ihrem speziellen Konzept der Abschiedsbegleitung ausgebildet hat.

Zum Glück hinterfrage ich sowas nicht mehr mit dem Verstand und folge dem Impuls, ohne den Hintergrund zu kennen, warum das so sein soll. So viel habe ich im Laufe meines Lebens über mich gelernt, dass ich meine Intuition nicht leben kann, wenn ich ihr nicht folge.

Bianca hat mir das Feld der Engel geöffnet. In einer Meditation rief sie einige hintereinander zu uns, auf dass wir ihre Energien spüren mögen.

Und einer davon gab mir seine Lichtsprache und sang durch mich. Ich wurde von seiner Liebe förmlich geflutet.

Das war so wunderschön, dass ich es hinterher in der Gruppe erzählte. Und so kam es, dass ich auf die Bitte der Gruppe hin nach und nach alle Engel durch meine Stimme fließen ließ. Und die Rückmeldung war, dass ihre Präsenz für viele noch spürbarer wurde. Meine Durchgaben bewirkten etwas für andere.

Und auch für mich.

Ich lerne, zu empfangen. Mich aufzumachen. Mich als Teil eines hilfreichen Universums zu empfinden, getragen und beschützt. Mich der Liebe zu öffnen.

Als Meisterin der Selbstregulation, die ihre unsicher vermeidende Bindung hinter sich lassen möchte, spüre ich zudem, dass es sich um einen phantastischen Zwischenschritt für mich handelt. Wenn ich bedingungslose Liebe durch die Engel annehmen kann, werde ich mich auch der Koregulation durch andere Menschen leichter öffnen können. Challenge accepted!

Meine Experimente mit Lichtsprache haben mich dazu geführt, dass ich immer mehr Menschen mit ihren Ahnen, geistigen Helfern, ihren Spirit Guides, ihrem persönlichen Schutzengel und anderen Engeln, sogar ihren Haustieren, Walen und ihren vorangegangenen Angehörigen verbunden habe. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Alle melden mir zurück, dass sie ein tiefes Geliebtsein, einen Frieden empfinden, wenn sie die Durchgaben anhören. Es fließen Tränen der Rührung.

Ich bin dankbar, dass sich dieses neue Wirkungsfeld für mich eröffnet hat.

Wie ich so bin, vertiefe ich das Wissen über Engel gleich bei DEM Lehrer, der seine Engel schon durch sein Engel- und Ahnen-Orakelset in mein Leben geschummelt hat. Kyle Gray. Durch seine unpragmatische und bodenständige Ausbildung habe ich mich täglich mit dem Feld der Engel verbunden und durfte das Gefühl von Geführtsein in meinem Leben deutlich verstärken. Auch die Anzahl von Synchronizitäten, positiven Überraschungen und Geschenken des Lebens erhöhte sich deutlich.

Dabei sind es im Grunde nur zwei ganz einfache Impulse, die ich von ihm umgesetzt habe.

Thank you, Angels, for reminding me of your presence

– Danke, Engel, dass ihr mich daran erinnert, dass ihr da seid.

Das spreche ich, wann immer ich tatsächlich an eine höhere Präsenz erinnert werde – und das ist ziemlich häufig. Ich habe mir allerdings auch schon länger angewöhnt, immer wieder meine Realität zu überprüfen, indem ich kleine Reality Checks über meinen Bewusstseinszustände in den Tag einbaue, und daher bin ich es gewohnt, auf solche Veränderungen in der Energie zu achten. Es können auch ganz kleine Auslöser sein – wie eine Vogelfeder oder eine Mini-Synchronizität.

Thank you, Angels, for revealing to me what I need to know

– Danke, Engel, dass ich alle Informationen erhalte, die ich brauche.

Auch hier habe ich mir bereits länger die Gewohnheit aufgebaut, Fragen zu inkubieren, und zwar nicht nur in meinem Träumen, sondern generell auch Fragen in den Tag zu geben, an das Universum eine Frage zu stellen und offen zu sein für Antworten, die auf die verschiedenste Arten und Weisen in mein Leben kommen können. Das wirkt dann wie ein Orakel. Die Engel scheinen da für mich noch einen Turbo eingebaut zu haben.

Mir fällt dafür gerade ein lustiges Beispiel ein, das ich gerade auf Reisen erlebt habe. Es ging um ein Traumzeichen auf die Frage zu meiner momentanen Lebenssituation. Schlicht und ergreifend: Ich werde alt.

„Ich sah in Frankreich einen Wagen mit der Werbeaufschrift „CHRONO flex“ und habe mir begeistert vorgestellt, in welchen Momenten ich ihre Dienste liebend gern in Anspruch nehmen würde, die Anwendungsmöglichkeiten sind ja nahezu unerschöpflich.

Ein wenig später dachte ich also darüber nach, dass ich nun wohl endgültig die Zeit der Menopause erreicht habe, und dass das ja auch schon irgendwie überfällig war, so wie ich ja auch eher spät in die Pubertät gekommen bin, und dass die Menopause mich von ihrer Gefühlslage her tatsächlich stark an meine Pubertät erinnert – da steht in genau der Sekunde ein Belgier vom Rastplatz auf und geht in sein Auto zurück.

Auf dem Rücken seines T-Shirts prangt das Banner „MENO pro“.

Ich musste lachen. Genau! Ich nehme die Traumzeichen, wie sie kommen.

Die Botschaft, die das Universum da für mich hatte, lautet: Ich bin so weit.

Jahrzehntelang habe ich herumgegrübelt, wer ich wohl sein kann ohne meinen Zyklus. Wenn ich mich über etwas definiere, dann ist es mein Zyklus. Ich bin eine Frau! Es gibt sogar eine Selbstzertifizierung von mir: „Zyklus forever“.

Und jetzt ist die Frage wie vom Tisch genommen. Mein nächster Lebensabschnitt darf kommen. Einfach so. Ich muss es gar nicht wissen.

Die einzige Frage, die für mich gerade relevant ist, lautet jederzeit: Was ist mein nächster Schritt? Mehr brauche ich nicht. Danke, Universum!“

Die Geschichte geht noch weiter.

Als ich wenige Wochen später im Rahmen meines Kurses in Selbstzertifizierung den 3-2-1-Schattenprozess angeboten habe (eine Schreibübung, mit der ich meine Triggerthemen genauer beleuchten und auflösen kann), bin ich mit dem Thema meiner Menstruationseskapaden hineingegangen, die mein Körper sich da gerade zur Vorbereitung auf meinen kommenden Lebensabschnitt erlaubt, der Menopause…

Da wurde es dann interessant.

„Ich erinnere dich daran, dass das Leben sich abspielt, ohne dass Du groß daran beteiligt bist. Du hast keine Kontrolle. Du kannst Dich dagegen stellen, Du kannst mitfließen. Es geht weiter. Leb damit oder geh gegenan. Ich bin das Alter. Du bist sterblich. Halte nicht an Vergangenem fest! Ich will gar nichts von dir, ich greife dich nicht an. Ich bin einfach. Du fühlst dich nur angegriffen. Ich komme aus dem Feld der Schöpfung, aus dem körperlichen Evolutionsfeld, dem das Individuum egal ist.

Ich bringe dich dazu, besser auf dich zu achten und dein Augenmerk auf deine Körperprozesse zu legen. Du denkst darüber nach, was dein Körper brauchen könnte. Ich bringe dich dazu, dich dir selbst zuzuwenden. Liebe dich so, wie du bist, ob mit oder ohne Zyklus. Du bist du.

Und daraus entsprangen dann einige Selbstzertifizierungen.

„Ich bin das Leben. Ich bin sterblich. Ich bin einfach. Ich will gar nichts. Ich bin hier. Ich bin jetzt. Ich bin ich.

Wenn ich bin, dann gibt es keine Kontrolle, nur Hingabe.“

Ich brauchte dafür eine dramatischere Umsetzung:

Kürzlich ging es mal wieder um Tod und Sterben im Monatstreffen meines Selbstheilungskurses „Umarme Deine Symptome„. Wir haben schließlich unsere ganze Zivilisation auf der Vermeidung dieses Themas aufgebaut, und wenn man wie ich danach ruft, Symptome zu umarmen, dann hat man das irgendwie automatisch mitgebucht, dass es immer wieder aufpoppt.

Ich habe für diese Selbstzertifizierung nicht umsonst das Design mit dem Sensenmann gewählt. Für mich gehört der Tod zum Leben dazu.

Und dann rief jemand aus: Wo sind denn die Engel, wenn man sie braucht!?

Na, da! – sobald man diesen Gedanken ausgesendet hat, sind sie da!

Und als wir dann weitersprachen, durchfuhr mich tatsächlich ein Ruck, die Energie shiftete, und ich spürte, Azrael war gekommen. Der Engel des Todes. Der Engel der Übergänge. Und als ich darum bat, sein Lied singen zu dürfen, floss es kraftvoll, und spürbar nur durch ein einziges Chakra.

Durch mein Herzchakra.

Der Tod ist die reine Liebe.

Tags darauf drängt es mich, alte Unterlagen durchzusehen. Und plötzlich höre ich eine Nachricht aus dem Oktober 2020. Mir wird ein „verborgenes Engelpotential“ weitergegeben, das in meinem Halschakra steckt.

„Liebe spricht aus mir.“

Drei Jahre.

Es hat drei Jahre gedauert, bis ich bereit war, diese Botschaft in mich einzulassen.

Und da ich mich akut gerade sehr mit Lebensvisionen beschäftige, wurde mir die Erinnerung an eine weitere Vision vor Augen geführt, die ich 2004 hatte. In Wahrheit ist alles noch viel schlimmer!

Damals habe ich an einer achtmonatigen Visionssuche an einer Heilpraktikerinnenschule teilgenommen, bei der wir zum Abschluss eine Nacht unter dem Sternenhimmel verbracht haben. Wir sollten unsere Vision nachts in der Verbindung mit den Sternen und der Erde empfangen. Und ich weiß noch, wie wenig ich letztendlich damit anfangen konnte. In der Nacht hatten sich die Sterne zu einem Engel geformt. Den ich immer wieder sah, wenn ich die Augen öffnete.

Das war mir alles zu schwülstig.

Somit habe ich nun nach fast zwei Jahrzehnten endlich meine Abwehr und meinen Widerstand losgelassen.

Es dauert so lange, wie es dauert. Das habe ich mir 2019 zertifiziert. Als ich eben nachschaute, wie dieses Mantra zu mir kam, stand doch tatsächlich daneben, dass mir dabei der Engel des Loslassens an die Seite gestellt wurde.

Aua!

Die Engel sind ja plötzlich überall!

Ich bin wohl das beste Beispiel für langsames und doch stetiges Reinwachsen in die gegebenen Lebensaufgaben. Nach und nach verändere ich die Natur meiner persönlichen Realität, so gut ich es eben integrieren kann.

Das mit den Engeln anzunehmen, das war anscheinend eine sehr sehr große Herausforderung für mein System. Ich nehme an, dass es mir um 2004 herum auch schon gelungen war, die Lichtsprache abzubestellen – denn die wollte ich ja ebensowenig haben.

Ich gelobe feierlich, meine Tabus immer weiter fallenzulassen. Ich werde mich nicht weiter zensieren. Es sollte keine Verbote in meinem Leben geben, über Engel zu sprechen. Engel sind reine Liebe. Und es ist ein Geschenk, diese Liebe weitergeben zu dürfen. Vor allem, wenn es durch ein Instrument der reinen Liebe geschieht, wie die Lichtsprache sie mit ihrer direkten Kommunikation von Herz zu Herz darstellt.

Wenn Du neugierig geworden bist bist und die Energie Deiner eigenen Lichthelfer spüren möchtest (die wahrscheinlich entzückt sein werden über die plötzliche Aumerksamkeit, das neue Interesse und die Option darauf, ihren Job in Deinem Feld endlich tun zu dürfen), oder etwas ganz anderes, das ich jetzt gar nicht angesprochen habe – melde Dich unkompliziert.

Mein Einführungspreis für eine individuelle Durchgabe in Lichtsprache liegt bei 33 €.

Oder hüpf spontan in meinen nächsten Kurs, der im September 2023 beginnt. Da werden wir uns nämlich auch, und zwar gegenseitig, mit unseren Lichthelfern verbinden. und noch viel mehr!

Ich nenne ihn BANG! Aufgrund seiner durchschlagenden Wirkung! Denn ich bin nicht überall so langsam unterwegs. Manchmal bin ich kaum zu bremsen.

Ungebremst. Das wird mein neues Schlagwort sein.

Spätestens mit Hilfe der Engel kann mir nichts mehr passieren.

Kinder möchten frei sein von den Träumen, die ihre Eltern für sie haben

Als Dozentin für Bildungs- und Lerngeschichten bin ich davon überzeugt, dass ein „auffälliges Kind“ sich verändert, wenn es mir durch eine sachliche Beobachtung dessen, was ist – ohne Assoziationsketten, ohne Interpretation oder Bewertung und vor allem ohne persönliche Trigger – gelingt, einen anderen Blick auf es zu bekommen, als ich ihn vorher hatte. Es funktioniert. Ich habe es oft genug bezeugen dürfen.

Ein Kind spürt es unmittelbar, wenn ich ihm gegenüber eine andere Erwartungshaltung an den Tag lege – dass ich es für möglich und denkbar halte, dass es sich neu verhält. Daraufhin wird es sein Verhaltensrepertoire erweitern und nach und nach seine Schublade in meinem Kopf verlassen können. Es wird sich darüber ehrlich freuen, nicht mehr so festgelegt zu werden, sich öffnen und das nach außen ausstrahlen.

Und das wiederum spüren sofort andere, Kinder wie Erwachsene, und verhalten sich ihm gegenüber ebenso neu. Alle sind ein Stück befreit von den Rollen und Zuschreibungen, die sie unreflektiert übernommen haben. Und schwupps hat mein veränderter Blick für das Kind eine neue Welt geschaffen. Alles, was es braucht, ist Vertrauen.

Was für pädagogische Fachkräfte gilt, für die es ein ganzes Set von Werkzeugkoffern gibt, um zu üben, wie sie Kindern unvoreingenommen begegnen können, das gilt für Eltern ganz besonders.

Eltern bewegen sich meist in noch viel stärkeren Spannungsfeldern.

Da ist das Familiengeheimnis, das wenige Generationen zuvor von jemandem begraben wurde und unbemerkt herumwuchert.

Da ist das ungeborene Geschwisterkind, dessen ungeahnter Verlust beim Nachgeborenen in unergründliche Trauer mündet.

Da ist dem eigenen Vater der Vater früh gestorben und nun wird der Sohn mit dem Vater verwechselt.

Da wird sich Eltern gegenüber auf merkwürdige Art und Weise loyal verhalten, ohne dass die Handlung einmal hinterfragt wird.

Da wird die Trauer um das eigene ungelebte Leben unreflektiert an die Kinder weitergegeben, die plötzlich Tänzer werden sollen, weil die Mutter es nicht konnte – oder gerade nicht, weil die Großmutter brotlos endete.

Da ist das kollektive Trauma der Weltkriege. Da steckt sogar noch irgendwo die Erinnerung an die Haltlosigkeit des Dreißigjährigen Kriegs in den Genen.

Ich spreche vom allgegenwärtigen transgenerationalen Trauma. Und nicht nur.

Wenn ich mich in meine eigene Kindheit zurückversetze, fällt mir gleich ein eher harmloses Beispiel ein.

Meine Mutter hat so lang davon gesprochen, dass ich doch Bankkauffrau werden soll, bis sie zu meiner großen Freude selbst in eine Bank gewechselt hat. Wirklich gesehen fühlte ich mich von ihr nicht. Ich wäre wohl die schlechteste Bankkauffrau der Welt geworden.

Viele Frauen berichten mir von Träumen ihrer Mütter, sie sollten einen gut situierten Mann heiraten, und einen „Hausfrauenberuf“ lernen – als wären wir noch im achtzehnten Jahrhundert.

Wenn Du mal kurz in Dich hineinspürst: Von welchen Träumen, die Deine Eltern für Dich hatten, konntest Du Dich befreien?

Und Hand aufs Herz: Welche ihrer Träume hast Du gelebt, obwohl sie eben nicht die Deinen waren?

Lebe DEINEN Traum – und nicht den Deiner Eltern oder Deiner Kinder!

Die Frage, auf die ich hinaus möchte ist jedoch die: Welchen Traum träumst Du jetzt für Deine Kinder?

Und hier meine ich gar nicht unbedingt ausschließlich die beruflich einschränkenden Träume.

Ich bin gar nicht so weit gekommen, mir das Leben meiner Kinder in irgendeiner Form so vorzustellen, dass sie vielleicht einen ungelebten Traum von mir hätten verkörpern können. Klar hätte ich mich superdupergefreut, wenn einer meiner Jungs Schauspieler geworden wäre. Das wollte ich so gern selbst!

Der Traum, den ich für sie hatte, ist viel schlimmer. Ich habe mir hilflos das Chaos angeguckt, das wir im System Schule erlebt haben, und der immer wiederkehrende Traum, den ich hatte, war, dass sie niiiiie einen Schulabschluss schaffen.

Ich habe sie ernsthaft unter einer Brücke schlafen sehen.

Ich weiß jedoch, dass ich damit nicht allein bin. Ich durfte kürzlich einer besorgten Mutter zuhören, die den Traum der Drogensucht träumte. Ihr Sohn ist höchstens acht. Ich konnte sie fühlen. Oder einer Mutter, die den liebevollen Wunsch hatte, ihr erwachsener Sohn könnte mal „in die Puschen kommen“. Auch ein schöner Traum.

Der Klassiker ist eigentlich immer wieder die Frage nach dem Überspringen von Klassen oder der frühen Einschulung – Akzeleration ist nachweislich eine der besterforschten und wirksamsten Methoden, die begabten Kindern im Kampf gegen die Langeweile zur Verfügung steht. Das Kind ist höchstens Grundschüler und immer wieder wird als Gegenargument die neblige Situation mit den zu weit entwickelten Klassenkameraden in der Pubertät heraufbeschworen. Ich kenne vierjährige Kinder mit dem Sprachverständnis von Achtjährigen, da ist sowieso kein Vergleich zu Gleichaltrigen möglich, geschweige denn eine Passung, und vor allem nicht hypothetisch in vier bis sechs Jahren… Also lieber im Hier und Jetzt bleiben.

Was träumst Du so von der Zukunft?

Ich träume von einem Traumkurs, für Eltern, um uns selbst und unsere Kinder von fremden Träumen zu befreien

Als Playing Artist mit einer aktivierten inneren Träumerin und als Arts & Change-Coach habe ich einen spielerischen Zugang zu innovativen und kreativen Lösungen gefunden. Meine Methoden sind schon lange nicht mehr nur Handwerkszeug für mich, sie sind meine Art zu leben geworden.

Ich steige direkt über die Bilderwelt der nächtlichen Träume ein, um Eltern dieses Freilassen ihrer Kinder zu ermöglichen. Damit der beste Traum sich zum höchsten Wohle und in Einklang mit der Weisheit unseres Traumbewusstseins entfalten kann. Individuelles Traummaterial und insbesondere Alpträume bringen großes Verständnis für die Lösung der aktuellen Problematik.

Träume, Kunst, Psychosynthese, aktive Imagination, kreatives und luzides Schreiben sowie Creative Dreamplay verhelfen uns dazu

🎁 uns mit der Weisheit unseres Traumbewusstsein und inneren Bilderwelten zu verbinden

🎁 die Wahrnehmung für uns selbst zu verbessern

🎁 unsere eigenen und die limitierenden Glaubenssätze, die wir an unsere Kinder weitergeben, zu entschlüsseln und aufzulösen

🎁 nachzunähren und die eigene Vergangenheit aktiv zu verändern

🎁 spielerisch Handlungsfelder zu erweitern

🎁 unsere individuellen Traumsymbole zu nutzen, um psychologische Projektionen zu stoppen – die unserer Eltern auf uns und die unseren auf unsere Kinder

🎁 frühkindliche Muster zu erkennen und aufzulösen

🎁 uns von allem zu trennen, das nicht zu uns gehört, und es an die zurückzugeben, für die wir es tragen

🎁 Verantwortung zu übernehmen für unsere Trigger

🎁 auch die Trigger zu stoppen, die pädagogische Fachkräfte unserer Kinder in uns drücken, und unsere Zuschreibungen und auf sie bezogene negative Gedanken loszulassen

🎁 die Atmosphäre zu verändern, in der unsere Kinder aufwachsen

🎁 anderen gegenüber eine positive Erwartungshaltung auszustrahlen

🎁 ein besseres Leben für unsere Kinder zu erträumen und ihre gute Zukunft in bunten Farben zu sehen, ohne sie auf unsere Definitionen von der Welt festzunageln – Freiheit und Glück fühlen sich für sie vielleicht ganz anders an, als wir uns heute vorstellen können

🎁 unsere Kinder von unseren Träumen zu befreien

🎁 eine gute Zukunft für uns und unsere Kinder zu manifestieren

Wenn wir Kinder derart freilassen, dann dürfen nicht nur sie so sein, wie sie sind, auch wir geben uns dadurch die Erlaubnis, wir selbst zu sein.

Wir vertrauen darauf, dass sie sich zum höchsten Wohle und zu ihrem eigenen Besten entwickeln und ihren Weg gehen, auch wenn das heißt, dass sie vielleicht Entscheidungen treffen, die uns nicht schmecken. Sie dürfen mit ihrem Potential machen, was sie wollen. Sie haben das Recht, Underachiever zu sein und nur zu brillieren, wenn sie den Sinn in ihrem Tun erkennen. Sie müssen nicht funktionieren. Sie dürfen ihre eigene Landebahn ausrollen und ihre Zukunft kommen lassen, und unsere Aufgabe ist es, ihnen den Raum und den Rücken zu halten – nicht jedoch den Weg zu bestimmen oder auch nur zu visualisieren. Es ist ihnen erlaubt, ihren eigenen inneren Reichtum in diese Welt zu bringen und bedingungslos sie selbst zu sein. Was auch immer das für sie bedeuten mag.

In meinen Kita-Weiterbildungen und auch in den Elternberatungen für Eltern von hochbegabten und hochsensitiven Kindern geht es immer wieder um das Herstellen eines entwicklungsorientierten dynamischen Weltbildes, und das sanfte Herauslösen aus einer fixen, in Stein gemeißelten Hoffnungslosigkeit. Und den Stress, der mit einer Verhaftung in negativen Zukunftsszenarien einhergeht.

Ich bin wild überzeugt davon, dass ein „organisiertes Nervensystem“ harmonisierende Auswirkungen auf andere in seiner Umgebung hat. Koregulation durch Selbstregulation nenne ich diesen Effekt.

Deshalb liebe ich die Polyvagaltheorie so sehr, die mir die Praxis schenkt, zum Wohle aller alles tun zu dürfen, das mein Nervensystem herunterfährt, was erstmal nur mir gut tut.

Gerade habe ich über eine Studie gelesen, dass ein natürlicher Heiler noch größere Auswirkungen auf die Herzkohärenz eines anderen hat, wenn er sich auf seine eigene konzentriert und nicht auf die des anderen. Ich kläre meine Themen, damit meinen Kindern der Weg geöffnet wird, sie nicht auch noch klären zu müssen. Denn meine Kinder bohren sowieso mit dem Finger in meinen Wunden, sie fordern es heraus, dass ich mich für sie weiterentwickele. Sie spiegeln durch ihre Verhaltensweisen meine ungeklärten Themen. Dafür sind sie da.

Ein Beispiel.

Als meine Kinder klein waren, haben sie viel geschrien. Besonders unser Kleiner war ein ausgesprochenes Schreikind. Schlaf brauchten beide kaum. Über Monate und Jahre. Das hat mich abgesehen vom eigenen Schlafmangel auch psychisch total zermürbt. In der Zeit hatte ich einen unausgesprochenen Konflikt mit einer Freundin und habe erkannt, dass mein Großer den jedesmal, wenn wir sie besuchten, total ausagiert hat. Er wurde unhaltbar. Ich musste allein für ihn da raus.

Dadurch, dass dieser Zusammenhang zwischen meinen ungeklärten Gefühlen und der Unruhe meines Sohnes so unfassbar deutlich war, konnte ich es übertragen.

Mir wurde klar, dass ich das Schreien meines Kleinen nicht ertrug, weil ich das Schreien meines eigenen verlassenen inneren Kindes nicht hören wollte. Das meine ich mit Trigger.

Ich bekam im Außen präsentiert, was ich mir im Innen nicht anschauen wollte. Und zwar so lang, bis ich es mir anschaute. Mich endlich liebevoll mir selbst zuwandte. Und diese Selbstzuwendung, dieses Selbstmitgefühl, das in Selbstfürsorge mündet, die sind jetzt meine Schlüssel geworden. Nur wenn meine eigenen Tanks voll sind, kann ich der Welt dienen – und je nach Lebenssituation bedeutet die Welt dann meine Kinder.

Für mich bedeutete es auch, zu erkennen, dass die Tatsache, dass ich nicht auf die Idee kam, mir einen Babysitter zu nehmen (wirklich nie) und mal eine Auszeit zu gönnen, unmittelbar in Zusammenhang mit der Geschichte stand, die ich mir über meine Kindheit erzähle. Mit meinem Selbstbild als „verlassenes Kind“ hatte ich mir geschworen: Kinder lässt man nicht allein. Wie eng und unerbittlich meine Definition von „allein“ dabei war, das habe ich nicht mehr gemerkt.

Ich bin mir der großen Verantwortung bewusst, dass ich meine eigenen Themen für mich klären darf, bevor ich mir die Themen meiner Kinder zu eigen mache.

Ich weiß, dass ich das Leben meiner Kinder maßgeblich beeinflusse mit meinem Traum, den ich für sie träume.

Außerdem sehe ich es als das große Privileg meiner Generation an, dass es mir vergönnt ist, die Arbeit, die zu tun ist, zu tun. Ich bin nicht, wie unsere Großelterngenerationen, mit Überleben oder Aufbau beschäftigt.

Meinem letzten Workshop auf der ECHA-Konferenz habe ich den Schwerpunkt gegeben, alles zusammenzutragen, was Eltern hilft, um sich eine gute Zukunft für die eigenen Kinder überhaupt erst als möglich vorstellen zu können.

Jetzt gehe ich einen Schritt weiter.

Wenn wir unsere Kinder aus unseren Träumen entlassen, dann sind sie frei, ihre eigenen Träume zu verwirklichen und nicht eingeschränkt zu sein von unseren Zuschreibungen und Projektionen. Sie können die sein, als die sie gemeint sind. Einfach sie selbst.

Als integraler Coach höre ich erst auf, nachdem wir das ganze System beleuchtet haben, nicht nur uns selbst, die eigenen Eltern und Kinder, sondern natürlich auch die eigenen Partner und das Umfeld, die Menschen, denen wir unsere Kinder anvertrauen.

Nicht umsonst hat Harville Hendrix das Wort „Heimkino“ erfunden für die Tatsache, dass die wenigsten von uns jemals ihren Partnern wirklich so begegnen werden, wie sie wirklich sind. Wir wählen uns unsere Partner als Konglomerat aus den Eigenschaften unserer frühen Bezugspersonen unbewusst so aus, dass sie uns die Möglichkeit geben, mit ihnen unsere Kindheitswunden und unsere alten Muster aufzulösen.

Unser Leben, unsere Symptome auf der körperlichen, emotionalen und mentalen Ebene, unsere Träume, unsere erlebten Synchronizitäten – das alles sind Versuche unseres Unbewussten, mit uns zu kommunizieren. Und es ist uns immer wohlgesonnen. Das zu erleben, und uns zu öffnen für das Feld der höchsten Potentiale, ohne unsere eigenen limitierenden Vorstellungen davon, wie die sogenannte Realität zu sein hat oder nicht, das ist das Ziel meines Kurses. Wenn wir es für uns tun, wirkt das automatisch auf unsere Kinder.

Verändere die Natur Deiner persönlichen Realität und erweitere Deine Definition von Normalität!

Wie Du das bei mir umsetzen kannst?

Lebe DEINE Träume – Der Traumkurs für Eltern

Der Traumkurs für Eltern ist als vierteiliger Onlinekurs gedacht. Er wird zur Zeit nicht angeboten – die Themen können jedoch auch in Einzelcoachings erarbeitet werden.

Vieles davon wird in meinen aktuell geplanten Kurs fließen.

„Bang! – Erkenne und erweitere die Natur Deiner persönlichen Realität“

Der Onlinekurs, in dem Du Deine Wahrnehmungskanäle tiefer erforschst und endlich Deiner ureigenen Wahrnehmung vertraust, startet am 07.09. 2023.

Anmeldung bitte per Mail an britta(at) weinbrandt.com oder über mein Kontaktformular.

Wer etwas mehr über das Träumen an sich erfahren möchte, ist herzlich Willkommen im Lucid Living Dream Team auf Facebook.

https://www.facebook.com/groups/lucidlivingdreamteam

Meine Impulse zur Verbesserung der Verbindung zu unserem Traumbewusstsein versende ich auch per Mail. Einfach nachfragen!

    Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google.

    Arts & Change-Coaching? Was soll das denn bitte sein?

    Hier standen wir nun. Ausgestattet mit Din A2-Papier und Tuben und Flaschen voller Acrylfarben. Sie hatte Unmengen an Spachteln mitgebracht, große, ganz große und kleine.

    Ich sah Rembrandtgold und legte los. Es ging um Spachteltechnik mit Acrylfarben, um neue künstlerische Methoden kennenzulernen.

    Splat. Farbe direkt aufs Papier gedrückt. Rot daneben geschüttet. Mittelgroßen Spachtel genommen. In großen Schwüngen auf dem Blatt verteilt.

    Das machte Spaß.

    Nochmal mit Blau. Wischen. Nochmal mit Grün. Schwingen.

    Rausch.

    Plötzlich Bewusstsein. Mache ich das eigentlich richtig?

    Im Raum umgesehen. Sie tupft sanft Blätter und Gräserspuren. Er injiziert Farbtröpfchen auf den kleinsten verfügbaren Spachtel und hat einen ganz kleinen Teil seines Bildes geometrisch nachvollziehbar quadratisch abgesetzt geschabt. Sieht voll geplant aus. Schön.

    Ürgh. Mein Bild ist irgendwie fertig. Ich habe nicht nachgedacht. Was soll’s. Ich mache noch eins.

    Gold muss es sein. Schnell muss es gehen. Ich kann das nicht planen. Die anderen können mich mal. Ich muss alles ausprobieren. Große schwungvolle Bewegungen verteilen bunte Farben, schieben Schönheit.

    Ich sehe, es wird perfekt. Ich mag es richtig leiden. Es ist zwar wild, aber das bin ich ja auch. Eine Schicht noch, dann ist es fertig.

    Ich merke es in der gleichen Sekunde. Die letzten beiden Farben, auf dem Spachtel aufgetragen und nicht direkt, sind zu viel.

    Die Magie ist weg.

    Das Bild ist verloren.

    Ich stöhne und fluche.

    Ich halte inne.

    Das lasse ich so nicht stehen!

    Ich nehme den allergrößten Spachtel, wische in geraden Linien von links nach rechts alle aufgetragenen Farbschichten entschieden wieder herunter.

    Und werde belohnt.

    Es ist alles noch da!

    Das muss ich laut ausgerufen haben.

    Sie dreht sich zu mir um und lacht:

    „Und darum liebe ich dieses künstlerische Arbeiten so sehr: Da hast du deinen Transfer ins Leben!“

    Noch ein Beispiel:

    Die Ocean Drum.

    Sie hatte mich schon immer angelacht, ich hatte sie bisher immer nur kurz in der Hand gehabt. Jetzt war es so weit. Ich bewegte die samtig strahlenden Kügelchen bereits, während ich planlos nach einem Ort suchte, dann wusste ich sicher, dass ich mit ihr ans Wasser wollte. Sie rief schließlich das Meer herbei. Das tut die Elbe für mich auch.

    Die Elbe war zum Glück nur einmal über die Straße. Ich fühlte mich unsicher. Was würden die Menschen dort über mich denken?

    Unangenehm war ich mir meiner Selbst bewusst, während ich da so ging.

    Kleine, dafür extrem lautstarke Kugeln zwischen zwei gespannten Fellen vor mich her schwingend. Es gefiel mir nicht. Ruhig wurde ich erst, als ich am Wasser angelangt war. Da war eine Absperrung, aber wenn ich die Trommel über den Zaun hielt, dann sah ich sie und das Wasser. Sie über dem Wasser. Im Wasser.

    Nun ließ ich meine Hände ausprobieren, in welche Richtung die Trommel sich drehen ließ. Ließ mich richtig auf ihre Sogwirkung ein.

    Rauschen, abebben, Stille. Wieder eine neue Flut. Und immer wieder. Niemals endend, alles umfassend.

    Ich konnte es fließen lassen, tropfen und strömen. Ich war am Meer. Ich war das Meer.

    Ich war stark. Kraftvoll. Ruhig. Es war wunderschön. Ich war mit allem verbunden. Zeit und Raum nahm ich nicht mehr wahr, vor allem nicht die Touristen an den Marco-Polo-Terrassen. Ich war allein mit dieser Trommel. Allein mit mir. Glücklich. Wirklich. Da.

    Eins noch, weil es so schön war.

    Es war ein mehrteiliger künstlerischer Prozess. Mit geschlossenen Augen eine Paprika fühlen und sie aus Ton nachformen. Eine Ode an sie verfassen und mit Kühlschrankmagneten bewerfen. Die Wörter in den Text einweben. Diesen Text dann kürzen. Ich habe ihn links und rechts gekürzt. Somit blieben Wortfetzen. Dann noch den inneren Kinski aktiviert und ab gings.

    Ich erfuhr am eigenen Körper, was Kunst zu schaffen verändern kann. Ich fand aus der Doppelbelastung einer Vollzeit-Freiberuflichkeit neben meinem berufsbegleitenden Masterstudium kaum mehr Luft und hatte keine Wahrnehmung mehr.

    Highlight war der Tag, an dem ein kleines Mädchen mich fragte: Warum hast Du zwei verschiedene Schuhe an?

    Ich hatte es nicht mehr bemerkt.

    Ich beschloss also, Credit Points auf Fuerteventura zu sammeln. Art in Nature. Die Prüfungsleistung bestand darin, ein Buch abzugeben. Es veränderte mein Leben.

    Ich kam wieder zu mir und hörte nie wieder auf, kreativ zu sein. Für mich.

    Mein Drang, mich meinen künstlerischen und energetischen Prozessen erst einmal hinzugeben, macht meinen Coachingansatz einzigartig. Ich folge einfach dem Fluss der Lebensenergie. Ich lasse Menschen mutig an meinen Prozessen teilhaben. Wer sich angesprochen fühlt – gut. Mein Weg entsteht beim Gehen.

    Ich bin von der bedarfsorientierten und aus dem Moment entstehenden Methode des künstlerischen Arbeitens total überzeugt. Es gibt bei mir keine abzuarbeitenden Listen, kein Konzept. Ich habe mein Weltbild bei den radikalen Konstruktivisten wiedergefunden. Wer bin ich, dass ich jemandem sagen könnte, was er zu tun hat?

    Ich bin dafür da, ihm einen Raum für seine eigenen Antworten zu öffnen. Und das mache ich mit Lebendigkeit und Leidenschaft.

    Über den kreativen Raum

    Arts & Change Coaching bedeutet kunstanaloges Coaching. Ich werde sehr oft gefragt, was das denn sein könnte. Es ist eigentlich ganz einfach. Das Wort „kunstanalog“ setzt sich aus „Kunst“ und „analog“ zusammen. Eine Kunstdefinition vermag ich hier aus nachvollziehbaren Gründen nicht zu geben, kurz und knackig liefert die Googlesuche „Kunst Definition“ drei Aspekte, die das Substantiv beschreiben – und die ich mich nicht scheue, hier anzugeben:

    1. das schöpferische Gestalten und Schaffen von Werken (wie Malerei, Musik, Literatur), für das jmd. Begabung und ein bestimmtes Können braucht.
    2. Werk(e) eines bestimmten Künstlers, einer Epoche (als Anschauungs- und Studienobjekte).
    3. die besondere Fähigkeit und Geschicklichkeit, die man für etwas benötigt.

    Aus dieser Kurzdefinition wird bereits ersichtlich, dass „Kunst“ sowohl einen Prozess der Werkschaffung, sozusagen eine Handlung beinhaltet, es braucht dazu den Werkschaffenden an sich, den Künstler, der wiederum gewisse Eigenschaften mitbringen sollte (vielleicht deutet sich hier auch eine Haltung an), sowie das entstehende/entstandene Werk.

    Das Adjektiv „analog“ bedeutet laut Duden „ähnlich, vergleichbar, gleichartig, entsprechend“. Wikipedia fügt erklärend hinzu, eine Analogie zeige übereinstimmende, jedoch nicht verwandte Merkmale mit unabhängiger Entstehungsgeschichte. Es geht um funktionsgleiche Strukturen, aber ohne Verwandtschaftsbeziehungen. Kunstanalogie kann also heißen, dass etwas, das erst einmal nicht mit der Kunst verwandt ist, mit der Kunst „übereinstimmt“, wie die Kunst „funktioniert“. „Kunstanaloges Coaching“ kann daher bedeuten, dass man den Coachingprozess so gestaltet, wie ein Künstler sein Werk schafft. Beratung an sich wird als ein gemeinsam entstehendes Werk verstanden.

    Soweit die klassischen Definitionen. Der nächste Einwand, den ich an dieser Stelle immer zu hören bekomme, ist ein Aber in verschiedenster Form: „Mit Kunst habe ich aber wirklich nichts am Hut“ oder noch negativer: „Ich kann aber gar nicht malen“ oder „Ich bin aber künstlerisch nicht begabt.“ Das ist nicht, worum es geht!

    Ich habe als Arts & Change-Coach die Wahl, außer den herkömmlichen Coachingtools, die ich selbstverständlich auch beherrsche, meinen Gesprächspartnern nach der Auftrags- bzw. Anliegenklärung einen kreativen Erfahrungsraum als „alternative Welterfahrung“ zu eröffnen. Darin geht es entgegen der oben genannten Kunstdefinition, die ein gewisses „Können“ bei Werkschaffenden voraussetzt, jedoch um ein deutlich niedrigschwelliges Vorgehen nach dem Motto „low-skill-high-sensitivity“.

    Du wirst maximal zu einer kreativen Handlung angeregt, die Du ohne großes künstlerisches Wissen und Geschicklichkeit bewältigen kannst. Es wird gerade so wenig Können vorausgesetzt, dass sie in einer positiven Grundstimmung angegangen werden kann (low skill), ist jedoch so anspruchsvoll, dass sie ein Erfolgserlebnis mit einer angenehmen ästhetischen Erfahrung und ein Wohlgefühl auslösen kann (high sensitivity).

    Dieser kreative Moment ist einzigartig und lässt sich nicht ohne weiteres vermitteln, erschließen und erklären. Das entstandene Werk steht demnach nicht – wie viele denken, denen ich es bislang versucht habe zu erklären – für das Ausgangsproblem oder strebt es in irgendeiner Form nachzubilden. Es geht nicht darum, das Problem zu stellen. Es entsteht etwas Neues, das Spiel- und Denkräume erweiternd aus der „Notenge“ und aus der Welt des Problems herausführt.

    Die Frage, die sich stellt, lautet also: Welche innovativen Bedingungen gelten in diesem kreativen Erfahrungsraum? Um das herauszufinden, habe ich mit vielen Künstlern gesprochen. Und wie wir oben gesehen haben: Was für das künstlerische Schaffen gilt, gilt ebenso im Arts & Change-Coaching, das ja kunstanalog ist. Es ist ein Erfahrungsraum, der sich analog zu Deinem Leben sehen lässt.

    Hilfreiche Vorannahmen über den Veränderungsprozess

    Das Ergebnis ist offen.

    Die Schönheit liegt im Prozess.

    Der Prozess entwi­ckelt sich im (experimentellen) Tun.

    Ich improvisiere.

    Der erste Schritt kann gar nicht danebengehen.

    Ich probiere aus.

    Ich weiß nicht.

    Ich muss auch nicht wissen.

    Ich stelle Fragen.

    Ich bringe Neu­gier und Spielfreude mit.

    Ich lasse mich mit allen Gefühlen und Gedanken intuitiv und assoziativ auf den jeweiligen Moment ein.

    Ich nehme wahr.

    Ich bewerte und interpretiere nicht.

    Ich gewinne Erkenntnis.

    Ich erlebe und folge dem entstehenden Flow.

    Auf verschiedenen Ebenen entsteht Bewegung.

    Ich gehe in Resonanz.

    Ich lasse einen Dialog entstehen.

    Menschen lieben Geschichten.

    Ich höre zu.

    Ich rechne nicht nur mit dem Zufall, sondern rufe Überraschungen und Spannung hervor.

    Dazugehörige Facetten sind Flexibilität und risikobereiter Mut.

    Ich gebe mir die Erlaubnis, etwas auf den Kopf stellen zu dürfen.

    Aha, ein Problem!

    Ich sehe es nicht nur als anregende Herausforderung, sondern dem Prozess auf na­türliche Weise zugehörig.

    Ich begegne Scheitern mit Gelassenheit und Akzeptanz.

    Das interessante im Prozess ist seine Veränderung.

    Ich be­obachte.

    Durch Distanz oder Zurücktreten entsteht Reflexion.

    Ich lasse los.

    Ich habe Zeit.

    Pausen und Unterbrechungen beeinflussen das Ankommen oder Nicht-Ankom­men, das Fortdauern oder Beenden eines Prozesses.

    Zeit und Raum können sich auflösen.

    Es antwortet mir.

    Die Emergenz von Ideen und Lösungen wird ermöglicht.

    Knoten können platzen.

    Etwas Neues wird hervorgebracht.

    Der Prozess wirkt noch nach.

    Was also ist mein Angebot?

    Ich gehe in Resonanz. Ich lasse mich einfach nur ein. Ich erfühle. Ich schwinge mit. Irgendwann folge ich dem Impuls, der sich ausdrücken möchte. Und dann lasse ich es fließen.

    Was dann passieren kann?

    Woher soll ich das jetzt schon wissen? Ich bin ja noch nicht in Deinem Feld.

    Kann sein, dass ich Dich vor ein Kunstwerk setzen möchte.

    Möglicherweise fordere ich Dich auf, mit einem spannenden Material zu arbeiten und Dich auf einen künstlerischen Prozess einzulassen.

    Kann sein, dass ich mit Dir spazierengehe und Dir zuhöre.

    Kann sein, dass ich den Wunsch habe, Dich zum Schreiben zu bringen.

    Manchmal passiert sogar klassische Coachingarbeit, ich l i e b e Aufstellungen.

    Vielleicht springt mich auch Dein Energiesystem an. Dann spüren meine Hände den Drang, loszulegen und Deinen Energiehaushalt auszugleichen. Und ich gebe auch hier meine Kontrolle für Dich ab und lasse es fließen.

    Ich bringe mit meinen Impulsen Deine Lebensthemen in Fluss. Damit Du energetisiert und mit aktivierten Selbstheilungskräften den Prozess selbst wieder übernehmen kannst.

    Aber ich kann Dir vorher nicht sagen, wie. Oder was.

    Ich arbeite kunstanalog, prozessorientiert und hochindividuell. Das heißt, ich kann es gar nicht wissen. Ich weiß nur, es geht um Dich selbst, Dein Selbst. Es anzunehmen im Jetzt und Hier. Und um den liebevollen Kontakt zur Urquelle des Seins. Mit der ich Dich verbinde.

    Arts & Change-Coaching ist systemisch. Eingangs wird in einem gemeinsamen Gespräch geklärt, was Thema der aktuellen Coachingsitzung sein soll, für welches Problem eine Lösung angestrebt wird. Es kann zum Beispiel um Fragen zu persönlichen Stärken und Ressourcen gehen, um Begleitung in Veränderungsprozessen, Krisensituationen oder bei schweren Entscheidungen. Die Klärung des Anliegens erfolgt unter Einbezug aller beteiligten Faktoren. Häufig wird erlebt, dass das Finden einer stimmigen Ausgangsfrage bereits den ersten wichtigen Schritt zur Lösung beiträgt.

    Arts & Change-Coaching ist kunstorientiert. Mithilfe künstlerischer Methoden wie Kreativem Schreiben – Poesie – Malerei – Zeichnung – Bildender Kunst – Skulptur – Installation – Musik – Bewegung – Schauspiel wird anhand zahlloser Materialien und Ideen ein kreativer Erfahrungsraum ermöglicht. Der Schwerpunkt dieser Erfahrungen liegt auf dem niedrigschwellig angesetzten produktiven Prozess – es geht nicht um das Schaffen eines ausstellungsreifen Kunstwerks.

    Arts & Change-Coaching ist ästhetisch. In der kreativen Dezentrierung vom Ausgangsproblem geht es um eine vertiefte Wahrnehmung. Im Einlassen auf einen sensibilisierenden künstlerischen Schaffensprozess bietet sich mit Hilfe ressourcenorientierter Prozessbegleitung die Möglichkeit, richtungsweisende Lösungen zu erschaffen. Es stellt insofern eine Schule der Wahrnehmung dar, dass begleitende emotionale physiologische Vorgänge in unserem Körper erspürt werden können, die den ihm innewohnenden vorbewussten Wissens- und Erfahrungsspeicher aktivieren.

    Arts & Change-Coaching ist kunstanalog. Es bringt eine Haltung mit, wie sie in der Sprache der Kunst gelebt wird. Das Erleben ist hoch individuell, unmittelbar erfahrbar, offen, ermöglichend, allumfassend, alles zulassend, mit Überraschungen arbeitend, es ist inspirierend und ergebnisoffen, erzwingt nichts sondern bringt in Fluss.

    Arts & Change-Coaching ist konstruktivistisch. Im kreativen Erfahrungsraum kristallisiert sich eine individuelle Herangehensweise heraus, wie mit Herausforderungen im ästhetischen Prozess umgegangen wird und wie Entscheidungen zur Erstellung des Werkes getroffen werden. Sei dies eine Zeichnung aus drei Strichen bestehend, eine Skulptur aus Papier oder eine Sammlung von Wortmaterial. Über das Erfragen des Erleben und Empfinden im künstlerischen Prozess wird es anschließend ermöglicht, Rückschlüsse daraus zu ziehen. So findet sich ein Hinweis auf einen Transfer zurück zum ursprünglichen Anliegen. Es werden passende Lösungen gefunden und nachhaltig wirksame Entscheidungen getroffen, die von Kopf und Bauch unterstützt werden.

    Arts & Change-Coaching ist integral. Mir ist es wichtig, dass die Fragestellung nicht nur in dem Kontext betrachtet wird, in den es gebettet ist, sondern dass ebenso alle weiteren Faktoren berücksichtigt werden. Alles wird bewertungsfrei zugelassen. Dazu gehört manchmal, dass auch das Unaussprechliche seinen Raum findet.

    Arts & Change-Coaching ist universell einsetzbar, in Einzelsitzungen oder mit Teams und Gruppen:

    • Individuelle Potentialentfaltung
    • persönliche Entwicklung mit Fokus auf Stärken und Ressourcen, Begabungsprofilen oder Portfolioentwicklung
    • präventive Stimmtrainings, Körperhaltung und Präsenz
    • Verbesserung der Kommunikation und Gesprächsführung sowie der Zusammenarbeit
    • Wahrnehmungsschulungen und Selbsterfahrung
    • Begleitung von Übergängen und in Veränderungsprozessen
    • Reflexion zum Thema Haltung und Berufsrolle
    • Leitbildentwicklung
    • individuelle Teamcoachings, Moderationen und Erfahrungsaustausch
    • Methodenseminare und Konzeptentwicklung

    Welche Haltung brauchen Erzieher?


    Durch meine Arbeit in der Kita-Weiterbildung stehe ich in regem Erfahrungsaustausch mit pädagogischen Fachkräften aller Altersgruppen. Ich erlebe in den Formaten, in denen ich mit Erzieherinnen bzw. sozialpädagogischen Assistentinnen oder Tagesmüttern etc. Kontakt habe, diese als hoch motiviert und engagiert und lebe – ohne Übertreibung – in genereller Hochachtung vor der Arbeit, die sie (und ihre männlichen Kollegen natürlich auch) an unseren Kindern leisten.

    Ich weiß selbst, dass ich als Logopädin das Privileg einer Eins-zu-eins-Betreuung genießen kann und dass allein der in den Kitas herrschende Lärmpegel mir zu schaffen machen würde.

    Allerdings scheinen viele Teilnehmerinnen meiner Seminare oder Studientage einem starken Spannungsfeld ausgesetzt zu sein: Immer wieder wurde mir beschrieben, wie manche sich täglich das Trinken verwehrten, um später nicht auf die Toilette gehen zu müssen, da sie wegen der herrschenden Aufsichtspflicht die Gruppe nicht verlassen dürften, in der sie zum Teil mit über zwanzig Kindern allein seien.

    Wenn ich in Fortbildungsdesigns, die über eine Einzelveranstaltung hinaus gingen, die Möglichkeit hatte, selbst gewählte Hausaufgaben wie das Ausprobieren eines bestimmten Beobachtungsbogens, die Praxis des Aktiven Zuhörens oder eine kurze Zeitlupenbeobachtung zu geben, so konnten diese trotz hoher Motivation selbst bei einer drei- oder vierwöchigen Pause zwischen den Qualifizierungsmaßnahmen in den seltensten Fällen durchgeführt werden. Meist war durch Krankheit oder Urlaub die eine Kollegin ausgefallen, die in den erforderlichen zehn Minuten das „Tagesgeschäft“ hätte übernehmen können. Gleichzeitig wurde mir regelmäßig die Frage gestellt, ob ich nicht auch aus meiner Praxis bestätigen könnte, dass Kinder heute (sprachlich und insgesamt) „auffälliger“ und Eltern (Stichwort „Helikoptereltern“) „schwieriger“, „unsicherer“ und „behütender“ geworden seien.


    Dies ließ in mir zunehmend die Frage aufkeimen, ob die alleinige gemeinsame Erarbeitung einer ressourcenorientierten und entwicklungsförderlichen Haltung mit einem positiven Blick den den Kindern gegenüber – die immer wiederkehrendes Thema in den Seminaren sind – überhaupt ausreichend sei, damit  Erzieherinnen eine zufriedenstellende (und im Sinne von Prävention gesunderhaltende) Arbeit leisten können?

    Neben den derart aufgeworfenen Themen wie „Äußere Rahmenbedingungen“ und „Möglichkeiten zur Selbstfürsorge“ hörte ich von einer veränderten Sicht auf Dinge, die früher in ihrer Arbeit selbstverständlich gewesen seien. So berichteten einige zum Beispiel, dass sie keine echten Geburtstagskerzen mehr anzünden dürften. Hierin spiegelt sich meines Erachtens nicht nur eine veränderte Beziehung zu den Eltern wider, deren Beschwerden durch solche Interventionen zu verhindern versucht werden, sondern zeigt sich gleichfalls ein gesellschaftlicher Trend, sich abzusichern und kein Risiko einzugehen, welcher ausdrückt, dass niemand die mehr Konsequenzen tragen wolle, die sich aus einer Verantwortungsübernahme ergeben. Pädagogische Fachkräfte scheinen also vielfältigen „Veränderungsprozessen“ zu unterliegen.

    Um zu einer ganzheitlichen Sicht zu kommen, in der die Inhalte meiner Seminare überhaupt wirksam sein können, war es für mich erforderlich, die verschiedenen Strömungen in der Pädagogik herauszuarbeiten, mit denen pädagogische Fachkräfte aktuell konfrontiert sind. Es geht es daher auch um relevante aktuelle Veränderungen in der Bildungspolitik. Um die speziellen Bedürfnisse der Erzieherin selbst zu  berücksichtigen, musste ich mich mit Persönlichkeitstheorien beschäftigen, in denen das Selbstkonzept und die Selbstwirksamkeit eine zentrale Rolle spielen. Hierbei ist die Bereitschaft, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln, bestimmend.

    Dazu gehören Faktoren wie Grundhaltungen und Werte, Kommunikation und Verhalten, Ressourcen und Stärken, die mir in diesem Zusammenhang wichtig sind.

    Veränderungsprozesse in der Pädagogik

    Hartmut Marsch gibt in seiner wunderbaren Dissertation „Das Prinzip Verantwortung als Handlungsorientierung im Feld öffentlicher Erziehung“ einen historischen Abriss der Pädagogik.

    „Erziehung und Politik sind untrennbar miteinander verwoben“. 

    So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Entwicklung der aufkeimenden Reformpädagogik durch die beiden Weltkriege gebremst wurde. Erst durch die Studentenbewegung der 1960er Jahre wurde eine Weiterführung dieser Arbeit ermöglicht. Das Ende der Nachkriegszeit seit 1989 brachte eine Perspektivenerweiterung von in der Wissenschaft längst bestehenden Ansätzen auch in der Pädagogik. Die zunehmende Digitalisierung hatte den Anstoß zu Hirnforschung, Genforschung und Kybernetik gegeben und das Systemische Denken daraus erwachsende Kommunikationstheorien gebracht, außerdem wurde zunehmend eine Ressourcenorientierung thematisiert. In der aktuelleren Entwicklung  gewann der frühkindliche Bildungsbereich nach dem PISA-Schock im Jahre 2000 enorm an Aufmerksamkeit und Bedeutung. In allen Bundesländern wurden ab 2004 Bildungsprogramme, Bildungspläne oder Bildungsempfehlungen erarbeitet und zur verbindlichen Arbeitsgrundlage, wodurch Kindertageseinrichtungen zu Institutionen mit einem umfassenden Bildungsauftrag aufgewertet wurden. Zusätzlich wurde 2007 der Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren beschlossen und seit 2013 der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr verankert.

    Der Bedarf des quantitativen Ausbaus von Betreuungsplätzen vernachlässigte vor dem Hintergrund der veränderten Anforderungen die tatsächliche Situation in den Einrichtungen. Die strukturellen Rahmenbedingungen wurden vielerorts kaum entsprechend entwickelt und angepasst, beispielsweise beim Betreuungsschlüssel, welches in der Praxis zu den eingangs beschriebenen handfesten Umsetzungsproblemen führen kann.

    Weiterhin wurde traditionelle Elternarbeit im Sinne der Gestaltung von Erziehungs- und Bildungspartnerschaften völlig neu konzipiert. Es fehlen jedoch oftmals strukturell Zeiten für die Vor- und Nachbereitung und für eine intensive Elternarbeit. Der Wandel in der Sicht auf die Elternarbeit kollidiert mit der gefühlten Tendenz, dass Eltern ihren Kindern heutzutage viel mehr Aufmerksamkeit zu schenken in der Lage sind, welches überspitzt von der bayerischen Kabarettistin Monika Gruber auf den Punkt gebracht wurde:

    „Wenn wir mal in der Schule schlechte Noten g’habt haben, dann san mir von unsere Eltern g’schimpft worden und nicht unsere Lehrer“!

    (Allerdings macht sie sich gleich im Folgesatz über Eltern lustig, die ihre Kinder für hochbegabt halten – ein Thema, über das ich mich in bereits in meinem Artikel über hochbegabte Kinder und Underachiever ausgelassen habe…)

    (ab Minute 4:06)

    Das Beobachten und Dokumentieren stellt heute eine zentrale Aufgabe dar. „Die wichtigsten Begriffe in der pädagogischen Praxis sind nicht mehr „Sprechen“, „Erklären“ und „Vermitteln“, sondern „Zuhören“, „Beobachten“ und „Dokumentieren“.

    Schlagworte wie Inklusion und Partizipation bestimmen den pädagogischen Diskurs.

    Der Wandel von Homogenität zu Diversität bedeutet, dass Kinder, die früher separiert wurden, nun berücksichtigt werden müssen.

    „Inklusion ist eine Frage der Haltung“, titulierte die Hannoversche Allgemeine Zeitung, „Die Barrieren müssen weg. Die baulichen – die Treppen und Türen, die man mit dem Rollstuhl nicht bewältigen kann. Aber auch die Barrieren im Kopf“.

    Jedoch nicht nur die Sicht auf Behinderungen zeigt sich verändert, ebenso gab es einen neuen Umgang mit Begabungen. Es werden nicht mehr nur besonders- oder hochbegabte Kinder in einer speziellen Begabtenförderung gefördert, sondern eine flächendeckende Begabungsförderung aller Kinder ist gefragt. Es fehlt Erzieherinnen jedoch an Kenntnissen in den einzuführenden Bildungsbereichen wie Naturwissenschaft, Mathematik, technischer Bildung, sprachlicher Förderung (neben der aktuellen Herausforderung, Flüchtlingskinder ohne deutsche Sprachkenntnisse aufnehmen zu müssen) und Literacy.

    Eine Bertelsmann-Studie von 2006 benannte als weitere Fortbildungsbedarfe das Fehlen von Kenntnissen der Bedürfnisse von Kindern unter drei Jahren, ein überholtes Bild des Kindes und den Mangel an methodisch-didaktischen Kenntnissen für den Umgang mit Kindern im jüngeren Alter. Der auf allen Ebenen entstehende hohe Qualifizierungsbedarf treibt ebenfalls die Professionalisierung und Akademisierung voran. Anreize für die Teilnahme an Weiterbildung sowie soziale und finanzielle Anerkennung wurden jedoch nicht gefördert. Ein Ruf nach verbesserten Rahmenbedingungen für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen wurde laut.

    Der meines Erachtens wichtige positive Wandel, der sich aus den beschriebenen Veränderungen ergeben hat, ist das entstandene sogenannte „neue Bild vom Kind“ und das „neue Bild der Erzieherin“. Im infans-Konzept wird beschrieben, was das heißen kann: Das Kind wird als starke Persönlichkeit, Gestalter seiner eigenen Ziele und Beziehungen, als aktives und kompetentes Wesen, als Forscher, Entwickler und Spezialist seiner eigenen Fähigkeiten auf Augenhöhe betrachtet. Die Erzieherin wird als einfühlende Beobachterin und zugleich Beantworterin der Themen und Interessen der Kinder und somit gleichwertige Interaktionspartnerin, Begleiterin und Unterstützerin gesehen, die ihre eigene Selbstbildung und Bildungsbiografie kompetent reflektiert.

    Ein „Paradigmenwechsel in der Fragestellung“ führte demnach weg von der direktiven „Ich bringe dir etwas bei-Haltung“ zu einer auf Augenhöhe forschenden Haltung der Ko-Konstruktion, die danach fragt, die Kinder zu verstehen. Bildung ist in diesem Sinne nicht mehr nur Kompetenzerwerb, sondern die Konstruktion und Aneignung der Welt durch das Kind selbst. Damit ist Erziehung die Antwort der erwachsenen Bezugspersonen auf diese Aneignungs- und Bildungsprozesse der Kinder geworden, die sich in der Gestaltung der Umwelt des Kindes und der Gestaltung der Interaktion mit ihm ausdrückt. Die Aufgabe der Betreuung ist somit nicht mehr nur, das Aufwachsen und Wohlergehen sicherzustellen, sondern es gilt, eine verlässliche Zuwendung in einer sicheren Bindung zu schaffen und Anregung zu bieten für alles, was Kindern einen Zugang zur Welt verschafft, sodass ein Wechselspiel von Anregung und Entfaltung erkennbar wird.

    Es wird deutlich, dass alle genannten Faktoren eine professionelle Haltung voraussetzen, um nicht nur die formulierten Anforderungen zu erfüllen, sondern auch dem dahinter liegenden Selbstverständnis pädagogischer Professionalität entsprechen zu können. Von den Fachkräften wird heute ein hohes Maß an Selbstreflexion erwartet. Susanne Viernickel fasst zusammen: „Sie sollen offen und wertschätzend mit Verschiedenheit und den besonderen Bedürfnissen und Bedarfen aller Kinder und Familien umgehen (Diversity-Kompetenz), fachlich und ethisch begründet eigenverantwortlich handeln sowie fall- und situationsbezogen flexibel und sensibel agieren können“. Welche Bedingungen bestimmen eine solche Haltung?

    Haltungsbestimmende Faktoren 

    Um mehr darüber zu erfahren, habe ich eine umfassende Literaturrecherche gemacht, die ich im Folgenden hier zusammenfassen werde. Friedemann Schulz von Thun beschreibt im Gespräch mit Bernhard Pörksen treffend, wie stark die vielbeschriebene Haltung mit der Biographie verwoben ist:

    „“Erziehung“ ist auch Nervensache, und das Nervenkostüm des Erziehers und die konkreten Lebensverhältnisse werden unweigerlich eine größere Rolle spielen als pädagogische Einsichten. Vieles, was Eltern und Lehrer tun, begründen sie hinterher „pädagogisch“, aber in Wahrheit konnten sie aus ihrer Haut nicht heraus“.

    In einer Expertise zur Professionalisierung in der Frühpädagogik fasst Yvonne Anders  professionelle Kompetenzen pädagogischer Fachkräfte zusammen, zu denen „verschiedene Aspekte des Professionswissens, pädagogische Orientierungen und Einstellungen, motivationale und emotionale Aspekte, selbstregulatorische Fähigkeiten sowie Aspekte des professionellen Selbst- und Rollenverständnisses“ gehörten, die als Teilkomponenten der professionellen Haltung aufzufassen seien. Die entstehenden Aspekte des beruflichen Rollen- und Selbstverständnisses berühren auch Persönlichkeitsmerkmale wie Reflexionsfähigkeit zur Verbesserung des pädagogischen Handelns, Offenheit im Umgang mit der Ungewissheit im professionellen Handeln und der bewussten Entwicklung der Professionalität, die die Fähigkeit und den Willen zur Kommunikation umfasst.

    U.a. Susanne Viernickel beschreibt sehr aussagekräftig drei Typen, wie mit den Herausforderungen, die die Veränderungsprozesse in der Pädagogik mit sich bringen, umgegangen werden könne.

    Typ 1 sei der „wertekernbasierte Typ“, dem es darum ginge, eine pädagogische Grundorientierung in eine gelebte Praxis münden zu lassen und der somit dem aktuellen Bildungsverständnis sehr nahe komme.

    Typ 2 sei der „umsetzungsorientierte Typ“, der sich aufopfere, unter dem Druck der hohen Verantwortung zusammenbreche und darunter leide, dass die ideellen Anforderungen, die er wirklich umsetzen wolle, aufgrund der äußeren Gegebenheiten zu pädagogischen Handlungsdilemmata führten.

    Typ 3 wird als der „distanzierte Typ“ beschrieben, der die Veränderung ablehne und seine eigene habitualisierte Praxis verteidige um den Preis der Abwertung der Bildungsprogramme, und der an einem professionellen Selbstverständnis festhalte, das nicht mehr zum aktuellen Professionsverständnis passe.

    Julia Schneewind schreibt, dass „Selbstwirksamkeit verstanden wird als die Fähigkeit eines Individuums, ein erwünschtes Ergebnis zu erzielen“. Hierbei besteht ein deutlicher Zusammenhang zur persönlichen Selbstwirksamkeitserwartung. Betrachtet man die oben beschriebenen drei Typen, so verdeutlicht sich, dass es hier eigentlich um das sogenannte „Mindset“ geht, die Grundeinstellung bzw. das  Selbstbild, mit dem die Betroffenen sich und die Welt betrachten. Carol Dweck beschreibt das statische versus dem dynamischen Selbst- und Weltbild.

    Für Menschen mit einem statischen Selbstbild seien die Dinge in Stein gemeißelt, unveränderbar und fix. Sie haben kaum positive Selbstwirksamkeitserfahrungen und scheuen vor großen Herausforderungen, da ein Fehler oder sogar ein Scheitern auf ihr als negativ erlebtes So-Sein zurückgeführt werden könne. Sie identifizierten sich mit ihren Misserfolgen (Entitätstheorie) und haben daher ein geringes Selbstbewusstsein, da sie sich und anderen ihre Fähigkeiten in jeder Situation neu beweisen müssten, sich ständig selbst bewerteten und bewertet fühlten. Sie lebten in Konkurrenz mit anderen.

    Menschen mit einem dynamischen Weltbild dagegen glaubten an Lernen und Entwicklung, kämen bei besonders großen Herausforderungen an ihre Hochleistung heran und erlebten große Selbstwirksamkeit, denn auch wenn sie scheiterten, könnten sie dem Sinn ihres Tuns noch etwas Positives abgewinnen. Daher könnten sie Fehlschlägen ehrlich ins Auge sehen, da sie es nicht persönlich nähmen und daran glaubten, sich beim nächsten Versuch verbessern zu können (Modifizierbarkeitstheorie). Sie seien von Neugier getrieben und lebten vielfach in einem Zusammengehörigkeitsgefühl mit anderen, da sie ihre Mitmenschen auf Augenhöhe erlebten.

    U.a. Kuhl formulierte die Frage, ob es nicht nur von innen heraus möglich sei, seine Haltung zu verändern, sondern ob dies auch aufgrund gelebter Praxis geschehen könne. Dies lässt hoffen, dass die Umsetzung von Dwecks Forschungsergebnissen in der Pädagogik, die in vielerlei Fortbildungszweigen vermittelt werden, aufgrund der positiven Erfahrungen von pädagogischen Fachkräften schließlich auch zu einer langfristigen Veränderung des Mindsets führen könnten: Eine entwicklungsorientierte Haltung drückt sich nämlich sehr stark auch in einer bewussten dialogorientierten Kommunikation mit Kindern aus. Sprache stellt eine Querschnittsaufgabe der Bildung dar und was zu einem guten Sprachvorbild gehört, wird Erzieherinnen vielfach vermittelt.

    Dass dies jedoch nicht nur in die Sprachentwicklung eingreift, sondern tiefergehende Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungsfähigkeit hat – diese Dimension ist nur wenigen bewusst. Insbesondere geht es um das Loben (und zwar nicht erst seit Carol Dweck; beispielhaft sei hier auch Thomas Gordons bekannte „Familienkonferenz“ von 1970 genannt).

    Beim Loben ist – bezugnehmend auf das vorher aufgezeigte Mindset – wichtig, dass darauf geachtet wird, dass die Handlung und daraus ersichtliche (dynamische) Anstrengungsbereitschaft des Kindes ein positives Feedback erhält und nicht das Kind selbst mit der Zuschreibung einer (statischen) Eigenschaft. Auf diese Weise wird ein positives veränderliches Selbstbild sowohl in dem, der das Lob erhält, geschaffen, wie auch in der Person, die sich über die Formulierung eines solchen Lobes Gedanken macht. Drei Experimente von Mueller und Dweck stellen auf erschreckende Weise dar, wie schnell ein Mindset zum Negativen verändert werden kann.

    • Im ersten Experiment wurden Schüler der fünften Klasse nach einem Intelligenztest gelobt: 50 Prozent für ihre Intelligenz, 50 Prozent für ihre Anstrengung. Bevor sie einen zweiten IQ-Test machen sollten, wurde ihnen angeboten, ob sie noch eine neue Problemlösestrategie erlernen oder ihr Ergebnis lieber im Vergleich mit den anderen sehen wollten: Nur von der zweiten Gruppe entschied sich die Mehrheit dafür, noch etwas Neues dazuzulernen.
    • Im zweiten Experiment, mit der gleichen Ausgangslage, wurde jedoch vor dem zweiten Test angesagt, dass sie wählen könnten, ob sie einen schwereren machen wollten, in dem sie viel dazulernen würden, oder ob sie einen ähnlich leichten Test machen möchten wie den eben: 90 Prozent der Kinder, die für ihre Anstrengung gelobt wurden, wollten mehr lernen. Den anderen war das gute Abschneiden wichtiger.
    • Im letzten Experiment wurde erneut bei den Kindern jeweils zur Hälfte ein dynamisches und statisches Mindset hergestellt. Jetzt führten nach dem erfolgten Lob alle einen schwereren Test für zwei Jahre ältere durch. Die Kinder, die für ihre Anstrengung gelobt wurden, erklärten ihren Misserfolg damit, dass sie sich nicht genügend angestrengt und konzentriert hatten. Die anderen bezweifelten, ob sie wirklich so schlau wären, wie ursprünglich angenommen. In einem anschließenden dritten Intelligenztest schnitt die erste Gruppe signifikant besser ab als vorher, die zweite verschlechterte sich, obwohl im ersten ähnlichen Test alle vergleichbare Ergebnisse erzielt hatten.

    Dies lässt aber ebenso den Umkehrschluss zu, dass es ebenso geringer Veränderungen in die positive Richtung bedarf, um bei Kindern große Wirkungen zu erzielen. Es empfiehlt sich also, eine generelle Wertschätzung mit Bezug zur Person, wie sie sich zum Beispiel zu Jungs in einem „Mann, bist du stark!“ und zu Mädchen in einer Bemerkung wie „Siehst du heute hübsch aus!“ ausdrücken könnte, bewusst in eine dialogorientierte Wertschätzung mit Bezug zur Aktivität des Kindes umzuwandeln: „Wie hast du das denn so schnell gemacht?“ oder „Wer hat denn diesen hübschen Zopf geflochten?“ kann somit nicht nur der Beginn einer wertschätzenden Unterhaltung sein, sondern auch noch verhindern, dass Kinder sich mit Äußerlichkeiten identifizieren.

    Auch für den Blick auf die Kinder und Verhalten von Erzieherinnen kann das Mindset wichtig sein, wie in es der folgenden Tabelle von Ziegler in Bezug auf Begabungsförderung dargestellt wird.

    Welche Haltung brauchen Erzieher

    Abschließend möchte ich meine Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass jemand, der an die generelle Veränderbarkeit von Situationen glaubt und sich aktiv und motiviert bei seiner Arbeit einbringt, sich mit mehr Selbstfürsorge für seine eigenen Belange einsetzen kann. Ich hoffe sehr, dass auch meine Arbeit – mit der stetigen Einladung zur Reflexion – bei meinen Teilnehmerinnen zu einer Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen führen kann und somit der Gesundheit von pädagogischen Fachkräften und der positiven Entwicklung der ihnen anvertrauten Kinder dienen kann.

    Mein verlorener Zwilling – und das Phänomen Hochsensitivität

    Nicht, dass von meiner neugefundenen Schwester zu erzählen ein Thema wäre, das mir als Einzelkind leicht über die Lippen ginge. Es gehört zu den vielen unaussprechlichen Dingen, die ich so anzuziehen scheine. Ich suche mir diese Themen nicht aus.

    Seitdem ich von dem Phänomen weiß, stelle ich jedoch fest, dass es sehr leicht ist, von der Sucheingabe „verlorener Zwilling“ auf das Thema „Hochsensitivität“ geleitet zu werden.

    Ich habe mich allerdings seit Jahren in das Feld der Hochsensitivität eingearbeitet (siehe mein Artikel: Wie Hochsensitivität zu persönlichem Wachstum verhilft) – und zwar derart tief, dass ich durchaus schon auf Bildungskongressen damit aufgetreten bin. Allerdings wurde ich durch die intensive Beschäftigung damit nicht ein einziges Mal auf die Idee gestoßen, meine Veranlagung könnte etwas mit einem verlorenen Zwilling zu tun haben.

    Nur wenn du nach „verlorener Zwilling“ suchst, kommst du drauf. Einfach „Hochsensitivität“ einzugeben bringt keinen Treffer. Du musst wissen, dass du danach suchst, bevor du es findest. Es ist ein bisschen verrückt.

    Es gilt also ganz deutlich eine Lücke zu schließen, eine Verknüpfung zu bilden, Wissen zu vermitteln. Ich scheine irgendwie verdammt zu sein, ungewöhnliche Nischen zu besetzen, damit ich andere darauf stoßen kann, dass auch das zum Leben dazugehört. Damit andere Betroffene nicht Jahrzehnte damit herumrennen müssen. Wie ich.

    Wo fange ich an?

    Mit ein paar meiner alten Lebenswahrheiten.

    Ich bin unschuldig schuldig.

    Ich bin allein auf dieser Welt.

    Ich bin falsch, ich kann nichts richtig machen.

    Mit mir ist etwas nicht in Ordnung.

    Das sind die unbewussten Glaubenssätze, die mich jahrelang geprägt haben.

    Kein Wunder, dass ich als Kind zur Königin der Psychosomatik wurde.

    Auch hatte ich über zwanzig Jahre lang Schwierigkeiten, mich meinem Mann zu erklären. Immer wieder stellte er mir eine völlig unverständliche Frage:

    Warum bist Du traurig?

    Als wenn es einen Grund dafür gäbe, traurig zu sein. Traurigkeit ist doch einfach da, das ist ein Grundgefühl.

    Es ist eine Tatsache.

    Das habe ich mir sogar – im Rahmen meines Selbstzertifizierungsprojektes – schon einmal zertifiziert.

    Die existentiellste meiner Lebenswahrheiten ist aber die, dass ich nie geboren hätte werden dürfen. Das war mir immer völlig klar.

    Mich haben trotz dieser Glaubenssätze sehr viele Dinge gerettet. Die Liste ist unendlich.

    Ich bin überzeugt:

    Unsere größte Wunde ist gleichzeitig unsere größte Stärke.

    Meine Lebensenergie ist ganz oben auf der Liste der guten Dinge. Aber lange dachte ich, dass ich auch das vor der Welt verbergen müsste. Ich habe ja zu viel davon.

    Der erste Schlüssel, um da herauszukommen, war zu erkennen, dass ich Ordnung bin, so wie ich bin.

    Als ich das langsam erahnen konnte und in meinen Selbstzertifizierungen ausreichend zelebriert hatte, wurde es mir ermöglicht, eine Schicht tiefer zu kommen.

    Es war in einer Integralen Organisations-Struktur-Aufstellung. Ein unerwartetes Geschenk, das mir im Sommer 2019 widerfuhr.

    Ich wollte wissen, warum ich alles immer nur gegen mich richte und nicht dorthin, wohin es eigentlich gehört. Also stand jemand für mein Problem. Jemand stand für meinen Fokus auf das Problem. Und jemand stand für das eigentliche Problem. Das, was hinter dem Problem steht.

    Und dann war sie da.

    Ich nenne sie Maria.

    So heißt meine Mutter mit zweitem Namen, nach meiner Uroma. So heißt die verstorbene Schwester meiner Oma. Ihre lebende ehrlich gesagt auch. Marianne heißt eine verstorbene Schwester meines Vaters. Die lebende meiner Mutter auch.

    Bestimmt würde sie Maria heißen.

    Meine ungeborene Zwillingsschwester.

    Und alle meine Lebenswahrheiten machten plötzlich einen Sinn.

    Erst habe ich es gar nicht geschnallt. Wie kann man das auch?

    Es ist nicht zu wissen. Es ist nur zu fühlen.

    Und dann verstand ich endlich, warum ich traurig bin.

    Wer es sofort glauben und annehmen konnte, das war mein Mann. Er sah den Unterschied in mir sofort.

    Die Britta ohne Maria, die fühlte die Schuld der Überlebenden. Sie hatte sich nie die Erlaubnis gegeben, hier zu sein und bewies sich immer wieder aufs Neue, dass sie ungewollt, ungeliebt und ungeschützt in dieser Welt sei. Noch dazu strahlte sie ein Was-willst-du-von-mir? aus.

    Ich habe mir früher auch immer eine Schwester gewünscht – und zwar mit einem leicht schlechten Gewissen, weil ich sie mir gleichaltrig vorgestellt habe. Das ging ja nicht – aber es war als Kind mein großer Traum.

    Ich glaube nicht, dass ich mich selbst als unvollständig empfunden habe. Aber da war ein Hunger in mir, der nicht zu stillen war. In meiner Jugend war keine meiner Freundschaften mir tief genug. Ich habe das für typische Pubertätsprobleme gehalten, dass ich so eine Unzufriedenheit und Leere gespürt habe, wo eine Verbindung hätte sein müssen. Wirklich nichts war mir tief genug. Ich habe die meisten Begegnungen als oberflächlich empfunden.

    Hochsensitivität und verlorener Zwilling

    Jetzt weiß ich, dass ich in allem immer nur die verlorene Verbundenheit mit meiner Schwester gesucht habe. Und ich verstehe jetzt, dass niemand diese Innigkeit ersetzen kann.

    Das kann ich nur selbst.

    Es ist für mich noch immer schwer zu begreifen. Aber an dem Tag, an dem ich erkannte, weswegen ich traurig bin – da war ich es nicht mehr.

    Die Britta mit Maria, die hat die Erlaubnis, ganz aus dem Vollen zu schöpfen.

    Ich kann mir jetzt endlich die Erlaubnis geben, hier zu sein.

    Zu leben.

    Glücklich zu sein.

    Ohne sie. Und dennoch mit ihr verbunden.

    Ich kann endlich ich selbst sein.

    Das Verrückte ist, dass ich wirklich nie drauf kommen konnte. Es ließ sich alles so gut erklären durch die anderen Themen, die ich im Laufe meines Leben gebändigt habe. Hochbegabung. Hochsensitivität. Frühkindliches Trauma. Unsicher vermeidend gebunden.

    Auch wenn ich es bewusst nicht ahnen konnte und durch meinen Start als Inkubatorkind und meine anderen Macken wie dem überschießenden Energiehaushalt durchaus bereits über Jahrzehnte mit Traumaauflösung an anderer Stelle beschäftigt war – dadurch, dass ich mein Leben lang irgendwie auf der Suche nach ihr war, habe ich dennoch bereits einige heilende Schritte vollziehen können.

    Unvergessen ist das Entstehen meiner Embryonalschablone auf dem Playing Arts Sommeratelier 2009, von der ich dachte, sie wäre ein Symbol für mein inneres Kind. Sie führte mich 2016 auf eine Reise zum Loch Ness, nur ich und sie, wo sie nun auf ewig mit meinem Lieblingsungeheuer schwimmt.

    …allerdings nicht, ohne vorher einen Abstecher über Nottingham gemacht zu haben….

    Das war die wohl heilsamste Aktion, die ich jemals für mein inneres Kind getan habe.

    Ich suchte also immer den Kontakt zu meiner verlorenen Schwester.

    Den mir niemand auf dieser Welt ersetzen kann.

    Die Frage ist:

    Wie verbinde ich mich bewusst mit ihr?

    Manchmal sind es die kleinen Momente. Einmal stieß mein Mann mich beim Einkaufen darauf, dass ich nicht mehr Zwei von allem mitnehme. Da brach ich dann mitten im Laden kurz mal in Tränen aus. Eine Senftube in der Hand haltend. Nicht zwei.

    Ich habe mir eine Halskette gekauft, die für die Verbindung mit ihr steht. Immer wenn ich sie in die Hand nehme, bin ich daran erinnert. Sie ist immer bei mir.

    Sie tauchte sogar unverhofft neben mir auf, als ich beim Zeichnen eines Ahnenmandalas in Ilka Sventja Jörgs Ahnenheilungsgruppe, damals noch Deep Roots, Verbindungslinien zu meinen Ahnen fließen ließ. Wir sind das grüne Geschwisterpaar in der Mitte.

    In einem Interview, das sie mit mir über ihre Ahnenarbeit geführt hat, erzähle ich auch von meinem verlorenen Zwilling.

    Ein sehr großes Geschenk machte mir Sabine Makkos, indem ich mich unter ihrer Anleitung neurographisch mit meiner ungeborenen Schwester verbinden durfte. Als Frau Sternenherz hilft sie eigentlich Müttern mit ungeborenen Kindern. Meine Geschichte rührte sie an und sie nahm sie in ihr Spektrum auf. Es floss viel Liebe!

    In Traumreisen begegne ich ihr manchmal – beim Yoga Nidra öffnete sich einmal ein Raum in meinem dritten Auge, ein orientalisch anmutender Palast, in dem wir befreit miteinander tanzten. In einer weiteren geführten Meditation zur Erweckung von Selbstmitgefühl zerfloss sie am Schluss zu Goldstaub, der von meinem Herzen aufgenommen wurde. Die Möglichkeiten, sich mithilfe von Imagination zu verbinden, sind sicherlich unerschöpflich.

    Ein weiterer Weg war für mich, in einem luziden Traum um eine Begegnung mit ihr zu bitten. Das endete zwar in einem luziden Alptraum, da ich in ihr eine wahnsinnige Version meiner selbst sah, die wirklich nackte Angst in mir auslöste, in der ich noch den ganzen Folgetag weiterbadete – im Zuge des Integrationsprozesses und des Raumgebens dieser Angst wurde mir allerdings klar, dass ich, die ja nie vor irgendetwas Angst hat und allein reist, allein in den Wald geht, allein auf dem Kiez unterwegs ist, wie jeder andere auch doch vor irgendwas Angst fühlen müsste! Und mir wurde klar, dass ich sie, wie so vieles in meiner Psyche, komplett dissoziiert und outgesourced habe.

    In einem Prozess des luziden Schreibens verband ich mich mit meiner ausgewählten Projektionsfläche – und verdanke meiner Schwester also nun auch diese wichtige Erkenntnis.

    Ein weiterer hilfreicher Schritt war ein Bild zu erhalten, das uns beide im Idealzustand zeigt. Danke nochmal, Oliver Brandt, für die zauberhafte Darstellung von uns beiden. Du hast sofort verstanden, was ich meinte, als ich Dich darum bat. Die Verbundenheit ist sichtbar da. Ich kann sie spüren. So hätte es sein sollen. Und das ist so heilsam und schön zu sehen.

    Britta Weinbrandt - Mein verlorener Zwilling

    Was verändert sich?

    Eine für mich sehr deutliche Veränderung ist – auch, wenn ich mich blendend fühle: Ich kriege nichts mehr gebacken. Mein Leben ist irgendwie zu groß für mich geworden. Fraglos habe ich mein Leben lang für zwei gearbeitet, habe Tag und Nacht gearbeitet, habe neben drei freiberuflichen Standbeinen (eines davon in Vollzeit) sogar noch ein Ehrenamt angenommen. Fraglos habe ich mich nebenher immer weitergebildet und mich auf dem neuesten Stand gehalten. Über die Idee einer 40 Stunden Woche lache ich schallend. Das wäre ja wie Urlaub.

    Wie habe ich das gemacht? Warum habe ich das gemacht?

    Abgesehen davon, dass es für mich gut ist, mein Zuviel an Energie irgendwie sinnvoll zu kanalisieren und dass ich von meinem Wissen lebe: Es gibt keinen Pausenknopf bei mir. Und jetzt spüre ich es zum ersten Mal wirklich. Ich brauche eine Pause. Ich sehe mich außerstande, weiter zu funktionieren. Auch das hat sie mir geschenkt.

    Eine weitere Sache lässt mir einfach keine Ruhe. Das ist die Theorie, dass ein Zwilling die linear-konvergente Nische besetzt und der andere die kreativ-divergente. Und dass sie, wenn sie zusammen sind, sich gegenseitig das Feld des anderen eröffnen. Was im Umkehrschluss erklärt, warum ich mathematisch-naturwissenschaftlich echt grenzdebil bin und alles, wirklich alles, sprachlich kompensieren muss. Das ganze Feld erschließt sich mir einfach nicht, oder nur blitzartig und dann kann ich es danach nie wieder abrufen. Ich habe mich immer strohdumm gefühlt. Diese Theorie, so schräg ich sie finde, bezaubert mich sehr. Maria ist also die Mathematikerin unter uns und hat das Wissen einfach mitgenommen. Wie mich das entlastet! Ich lerne ja gerade Magie in meinem Leben zuzulassen – also kann ich mir das Feld vielleicht zurückerobern! Wie genial wäre das???

    Warum weiß kaum jemand, dass es verlorene Zwillinge gibt?

    Auch wenn Mütter in den allerseltensten Fällen von den verlorenen Zwillingen ihrer Kinder ahnen können, es soll je nach Literatur bis zu 70 Prozent der Schwangerschaften betreffen. Und kaum jemand weiß es – und vor allem nicht, welche Auswirkungen es auf die Geborenen hat.

    Meine Mutter habe ich danach gefragt, bevor ich zum ersten Mal darüber geschrieben habe – sie wusste es nicht. Das ist in den meisten Fällen wohl so. Ich kann es also nicht beweisen. Aber es fühlt sich so unfassbar richtig an. Es stimmt für mich.

    Die Bücher, die ich inzwischen zu dem Thema gelesen habe, erklären, dass die meisten Abgänge im ersten Trimester geschehen. Da die Pränataldiagnostik in Deutschland erst später beginnt, bleibt es meist unentdeckt und der verstorbene Fötus wird von der Plazenta des Überlebenden aufgenommen. Manchmal wird er auch im Körper verarbeitet, dann kann man den Zwilling als Fremdkörper erkennen.

    Für die Zurückbleibenden ist es ein ozeanisches Gefühl der Zeitlosigkeit, das sind gefühlte Äonen. Daher wirkt es so stark auf die Psyche.

    Ich hatte mit meinem expressiven Leben Glück – viele entwickeln unerklärliche Ängste vor dem Tod, da sie so lang mit ihm gelebt haben. Ich bin eher angezogen davon. Es gibt immer wieder Menschen in meinem Berufsleben, die gehen können, nachdem ich bei ihnen war, deren letzte Begegnung ich war. Ich strahle etwas aus, das sie loslassen lässt.

    Alle meine Symptome sind in den Büchern beschrieben

    Eine solche Liste (die zum Glück nicht komplett auf mich zutrifft, aber schon erschreckend bekannt klingt), stammt aus „Der allein gebliebene Zwilling“ von Peter Bourquin und Carmen Cortés.

    • Ich habe keinen Platz in meinem Leben
    • Ich verspüre ständig Angst
    • Ich sollte nicht hier sein
    • Niemand sieht mich wirklich
    • Es gibt keine Sicherheit, jederzeit kann etwas Schlimmes passieren
    • Ich bin traurig
    • Ich fühle mich einsam
    • Es fehlt mir etwas oder jemand
    • Ich habe meiner Mutter wehgetan und traue mich deshalb nicht, ihr zu nahe zu kommen.
    • Ich fühle mich schuldig
    • Ich muss mir das Recht zu Leben verdienen

    Eine sehr viel detailliertere Zusammenstellung, als Selbsttest gedacht, fand ich auf der Seite von Annett Petra Breithaupt. Hier wird der Zusammenhang zur Hochsensitivität noch einmal so richtig verdeutlicht:

    „Mögliche Auswirkungen auf Beziehungen

    • Ich muss viel tun, um eine erfüllte Beziehung zu haben
    • Ich werde immer allein sein
    • Nur mit dem/der Einen kann ich wirklich glücklich werden
    • Ich muss ständig mit jemanden zusammen sein
    • Ich kann nicht vertrauen, muss aufpassen, dass der/die Andere da bleibt
    • Ich muss den/die Andere retten, gesund machen, erfolgreiche machen, nur dann kann Liebe entstehen

    Einsamkeit, unstillbare Sehnsucht und das Bedürfnis nach symbolischer Verschmelzung (die gut gelebte Sexualität zwischen Erwachsenen fast unmöglich macht) kreieren unerfüllte Liebesbeziehungen, ebenso wie die ständige Angst vor Verlust, das nicht Aushalten können von wirklicher Nähe und sich nicht Einlassen können auf tiefe Bindung. Unerklärliche Schuldgefühle, retten und erhalten wollen um jeden Preis, übergroße Ängste vor Veränderungen. Solange das Trauma noch aktiv ist, bestimmt es oft die Partnerwahl.

    Mögliche Auswirkungen auf den Beruf

    • Ich muss für zwei/drei arbeiten – daraus resultiert Dauerüberforderung
    • Ich schaffe es nicht
    • Ich muss alles allein machen, kann nicht delegieren
    • Ich habe Angst vor dem Ende des Projekts, was kommt dann, Leere? Deshalb beende ich es lieber nicht
    • Ich darf nicht wirklich erfolgreich sein, wenn du nicht leben darfst

    Nicht selten wird der falsche Beruf gewählt (der, der mehr dem Potential des gegangenen Zwillings entspricht), so wird es immer anstrengend und erfolglos sein.

    Mögliche Auswirkungen auf die Finanzen

    • Ich darf nichts haben, weil der/die Andere ja nicht leben darf
    • Mir darf es nicht gut gehen, weil der Schmerz um den Verlust so groß ist

    Viel Geld in die Rettung und Erhaltung anderer stecken. Das können auch Projekte, Häuser, Autos, technische Geräte, Haustiere oder Besitz sein, der eigentlich nicht mehr wirklich zur aktuellen Lebenssituation passt. Es entsteht die Neigung alles doppelt zu kaufen.

    Mögliche Auswirkungen auf die Wohnsituation

    • Mir darf es nicht gut gehen (man lebt mit kaputten Dingen in einer unschönen Umgebung)
    • Ich habe keinen Raum
    • Ich darf mich nicht schützen
    • Ich kann nichts wegschmeißen

    Viele Betroffene haben auch zwei und mehr Wohnungen, zwischen denen sie ständig pendeln und immer mit Umzugskisten und Koffern leben.

    Schwierigkeiten, die eigene Identität zu finden

    • Wie es allein weiter geht
    • Ich kann mich nicht richtig abgrenzen, mir geht alles so nahe
    • Ich weiß immer, was mit Anderen los ist
    • Was ist wirklich meins? (Vor allem im Fühlen)
    • Was passt zu mir? (z.B. meine Kleidung, mein Lebensstil, meine sexuelle Identität)

    Verfolge ich meine Projekte oder meine Idee von jemand Anderem ohne es zu merken?

    Körperliche Auswirkungen

    • Ich bin immer zu schwach, zu kraftlos, zu antriebslos
    • Ich spüre mich nicht richtig, nur über große Reize
    • Ich bin nicht richtig bei mir, gehe ständig über meine Grenzen (z.B. zu viel Sport, zu viel Essen etc.)
    • Ich nähre mich nicht richtig (nutze mir zur Verfügung stehende Ressourcen nicht wirklich)

    Symptome betreffen oft die paarigen Organe (z.B. Augen, Schilddrüsen, Brust, Nieren) und die Körperbereiche, die sich beim Embryo gerade entwickelt haben, als der Bruder/die Schwester ging. Autoimmunerkrankungen zeigen den inneren Konflikt „ich will leben, will (darf) nicht leben“ am deutlichsten. Das Geschehen im Mutterleib, war für den Überlebenden eine real lebensbedrohliche Situation, da beim Verlust des Zwillings die Schwangerschaftshormone der Mutter sehr stark abgefallen sind, so gehen auch später viele gewünschte Lebensveränderungen mit starken Körperreaktionen einher, bis hin zu Panikattacken.“

    Wenn man um das Phänomen weiß, liegt es offenbar klar auf der Hand. Ich habe nach meinem Outing von einer guten Freundin die Rückmeldung bekommen, dass sie, seit sie mich kennt, dachte, ich könnte einen verlorenen Zwilling haben. Alles, was ich so über mich erzählte, hatte sie daran erinnert. Sie hat es aber nie laut ausgesprochen.

    Wie denn auch? Erst nachdem ich es wusste.

    Das hat mich sehr umgehauen.

    Ich möchte also wirklich gern dazu beitragen, dass das Thema bekannter wird. Unter anderem werde ich gerade bei Isa-Bianka und Julian Mack zum IOSA-Practitioner ausgebildet, um die Integralen Organisations-Strukturaufstellungen zu durchdringen. Ich muss wissen, wie das funktioniert! Im Zuge meiner integralen Coachingausbildung entstand mein Selbstheilungskurs „Umarme Deine Symptome …und aktiviere Deine Selbstheilungskräfte“, in den ich alle meine Erfahrungen fließen lasse.

    Ein möglicher Weg, herauszukriegen, ob man ebenfalls betroffen ist, ist also, es in einer Aufstellung zu erkennen. Und da kommt es wohl recht häufig vor, dass verlorene Zwillinge auftauchen. Es ist ja schon bekannt, wie bedeutsam ungeborene oder verstorbene Geschwister sind – ein weiteres verwandtes Phänomen.

    Ansonsten verlasse ich mich beim Erkennen, ob ich von einem Thema betroffen bin, ganz darauf, dass mein Körper sowas besser weiß als ich. Nachdem ich bei Bessel van der Kolk über eine Frau gelesen hatte, die während einer Narkose aufgewacht war, durchlebte mein System eine gefühlte halbseitige Lähmung und brachte mir die Erinnerung ins Bewusstsein, dass ich als Kind dasselbe erlebt hatte (noch ein Trauma, mit fünf Jahren von einer Mandeloperation mitgebracht!).

    Wenn ich nicht von diesem Körpererfahrungsspeicher und intrinsischen Körperwissen überzeugt wäre, würde dieser Artikel, mit dem ich Menschen, die es von sich nicht wissen, überhaupt erst darauf aufmerksam machen möchte, wenig Sinn machen. Ich denke, die Resonanz, die das Lesen im Körper erzeugt, wird zu der Erkenntnis führen, ob es ein Thema ist, das sich weiterzuverfolgen lohnt – oder nicht.

    Es ist wohl wie bei den meisten Blockaden. Wenn man sie benennen kann, sind sie schon fast integriert!

    Ich habe durch meine Begegnung mit Maria unglaublich viel gewonnen.

    Wer wissen möchte, wie die Geschichte weitergegangen ist: Vom 12. bis zum 21. Dezember 2022 veranstaltet Elke Brenner einen Kongress Lebender Zwilling – Vom Verlust zur Freude. Ich bin am 19.12. als Interviepartnerin dabei.

    Ein Plädoyer für das kreative Schreiben

    Warum fängt eine freiberufliche Logopädin, die ein zweites Standbein als Dozentin und ein weiteres Spielbein als Playing Artist und Coach hat und sich vor Aufträgen kaum retten kann, also nachweislich keine Zeit hat, an zu schreiben?

    Die Antwort ist ganz einfach: Weil ich wirklich gern schreibe und – wie mir immer wieder zurückgemeldet wird – wohl auch außergewöhnlich viel lese. Ich habe eine unfassbar große intrinsische Motivation, mich in spannende Themenfelder hineinzuarbeiten. Und das muss ja mal irgendwo landen!

    Ich bin immer noch jederzeit dankbar für jedes neu zu entdeckende Themenfeld, das Teilnehmer meiner Fortbildungen sich von mir wünschen. Das bedeutet, dass ich ganze Meter im Bücherregal zu bestimmten Themen durchgearbeitet und mit dem Besuch passender Fortbildungen vertieft habe. Ich brauche das. Ich möchte diesen Webseite nutzen, um mich mit meine Arbeit und Lebenswelt betreffenden Themen auseinandersetzen zu können, um sie letztendlich für mich neu aufzubereiten. Und warum sollen andere nicht an meinen Zusammenfassungen, Erfahrungen und Gedanken teilhaben?

    Das führt aber auch dazu, dass ich sehr häufig, wenn ich auf einen interessanten Blogtitel klicke und denke, dass mein Lesehunger nun gestillt würde, mit einer gewissen Enttäuschung zurückbleibe, wenn dieser nach wenigen Sätzen endet und mir klar wird, dass ich bereits vor dem Lesen mehr über das Thema wusste als nachher. Ich habe nie verstanden, wofür ein solcher Blog gut sein soll. Auch hier möchte ich IMMER ALLES berücksichtigt sehen. Ich werde mich also weder inhaltlich noch thematisch reduzieren.

    Ich konnte schon immer besser denken, wenn ich etwas aufgeschrieben hatte, konnte mir ein Fremdwort oder ein neues englisches Wort besser merken, wenn ich es geschrieben hatte oder zumindest wusste, wie man es schreibt. Das führte dazu, dass ich irgendwann mal darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ich tatsächlich ohne es zu merken mit den Fingern in die Luft schreibe. Scheint mir zu helfen.

    Ich führe auch immer irgendwelche Listen, gerne To-Do-Listen. Ich nutze Schreiben zur Entscheidungsfindung. Unvergessen ist die Pro- und Contra-Liste, anhand derer mir klar wurde, dass ich mit meinem damals noch ungeborenen ersten Sohn nur in meiner Muttersprache Friesisch würde reden können – egal, wie viele Kilometer ich von meiner Heimatinsel Föhr weg bin und dass niemand sonst in der Umgebung diese Sprache spricht. Aber da stand eben auf der Pro-Seite alles, was mit mit positiven Gefühlen, mit dem Herzen zu tun hatte, und auf der Contra-Seite nur irgendwelche diffusen Ängste und Befürchtungen. Schwarz auf Weiß lag die Lösung vor mir.

    Ohne Notizbuch gehe ich kaum aus dem Haus. Ich führe außerdem Tagebuch, seit ich fünfzehn bin, und einiges davon kann ich heute noch gut lesen. Schreiben lässt mich nicht vergessen, Schreiben strukturiert mich. 

    Britta Weinbrandt - Kreatives Schreiben - Luzides Schreiben

    Ich versuchte mich also irgendwann auch in kreativem Schreiben. Ein paar Geschichten brachte ich für den friesischen Erzählwettbewerb „Ferteel iinjsen“ zu Papier, z.B. war  „Wüfensbeschük“ die erste.

    Als ich davor einmal Julia Camerons zwölfwöchiges Kreativitätstraining „Der Weg des Künstlers“ durchgeführt hatte, hatte ich ein wohl eher ungewöhnliches Erlebnis gehabt. Bis heute nutze ich in intensiven Arbeitsphasen ihre Idee, per „Morgenseiten“ mir alles ungefiltert und unzensiert von der Seele zu schreiben, was im Kopf herumschwirrt, bevor ich mich an etwas heransetze. Bei der Aufgabe, mir einen positiven Brief aus der Zukunft und einen aus der Vergangenheit zu schreiben, hatte ich gerade angesetzt, ein paar fiktive Dankessätze an mich aus meiner Kindheit zu formulieren, als – offensichtlich – mein Inneres Kind die Führung über meine Hand übernahm und sich weigerte, weiterzuschreiben. Meine Hand blockierte dermaßen, dass ich seitenweise einfach nur Kreise kritzeln konnte, die bis auf die nächsten Seiten durchdrückten, weil sie sich erst freischreiben musste. Anschließend schrieb mein Inneres Kind mir unverblümt und negativ, wie es ihm wirklich ging, und teilte mir auch mit, was es von mir brauchte.

    Britta Weinbrandt - Begegnung mit dem inneren Kind

    In den folgenden Monaten kamen schließlich auch andere Persönlichkeitsanteile meines Inneren Teams zu Wort, woraus sich zunehmend Schreibdialoge ergaben. Im weiteren Verlauf konnte ich einfach auf einem Blatt eine Frage formulieren und meine Hand schrieb mir eine Antwort dazu auf. Mir ist klar, dass das vielleicht schräg klingt, aber es erklärt hoffentlich meine unbedingte Überzeugung, dass Schreiben befreit, dass es tiefere Persönlichkeitsschichten aufdecken kann, dass man sich selbst dadurch ein Stück besser kennenlernen kann und dass es wirklich auch gesund ist, es einfach zu tun.

    Inzwischen nehme ich auf diese automatisch schreibende Art und Weise sogar Kontakt auf mit meinen Vorfahren. Die Ahnenheilung ist ein weiterer Baustein meines Selbstheilungsprozesses geworden. Die Verbindung mit einem meiner Ururopas half mir durch eine Krise, als diese wunderschöne Weisheit durch meine Hand aufs Papier floss : „Wenn du dir schon die Frage stellst, ob du in einem Feld du selbst sein kannst – dann ist es nicht dein Feld. Denke größer. Erschaffe dein eigenes Feld.“ Das hätte ich so nie formulieren können! Nehme ich mir sehr zu Herzen.

    Einmal machte mich eine Händigkeitsberaterin zwischen Tür und Angel darauf aufmerksam, dass sie mich ja wohl nicht zu diagnostizieren bräuchte und gab mir die Aufgabe, selbst darauf zu achten, wie viel ich mit der linken Hand mache. In der Grundschulzeit hatte ich einen Kampf durchlebt, aus dem Gekrickel, das ich – meine Linkshändigkeit nicht ahnend – nur zustande brachte, eine weiche und fließende Handschrift zu formen. Daher war ich eigentlich dagegen entschieden, eine Rückschulung auf eine Linkshänderschrift zu beginnen. Die Schwungübungen aber, die ich mit Wachsmalern mit meiner ungeschickten linken Hand ausführte, fühlten sich so wunderbar an, dass ich dann doch weitermachte. Mein Fazit ist, dass es sich auch auch auf rein motorischer Ebene einfach gut anfühlt, Schreibbewegungen zu machen. Später lernte ich dann den „Schreibtanz“ kennen, bei dem man beidhändig Stifte zur Musik an der Wand auf riesigen Papieren bewegt, und das ist tatsächlich sehr angenehm und befreiend.

    Es ist also nicht nur das Schreiben an sich, sondern auch das Schreiben mit der Hand insbesondere, das mich antreibt. Die Kinderbuchautorin Cornelia Funke beschreibt in einem Zeit-Interview: „Als ich zum ersten Mal wieder mit der Hand ein Manuskript verfasste, hatte ich das Gefühl, dass mir jemand das Spielen zurückgegeben hatte. Die Hand macht einem deutlich, dass man mitten im Formulieren und Kreieren steckt.“ Sie stellt dabei auch die Freiheit heraus, die in der „Ineffizienz“ des Handschriftlichen liegen kann. Ich selbst habe sogar schon beim Gehen etwas verfasst:

    Gehgedicht - Arts and Change-Coaching Britta Weinbrandt

    Dabei ist es mir gar nicht wichtig, dass unbedingt etwas Produktives dabei herauskommen muss. Im Gegenteil mache ich es wirklich eher für mich selbst und nutze den kreativen Prozess des Schreibens für andere Dinge, die dann freigesetzt werden.

    Große Nachwirkungen bis heute hatte ein Workshop „Art in Nature“, den ich im Rahmen meines Studiums mitgemacht habe. In der wüsten Dünenlandschaft Fuerteventuras erhielten wir die Aufgabe, etwas zum Thema Grenze/Grenzenlos zu gestalten. Ich hätte ein Muster in den Sand ritzen können, aber mir kamen Worte. Die ich in mehreren Durchgängen in meinem Tagebuch neu sortierte und zusammenstellte.

    Für mich ist in dem spontan entstandenen Text plötzlich der Titel enthalten gewesen, den ich viele Monate später schließlich meinem Blog – den ich eigentlich Artikelsammlung nennen sollte – geben „musste“. Und darüber brauchte ich nicht mehr lange nachzudenken. Und das ist genau der Punkt! Das, was daraus entstehen kann, wenn man sich einem Schreibfluss hingibt. Ich traue mich mal, den Text an dieser Stelle zu veröffentlichen. Wie man unschwer merkt, hat er nur für mich eine spezielle Bedeutsamkeit.

    Time
    The final frontier
    Doctor, Doctor, gimme the news
    Bin ich frei?
    Bin ich brtt?
    Bin ich im Hier und Jetzt?
    Bin ich zu intensiv?               
    Will ich zuviel?
    Jümmers mit’n Kopp döör de Wand?
    Wo fange ich an und wo höre ich auf?
    If I could save Time in a Bottle –
    würde ich das wollen?
    A Tear through the Fabric of Time –
    brauche ich das?
    Was brauche ich, um mich wohlzufühlen?

    Spiegelneurone nerven
    Mitschwimmen oder mitgerissen werden
    Schwimmen im Brit Pool
    Sometimes I feel…
    IMMER ALLES

    Wibbly Wobbly Timey Wimey
    Jede Entscheidung, die ich treffe,
    kreiert ein Paralleluniversum

    Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser
    No trespassing
    No crowdsurfing
    No woman no cry –                   
    It’s a bit more complicated than that

    Und was soll die Telekom von mir denken?

    Finde Pogo auf der Metaebene
    Dauer Wechsel Nähe Distanz
    fluide kristallin transparent opaque
    Die Erfolgreichen sagen: Fuck off!

    I’m holding the key (to the TARDIS)
    Was ich brauche ist
    – unvermittelten Ausbruch in Tanz und Gesang
    – Freiheit im Innen
    – selektiv-aggressiven Kakofeminismus

    Worse than everybody’s Aunt –
    Die Grenze bin ICH.

    Vielleicht erkennt der eine oder andere Eingeweihte höchstens, dass ich damals offensichtlich viel Dr. Who geguckt habe… Worum es hier hauptsächlich geht, ist der Effekt, den dieser Text für mich hatte. Ich nutze das kreative Schreiben (und nicht nur das) häufig auch in meinen Seminaren, um neue Themen auf persönliche Art einzuführen und gleich in die Tiefe zu gehen.

    Oft sind mir schon die Tränen gekommen, aus Rührung oder vor Lachen, wenn jemand sich anschließend traute, seine Worte vorzutragen. Ich habe bereits Pamphlete vernommen, Gedichte, ein Märchen, einen Werbetext, eine Liste, Oden oder sogar ein selbst erstelltes Kreuzworträtsel. Ich bin stets reich beschenkt worden.

    Britta Weinbrandt - Kreatives Schreiben - Kühlschrankmagnete

    Ich möchte diesen Funken, den mir das Schreiben eröffnet, gern weiter in die Welt tragen.

    Also habe ich mir vorgenommen, mich ebenfalls zu trauen, mit meinen Texten auch mal in die Öffentlichkeit zu gehen. Mit meinen Selbstzertifizierungen habe ich Jahre später einen zu mir passenden Weg dafür gefunden.

    Ich gebe in meinem Selbstzertifizierungskurs Impulse und ich schreibe Artikel über genau die Dinge, die mich beschäftigen. Und da bin ich nicht eingeschränkt. Das kann IMMER ALLES sein.

    Als Museumsjunkie, Spiel- und Theaterpädagogin, als Playing Artist und und in meinem Studium des kunstanalogen Coaching habe ich vielfältige Erfahrungen mit angewandter Kunst gemacht.

    Ich habe eine Neigung zu bunten Assoziationsketten und lasse mich gern selbst überraschen, wo ich als nächstes lande.

    Das Feld, auf dem ich mich momentan austobe, ist das der Träume. Ich habe das luzide Träumen für mich entdeckt und darüber kam ich zu Clare Johnson und dem luziden Schreiben.

    Der Unterschied, den das Eintauchen in mein eigenes Unbewusstes für mich macht, ist enorm. Anstatt andere Menschen zu befragen, was denn dies oder das Traumsymbol oder Symptom oder welche Lebensäußerung auch immer symbolisch bedeuten möge, erfahre ich hier eine Möglichkeit, ganz in mein eigenes Inneres abzutauchen.

    Für mich ist ganz klar: Es bringt mir nichts, in irgendwelchen Büchern nach Lösungen zu suchen, oder in Listen zu gucken, wie jemand anders das, das mir widerfährt, wohl interpretiert.

    Die Bedeutung, die mein Leben für mich hat, die kann ich nur selbst ihm geben.

    Und ich tu das schreibend.

    Gefühle werden nicht dement

    Herr Müller schlief schlecht, denn wann immer seine Frau aufstand, musste er sie suchen, damit sie nicht irgendwo hilflos herumirrte. Wenn sie morgens endlich ruhig schlief, stand er trotzdem wieder auf, um in Ruhe das Frühstück vorbereiten zu können.

    Danach erst weckte er seine Frau und brachte sie ins Bad, wo sie sich gegen seine pflegerischen Versuche, sie zu waschen und zu wickeln, tatkräftig zur Wehr setzte. Beim Frühstück musste er die zarte Person mit dem Stuhl so eng wie möglich zwischen Tisch und Wand einklemmen, da sie sonst unaufhörlich aufgestanden wäre. Die Wohnung war bereits komplett von herumliegenden Gegenständen geräumt. Waschbeckenstöpsel, Schranktüren, Besteckschublade etc. waren zu ihrem Schutz abgesichert. Allein lassen konnte er seine Frau unter keinen Umständen. An manchen Tagen hatte Herr Müller Glück. Dann begrüßte sie die Nachbarin auch beim wiederholten Treffen mit einem begeisterten: „Wir haben uns aber lang nicht mehr gesehen!“ An schlechten Tagen konnte sie durchaus auch mit einem Handfeger in der Hand hinter ihrer Nachbarin her jagen…

    1,4 Millionen Menschen sind in Deutschland von Demenz betroffen. Zwei Drittel von ihnen erhalten die Diagnose Alzheimer. Jährlich treten fast 300 000 Neuerkrankungen auf. Wenn ihre Anzahl auch innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte prozentual gesunken ist, wird aufgrund der demographischen Entwicklung die Zahl der Demenzkranken weiterhin kontinuierlich steigen. Bis 2050 könnte sie sich verdreifachen, jeder Dritte Betroffene wird dann älter als 90 sein. Rund 70 Prozent aller demenzkranken älteren Menschen werden von ihren Familienangehörigen betreut, meist ihren Lebenspartnern oder ihren häufig noch berufstätigen Kindern. Die dadurch entstehende Belastung ist ein sehr komplexes, mehrdimensionales und dynamisches Gefüge und ist in jedem Betreuungsfalle höchst individuell.

    Herr Müller erlebte auch schöne Momente mit seiner Frau. Wenn sie ruhig war und sich an ihn lehnte, ihm zärtlich über das Gesicht strich und ihn anlächelte, dann war er glücklich. Die Pflegetätigkeit kann den Angehörigen Kraft geben und als positiv und sinnstiftend empfunden werden, allein durch das Wissen, dass dadurch dem Erkrankten ein Leben in seinen eigenen vier Wänden ermöglicht wird. Pflegende stehen jedoch in dauerhafter Verantwortung und Bereitschaft. Sie haben kaum Möglichkeiten, die kräftezehrende Begleitung des fortschreitenden körperlichen und persönlichen Verfalls der ihnen nahestehenden dementen Person in einem angemessenen Trauerprozess zu verarbeiten. Eine Demenz kann zu schwerwiegenden Veränderungen im Denken, Fühlen und Verhalten des Kranken führen. Es besteht eine erhöhte Gefahr, dass durch diesen zunehmenden Wandel des Demenzerkrankten vermehrt Ärger und Konflikte auftreten. Häufig wird dadurch ebenfalls die Beziehung zwischen dem Demenzerkrankten und seiner pflegenden Bezugsperson negativ beeinträchtigt.

    Wenn Betreuungspersonen keine ausreichende Unterstützung und Entlastung, z.B. von weiteren Angehörigen oder durch professionelle Helfer erfahren, dann kann die stetige Belastung zu chronischem Stress und stark ausgeprägter körperlicher Erschöpfung führen. Diese mündet schließlich in einer Verschlechterung des eigenen Gesundheitszustandes. Pflegende haben ein nachweislich erhöhtes Krankheitsrisiko und zeigen zu über 50 Prozent mehr körperliche Beschwerden als der Durchschnitt der Bevölkerung. Zugleich liegt der Anteil an depressiven Störungen mindestens doppelt so hoch wie in der Normalbevölkerung, welches durch die aufgrund der Pflegesituation entstandenen eingeschränkten Freizeitaktivitäten und eine daraus resultierende mögliche soziale Isolation erklärt werden kann. Sogar das Risiko, selbst an Demenz zu erkranken, scheint bei Angehörigen dementer Menschen erhöht zu sein

    Jede Pflegekonstellation ist einzigartig und abhängig von Rahmenbedingungen wie dem Grad der fortgeschrittenen Demenz und der daraus folgenden Intensität der notwendigen Betreuung. Von einer weiteren Veränderung in Richtung einer Verschlechterung der Situation durch weiteren kognitiven Abbau des Erkrankten muss in jedem Falle ausgegangen werden. Die Wahrnehmung der individuellen Belastung einer pflegenden Person ist jedoch von der jeweiligen Pflegebelastung relativ unabhängig und zeigt sich entscheidend geprägt von den besonderen Bewältigungsstrategien, die jeder Einzelne im Laufe seines Lebens erworben hat. Daher ist der Aspekt der Pflegebelastung als ein veränderbarer Faktor im Bedingungsgefüge der Pflegesituation einzustufen und beispielsweise in einer Reihe mit dem grundsätzlich durchführbaren Umbau in eine möglichst pflegegerechte Wohnung zu nennen.

    Pflege kann nur gut gehen,
    wenn es den Pflegenden selbst gut geht

    – Birgit Jansen –

    Die Fähigkeit des Pflegenden zur Selbstsorge nimmt dabei eine Schlüsselposition ein: Wer sich fundiert und gründlich über die Demenzkrankheit informieren konnte und dadurch eine größere Sicherheit im Umgang mit seinem Angehörigen erlangt hat, ist weitgehend davor gefeit, Unmögliches von sich zu verlangen. Der Kontakt zu anderen Betroffenen kann darüber hinaus eine gute Möglichkeit sein, sich auszutauschen. Wem das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe nicht möglich erscheint: Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft ist seit 2002 unter den Telefonnummern 030/259 37 95 14 (Festnetz) oder 01803/17 10 17 (0,9 ct/min) zu erreichen und steht jedem Anrufer beratend zur Seite. Mit gleichgesinnten Unterstützern wird es zudem leichter fallen, organisierte Hilfen wie ambulante Pflegedienste, Tagespflege oder Kurzzeitpflege ohne schlechtes Gewissen und innere Selbstvorwürfe anzunehmen, um in diesen Ruhepausen wieder eigene Kraft schöpfen zu können. Diese neu gewonnene Kraft kommt schließlich auch wieder dem Angehörigen zugute!

    Ein wichtiger und veränderbarer Kontextfaktor ist in den Merkmalen der bestehenden Beziehung zum dementen Angehörigen zu sehen und die Qualität der Beziehung sowohl vor als auch nach der Erkrankung zu berücksichtigen. Der emotionale Zustand des Pflegebedürftigen sowie die Intensität der Bindung zu ihm spielt eine große Rolle. Die gesamte Lebensqualität aller Beteiligten wird nachweislich verbessert, wenn Angehörige Verständnis für die Veränderungen im Verhalten des Betreuten aufbringen können, indem sie fundiertes Wissen um die Krankheit erwerben und damit einen möglichst entspannten Umgang mit der Demenz aufbauen können. Eine verbesserte Beziehungsebene kann sogar den Fortschritt des Krankheitsverlaufes verzögern.

    Britta Weinbrandt - Kommunikation bei Demenz

    Training für Angehörige und Pflegekräfte

    In dem vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Leuchtturmprojekt Demenz haben Julia Haberstroh und Dr. Johannes Pantel am Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt ein Trainingsangebot zur Verbesserung der Kommunikation in der Betreuung demenzkranker Menschen entwickelt. Haberstroh und Pantel stellen anschaulich dar, wie die individuellen Stärken der Demenzkranken erkannt, gefördert und genutzt werden können, um bestehende Schwächen zu umschiffen und die Kommunikation auch in weiter fortgeschrittenen Stadien aufrecht zu erhalten.

    Kennt man einen Menschen mit Demenz,
    kennt man EINEN Menschen mit Demenz.

    – Julia Haberstroh und Johannes Pantel –

    Angehörige und professionell in der Pflege Tätige erfahren beispielsweise in diesen Trainings, dass jede Betreuungssituation einzigartig ist. Ziel ist es, die Kommunikationskompetenz von pflegenden Angehörigen gegenüber den betreuten Demenzkranken zu verbessern. Pflegende Angehörige lernen kommunikative Stärken und Schwächen von Demenzkranken kennen. Die Teilnehmer werden als die Experten für ihre Angehörigen gesehen, denn sie wissen, was für die zu pflegende Person das Beste ist. Es geht um Hilfestellungen im gemeinsamen Expertenaustausch. Anhand alltäglicher Beispiele wird erklärt wie individuelle Stärken der Demenzkranken erkannt, gefördert und genutzt werden können, um Schwächen zu umgehen und Kommunikation aufrecht zu erhalten. Für eine funktionierende Kommunikation bedarf es verschiedener Fertigkeiten. Im Trainingsprogramm wird besonders auf „Aufmerksamkeit“, „Behalten“ und „Verstehen“ eingegangen. Sie sind bei Demenzpatienten – je nach Krankheitsstadium – unterschiedlich stark beeinträchtigt. Die Teilnehmer erarbeiten Strategien zum Umgang mit demenzkranken Menschen, die in einer individuellen Betreuungssituation hilfreich sind. Verständnis und das Wissen über die Kommunikationsschwierigkeiten mit Demenzkranken können für einen entspannten Umgang sorgen, zu mehr Lebensqualität beitragen und die Belastung der Angehörigen reduzieren.

    Die Möglichkeiten der Kommunikation sind bereits im recht frühen Stadium der Demenz eingeschränkt, welches eine besondere Belastung für alle Pflegenden darstellt. Demenzerkrankte können je nach Erkrankungsdauer Schwierigkeiten haben, Gesprächen zu folgen oder stellen beispielsweise immer wieder dieselben Fragen. Da demente Menschen selbst über keine kommunikationsförderlichen Strategien mehr verfügen, liegt die Verantwortung für eine gelingende Kommunikation gänzlich bei den Angehörigen. Wenn sich Angehörige in angespannten Situationen über den Betroffenen ärgern, dann können sie ungünstig reagieren, indem sie z.B. kritisieren und auf Fehler hinweisen oder laut und vorwurfsvoll werden. So kann sich dann eine Abwärtsspirale entwickeln, die letztlich auch den Verlauf der Krankheit negativ beeinflusst.

    Kommunikationstipps für den Umgang mit Demenzerkrankten

    Es gibt einige Merkmale der Kommunikation, die sich bei vielen Dementen beobachten lassen:

    • Die meisten der erkrankten Menschen sind problemlos in der Lage, ihre Aufmerksamkeit stark zu fokussieren, es gelingt ihnen jedoch nur sehr schwer, ihre Aufmerksamkeit zu teilen. So nehmen sie beispielsweise selten wahr, wenn sie aus dem Nebenraum gerufen werden. Auf dieses Phänomen kann im Kontakt mit ihnen jedoch leicht Rücksicht genommen werden: Schalten Sie Hintergrundgeräusche aus und setzen Sie eine deutliche Körpersprache oder auch Körperkontakt ein, um die Aufmerksamkeit entsprechend zu lenken.
    • Auch wenn die frühere Beziehung aufgrund der fortschreitenden Symptomatik verlorengegangen ist, so kann der Umgang mit dem Erkrankten dennoch weiterhin an altbekannten Vorlieben und Kompetenzen ausgerichtet werden: Ein Naturliebhaber kann nach wie vor zu Spaziergängen angeregt und auf die umgebende Flora und Fauna angesprochen werden. Ein Kunstliebhaber kann mit verschiedenen Materialien zu Ausdruckstätigkeiten inspiriert werden, ein Opernliebhaber mit Musik.
    • Ebenso hilfreich, um die Aufnahme einer neuen Information zu gewährleisten, kann das bewusste Sprechen in kurzen Sätzen sein, das eine komplexe Aussage in kürzere Einheiten von nur einer Information pro Satz aufteilt. Der Sachverhalt „Ich muss noch einmal kurz ‚rüber zum Kaufmann gehen, weil ich vergessen habe, Kartoffeln zu kaufen. Ich erwarte allerdings ein Paket, daher wäre es mir sehr wichtig, dass Du zur Tür gehst und dem Postboten aufmachst, wenn er klingelt“, sollte dementsprechend verkürzt, in kurzen Sätzen mit einer Information pro Satz, mitgeteilt werden: „Ich muss kurz einkaufen. Wir brauchen Kartoffeln. Ich warte auf den Postboten. Der Postbote klingelt gleich. Mach‘ du bitte dem Postboten die Tür auf! Ich bin gleich wieder da.“
    • Das WIE wird demnach leichter erfasst als das WAS des Gesagten. Daher ist es wichtiger, Anerkennung, Wertschätzung und Geborgenheit zu vermitteln und somit neue Zugangsmöglichkeiten zu eröffnen, als auf einen Fehler hinzuweisen und sich in eine fruchtlose Diskussion zu verstricken. Wenn es beispielsweise notwendig ist, verschmutzte Kleidung zu wechseln, kann man, anstatt auf das Missgeschick aufmerksam zu machen, darum bitten, doch heute einmal das schöne neue Stück anzuziehen, das so fantastisch gut an ihm aussieht – damit erhält der Pflegebedürftige die Möglichkeit, dem Gesprächspartner einen Gefallen zu tun und erfährt somit Anerkennung und Wertschätzung.

    Die Bedeutung einer neuen Information wird nicht immer verstanden und noch seltener behalten, sehr wohl aber spüren Demente, dass eine Botschaft authentisch ist und sich Zeit für sie genommen wurde. Die Fähigkeit des Erspürens auf der emotionalen Ebene bleibt dem Demenzkranken weitgehend erhalten. „Das Herz wird nicht dement.“ Frustrierende Kommunikationserlebnisse werfen die Erkrankten auf ihre Schwächen zurück und wirken krankheitsverschlimmernd. Hingegen stärkt ein ressourcenbewusster Umgang mit der Demenz die Beziehungsebene und beugt dem Verstummen vor.

    Britta Weinbrandt - Kommunikation mit Demenz

    Wie Demenz von Altersvergesslichkeit abgegrenzt wird

    Anzeichen von Vergesslichkeit sprechen nicht gleich für eine beginnende Demenz, sie gehören zum physiologischen Alterungsprozess, der mit rund 50 Jahren beginnt. Die kognitive Leistungsfähigkeit nimmt jedoch im Alter nicht automatisch ab, sondern wandelt sich lediglich: die so genannte fluide Intelligenz (angeborene Fähigkeiten, die kaum durch die Umwelt beeinflussbar sind, wie z.B. logisches Denken, Problemlösung) nimmt ab, während die kristalline Intelligenz (Fähigkeiten, die im Laufe des Lebens erworben werden, z.B. Bewegungsabläufe) weitgehend erhalten bleibt. Bei Menschen mit Demenz nimmt nicht nur das Erinnerungsvermögen ab, sondern auch die allgemeine Fähigkeit, zu denken. Insbesondere gelingt es ihnen zunehmend schwieriger, Zusammenhänge zu erfassen. Daher ist es in der Prävention von Demenz auch sinnvoller, sich neue Dinge beizubringen, wie z.B. jonglieren, anstatt Sudokus oder Kreuzworträtsel auszufüllen, die von Könnern auswendig heruntergeschrieben werden können und keine Herausforderung mehr darstellen.

    Wenn die Symptome über ein halbes Jahr andauern, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Besondere Warnzeichen sind, wenn Betroffene bereits auf wahrnehmbare Verwirrtheit angesprochen werden und sich nicht mehr herausreden können, und wenn Orientierungsstörungen in eigentlich bekannter Umgebung auftreten. Auch das Hinzukommen von Wortfindungsproblemen sollte beachtet werden. Bei fortschreitender Demenz verändert sich die gesamte Persönlichkeit, und der Betroffene benötigt zunehmend umfassende Hilfe von seinen Angehörigen.

    Der Arzt wird umfassende körperliche und neuropsychologische Untersuchungen einleiten. Der bekannteste Demenztest, der Mini-Mental Status, besteht beispielsweise aus Fragen bezüglich der räumlichen und zeitlichen Orientiertheit, stellt Aufgaben zur Merkfähigkeit im Kurzzeitgedächtnis mit wiederholender Nachfrage nach einigen Minuten, lässt Gegenstände benennen, kleinere Rechenoperationen ausführen, Figuren nachzeichnen etc. Er wird meist in Kombination mit dem Uhrentest durchgeführt, bei dem der Patient gebeten wird, das Zifferblatt einer Uhr aufzuzeichnen und eine Uhrzeit einzutragen. Ausschlaggebend ist hierbei jedoch nicht nur das einzelne Testergebnis, sondern insbesondere die Dokumentation wiederholender Testdurchführungen im Vergleich, wodurch der Verlauf der dementiellen Entwicklung aufgezeichnet werden kann.

    Die Texte in diesem Blogbeitrag wurden 2015 unter Kooperation mit dem Osterberg-Institut in der Reihe „Fit fürs (Berufs)leben“ verfasst und im sh:z Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag publiziert, mit einer Rezension des dazugehörigen Vortrages „Kommunikation mit Demenzerkrankten“. Bereits im August 2015 führte Kerrin Ketels vom Friisk Funk mit mir daraufhin ein Radiointerview auf Friesisch. 2017 bat mich das „Wirtschaftsmagazin für erfolgreiche Therapiepraxen – unternehmen praxis“ um ein Interview über Gerontologopädie.