Alle Beiträge von britta

Vom Elterngespräch zur Bildungs- und Erziehungspartnerschaft

Elterngespräche können zwischen Tür und Angel stattfinden oder als Entwicklungsgespräch anhand gesammelter Materialien und Dokumentationen vorbereitet werden.

Gängige Methoden der Gesprächsführung wie Aktives Zuhören und Ich-Botschaften wirken, wenn sie empathisch und authentisch gegenseitige Wertschätzung widerspiegeln.

In diesem Seminar geht es anhand von Übung und Reflexion um das Finden einer Haltung, aus der heraus eine gelungene Kommunikation mit Eltern erreicht werden kann.

Hilfreiche Verhaltensweisen zur Vorbereitung eines ressourcen- und lösungsorientierten Gespräches werden erarbeitet.

  • Methoden der Gesprächsführung
  • Reflexion: Was begünstigt Elterngespräche?
  • Formen der Elternarbeit
  • eigene Haltung

Auf dem Weg zur Bildungssprache durch Förderung der kindlichen Sprachkompetenz

Kinder mit reichhaltigen Literacy-Erfahrungen in der frühen Kindheit haben auch längerfristig Entwicklungsvorteile, sowohl im Bereich der Sprachkompetenz als auch beim Lesen und Schreiben, denn diese gehören nachweislich zu den wichtigsten Grundlagen für den Schulerfolg und für die Bildungslaufbahn von Kindern.

In diesem Seminar wird thematisiert, wie Erzieherinnen ein kindgerechtes und dialogorientiertes Betrachten von Bilderbüchern anbieten, anregendes Erzählen mit Kindern fördern und eine Metasprache, das Sprechen über die Sprache selbst, einführen können.

  • Was sind Literacy-Fähigkeiten?
  • Bilderbuchbetrachtung – Vorlesen
  • Wie gestalte ich eigene Erzählungen?
  • Wie unterstütze ich Kinder beim Erzählen?
  • Metakognition – Metasprache
  • Förderangebote in der Kita

Bildungs- und Lerngeschichten

Ein ressourcenorientiertes Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren

Bildungs- und Lerngeschichten schaffen eine Grundlage für die Kommunikation im Kita-Team, mit den Eltern und Kindern und wirken nachhaltig sprach-, begabungs- und partizipationsfördernd. Durch bewusste Beobachtung und ansprechende Dokumentation der kindlichen Lernprozesse im Portfolio können Erzieher kindliche Interessen und Kompetenzen anerkennend wahrnehmen und darauf aufbauend weitere Entwicklungsschritte und Lernerfolge gezielt fördern.

Ich selbst darf in diesem Seminar immer wieder als Negativbeispiel herhalten. Freiwillig. Inzwischen verkaufe ich das als Prioritätensetzung. Andere nennen es Schätze heben bzw. Stärken stärken.

Die Wahrheit ist: Ich bastele nicht gern.

Schon im Kindergarten hat man mich nicht in der Bastelecke vorgefunden. Aus Gründen. Warum muss heute jeder ein Universalgenie sein? Ich wurde mit meinen – zugegebenermaßen eingeschränkten – ausschließlich sprachlichen Fähigkeiten gefördert. Meine Grundschullehrerin ließ den Rest der Klasse in Rechtschreibung gegen mich antreten. Mein Plattdeutsch- und Religionslehrer nahm mich in seine Kasperletheatergruppe auf. Er weiß heute noch genau, welche Weiche er da für mich stellte. Mit meiner 3 in Mathe hätte mich heute niemand auf ein Gymnasium gelassen.

Ich hätte als Kind dieser Zeit wohl keine Chance mehr, in meinen Stärken gesehen zu werden.

Ich bin der Meinung, dass wir Menschen alle unsere Defizite kompensieren können – wenn man uns lässt. Ich selbst bin das beste Beispiel dafür, dass man ohne nennenswerte motorische oder mathematische Veranlagung etwas werden kann.

Allerdings musste ich durch einen tiefen Sumpf der Unwürdigkeit und gefühlten Dummheit waten, bis ich das an mir schätzen konnte, was ich kann – und nicht an der langen Liste der Dinge zerbrach, die ich nicht kann – und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nie können werde.

Alles was ich brauchte war jemand, der mich gesehen hat.

Das war wirklich alles.

Ein Pädagoge kann ein Menschenleben für immer verändern.

Und heute gehe ich in Kitas und rede vom positiven Blick. Fühlt sich gut an.

„Du willst doch nicht ernsthaft sagen, dass ein auffälliges Kind sich verändert, wenn ich einen anderen Blick auf es bekomme?“

So lautete einmal die intelligente Nachfrage einer Teilnehmerin dieses Seminares.

Und ja, genau das sage ich.

Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie das bewirken kann, wenn sie als Erwachsene doch selbst gar nicht involviert ist in die Konfliktsituationen, die das Kind mit anderen Kindern hat.

Ich glaube, dass wir nicht nicht involviert sein können.

Ich bin überzeugt davon, dass das Kind es spürt, wenn ich ihm gegenüber eine andere Erwartungshaltung an den Tag lege – dass ich es für möglich und denkbar halte, dass es sich neu verhält. Daraufhin wird es sein Verhaltensrepertoire erweitern und nach und nach seine Schublade in meinem Kopf verlassen können. Es wird sich darüber ehrlich freuen, nicht mehr so festgelegt zu werden, sich öffnen und das nach außen ausstrahlen.

Und das wiederum spüren sofort die anderen Kinder und verhalten sich ihm gegenüber ebenso neu.

Alle sind ein Stück befreit von den Rollen und Zuschreibungen, die sie von den Erwachsenen unreflektiert übernommen haben.

Und schwupps hat mein veränderter Blick für das Kind eine neue Welt geschaffen.

Alles, was es braucht, ist Vertrauen. Und vielleicht ein bisschen Handwerkszeug. Wie die Bildungs- und Lerngeschichten es mit ihrem wertschätzenden Menschenbild anbieten.

Mögliche Inhalte:

  • Bildung und Lernen in der frühen Kindheit
  • Der Ansatz der Bildungs- und Lerngeschichten
  • Zeitlupenbeobachtung und ihre Analyse nach Lerndispositionen
  • Das Verfahren der Bildungs- und Lerngeschichten
  • Verfassen einer Lerngeschichte
  • Nächste Schritte der Förderung
  • Austausch mit den Kindern: Förderung des Dialoges
  • Erfahrungsaustausch und Reflexion

Besonderheiten der Sprachförderung: Mundmotorik und phonologische Bewusstheit

Störungen der Sprachentwicklung haben vielfältige Ursachen und treten in verschiedenen Bereichen auf. Erzieherinnen können alltagsintegriert durch ein gutes Sprachvorbild wirken.

Manchmal weisen sprachauffällige Kinder jedoch Schwächen in der Koordination und Wahrnehmung der Mundmotorik, insbesondere der Lippen-, Wangen- und Zungenmuskulatur auf. Hier kann durch spielerische Übungen eine Sensibilisierung und Stärkung der Mundmuskulatur gefördert werden: Bei Kindern beliebte Saugübungen, Pusteübungen und mundmotorische Spiele werden in Bezug auf die Förderung der Artikulation erklärt und durchgeführt.

Bereits vorschulisch können Kinder die Fähigkeit trainieren, Wörter in Silben zu zerlegen, Silben zu einem Wort zusammenzufügen, Reime und Anlaute zu erkennen, aus Lauten ein Wort zu bilden oder ein Wort in seine Laute zu zerlegen.

Übungen zur phonologischen Bewusstheit  dienen der Prävention von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten im Schulalter. Gängige Screeningverfahren und die Elemente der phonologischen Bewusstheit in Theorie und Praxis werden vorgestellt. Ebenso geht es um Anschauungsmaterial und in Kindertagesstätten gängige Übungsprogramme.

  • Kindliche Ausspracheentwicklung und -störungen
  • Förderung der Mundmotorik
    • Mundmotorische Funktionen von Atmung, Lippen, Zunge, Wangen-/Kaumuskulatur und Gaumensegel
    • Mundmotorische Funktionsstörungen und ihre negativen Auswirkungen auf den gesamten Organismus
    • Vorstellung und Durchführung zahlreicher mundmotorischer Übungen, Puste- und Saugübungen
  • Förderung der phonologischen Bewusstheit
    • Definitionen und Modelle
    • Erhebungsverfahren und Aufgabenbereiche
    • Förderung der phonologischen Bewusstheit
    • Trainingsprogramme
    • Praktischer Teil: eigene Ideensammlung

Sprachentwicklung einschätzen: Beobachtung, Screening und Test

Erzieherinnen erzählen mir immer wieder die gleiche Story:

Ein Kind hat sich sprachlich nicht ausreichend entwickelt. Da gibt es klare Marker, z.B. wenn das Kind die 50 Wörter-Grenze mit zwei Jahren noch nicht erreicht hat und noch keine Zweiwortsätze bildet. Das Kind ist dann ein sogenannter Late-Talker – und trägt somit ein 20-fach erhöhtes Risiko, eine Sprachentwicklungsstörung auszubilden.

Keine Verzögerung. Eine Störung!

Viele Erzieherinnen wissen das und sprechen dann rechtzeitig die Eltern an. Die Eltern gehen dann zum Kinderarzt. Und der sagt: Das verwächst sich.

Und die Erzieherin steht dann doof da (Die Logopädin übrigens auch).

Und dem Kind wird nicht geholfen.

Das kommt dann oft Jahre später mit heftigen phonologischen Verarbeitungsstörungen im Vorschuljahr in meine Praxis und ich muss dann die Arbeit, für die ich entspannt Zeit gehabt hätte, wenn die Erzieherin und die Eltern ernst genommen worden wären, in wenigen Monaten machen. Wobei dann eine spätere Lese-Rechtschreibschwäche häufig nicht mehr zu verhindern ist.

Ja, das frustriert mich seit Jahren.

Immer wieder kommen Mütter nach einer kurzen Beratung bei mir ohne Verordnung vom Kinderarzt wieder. Das Kind bekommt eine logopädische Verordnung, wenn es vier wird, obwohl es jetzt, mit drei Jahren, gerade mal anfängt, bei äußerst eingeschränktem Wortschatz Zweiwortsätze zu bilden und eine pathologische phonologische Störung zeigt. Die von allein nicht besser werden KANN.

Zum Glück gibt es Beobachtungsinstrumente, die auch Kinderärzte verwenden – und wenn man die im Vorfeld ausfüllt und den Eltern in die Praxis mitgibt, dann hat die Sorge um das Kind plötzlich ein ganz anderes Gewicht. Sie ist dann wissenschaftlich fundiert dokumentiert. Sie gibt nicht nur ein dumpfes Gefühl wider. Die Sprache, die Ärzte sprechen. Geballte und ausgestrahlte pädagogisch-therapeutische Kompetenz.

In diesem Seminar geht es um die Abgrenzung von Sprachentwicklungsverzögerungen gegenüber Sprachentwicklungsstörungen – und wie man sie erfolgreich erkennen und passgerechte Hilfe für das betroffene Kind in die Wege leiten kann.

Es ist wirklich wichtig, dass wir uns da im Sinne der Kinder durchzusetzen lernen. Zugang zu Sprachförderung und Sprachtherapie sind kein Luxus. Sie sind die Grundlage für alles, was folgt. Sprache ist eine Querschnittsaufgabe, die sich durch alle Bildungsbereiche zieht. Bildungssprache zu erwerben sollte niemandem verwehrt werden.

Erzieherinnen haben die Aufgabe, die Sprachentwicklung von Kindern einzuschätzen, um Förderung oder Therapie zu vermitteln und beim Übergang in die Grundschule ihren Sprachstand darzustellen.

Hierbei können sie anhand von Beobachtungen vorgehen oder aber gängige Screening- und Testverfahren verwenden.

Sprachentwicklung und mögliche Störungen sowie verschiedene Sprachfeststellungsverfahren und ihre Dokumentation werden vorgestellt.

Bitte bringen Sie Ihre vorhandenen Beobachtungsinstrumente mit!

  • Sprachentwicklung
    • Sprachentwicklung und mögliche Warnhinweise
    • Entwicklung der Aussprache
    • Mehrsprachigkeit
    • Stottern
  • Beobachtung und Dokumentation
    • Theorie: Beobachtungsebenen
    • Praxis: Beobachtungsinstrumente und ihre Anwendung
    • Reflexion: Beobachtungsfehler und Selbstreflexion
  • Verfahren zur Sprachstandserhebung
    • Screenings und Tests

Dieses Seminar wird am 12.11.2021 bei der Social Academy in Hamburg angeboten.

Sprachentwicklung und Sprachförderung bei mehrsprachigen Kindern

„Bitte sprechen Sie nicht in Ihrer Muttersprache mit Ihren Kindern – ich weiß ja nicht, ob Sie schlecht über mich reden.“

Mir liegt mein Seminar über Mehrsprachigkeit insbesondere deshalb sehr am Herzen, weil ich es tatsächlich so erlebt habe – dass ich von der Kindergartenleitung gebeten wurde, deutsch zu sprechen. Mir wurde dieses Misstrauen ausgesprochen.

Das hat mich im Innersten erschüttert.

Und ich BIN deutsch.

Wie muss es den anderen Eltern erst gehen, die nicht so gute Deutschkenntnisse haben und ihren Kindern kein Sprachvorbild sein können?

Mehrsprachigkeit ist keine Krankheit – im Gegenteil. 70 Prozent der Menschheit spricht mehr als eine Sprache, oftmals auch auf muttersprachlichem Niveau.

Das Herz drückt sich in der Muttersprache aus.

Mehrsprachigkeit ist eine Chance.

Jedes fünfte Kind in diesem Land hat einen Migrationshintergrund. Dennoch werden in Deutschland immer wieder Stimmen laut, es müsse deutsch gesprochen werden und nichts anderes.

Der Spracherwerb verläuft bei mehrsprachigen Kindern sehr individuell und hängt von verschiedenen Bedingungen ab, z.B. Intensität und Zeit des Kontaktes mit den gelebten Sprachen.

Wird in einer Familie eine andere Sprache als Deutsch gesprochen, so ist es wichtig, diese Sprache zuerst zu stärken. Denn wenn der Spracherwerb des Deutschen erst im Kindergartenalter beginnt, so baut er auf der Erstsprache auf – so funktioniert Sprachentwicklung.

„Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.“ Das war einmal die Entgegnung einer mehrsprachigen Mutter auf mein Plädoyer für ihre Muttersprache.

Was ich zu ihr sagte, war: „Deutsch lernt Dein Kind im Kindergarten und in der Schule. Hier in Deutschland. Easy. Wofür wirklich etwas getan werden muss, das ist, die Muttersprache zu erhalten. Also bitte sprich in Deiner Muttersprache mit Deinem Kind. Je besser die sitzt, desto besser baut das Deutsche darauf auf. Und jede weitere Sprache, die danach kommt. Das ist wissenschaftlich erwiesen.“

„Stimmt“, sagte sie. „In meiner Familie gibt es viele, die unsere Muttersprache nur noch verstehen können, nicht mehr sprechen…. „

Selbst mir ist es nicht gelungen, dass meine Kinder in meiner friesischen Muttersprache mit mir sprechen – sie haben immer auf deutsch geantwortet.

Für Eltern bedeutet das, durch einen Trauerprozess zu gehen.

Ein anderes Kind ließ nach sich nach ein paar gemeinsamen Stunden mit mir wieder auf seine Muttersprache ein, sprach nicht mehr nur Deutsch. Mutter und Kind strahlten, als sie mir davon berichteten.

Ich hatte ihnen etwas erlaubt, was in diesem Land einem stillschweigenden Verbot zu unterliegen scheint. Mehrsprachig zu leben.

Mehrsprachigkeit ist keine Krankheit. Mehrsprachigkeit birgt keine Gefahren.

Im Gegenteil.

Für mich ist die Fähigkeit, in mehreren Kulturen, Sprachschätzen und Denkweisen unterwegs sein zu können, ein Ausdruck unermesslichen Reichtums. Ein Ja zur Vielfalt.

Um mehrsprachigen Kindern den Erwerb der deutschen Sprache zu erleichtern, sind Erzieherinnen demnach auch Kulturvermittler.

Kinder brauchen das Gefühl, mit ihrer Muttersprache willkommen geheißen zu werden. Nur unter dieser Bedingung werden sie unsere deutsche Sprache annehmen können. Durch Sprache drücken sie sich aus, zeigen sich einer bestimmten Kultur zugehörig.

Denn sie SIND ihre Sprache.

Und nur wenn wir ihnen diese Zugehörigkeit spiegeln, sie ganz natürlich in beiden Sprachsystemen zu Hause sehen, können sie sich entwickeln. Denn dann dürfen sie bedingungslos so sein, wie sie sind.

Für mich bleibt es existentiell.

Hilfreiche Möglichkeiten der Einbindung dieses Willkommensgedankens sind Thema dieses Seminars.

Weitere mögliche Inhalte sind:

  • Sprachentwicklung bei Mehrsprachigkeit
    • Simultaner Spracherwerb
    • Sukzessiver (zeitlich nacheinander folgender) Zweitspracherwerb
  • Die Rolle der Erzieherin
    • Interkulturelle Kompetenz
    • Zusammenarbeit mit den Eltern
  • Einschätzung der Sprachentwicklung
    • Beobachtungsverfahren, SISMIK
    • Sprachförderung bei mehrsprachigen Kindern

Alltagsintegrierte Sprachförderung in Krippe und Elementarbereich

„Dehe bauche. Wo Dehe?“ So oder so ähnlich könnte ein zweijähriges Kind, das mich bei der begonnenen Bastelarbeit unterstützen möchte, nach der Schere fragen, die es braucht.

Was die Sprachentwicklung angeht, wäre es mit zwei Jahren gut im Rennen. Völlig altersgemäß.

Wie aber sieht es aus, wenn es sich um ein bereits vierjähriges Kind handelt?

In seinem Alter erwartet man bereits viel mehr.

In diesem Seminar geht es darum, die Kinder, bei denen wir uns entspannt zurücklehnen, während wir ihnen beim Sprechenlernen quasi zugucken können, von den Kindern zu unterscheiden, die von einer Sprachförderung im Kindergarten nicht profitieren können. Die mehr brauchen. Mehr Unterstützung, mehr Förderung – sie brauchen eine Einzeltherapie.

Woran erkenne ich, wann ein Kind zum Logopäden muss?

Da stehen mir eindeutige Warnhinweise zur Verfügung, die mich sozusagen das rote Warnblinklicht rechtzeitig erkennen lassen. Die ich mich nicht scheue, an pädagogische Fachkräfte weiterzugeben. Damit wir gemeinsam die Weichen stellen können, um im Endeffekt bereits vorschulisch drohende Lese-Rechtschreibschwierigkeiten zu verhindern. Um Kindern dazu zu verhelfen, sich ausdrücken zu können. Eine Stimme zu haben. Wenn alle an einem Strang ziehen, geht das.

Sprachförderung ist mehr, als einfach ein gutes Sprachvorbild zu sein und darauf zu achten, dass ich langsam, deutlich, zugewandt und auf Augenhöhe mit dem Kind spreche.

Sprachförderung ist auch mehr als die Anwendung von Gesprächstechniken: immer einen kleinen Schritt dem Stand des Kindes voraus zu sein, natürliche Fehlerkorrektur durch spielerisch korrigierende Rückmeldungen zu geben, aktiv zuzuhören.

Sprachförderung ist gelebte Haltung.

Sprachförderung ist konsequenter Dialog, ist die unbedingte Erwartungshaltung, dass das Kind mit mir kommunizieren wird, wenn ich ihm den Raum dafür öffne und mich für sein So-Sein interessiere.

Es ist radikale Anerkennung.

Sprachförderung ist erstaunlich politisch.

Reflexionsmöglichkeiten und eine kleine Einführung zu den Wirkkräften lebendig-authentischer alltagsintegrierter Sprachförderung gibt es in diesem Tagesseminar.

PS: Fragen zur Sprachentwicklung werden selbstverständlich auch geklärt.

Mögliche Inhalte könnten sein:

  • Sprachbaum
  • Sprechgelegenheiten entwickeln
  • Sprachvorbild und Sprechfreude
  • nonverbale Kommunikation
  • Verständnissicherung und aktives Zuhören
  • Dialogische Haltung und hilfreiche Fragen
  • Wiederholungen
  • Corrective Feedback

Ein Plädoyer für das kreative Schreiben

Warum fängt eine freiberufliche Logopädin, die ein zweites Standbein als Dozentin und ein weiteres Spielbein als Playing Artist und Coach hat und sich vor Aufträgen kaum retten kann, also nachweislich keine Zeit hat, an zu schreiben?

Die Antwort ist ganz einfach: Weil ich wirklich gern schreibe und – wie mir immer wieder zurückgemeldet wird – wohl auch außergewöhnlich viel lese. Ich habe eine unfassbar große intrinsische Motivation, mich in spannende Themenfelder hineinzuarbeiten. Und das muss ja mal irgendwo landen!

Ich bin immer noch jederzeit dankbar für jedes neu zu entdeckende Themenfeld, das Teilnehmer meiner Fortbildungen sich von mir wünschen. Das bedeutet, dass ich ganze Meter im Bücherregal zu bestimmten Themen durchgearbeitet und mit dem Besuch passender Fortbildungen vertieft habe. Ich brauche das. Ich möchte diesen Webseite nutzen, um mich mit meine Arbeit und Lebenswelt betreffenden Themen auseinandersetzen zu können, um sie letztendlich für mich neu aufzubereiten. Und warum sollen andere nicht an meinen Zusammenfassungen, Erfahrungen und Gedanken teilhaben?

Das führt aber auch dazu, dass ich sehr häufig, wenn ich auf einen interessanten Blogtitel klicke und denke, dass mein Lesehunger nun gestillt würde, mit einer gewissen Enttäuschung zurückbleibe, wenn dieser nach wenigen Sätzen endet und mir klar wird, dass ich bereits vor dem Lesen mehr über das Thema wusste als nachher. Ich habe nie verstanden, wofür ein solcher Blog gut sein soll. Auch hier möchte ich IMMER ALLES berücksichtigt sehen. Ich werde mich also weder inhaltlich noch thematisch reduzieren.

Ich konnte schon immer besser denken, wenn ich etwas aufgeschrieben hatte, konnte mir ein Fremdwort oder ein neues englisches Wort besser merken, wenn ich es geschrieben hatte oder zumindest wusste, wie man es schreibt. Das führte dazu, dass ich irgendwann mal darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ich tatsächlich ohne es zu merken mit den Fingern in die Luft schreibe. Scheint mir zu helfen.

Ich führe auch immer irgendwelche Listen, gerne To-Do-Listen. Ich nutze Schreiben zur Entscheidungsfindung. Unvergessen ist die Pro- und Contra-Liste, anhand derer mir klar wurde, dass ich mit meinem damals noch ungeborenen ersten Sohn nur in meiner Muttersprache Friesisch würde reden können – egal, wie viele Kilometer ich von meiner Heimatinsel Föhr weg bin und dass niemand sonst in der Umgebung diese Sprache spricht. Aber da stand eben auf der Pro-Seite alles, was mit mit positiven Gefühlen, mit dem Herzen zu tun hatte, und auf der Contra-Seite nur irgendwelche diffusen Ängste und Befürchtungen. Schwarz auf Weiß lag die Lösung vor mir.

Ohne Notizbuch gehe ich kaum aus dem Haus. Ich führe außerdem Tagebuch, seit ich fünfzehn bin, und einiges davon kann ich heute noch gut lesen. Schreiben lässt mich nicht vergessen, Schreiben strukturiert mich. 

Britta Weinbrandt - Kreatives Schreiben - Luzides Schreiben

Ich versuchte mich also irgendwann auch in kreativem Schreiben. Ein paar Geschichten brachte ich für den friesischen Erzählwettbewerb „Ferteel iinjsen“ zu Papier, z.B. war  „Wüfensbeschük“ die erste.

Als ich davor einmal Julia Camerons zwölfwöchiges Kreativitätstraining „Der Weg des Künstlers“ durchgeführt hatte, hatte ich ein wohl eher ungewöhnliches Erlebnis gehabt. Bis heute nutze ich in intensiven Arbeitsphasen ihre Idee, per „Morgenseiten“ mir alles ungefiltert und unzensiert von der Seele zu schreiben, was im Kopf herumschwirrt, bevor ich mich an etwas heransetze. Bei der Aufgabe, mir einen positiven Brief aus der Zukunft und einen aus der Vergangenheit zu schreiben, hatte ich gerade angesetzt, ein paar fiktive Dankessätze an mich aus meiner Kindheit zu formulieren, als – offensichtlich – mein Inneres Kind die Führung über meine Hand übernahm und sich weigerte, weiterzuschreiben. Meine Hand blockierte dermaßen, dass ich seitenweise einfach nur Kreise kritzeln konnte, die bis auf die nächsten Seiten durchdrückten, weil sie sich erst freischreiben musste. Anschließend schrieb mein Inneres Kind mir unverblümt und negativ, wie es ihm wirklich ging, und teilte mir auch mit, was es von mir brauchte.

Britta Weinbrandt - Begegnung mit dem inneren Kind

In den folgenden Monaten kamen schließlich auch andere Persönlichkeitsanteile meines Inneren Teams zu Wort, woraus sich zunehmend Schreibdialoge ergaben. Im weiteren Verlauf konnte ich einfach auf einem Blatt eine Frage formulieren und meine Hand schrieb mir eine Antwort dazu auf. Mir ist klar, dass das vielleicht schräg klingt, aber es erklärt hoffentlich meine unbedingte Überzeugung, dass Schreiben befreit, dass es tiefere Persönlichkeitsschichten aufdecken kann, dass man sich selbst dadurch ein Stück besser kennenlernen kann und dass es wirklich auch gesund ist, es einfach zu tun.

Inzwischen nehme ich auf diese automatisch schreibende Art und Weise sogar Kontakt auf mit meinen Vorfahren. Die Ahnenheilung ist ein weiterer Baustein meines Selbstheilungsprozesses geworden. Die Verbindung mit einem meiner Ururopas half mir durch eine Krise, als diese wunderschöne Weisheit durch meine Hand aufs Papier floss : „Wenn du dir schon die Frage stellst, ob du in einem Feld du selbst sein kannst – dann ist es nicht dein Feld. Denke größer. Erschaffe dein eigenes Feld.“ Das hätte ich so nie formulieren können! Nehme ich mir sehr zu Herzen.

Einmal machte mich eine Händigkeitsberaterin zwischen Tür und Angel darauf aufmerksam, dass sie mich ja wohl nicht zu diagnostizieren bräuchte und gab mir die Aufgabe, selbst darauf zu achten, wie viel ich mit der linken Hand mache. In der Grundschulzeit hatte ich einen Kampf durchlebt, aus dem Gekrickel, das ich – meine Linkshändigkeit nicht ahnend – nur zustande brachte, eine weiche und fließende Handschrift zu formen. Daher war ich eigentlich dagegen entschieden, eine Rückschulung auf eine Linkshänderschrift zu beginnen. Die Schwungübungen aber, die ich mit Wachsmalern mit meiner ungeschickten linken Hand ausführte, fühlten sich so wunderbar an, dass ich dann doch weitermachte. Mein Fazit ist, dass es sich auch auch auf rein motorischer Ebene einfach gut anfühlt, Schreibbewegungen zu machen. Später lernte ich dann den „Schreibtanz“ kennen, bei dem man beidhändig Stifte zur Musik an der Wand auf riesigen Papieren bewegt, und das ist tatsächlich sehr angenehm und befreiend.

Es ist also nicht nur das Schreiben an sich, sondern auch das Schreiben mit der Hand insbesondere, das mich antreibt. Die Kinderbuchautorin Cornelia Funke beschreibt in einem Zeit-Interview: „Als ich zum ersten Mal wieder mit der Hand ein Manuskript verfasste, hatte ich das Gefühl, dass mir jemand das Spielen zurückgegeben hatte. Die Hand macht einem deutlich, dass man mitten im Formulieren und Kreieren steckt.“ Sie stellt dabei auch die Freiheit heraus, die in der „Ineffizienz“ des Handschriftlichen liegen kann. Ich selbst habe sogar schon beim Gehen etwas verfasst:

Gehgedicht - Arts and Change-Coaching Britta Weinbrandt

Dabei ist es mir gar nicht wichtig, dass unbedingt etwas Produktives dabei herauskommen muss. Im Gegenteil mache ich es wirklich eher für mich selbst und nutze den kreativen Prozess des Schreibens für andere Dinge, die dann freigesetzt werden.

Große Nachwirkungen bis heute hatte ein Workshop „Art in Nature“, den ich im Rahmen meines Studiums mitgemacht habe. In der wüsten Dünenlandschaft Fuerteventuras erhielten wir die Aufgabe, etwas zum Thema Grenze/Grenzenlos zu gestalten. Ich hätte ein Muster in den Sand ritzen können, aber mir kamen Worte. Die ich in mehreren Durchgängen in meinem Tagebuch neu sortierte und zusammenstellte.

Für mich ist in dem spontan entstandenen Text plötzlich der Titel enthalten gewesen, den ich viele Monate später schließlich meinem Blog – den ich eigentlich Artikelsammlung nennen sollte – geben „musste“. Und darüber brauchte ich nicht mehr lange nachzudenken. Und das ist genau der Punkt! Das, was daraus entstehen kann, wenn man sich einem Schreibfluss hingibt. Ich traue mich mal, den Text an dieser Stelle zu veröffentlichen. Wie man unschwer merkt, hat er nur für mich eine spezielle Bedeutsamkeit.

Time
The final frontier
Doctor, Doctor, gimme the news
Bin ich frei?
Bin ich brtt?
Bin ich im Hier und Jetzt?
Bin ich zu intensiv?               
Will ich zuviel?
Jümmers mit’n Kopp döör de Wand?
Wo fange ich an und wo höre ich auf?
If I could save Time in a Bottle –
würde ich das wollen?
A Tear through the Fabric of Time –
brauche ich das?
Was brauche ich, um mich wohlzufühlen?

Spiegelneurone nerven
Mitschwimmen oder mitgerissen werden
Schwimmen im Brit Pool
Sometimes I feel…
IMMER ALLES

Wibbly Wobbly Timey Wimey
Jede Entscheidung, die ich treffe,
kreiert ein Paralleluniversum

Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser
No trespassing
No crowdsurfing
No woman no cry –                   
It’s a bit more complicated than that

Und was soll die Telekom von mir denken?

Finde Pogo auf der Metaebene
Dauer Wechsel Nähe Distanz
fluide kristallin transparent opaque
Die Erfolgreichen sagen: Fuck off!

I’m holding the key (to the TARDIS)
Was ich brauche ist
– unvermittelten Ausbruch in Tanz und Gesang
– Freiheit im Innen
– selektiv-aggressiven Kakofeminismus

Worse than everybody’s Aunt –
Die Grenze bin ICH.

Vielleicht erkennt der eine oder andere Eingeweihte höchstens, dass ich damals offensichtlich viel Dr. Who geguckt habe… Worum es hier hauptsächlich geht, ist der Effekt, den dieser Text für mich hatte. Ich nutze das kreative Schreiben (und nicht nur das) häufig auch in meinen Seminaren, um neue Themen auf persönliche Art einzuführen und gleich in die Tiefe zu gehen.

Oft sind mir schon die Tränen gekommen, aus Rührung oder vor Lachen, wenn jemand sich anschließend traute, seine Worte vorzutragen. Ich habe bereits Pamphlete vernommen, Gedichte, ein Märchen, einen Werbetext, eine Liste, Oden oder sogar ein selbst erstelltes Kreuzworträtsel. Ich bin stets reich beschenkt worden.

Britta Weinbrandt - Kreatives Schreiben - Kühlschrankmagnete

Ich möchte diesen Funken, den mir das Schreiben eröffnet, gern weiter in die Welt tragen.

Also habe ich mir vorgenommen, mich ebenfalls zu trauen, mit meinen Texten auch mal in die Öffentlichkeit zu gehen. Mit meinen Selbstzertifizierungen habe ich Jahre später einen zu mir passenden Weg dafür gefunden.

Ich gebe in meinem Selbstzertifizierungskurs Impulse und ich schreibe Artikel über genau die Dinge, die mich beschäftigen. Und da bin ich nicht eingeschränkt. Das kann IMMER ALLES sein.

Als Museumsjunkie, Spiel- und Theaterpädagogin, als Playing Artist und und in meinem Studium des kunstanalogen Coaching habe ich vielfältige Erfahrungen mit angewandter Kunst gemacht.

Ich habe eine Neigung zu bunten Assoziationsketten und lasse mich gern selbst überraschen, wo ich als nächstes lande.

Das Feld, auf dem ich mich momentan austobe, ist das der Träume. Ich habe das luzide Träumen für mich entdeckt und darüber kam ich zu Clare Johnson und dem luziden Schreiben.

Der Unterschied, den das Eintauchen in mein eigenes Unbewusstes für mich macht, ist enorm. Anstatt andere Menschen zu befragen, was denn dies oder das Traumsymbol oder Symptom oder welche Lebensäußerung auch immer symbolisch bedeuten möge, erfahre ich hier eine Möglichkeit, ganz in mein eigenes Inneres abzutauchen.

Für mich ist ganz klar: Es bringt mir nichts, in irgendwelchen Büchern nach Lösungen zu suchen, oder in Listen zu gucken, wie jemand anders das, das mir widerfährt, wohl interpretiert.

Die Bedeutung, die mein Leben für mich hat, die kann ich nur selbst ihm geben.

Und ich tu das schreibend.

Gefühle werden nicht dement

Herr Müller schlief schlecht, denn wann immer seine Frau aufstand, musste er sie suchen, damit sie nicht irgendwo hilflos herumirrte. Wenn sie morgens endlich ruhig schlief, stand er trotzdem wieder auf, um in Ruhe das Frühstück vorbereiten zu können.

Danach erst weckte er seine Frau und brachte sie ins Bad, wo sie sich gegen seine pflegerischen Versuche, sie zu waschen und zu wickeln, tatkräftig zur Wehr setzte. Beim Frühstück musste er die zarte Person mit dem Stuhl so eng wie möglich zwischen Tisch und Wand einklemmen, da sie sonst unaufhörlich aufgestanden wäre. Die Wohnung war bereits komplett von herumliegenden Gegenständen geräumt. Waschbeckenstöpsel, Schranktüren, Besteckschublade etc. waren zu ihrem Schutz abgesichert. Allein lassen konnte er seine Frau unter keinen Umständen. An manchen Tagen hatte Herr Müller Glück. Dann begrüßte sie die Nachbarin auch beim wiederholten Treffen mit einem begeisterten: „Wir haben uns aber lang nicht mehr gesehen!“ An schlechten Tagen konnte sie durchaus auch mit einem Handfeger in der Hand hinter ihrer Nachbarin her jagen…

1,4 Millionen Menschen sind in Deutschland von Demenz betroffen. Zwei Drittel von ihnen erhalten die Diagnose Alzheimer. Jährlich treten fast 300 000 Neuerkrankungen auf. Wenn ihre Anzahl auch innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte prozentual gesunken ist, wird aufgrund der demographischen Entwicklung die Zahl der Demenzkranken weiterhin kontinuierlich steigen. Bis 2050 könnte sie sich verdreifachen, jeder Dritte Betroffene wird dann älter als 90 sein. Rund 70 Prozent aller demenzkranken älteren Menschen werden von ihren Familienangehörigen betreut, meist ihren Lebenspartnern oder ihren häufig noch berufstätigen Kindern. Die dadurch entstehende Belastung ist ein sehr komplexes, mehrdimensionales und dynamisches Gefüge und ist in jedem Betreuungsfalle höchst individuell.

Herr Müller erlebte auch schöne Momente mit seiner Frau. Wenn sie ruhig war und sich an ihn lehnte, ihm zärtlich über das Gesicht strich und ihn anlächelte, dann war er glücklich. Die Pflegetätigkeit kann den Angehörigen Kraft geben und als positiv und sinnstiftend empfunden werden, allein durch das Wissen, dass dadurch dem Erkrankten ein Leben in seinen eigenen vier Wänden ermöglicht wird. Pflegende stehen jedoch in dauerhafter Verantwortung und Bereitschaft. Sie haben kaum Möglichkeiten, die kräftezehrende Begleitung des fortschreitenden körperlichen und persönlichen Verfalls der ihnen nahestehenden dementen Person in einem angemessenen Trauerprozess zu verarbeiten. Eine Demenz kann zu schwerwiegenden Veränderungen im Denken, Fühlen und Verhalten des Kranken führen. Es besteht eine erhöhte Gefahr, dass durch diesen zunehmenden Wandel des Demenzerkrankten vermehrt Ärger und Konflikte auftreten. Häufig wird dadurch ebenfalls die Beziehung zwischen dem Demenzerkrankten und seiner pflegenden Bezugsperson negativ beeinträchtigt.

Wenn Betreuungspersonen keine ausreichende Unterstützung und Entlastung, z.B. von weiteren Angehörigen oder durch professionelle Helfer erfahren, dann kann die stetige Belastung zu chronischem Stress und stark ausgeprägter körperlicher Erschöpfung führen. Diese mündet schließlich in einer Verschlechterung des eigenen Gesundheitszustandes. Pflegende haben ein nachweislich erhöhtes Krankheitsrisiko und zeigen zu über 50 Prozent mehr körperliche Beschwerden als der Durchschnitt der Bevölkerung. Zugleich liegt der Anteil an depressiven Störungen mindestens doppelt so hoch wie in der Normalbevölkerung, welches durch die aufgrund der Pflegesituation entstandenen eingeschränkten Freizeitaktivitäten und eine daraus resultierende mögliche soziale Isolation erklärt werden kann. Sogar das Risiko, selbst an Demenz zu erkranken, scheint bei Angehörigen dementer Menschen erhöht zu sein

Jede Pflegekonstellation ist einzigartig und abhängig von Rahmenbedingungen wie dem Grad der fortgeschrittenen Demenz und der daraus folgenden Intensität der notwendigen Betreuung. Von einer weiteren Veränderung in Richtung einer Verschlechterung der Situation durch weiteren kognitiven Abbau des Erkrankten muss in jedem Falle ausgegangen werden. Die Wahrnehmung der individuellen Belastung einer pflegenden Person ist jedoch von der jeweiligen Pflegebelastung relativ unabhängig und zeigt sich entscheidend geprägt von den besonderen Bewältigungsstrategien, die jeder Einzelne im Laufe seines Lebens erworben hat. Daher ist der Aspekt der Pflegebelastung als ein veränderbarer Faktor im Bedingungsgefüge der Pflegesituation einzustufen und beispielsweise in einer Reihe mit dem grundsätzlich durchführbaren Umbau in eine möglichst pflegegerechte Wohnung zu nennen.

Pflege kann nur gut gehen,
wenn es den Pflegenden selbst gut geht

– Birgit Jansen –

Die Fähigkeit des Pflegenden zur Selbstsorge nimmt dabei eine Schlüsselposition ein: Wer sich fundiert und gründlich über die Demenzkrankheit informieren konnte und dadurch eine größere Sicherheit im Umgang mit seinem Angehörigen erlangt hat, ist weitgehend davor gefeit, Unmögliches von sich zu verlangen. Der Kontakt zu anderen Betroffenen kann darüber hinaus eine gute Möglichkeit sein, sich auszutauschen. Wem das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe nicht möglich erscheint: Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft ist seit 2002 unter den Telefonnummern 030/259 37 95 14 (Festnetz) oder 01803/17 10 17 (0,9 ct/min) zu erreichen und steht jedem Anrufer beratend zur Seite. Mit gleichgesinnten Unterstützern wird es zudem leichter fallen, organisierte Hilfen wie ambulante Pflegedienste, Tagespflege oder Kurzzeitpflege ohne schlechtes Gewissen und innere Selbstvorwürfe anzunehmen, um in diesen Ruhepausen wieder eigene Kraft schöpfen zu können. Diese neu gewonnene Kraft kommt schließlich auch wieder dem Angehörigen zugute!

Ein wichtiger und veränderbarer Kontextfaktor ist in den Merkmalen der bestehenden Beziehung zum dementen Angehörigen zu sehen und die Qualität der Beziehung sowohl vor als auch nach der Erkrankung zu berücksichtigen. Der emotionale Zustand des Pflegebedürftigen sowie die Intensität der Bindung zu ihm spielt eine große Rolle. Die gesamte Lebensqualität aller Beteiligten wird nachweislich verbessert, wenn Angehörige Verständnis für die Veränderungen im Verhalten des Betreuten aufbringen können, indem sie fundiertes Wissen um die Krankheit erwerben und damit einen möglichst entspannten Umgang mit der Demenz aufbauen können. Eine verbesserte Beziehungsebene kann sogar den Fortschritt des Krankheitsverlaufes verzögern.

Britta Weinbrandt - Kommunikation bei Demenz

Training für Angehörige und Pflegekräfte

In dem vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Leuchtturmprojekt Demenz haben Julia Haberstroh und Dr. Johannes Pantel am Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt ein Trainingsangebot zur Verbesserung der Kommunikation in der Betreuung demenzkranker Menschen entwickelt. Haberstroh und Pantel stellen anschaulich dar, wie die individuellen Stärken der Demenzkranken erkannt, gefördert und genutzt werden können, um bestehende Schwächen zu umschiffen und die Kommunikation auch in weiter fortgeschrittenen Stadien aufrecht zu erhalten.

Kennt man einen Menschen mit Demenz,
kennt man EINEN Menschen mit Demenz.

– Julia Haberstroh und Johannes Pantel –

Angehörige und professionell in der Pflege Tätige erfahren beispielsweise in diesen Trainings, dass jede Betreuungssituation einzigartig ist. Ziel ist es, die Kommunikationskompetenz von pflegenden Angehörigen gegenüber den betreuten Demenzkranken zu verbessern. Pflegende Angehörige lernen kommunikative Stärken und Schwächen von Demenzkranken kennen. Die Teilnehmer werden als die Experten für ihre Angehörigen gesehen, denn sie wissen, was für die zu pflegende Person das Beste ist. Es geht um Hilfestellungen im gemeinsamen Expertenaustausch. Anhand alltäglicher Beispiele wird erklärt wie individuelle Stärken der Demenzkranken erkannt, gefördert und genutzt werden können, um Schwächen zu umgehen und Kommunikation aufrecht zu erhalten. Für eine funktionierende Kommunikation bedarf es verschiedener Fertigkeiten. Im Trainingsprogramm wird besonders auf „Aufmerksamkeit“, „Behalten“ und „Verstehen“ eingegangen. Sie sind bei Demenzpatienten – je nach Krankheitsstadium – unterschiedlich stark beeinträchtigt. Die Teilnehmer erarbeiten Strategien zum Umgang mit demenzkranken Menschen, die in einer individuellen Betreuungssituation hilfreich sind. Verständnis und das Wissen über die Kommunikationsschwierigkeiten mit Demenzkranken können für einen entspannten Umgang sorgen, zu mehr Lebensqualität beitragen und die Belastung der Angehörigen reduzieren.

Die Möglichkeiten der Kommunikation sind bereits im recht frühen Stadium der Demenz eingeschränkt, welches eine besondere Belastung für alle Pflegenden darstellt. Demenzerkrankte können je nach Erkrankungsdauer Schwierigkeiten haben, Gesprächen zu folgen oder stellen beispielsweise immer wieder dieselben Fragen. Da demente Menschen selbst über keine kommunikationsförderlichen Strategien mehr verfügen, liegt die Verantwortung für eine gelingende Kommunikation gänzlich bei den Angehörigen. Wenn sich Angehörige in angespannten Situationen über den Betroffenen ärgern, dann können sie ungünstig reagieren, indem sie z.B. kritisieren und auf Fehler hinweisen oder laut und vorwurfsvoll werden. So kann sich dann eine Abwärtsspirale entwickeln, die letztlich auch den Verlauf der Krankheit negativ beeinflusst.

Kommunikationstipps für den Umgang mit Demenzerkrankten

Es gibt einige Merkmale der Kommunikation, die sich bei vielen Dementen beobachten lassen:

  • Die meisten der erkrankten Menschen sind problemlos in der Lage, ihre Aufmerksamkeit stark zu fokussieren, es gelingt ihnen jedoch nur sehr schwer, ihre Aufmerksamkeit zu teilen. So nehmen sie beispielsweise selten wahr, wenn sie aus dem Nebenraum gerufen werden. Auf dieses Phänomen kann im Kontakt mit ihnen jedoch leicht Rücksicht genommen werden: Schalten Sie Hintergrundgeräusche aus und setzen Sie eine deutliche Körpersprache oder auch Körperkontakt ein, um die Aufmerksamkeit entsprechend zu lenken.
  • Auch wenn die frühere Beziehung aufgrund der fortschreitenden Symptomatik verlorengegangen ist, so kann der Umgang mit dem Erkrankten dennoch weiterhin an altbekannten Vorlieben und Kompetenzen ausgerichtet werden: Ein Naturliebhaber kann nach wie vor zu Spaziergängen angeregt und auf die umgebende Flora und Fauna angesprochen werden. Ein Kunstliebhaber kann mit verschiedenen Materialien zu Ausdruckstätigkeiten inspiriert werden, ein Opernliebhaber mit Musik.
  • Ebenso hilfreich, um die Aufnahme einer neuen Information zu gewährleisten, kann das bewusste Sprechen in kurzen Sätzen sein, das eine komplexe Aussage in kürzere Einheiten von nur einer Information pro Satz aufteilt. Der Sachverhalt „Ich muss noch einmal kurz ‚rüber zum Kaufmann gehen, weil ich vergessen habe, Kartoffeln zu kaufen. Ich erwarte allerdings ein Paket, daher wäre es mir sehr wichtig, dass Du zur Tür gehst und dem Postboten aufmachst, wenn er klingelt“, sollte dementsprechend verkürzt, in kurzen Sätzen mit einer Information pro Satz, mitgeteilt werden: „Ich muss kurz einkaufen. Wir brauchen Kartoffeln. Ich warte auf den Postboten. Der Postbote klingelt gleich. Mach‘ du bitte dem Postboten die Tür auf! Ich bin gleich wieder da.“
  • Das WIE wird demnach leichter erfasst als das WAS des Gesagten. Daher ist es wichtiger, Anerkennung, Wertschätzung und Geborgenheit zu vermitteln und somit neue Zugangsmöglichkeiten zu eröffnen, als auf einen Fehler hinzuweisen und sich in eine fruchtlose Diskussion zu verstricken. Wenn es beispielsweise notwendig ist, verschmutzte Kleidung zu wechseln, kann man, anstatt auf das Missgeschick aufmerksam zu machen, darum bitten, doch heute einmal das schöne neue Stück anzuziehen, das so fantastisch gut an ihm aussieht – damit erhält der Pflegebedürftige die Möglichkeit, dem Gesprächspartner einen Gefallen zu tun und erfährt somit Anerkennung und Wertschätzung.

Die Bedeutung einer neuen Information wird nicht immer verstanden und noch seltener behalten, sehr wohl aber spüren Demente, dass eine Botschaft authentisch ist und sich Zeit für sie genommen wurde. Die Fähigkeit des Erspürens auf der emotionalen Ebene bleibt dem Demenzkranken weitgehend erhalten. „Das Herz wird nicht dement.“ Frustrierende Kommunikationserlebnisse werfen die Erkrankten auf ihre Schwächen zurück und wirken krankheitsverschlimmernd. Hingegen stärkt ein ressourcenbewusster Umgang mit der Demenz die Beziehungsebene und beugt dem Verstummen vor.

Britta Weinbrandt - Kommunikation mit Demenz

Wie Demenz von Altersvergesslichkeit abgegrenzt wird

Anzeichen von Vergesslichkeit sprechen nicht gleich für eine beginnende Demenz, sie gehören zum physiologischen Alterungsprozess, der mit rund 50 Jahren beginnt. Die kognitive Leistungsfähigkeit nimmt jedoch im Alter nicht automatisch ab, sondern wandelt sich lediglich: die so genannte fluide Intelligenz (angeborene Fähigkeiten, die kaum durch die Umwelt beeinflussbar sind, wie z.B. logisches Denken, Problemlösung) nimmt ab, während die kristalline Intelligenz (Fähigkeiten, die im Laufe des Lebens erworben werden, z.B. Bewegungsabläufe) weitgehend erhalten bleibt. Bei Menschen mit Demenz nimmt nicht nur das Erinnerungsvermögen ab, sondern auch die allgemeine Fähigkeit, zu denken. Insbesondere gelingt es ihnen zunehmend schwieriger, Zusammenhänge zu erfassen. Daher ist es in der Prävention von Demenz auch sinnvoller, sich neue Dinge beizubringen, wie z.B. jonglieren, anstatt Sudokus oder Kreuzworträtsel auszufüllen, die von Könnern auswendig heruntergeschrieben werden können und keine Herausforderung mehr darstellen.

Wenn die Symptome über ein halbes Jahr andauern, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Besondere Warnzeichen sind, wenn Betroffene bereits auf wahrnehmbare Verwirrtheit angesprochen werden und sich nicht mehr herausreden können, und wenn Orientierungsstörungen in eigentlich bekannter Umgebung auftreten. Auch das Hinzukommen von Wortfindungsproblemen sollte beachtet werden. Bei fortschreitender Demenz verändert sich die gesamte Persönlichkeit, und der Betroffene benötigt zunehmend umfassende Hilfe von seinen Angehörigen.

Der Arzt wird umfassende körperliche und neuropsychologische Untersuchungen einleiten. Der bekannteste Demenztest, der Mini-Mental Status, besteht beispielsweise aus Fragen bezüglich der räumlichen und zeitlichen Orientiertheit, stellt Aufgaben zur Merkfähigkeit im Kurzzeitgedächtnis mit wiederholender Nachfrage nach einigen Minuten, lässt Gegenstände benennen, kleinere Rechenoperationen ausführen, Figuren nachzeichnen etc. Er wird meist in Kombination mit dem Uhrentest durchgeführt, bei dem der Patient gebeten wird, das Zifferblatt einer Uhr aufzuzeichnen und eine Uhrzeit einzutragen. Ausschlaggebend ist hierbei jedoch nicht nur das einzelne Testergebnis, sondern insbesondere die Dokumentation wiederholender Testdurchführungen im Vergleich, wodurch der Verlauf der dementiellen Entwicklung aufgezeichnet werden kann.

Die Texte in diesem Blogbeitrag wurden 2015 unter Kooperation mit dem Osterberg-Institut in der Reihe „Fit fürs (Berufs)leben“ verfasst und im sh:z Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag publiziert, mit einer Rezension des dazugehörigen Vortrages „Kommunikation mit Demenzerkrankten“. Bereits im August 2015 führte Kerrin Ketels vom Friisk Funk mit mir daraufhin ein Radiointerview auf Friesisch. 2017 bat mich das „Wirtschaftsmagazin für erfolgreiche Therapiepraxen – unternehmen praxis“ um ein Interview über Gerontologopädie.

Stimmprävention für pädagogische Fachkräfte

Wie man sich eine tragkräftige Stimme erhält

Die Arbeit in Kindertagesstätte und Schule gilt als eine der stimmintensivsten.

Ich frage vorher anhand eines Selbsteinschätzungsbogens immer nach der vorhandenen Symptomatik – und erfahre so, ob es sich noch um Prävention handelt oder ob schon Probleme bestehen.

Da waren schon so einige Teilnehmerinnen darunter, die sagten: Ich komme präventiv. Mit meiner Stimme ist alles okay. Aber abends, nach der Arbeit im Kindergarten oder in der Schule, da mag ich meine Stimme nicht mehr einsetzen. Am liebsten möchte ich gar nicht mehr angesprochen werden und gleich aufs Sofa.

Es tut mir dann irgendwie leid, wenn ich darauf antworten muss: Dann ist es schon keine Prävention mehr.

Unsere Stimme ist so gebaut, dass sie stark genug ist. Sie sollte im gesunden Zustand deutlich länger als einen Arbeitstag durchhalten. Sie sollte generell durchhalten.

Die gute Nachricht ist: Unsere Stimme wird vom ganzen Körper getragen. Stimme entsteht nicht nur isoliert in unserem Kehlkopf.

Wir können sie durch entsprechende Körperarbeit beeinflussen und stabilisieren. Es gibt außerdem noch viele andere Stellschrauben, an denen wir drehen können, um sie uns zu erhalten und auch wiederzugewinnen.

Ich werde noch lange darüber grübeln, warum Prävention beim Menschen nicht wirklich zu funktionieren scheint. Wir kommen immer erst in Wallung, wenn wir den Punkt eigentlich schon überschritten haben. Dabei wäre es so leicht, für uns zu sorgen.

Wir sind es wert.

Das Seminar vermittelt Stimmtechniken für den Alltag:

  • zum schonenden Umgang mit der Stimme
  • zum Umgang mit stimmbelastenden Situationen
  • zur Erhöhung der stimmlichen Durchsetzungsfähigkeit

In diesem Kurs wird der Zusammenhang zwischen Körperspannung, Atmung und Stimme theoretisch und praktisch erfahrbar gemacht. Übungen zur Verbesserung der Atmung, zur Stimmhygiene und Entspannungsarbeit werden vorgestellt und stimmschonende sowie raumakustische Maßnahmen im Berufsleben visualisiert. Spielerisch stellt sich der Körper auf neue Muster ein.

Methode:

  • Analyse des Sprechverhaltens in konkreten Sprechsituationen (nach Wunsch der Teilnehmer)
  • Praxis der Stimmtechnik (Wahrnehmung, Atmung, Haltung, Tonus, Artikulation, Modulation)

Zielsetzung:

  • Prävention von Stimmstörungen
  • Wissen zu Stimmfunktion und Stimmökonomie
  • Umsetzungsmöglichkeiten der Inhalte im Arbeitsalltag

Bitte bequeme Kleidung und eine Decke mitbringen!

Das Seminarkonzept beruht auf Wirksamkeitsstudien der Universität Hildesheim. Seit 2003 habe ich mich im Bereich der Stimmprävention engagiert und wurde 2014 und 2019 vom  niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung NLQ zur Ausgestaltung von Stimmseminaren für Lehrerinnen und Lehrer qualifiziert.

Den roten Faden bildet das von mir formulierte Modell der Wirkfaktoren von Stimmgesundheit.

Wer sich individuell coachen lassen möchte, sei ebenfalls herzlich eingeladen.

Ich freue mich, hier einige Feedbackstimmen veröffentlichen zu können:

 „Vielen lieben Dank, auch für den tollen Tag! Er hat mir Hoffnung gemacht doch noch bis zu meiner Rente in der Kita arbeiten zu dürfen.“

„Am Anfang dachte ich: Wo bin ich denn hier gelandet? Ich habe etwas gebraucht, zu verstehen, was du da machst. Der Nachmittag war Weltklasse.“

„Da holt man sich eine Logopädin ins Haus, wenn man Teambuilding machen will? Das hätte ich jetzt nicht erwartet!“